TrackMania Sunrise - Test, Rennspiel, PC

TrackMania Sunrise
30.04.2005, Paul Kautz

Test: TrackMania Sunrise

Ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas, ich geb Gas… auch bekannt als »Ich spiele Trackmania Sunrise (ab 26,95€ bei kaufen)«!

Wer mit unserem zugegeben etwas unorthodoxen Teaser nicht viel anfangen kann, sollte ein kurzes Gedankenspiel zulassen: Man nehme den schnellsten Need for Speed-Teil, verdoppele die Geschwindigkeit und lasse das Ganze im Zeitraffer

Der Blur-Effekt verleiht den Rennen noch mehr Rasanz - ist aber extrem hardwarehungrig.
laufen – das ist Trackmania Sunrise. Das mit weitem Abstand schnellste Rennspiel aller Zeiten. Neben dem schieren Speedkick bietet das Game auch genau wie sein letztjähriger Vorgänger ein intelligentes Baukastenprinzip, ebenso abwechslungsreiche wie herausfordernde Spielmodi sowie mehr Spaß im Multiplayermodus als ein Hemd voller Frettchen!

Need for Speed im Zeitraffer

Das Solistenvergnügen unterteilt sich in mehrere Spielvarianten: Da wäre das klassische »Rennen«: Ihr tretet gegen Computergegner variabler Härte an, und versucht eine vorgegebene Bestzeit zu toppen. Je besser ihr fahrt, desto wertvoller glänzt die gewonnene Medaille, desto mehr »Copper« kassiert ihr. Fahrt ihr dieselbe Strecke mehrmals, tretet ihr zusätzlich noch gegen euren Bestzeiten-Geisterfahrer an; eine Art Bonus-Motivation. Der »Puzzle-Modus« ist ebenfalls vom Vorgänger bekannt: 35 Strecken bedeuten soviel wie 35 Rätsel, denn hier habt stehen zu Beginn nur Startpunkt, Zielgerade und Checkpoint-Tore auf den Karten – die dazu gehörige Straße müsst ihr aus einem begrenzten Baustein-Kontingent selbst zusammenschrauben, und natürlich mit Bestzeit abrasen, was der Rennerei einen angenehm Gehirn verknotenden Touch verleiht.

Mit dem Coupé rast ihr durch mediterrane Szenarien.
Achterbahn der Emotionen

Neu ist die »Plattform«-Variante, die aus Trackmania Sunrise eine Art Jump-n-Drive macht: 25 Strecken lang müsst ihr präzise und teilweise hammerharte Sprünge meistern, die euch von Plattform zu Plattform befördern – immer bei Höchstgeschwindigkeit, wohlgemerkt. Dieser Modus demonstriert überdeutlich den im Vergleich zum Vorgänger erheblich gestiegenen Schwierigkeitsgrad – wo früher die Goldmedaillen wie von selbst herabregneten, besteht jetzt selbst auf dem einfachsten der drei Schwierigkeitsgrade kaum die Chance, eine Strecke beim ersten Versuch brauchbar zu schaffen. Das liegt weniger an dem ziemlich berechenbaren Können der KI-Konkurrenten, sondern vielmehr am sprung- und reaktionslastigen Streckendesign, welches den Spieler anfangs viel öfter mit dem umgebenden Wasser bekannt macht, als ihm lieb sein dürfte. Sehr viele Alles-oder-nichts-Stellen, bei denen man entweder einen gigantischen Sprung schafft oder den Abschnitt von vorn beginnen darf, wirken anfangs frustrierend – umso größer dann das Jubelgeschrei, wenn man eine mittlerweile mit etlichen Flüchen bedeckte Strecke doch endlich schafft!

Der »Crazy-Modus« schließlich ist dagegen fast schon entspannend: Hier tretet ihr auf sehr kurzen Strecken mächtig aufs Gas, und müsst den Abschnitt innerhalb eines Zeitlimits so oft wie möglich bezwingen. Für alle Spielmodi gilt, dass höhere Strecken

Im Puzzle-Modus müsst ihr die ideale Strecke erst zusammenbauen.
erst mit dem gelungenen Abschluss vorheriger freigeschaltet werden. Das bedeutet leider auch, dass, solltet ihr an einem Abschnitt verzweifeln und partout nicht weiterkommen, das Solo-Vergnügen in einer Sackgasse enden kann.

