Delta Force: Xtreme - Test, Shooter, PC

Delta Force: Xtreme
25.05.2005, Paul Kautz

Test: Delta Force: Xtreme

Im Jahre 1999 waren wir noch nicht verwöhnt: Sich mit Einheiten der Army-Truppe »Delta Force« durch 3D-Landschaften und immergleiche Missionen zu ballern, sorgte damals noch für glänzende Augen und durchzockte Nächte. Ob dieser Zauber auch noch nach sechs Jahren seine Wirkung entfalten kann?

Novalogic, das war einst die Firma, die für ihren Helikopter-Hit »Comanche« das Voxel Space-Grafiksystem in Computerspielen populär gemacht hat. Statt durch platte Polygonlandschaften schwirrte man durch zwar blockige, aber nichtsdestrotz realistisch wirkende 3D-Landschaften, die tatsächlich plastisch wirkten. Nachdem das verbesserte Grafikwunder die Kulisse für einen Nachfolger sowie das Panzer-Actiongame »Armored Fist« stellte, hoben die Entwickler Ende 1998 die Delta Force-Serie aus der Taufe. Selbes 3D-System, anderes Szenario: Statt mit Heli oder Tank war der Spieler

Das Delta Force-Spielprinzip bleibt unangetastet: Dauerfeuer ohne große Abwechslung.
jetzt in schweren Militärstiefeln unterwegs, um die Welt vor dem damals noch nicht ganz so allgegenwärtigen Terrorismus zu befreien. Sechs Jahre und scheinbar etwas Langeweile seitens Novalogic später lebt der Klassiker in Delta Force Xtreme wieder auf – grafisch runderneuert, spielerisch dem Zeitgeist angepasst. Aber manchmal sollte man die Geister der Vergangenheit doch besser ruhen lassen…

Die Geister, die ich rief…

Wie es sich für ein ordnungsgemäßes Remake gehört, wurde Delta Force Xtreme nicht nur grafisch aufgewertet, sondern auch spielerisch: Unter Ausnutzung der Joint Operations-Verbesserungen dürft ihr jetzt z.B. auch Fahrzeuge wie Jeeps oder Motorräder kontrollieren bzw. als ballernder Beifahrer mitrasen. Das Spielprinzip hingegen wurde nicht angekratzt: Ihr habt die Wahl unter drei Einsatzgebieten (Peru, Chad, Newaya Zemlya), die jeweils sieben Missionen offerieren. Die Anordnung ist streng linear, einen neuen Auftrag gibt es erst, wenn ihr den vorhergehenden geschafft habt. Euch erwarten die typischen Aufgaben eines heroischen Weltenretters: Flugfelder sichern, Drogen, Waffen und sonstiges Feind-Eigentum zerstören, gegnerische Konvois aufhalten oder befreundete Piloten retten. Vor jedem Einsatz wählt ihr unter einem sehr beschränkten Waffenangebot: MG, zweierlei Scharfschützengewehr, Detonationspäckchen oder Raketenwerfer, sehr viel mehr ist nicht drin. Standardmäßig

Ihr könnt sehr eingeschränkt Fahrzeuge benutzen bzw. den ballernden Beifahrer mimen.
habt ihr außerdem immer noch Messer, Pistole und einige Granaten dabei, die jedoch fast nie zum Einsatz kommen. Dazu gibt es noch eine rudimentäre Missionsbeschreibung, die allerdings nicht verhindert, dass man sehr oft ratlos um den Zielpunkt herumeiert, ohne eine Ahnung, warum es nicht weitergeht – das Programm ist da selten eine Hilfe. Ihr seid auf euer Waffenkontingent beschränkt, dürft keine gegnerischen Wummen aufsammeln – dafür warten gelegentlich in Neonfarben leuchtende Kisten mit Nachschub auf euch. Um eure wertvollen Sohlen zu schonen, könnt ihr erwähnte Fahrzeuge nutzen, allerdings nur eingeschränkt: Ihr dürft mitnichten frei durch die Levels cruisen, stattdessen erwartet euch am festen Zielpunkt offensichtlich eine Leimschicht, denn auf einmal geht es nur noch per pedes weiter.

Ein großer Nachteil aller bisherigen Delta Force-Games (inkl. der Black Hawk Down-Ableger) war die KI – und warum sollte es dieses Mal anders sein? Die Gegner sind menschlich aussehende Moorhühner, zeigen nicht das geringste Zeichen von Taktik oder Gruppenfunktion, schießen blind um sich und lassen sich in aller Seelenruhe aus weiter Distanz erledigen – ein weiteres Traditionsproblem der Serie ist nämlich, dass man als Scharfschütze ohne großen

Das Nachtsichtgerät bringt grünes Licht ins Dunkel.
Widerstand durch das ganze Spiel kommt und sich ins zielsichere Fäustchen lachen kann. Dank der formidablen Weitsicht, der laschen Kollisionsabfrage und des sehr arcadigen ballistischen Modells taugen sogar schwere MGs als Distanzkiller, mit dem man Feinde auf 500m und mehr zielsicher einen Headshot verpassen kann. Allerdings sollte man die Gegner dennoch nicht unterschätzen, denn erstens sind sie sehr oft sehr fies platziert (hinter Ecken, Mauern oder inmitten von dunklen, uneinsehbaren Stellen) und zweitens ist euer Polygon-Alter Ego sehr schwach gepanzert – ein guter Treffer reicht, um den Spieler den Gänseblümchen näher zu bringen. Freies Speichern ist natürlich verpönt, stattdessen gibt es Checkpunkte innerhalb einer Mission.          

