1944: Winterschlacht in den Ardennen - Test, Taktik & Strategie, PC

1944: Winterschlacht in den Ardennen
02.05.2005, Bodo Naser

Test: 1944: Winterschlacht in den Ardennen

Nach Rommels Afrika Korps und D-Day sorgt Monte Cristo jetzt für Nachschub in Form von 1944: Winterschlacht in den Ardennen (ab 29,99€ bei kaufen). Am Ende des Zweiten Weltkriegs führt ihr in winterlicher Mittelgebirgslandschaft alliierte und deutsche Panzer in die Schlacht, wobei auch Wunderwaffen wie der Sturmtiger, Calliope-Raketenwerfer oder der Düsenjäger Me 262 zum Einsatz kommen. Ob das taktische Strategiespiel an die Erfolge der Vorgänger anknüpfen kann?

Die Ardennenoffensive markiert die letzte große Offensive der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Am 16. Dezember 1944 griffen deutsche Verbände völlig unerwartet die US-Truppen im Grenzgebiet zu Belgien an, um einen Keil zwischen die alliierten Armeen zu treiben und bis zum Hafen Antwerpen vorzustoßen. Das schlechte Wetter ermöglichte den Panzern

Aus der Luft sieht alles noch friedlich aus...
zunächst rasche Vorstöße, da es Lufteinsätze der Alliierten bis Weihnachten verhinderte. Jedoch gelang es den Deutschen nicht, die für sie so wichtigen Treibstoffdepots einzunehmen, weshalb die Panzer schließlich keinen Sprit mehr hatten. Kurz vor Erreichen der Maas wurde der Angriff erfolglos abgebrochen.

Aus dem Nichts

Dem Spiel dienen die Kämpfe an der Westfront um den Jahreswechsel 1944/45 als Hintergrund, es thematisiert aber nicht nur die Ardennenoffensive. Auch die blutigen Kämpfe im Hürtgenwald, die kaum bekannte Offensive Nordwind im Elsass und die Schlacht bei Remagen sind dabei. Euch stehen drei Kampagnen mit insgesamt 20 Missionen zur Verfügung, bei denen ihr abwechselnd Deutsche und Alliierte spielt. Die Missionen sind eher lose verbunden - eine zusammenhängende Story wie bei Afrika Korps fehlt. Weitere Missionen außerhalb der Kampagne existieren leider nicht, aber ihr könnt noch im Internet oder LAN gegeneinander kämpfen.

Panther im Dickicht

Das an Sudden Strike erinnernde Spielprinzip ist gegenüber den Vorgängern unverändert: Stets geht es darum, in Echtzeit mit einer vorgegebenen Armee ein primäres Einsatzziel einzunehmen bzw. zu verteidigen. Erfüllt ihr zusätzlich Sekundärziele, wie etwa eine Reihe Bunker zu zerstören, beeinflusst das den weiteren Spielverlauf. Ihr kämpft in engen Flusstälern, im verschneiten Wald, aber auch in Ortschaften, wo es im Häuserkampf voran geht. Gelingt es euch, ein Etappenziel zu besetzen, so bekommt ihr Verstärkung, die euch die Verteidigung oder den weiteren Vorstoß ermöglicht. Wie ihr ein Ziel erreicht, bleibt eurem Geschick als Feldherr überlassen. Die Pausefunktion lässt euch in aller Ruhe Befehle erteilen.

Bekanntes Gameplay

Einen Großteil seiner Faszination bezieht das Spiel daraus, dass es wie bei D-Day möglich ist, die Insassen eurer Fahrzeuge selbst zu bestimmen. Auf diese Weise könnt ihr Verbesserungen bei den Fahrzeugen und Waffen erreichen: Offiziere

...am Boden tobt eine Materialschlacht.
erhöhen die Feuerrate und Zielgenauigkeit eines Panzers. Aufklärer hingegen verbessern den Sichtbereich einer Einheit, der in Zonen auf dem Bildschirm zu sehen ist.