Hier endet der Einzelspieler-Spaß noch lange nicht, denn da wartet ja noch der Editor: In dem könnt ihr für erwähnte »Copper« Straßenteile kaufen, und mit denen nach dem Baukastenprinzip eure ganz privaten Traumlevels basteln: aberwitzige Sprungschanzen, wild verdrehte Korkenzieher-Loopings, Beschleunigerpads noch und nöcher, Buckelpisten – eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die fertigen Werke sind im Kilobyte-Bereich lächerlich klein, und können so problemlos per E-Mail verschickt oder im Internet-Gaming flugs heruntergeladen werden. Das umfangreiche Handbuch gibt allerlei Tipps zum Streckenbau, außerdem liegen noch ausführliche Community-Bauanleitungen der Spiel-CD als pdf-Dokumente bei – und gehen nicht nur auf den Straßeneditor, sondern auch auf die Avatare (kleine Identifikations-Bildchen) oder den Replay-Baukasten ein, mit dem ihr eure aufgezeichneten Rennen nach allen Regeln der Kunst verschönern könnt.              

Wie beim Vorläufer warten auch hier drei Themensets mit ebenso vielen Autos: Der rasante, wie ein Brett auf der Straße liegende Sportwagen rast über sonnendurchflutete Insel-Szenarien, der brummelige, bei wilden Manövern wie ein Betrunkener schlingernde Jeep, poltert durch die hochhauslastige Bucht, und das eine Mischung aus vorgenannten darstellende

Der brummelige Jeep steuert sich etwas träge.
Coupé tuckert schließlich durch eine mediterran wirkende Küsten-Kulisse. Jeder Autotyp fährt sich deutlich anders, aber ihr seid auf die drei beschränkt. Speziell die Rennwagen-Strecken setzen auf den vollen Geschwindigkeitsrausch jenseits der 600km/h, und unterstreichen diesen Anspruch mit gigantischen Sprüngen, Stunt- und Flugeinlagen, die zwar nicht immer kontrollierbar sind, aber dafür wahnsinnig viel Spaß machen.

Rennspiel oder Flugsimulator?

Seid ihr Personalisierungs-Fan, so könnt ihr hier aus dem Vollen schöpfen. Ihr dürft entweder unter vielen vorgefertigten Wagen-Lackierungen wählen oder selbst den Pinsel schwingen - Aufkleber inklusive. Eigene Avatare, eigene Strecken, frei wählbare Farbe des hinter eurem Auto hergezogenen Leuchtstreifens: viel mehr kann man nicht verlangen. All das ist besonders für den Mehrspielermodus wichtig, der wie beim Vorläufer der spaßigste Spielteil ist. Per Hotseat an einem PC oder via LAN und Internet warten mehrere Spielmodi auf euch: Turnier, Runden-, Zeit- und Teamrennen. Besonders das Zeitrennen ist auf Internet-Servern populär, geht es doch hier nur um das Herauskitzeln immer besserer Zehntelsekunden innerhalb eines einstellbaren Minutenlimits. Dadurch bleiben die Rennen bis zum letzten Moment spannend, schließlich kann irgendjemand auch kurz vor Schluss noch eine bessere Rundenzeit einfahren! Anmeldung und Spielauswahl wurden bewusst einfach gehalten, allerdings leidet das Internetspiel an Schluckauf-Problemen wie der Vorgänger: Bei mehr als zehn Rasern auf einer Karte werden die Gegner nicht mehr flüssig, sondern nur noch abgehackt dargestellt. Das wirkt sich zwar nicht auf das eigene Spiel aus, ist aber einfach nicht schön.

Optisch hat sich sowohl seit dem Vorgänger einiges getan: Zuallererst fällt die hammermäßige Geschwindigkeit auf, die im krassen Gegensatz zum eher gemütlichen Fahrmodell des Vorgängers steht – hier ist Rabatz angesagt; wer bremst, verliert haushoch. Auf dem Weg zum Treppchen seht ihr detaillierte Wagenmodelle, glitzernde Wasserreflektionen und massig Effekte auf Strecken und Umgebungen wie dynamische Lichter, Spiegelungen, Lichtblendungen, Reflektionen auf dem Wagenlack und Echtzeitschatten. All die Schönheit hat allerdings ihren Hardwarepreis – genügte dem Vorgänger noch ein durchschnittlicher Rechner für volle Details, verlangt dieselbe Qualitätsstufe jetzt nach einem High End-Rechner mit möglichst viel RAM, damit ihr während des Wartens auf eine Strecke keine Bücher auswendig lernen müsst. Speziell der geniale Bewegungsunschärfe-Effekt, der dem Game noch mal einen zusätzlichen Zacken