Dumpfbacken mit Gewehren

Die eigenen Kameraden sind ebenfalls nicht mit Intelligenz gesegnet: Sie ballern planlos in die Pampa hinein, ignorieren vorbeilaufende Gegner und bemühen sich nach Kräften, dem Spieler das Leben so schwer wie möglich zu machen – in einer Mission haben z.B. gleich drei Mann wie wild auf ein Haus eingeschossen, ohne irgendetwas zu bewirken. Natürlich nicht, denn die Schüsse galten dem im Innern versteckten Gegner, der seinerseits das Gebäude von innen

Der Mehrspielermodus erlaubt auch kooperatives Angehen der Singleplayermissionen.
perforierte – keine Partei bemerkte den klitzekleinen Denkfehler, stattdessen wäre das ewig so gegangen, wenn wir nicht heldenhaft in die Bresche gesprungen wären. Dankbarerweise bleiben einem solche KI-Großtaten im Mehrspielermodus meist erspart, lediglich in der Kooperativ-Variante, in der man gemeinsam die Singleplayer-Missionen zocken darf, stößt man unweigerlich auf die künstlichen Idioten. Ansonsten erwarten euch mit (Team-) Deathmatch, (Team-) King of the Hill und Capture the Flag die üblichen Modi, welche ihr 32 Spieler hoch via NovaWorld zocken dürft. Das System ist selbst für LAN-Partien unvermeidlich, schreibt es doch fleißig Statistiken mit. In der Mehrspielervarianten gewinnen auch endlich die Fahrzeuge leicht an Bedeutung, aber lange nicht so ausgefeilt wie z.B. in Joint Operations.

Die Optik von DFX basiert auf der Black Hawk Down-Engine, die schon in Joint Operations gute Dienste leistete, hier aber in einer abgespeckten Variante ihre Arbeit verrichtet. Im Gegensatz zur Voxel Space-Engine des Originals gibt es hier zwar keine 3D-Pixel mehr, dafür aber erkennbare und durchaus ansehnliche Spielereien: glitzerndes Wasser, dicht bewuchterte Landschaften mit allerlei Zierwerk wie (teilweise zerstörbaren) Bäumen oder Kakteen, schicken Sonnenblendungen, einer beeindruckenden Weitsicht, wuchtigen Explosionen sowie erstaunlich moderaten Hardwareanforderungen –

Optisch ist DFX nicht übel, bietet aber auch nichts Spektakuläres.
man kann Details und Auflösung auch auf Mittelklasse-Systemen bis an den Anschlag schrauben, ohne dass die Engine ins Schwitzen gerät. Der Nachteil des Ganzen zeigt sich im Detail: Viele Texturen sind sehr niedrig aufgelöst, die Animationen sind steif wie Pappe, die Spielfiguren öde designt. Die Landschaften bieten außer Hügeligkeit nichts interessantes, jede Menge Logikfehler (wieso explodiert ein Helikopter, wenn man den Piloten abknallt?), eine gesteigerte Absturzfreudigkeit sowie viele Bugs (z.B. Hubschrauber, die einen trotz geschaffter Mission nicht aufnehmen wollen oder KI-Kameraden, die sich keinen Millimeter bewegen und man so den Auftrag nicht beenden kann) sägen am Spielernerv.

Bekannte Welten

Akustisch bietet das Spiel nichts, was man nicht schon tausend Mal gehört hätte: Haudrauf-Musik im Hauptmenü, Rabatz-Soundeffekte im Spiel, dazu ein bisschen englische Sprachausgabe wie Funkverkehr oder Gegnergeschrei – das ganze Game ist übrigens in Englisch, lediglich das (de facto wertlose) Handbüchlein spricht unsere Sprache. Häuslebauer werden überdies erfreut sein, dass der bewährte NILE-Leveleditor ebenfalls an Bord ist, mit dem ihr Delta Force-Levels erschaffen könnt, bis der Medic kommt.      

Fazit

Oh Mann: An Delta Force habe ich einige sehr schöne Erinnerungen - aber heute ist nicht mehr 1999, und selbst die leidlich moderne Technik kann die erheblichen spielerischen Defizite des Remakes kaum kaschieren. Die Ansprüche an einen Militärshooter haben sich in den letzten sechs Jahren eben verändert, und dass das Remake an denselben Fehlern leidet wie das Original (namentlich die bescheuerte KI, die immergleichen Missionen sowie die miese Waffenbalance mit übermächtiger Tendenz zum Sniper), spricht nicht gerade für zeitgemäßes Spieldesign. Es macht durchaus eine Zeit lang Spaß, vollkommen hirnlos auf ebenso schmal denkende Widersacher einzuballern, aber schon nach kurzer Zeit macht sich Langweile breit –  danach sprechen eigentlich nur noch nur der mit 25 Euro sehr günstige Preis, der unterhaltsame Mehrspielermodus sowie die genügsamen Hardwareanforderungen für Delta Force Xtreme. Freunde intelligenter Militär-Action finden mit der Battlefield-Reihe, Joint Operations oder meinetwegen auch Black Hawk Down viele viel bessere Alternativen.

Pro

  • ansehnliche & schnelle Grafik
  • unkomplizierte Action
  • einfache Steuerung
  • preiswert
  • brauchbare Soundkulisse
  • netter Mehrspielermodus
  • flotte Ladezeiten
  • niedrige Hardwareanforderungen

Kontra

  • extrem abwechslungsarm
  • sehr wiederholende Missionen
  • strunzdumme KI
  • Sniper viel zu mächtig
  • sehr kurz
  • absturzfreudig
  • leblose Szenarien
  • willkürliche Fahrzeugbeschränkung

Wertung

PC