Anhalter mitnehmen

Historisch ist das nicht gerade, denn die Soldaten in den Kampfpanzern und bei der Artillerie waren ausgebildete Spezialisten, die nur für diese Aufgabe trainiert waren. Ihr könnt die Infanteristen in die Fahrzeuge setzen, ohne dass das Nachteile bringt. Schließlich dürft ihr auch Waffen des Feindes besetzen, so dass die GIs auch mal im Panther fahren dürfen. In die nächste Mission mitnehmen dürft ihr die Armee jedoch nicht.

Viele Soldaten besitzen außerdem Spezialeigenschaften: Pioniere räumen Minen und können auch welche legen. Sanitäter heilen die Soldaten; Reparaturfahrzeuge machen die Panzer wieder flott. Mit den weit sehenden Scharfschützen könnt ihr entscheidende Einheiten ausschalten, wie etwa die Besatzungen von Geschützen und offenen Kettenfahrzeugen.

      

Die Schlachten wirken sehr realistisch: Das Waffenarsenal ist noch moderner als bei den Vorgängern, da ihr am Kriegsende auch Nebelwerfer, den Sherman 105 oder den superschweren Königstiger in die Schlacht führt. Authentisch ist außerdem, dass diese Waffen nicht im Übermaß vorkommen. So wird deutlich, dass die Deutschen zwar über die kampfstärkeren Panzer verfügen, aber eben nur wenige ins Gefecht führen können. Ein Kettenschaden kann dem schönen Jagdtiger schon

Amerikaner im Sherman auf dem Vormarsch.
das vorzeitige Aus bringen. Die Alliierten besitzen nur Shermans, die aber durch ihren massenhaften Einsatz überlegen sind. Eine Enzyklopädie der Waffen informiert euch über deren Vor- und Nachteile.

Realistische Gefechte

Die Wegfindung der eigenen Einheiten ist leider auch nicht viel besser als bei den beiden Vorgängern, was nicht allein am Dickicht des mitteleuropäischen Waldes liegen kann. So hängt es bisweilen vom Glück ab, ob eure Panzer dort ankommen, wo ihr sie haben wollt. Die Einheiten machen ellenlange Umwege, obwohl das überhaupt nicht notwendig wäre. Außerdem verkeilen sich die Truppen oft, wenn es wie in einem in einem Graben oder auf einer Straße eng wird. Auch wenn ihr eine Kolonne von Truppen auf einen Punkt schickt, kann es Probleme geben und einer davon kurvt vielleicht verwirrt durch die Gegend.

Steh ich im Wald hier?

Ob ihr angegriffen oder in Ruhe gelassen werdet, entscheidet über Wohl und Wehe eurer Armee. Richtig ans Eingemachte geht es eigentlich immer nur dann, wenn ihr euch gegen den aggressiv zu Felde ziehenden Feind verteidigt. Greift ihr an, verhält sich der Feind hingegen bisweilen seltsam passiv. So kann es vorkommen, dass ihr in aller Seeleruhe eure Truppen sammeln und auffrischen könnt, obwohl nur einen Steinwurf entfernt viele Feinde liegen. Der Feind wartet hübsch ab, bis eure Offensive vorbei ist, um dann auf ein geheimes Signal hin anzugreifen. Das zwiespältige Verhalten der KI ist es, was die in vier Schwierigkeitsgraden spielbaren Gefechte letztlich recht unberechenbar macht.