Gigantische Sprünge sind ein Markenzeichen von Trackmania Sunrise.
Rasanz verleiht, ist ein übler Hardwaresprenger – und leider muss man sagen, dass das Game ohne diese spektakulären optischen Tricks auch nur noch halb so gut aussieht (dafür aber mehr als doppelt so schnell läuft). Der Vergleich mit Grafikwundern wie NFS Underground 2 oder Juiced erlaubt sich also erst bei voller Detailpracht – die dann unverhältnismäßig mehr Rechenpower verlangt.

Überall Sonnenschein?

Ihr könnt euch aus mehreren Perspektiven betrachten, die teilweise erst im Replay nach dem Rennen an Sinn gewinnen. Auch innerhalb der Missionen gibt es gelegentlich, bei besonders wilden Sprüngen z.B., einen kurzen Kamerawechsel, der aber flugs wieder zur normalen Ansicht zurückschaltet. Während der ganzen Zeit dröhnt euch ein guter Soundtrack die Ohren zu, der von »rockig« bis »basslastig« das volle Spektrum zeitgenössischer Raser-Musik abdeckt. Nicht ganz so gelungen sind dagegen die Effekte: Zwar auf Wunsch in 3D und (ebenfalls optional) mit einem jaulenden Doppler-Effekt versehen, plärren die Karren monoton vor sich her.     

Fazit

Ich sagte es damals, ich sage es heute: Im Mehrspielermodus ist auch Trackmania Sunrise unschlagbar! Was für ein grandioser Spaß, dem Kollegen/Kumpel/einem völlig Fremden den schon sicher gewähnten Sieg in letzter Sekunde wegzuschnappen! Was für ein spielbarer Geschwindigkeitsrausch! Das Game ist unendlich weit von einer Simulation entfernt, selbst der Begriff »Arcade-Racer« klingt schon fast zu anspruchsvoll – das hier ist reiner Speed, kombiniert mit Reaktionsschnelligkeit und vorausgesetzter Frustresistenz - voraussschauendes Fahren ist hier kaum drin: »Wer bremst, verliert« in Reinkultur! Allerdings ist nicht alles so eitel Sonnenschein, wie der Titel vermuten lassen könnte: Dadurch, dass Sunrise mehr denn je perfekte Hüpfer von mir verlangt, heißt es gerade bei den bevorzugt vor dem Ziel platzierten Sprungschanzen oft »Alles oder nichts«. Entweder ich lande brauchbar und drehe meinem Widersacher ein langes Auspuffrohr, oder ich finde mich in dem toll animierten Wasser wieder, ohne eine Chance, diesen Zeitverlust wieder wettzumachen – dann heißt es, das Ganze noch mal von vorn besser hinzukriegen. Und selten habe ich bei einem Spiel so oft geflucht wie im teilweise hammerharten Plattform-Modus! Aber das »Einmal versuche ich’s noch!«-Verlangen ist so groß, die Siegesfreude so befreiend, dass ich über derartige Ärgernisse gerne hinwegsehe. Wenn ihr nur alleine spielt, solltet ihr für den vollen Genuss einen potenten Rechner besitzen. Dreht ihr aber bevorzugt eure Runden im Multiplayermodus, dann müsst ihr Trackmania Sunrise einfach haben!

Pro

  • brillant im Mehrspielermodus
  • abwechslungsreiche Solo-Modi
  • toller Editor
  • viele Verbesserungen zum Vorgänger
  • großartige Grafik
  • wahnsinnig rasant
  • verrücktes Streckendesign
  • gute Musik
  • einfache Steuerung
  • herausfordernde Einzelspielermissionen
  • motivierendes Copper-System
  • massig Personalisierungsmöglichkeiten

Kontra

  • lange Ladezeiten
  • für volle Details mörderische Hardware-Ansprüche
  • ohne Spezialeffekte nur halb so schön
  • nur drei Themensets / Autos
  • fummelige Wageneditor-Bedienung
  • lasche Soundeffekte
  • keine (wenigstens optionale) Kollisionsabfrage
  • berechenbare KI-Gegner
  • viele »Alles oder nichts«-Stellen
  • Schluckauf-Darstellung bei vollen Internet-Matches

Wertung

PC

Unglaublich rasanter Rennspielspaß mit toller Grafik und Spielbarkeit.