Zögerliche Feinde

Viel eindeutiger in ihren Absichten sind da die menschlichen Spieler, gegen die ihr im Internet und LAN antreten könnt. Wie bei D-Day bietet der Multiplayer recht interessante Möglichkeiten. Bis zu acht Mitspieler können sich bei GameSpy in drei Spielmodi austoben: Deathmatch, Capture the Flag und Conquer, bei dem ihr alle feindlichen Hauptquartiere einnehmen müsst. Bei LAN oder Direktverbindung sind es aber nur vier. Mit das Beste daran ist, dass ihr euch die Truppen selbst

Technische und taktische Überlegenheit: Zwei Tiger gegen einen Sherman.
zusammenstellen könnt. Hierfür erhält jeder Spieler einige Hundert Punkte, mit denen er dann bei seiner Kriegspartei einkaufen gehen kann.

Multiplayer

Die 3D-Grafik ist zwar nicht vom Allerfeinsten, kann sich aber aufgrund ihrer überzeugenden Effekte trotzdem sehen lassen. Es gibt Explosionen, etwa wenn ein Panzer in die Luft fliegt, die den Bildschirm wackeln lassen und auch akustisch überzeugen. Bäume, Masten und Stacheldrahtverhaue lassen sich mit Kettenfahrzeugen niederwalzen. Realistisch sind die Einheitenmodelle, die Tarnanstriche der Fahrzeuge und die weißen Jacken der Infanterie. So verfügen viele Panzer über Schürzen, die einen zusätzlichen Seitenschutz bieten. Lediglich Schwarz-Weiß-Filme in Spielgrafik führen euch in die jeweilige Mission ein. Zoomen ist bis ganz runter quasi bis zu den Bartstoppeln der Landser möglich, was für das Spiel jedoch ohne Bedeutung ist, da ihr schließlich die Übersicht behalten wollt. Außerdem sehen die Soldaten aus der Nähe betrachtet eckig aus und Clipping-Fehler fallen unangenehm auf.  

Überzeugende Darstellung

Fazit

Leider hat auch der dritte Teil der Serie nicht zur großen Stärke von Afrika Korps zurückgefunden, da wieder eine zusammenhängende Story fehlt. So hängen die Missionen etwas im luftleeren Raum, lose verbunden nur durch das historische Geschehen an der Westfront im Winter 1944/45. Abgesehen davon ist 1944: Winterschlacht in den Ardennen ein sehr unterhaltsames Strategiespiel, das euch viele taktische Möglichkeiten lässt. Ob ihr nun mit euren schnellen Panzern vorprescht oder euch auf die überlegene Artillerie verlasst, bleibt euch überlassen. Auch gut, dass ihr jedes Vehikel mit Insassen bestücken könnt, was sogar die Übernahme von Feindfahrzeugen ermöglicht. Der Multiplayer birgt ebenfalls interessante Möglichkeiten, da ihr dabei eure Truppen selbst bestimmt. Weniger überzeugend ist sowohl die Wegfindung der Truppen als auch das zögernde Verhalten der Feinde, wenn ihr angreift. Die Schlachten sind dennoch realitätsnah, was sich in erster Linie in den Waffen, winterlicher Landschaft und authentischen Kräfteverhältnissen ausdrückt. Grafisch überzeugen die Explosionen, die auch akustisch effektvoll in Szene gesetzt sind. Obwohl die Motivation nicht mehr ganz so groß ist, können nicht nur Fans der Vorgänger zugreifen.

Pro

  • historische Schlachten
  • viele taktische Möglichkeiten
  • Fahrzeuge mit Insassen bestücken
  • Waffen des Feindes erobern
  • realistische Waffen
  • Fahrzeuge mit Wintertarnung+ ansehnliche Umgebung
  • Befehle in der Pause geben+ im Multiplayer Truppen selbst kaufen

Kontra

  • Missionen nicht durch Story verbunden
  • keine Missionen außerhalb der Kampagne
  • recht schlechte Wegfindung
  • Einheiten verkeilen sich
  • seltsam passive Gegner
  • Truppen nicht in nächste Mission mitnehmen
  • nervige Musik
  • Spiel lädt manchmal nicht

Wertung

PC

Realistische Schlachten in winterlicher 3D-Szenerie.