Star Wolves - Test, Taktik & Strategie, PC

Star Wolves
13.06.2005, Bodo Naser

Test: Star Wolves

Die Begeisterung hielt sich in Grenzen, als mir Star Wolves (ab 3,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) von 1C Company zum Testen auf den Schreibtisch schwebte. Schon wieder ein Strategiespiel, bei dem ich auf den Spuren von Elite, Freelancer und Homeworld Raumschiffe durch den Weltraum lotse? Doch ich wurde angenehm überrascht: Immer wieder zog es mich ins All hinaus, um als Söldner in Diensten des intergalaktischen Imperiums den Piraten nachzustellen. Leider hat der Spaß aber auch seine Sonnenflecken.

Der rote Korsar ist endlich Geschichte!

Wer den roten Korsaren vom Himmel fegt, dem winkt eine reiche Belohnung.
Sein feuriges Schiff ist nur noch ein Haufen durchs All treibender Schrott, sein Schlupfloch zerstört und seine Piratenbande führungslos in alle Winde zerstreut. Nach einer nervenaufreibenden Jagd durch mehrere Sonnensysteme ist es eurer aus höchstens sieben Schiffen bestehenden Miniflotte  gelungen, den gefährlichsten aller Freibeuter in die Enge zu treiben und festzunehmen. Als ihr ihn schließlich per praktischer Übersichtskarte zum Sprungtor geleitet, bietet er euch plötzlich einen Deal an: Ihr steht vor der Wahl, den Piraten für viel Geld den Behörden zu übergeben und auf ewig ein Held zu sein oder ihn für euch arbeiten zu lassen…

Ein Pirat weniger

Die Entscheidung hat Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf, denn   wenn ihr den Korsaren abliefert, seid ihr mit einem Schlag alle Geldsorgen los. Von den 50.000 Credits könnt ihr soviel der kostbaren Raumkreuzer, Waffen und Ausrüstung kaufen, wie ihr wollt. Lasst ihr ihn frei, hängt der Pirat seinen Beruf an den Nagel, fliegt fortan für euch und ihr könnt seine guten Kontakte nutzen. Abgesehen davon, dass dann zusätzliche Aufträge winken, sind die Missionen mit einem Piloten mehr viel einfacher zu bestehen. Derartige Wahlmöglichkeiten machen Star Wolves immer wieder interessant.

Was wollt ihr tun?

Belohnt wird allerdings nur, wer sich nach dem wenig prickelnden Tutorial dennoch an ein Spielchen mit der einzigen Kampagne wagt. Die nicht einfach zu verinnerlichende Steuerung erschwert zudem den Einstieg. Vor dem Start der Karriere geht es fast wie beim Rollenspiel zu, denn ihr könnt für euren Helden neben drei Schwierigkeitsgraden auch vier Spezialisierungen auswählen - als Pilot, Schütze, Raketenschütze oder in elektronischer Kriegführung. Je nachdem was ihr auswählt, desto preisgünstiger ist anschließend der Aufstieg auf diesem Gebiet. Neben eurem Helden gewinnen aber auch alle anderen Piloten an Erfahrung, die ihr dann auch frei verteilen könnt. Einen Multiplayer-Modus sucht man leider vergebens.

Zäher Beginn

Obwohl das Szenario

Piraten abzuschießen ist euer tägliches Brot, da ihr dafür Kopfgelder kassiert. 
nicht allzu ausgefeilt ist, ist es doch glaubwürdig genug, um als würdiger Hintergrund zu dienen: Das Ganze spielt in einem Imperium, dessen Machtmittel allerdings begrenzt sind. Eigentliche Herrscher sind drei intergalaktische Konzerne, die alle ihr eigenes Süppchen kochen. Neben der kaiserlichen NAVY tummelt sich so allerhand Gesindel im All, das es zu bekämpfen gilt, denn nur so bleiben die Handelswege frei. Hier kommen eure Söldner ins Spiel: Für jeden abgeschossenen Feind bekommt ihr ein Kopfgeld. Später kommen dann noch die unvermeidlichen Aliens dazu...

Han Solo lässt grüßen

Immer wieder bekommt ihr während einer Mission die Möglichkeit, weitere Aufträge anzunehmen. Wollt ihr doch kurz nach den verlorenen Prototypen suchen? Oder mal schnell zwischendurch eine Station vor dem Verhungern retten? Für diese Subquests erhaltet ihr oft eine außergewöhnliche Belohnung, die es nicht im Laden gibt und für die sich ein Umweg lohnt. Doch auch der Transport von Waren ist rentabel, wenn es sich um etwas Verbotenes wie Uran handelt. An solche Sachen gelangt ihr auch durchs Abschießen von Feinden, da ihr deren Ladung nach dem Kampf automatisch per Traktorstrahl an Bord zieht. Auch deren Ausrüstung wird rübergebeamt.                 

Die Kämpfe sind spannend gemacht

Die Raumschlachten sind interessant und werden mit der Zeit immer fordernder.
und lassen euch einigen taktischen Freiraum. Von welcher Seite ihr angreift, mit welchen Waffen und in welcher Reihenfolge, bleibt eure Wahl - Staubwolken dienen sogar als Schutz vor Raketensalven. Allerdings werden die Missionen immer anspruchsvoller, so dass schon mal ein Pilot abgeschossen wird. Sein schnittiger Jäger ist dann zwar futsch, aber der Flieger wartet im Hangar auf den nächsten Einsatz. Wichtig sind im Gefecht die Spezialeigenschaften der Helden, wie die verbesserte Treffergenauigkeit, die sich für kurze Zeit aktivieren lassen. Bei der nächsten Schlacht ist sie wieder aufgeladen. 

Fordernde Kämpfe

Zum Glück könnt ihr euren Kampfschiffen auch in der Pause Befehle erteilen, in die ihr bei jedem Feindkontakt automatisch gelangt. Dumm nur, dass das Einloggen der Ziele so hakt. Ihr müsst schon ganz genau anvisieren, damit eure Flieger das "Aye, Sir!" von sich geben. Entsprechendes gilt übrigens auch für das Anwählen von anderen Zielen wie etwa Sprungtoren. Dafür sind die Einrichtungen nur einen Katzensprung voneinander entfernt, so dass langweilige Flugphasen entfallen. Zur Not gibt es auch einen Zeitraffer. Jegliches Manövrieren findet allerdings oft ein jähes Ende, wenn euer Schiff hilflos an einer Raumstation hängen bleibt.

Leider sind eure Piloten kaum zu bremsen,

Rollenspiel lässt grüßen - eure Helden gewinnen immer mehr an Erfahrung, die ihr für Spezialfähigkeiten ausgebt.
 da es inmitten all der Buttons keine Schaltfläche gibt, bei der sie passiv bleiben würden. Sobald sie in Reichweite des Feindes sind, stürzen sie sich automatisch todesmutig auf den Feind, ohne dass ihr sie zurückpfeifen könntet. Die Attacke eurer Jäger ist außerdem oft wenig koordiniert, so dass ihr manuell Ordnung ins Chaos bringen müsst. Der Feind greift hingegen recht intelligent an, da er regelmäßig das langsame und verwundbare Mutterschiff attackiert. Insgesamt hilft nur eine abwartende Vorgehensweise, bei der ihr eure Jäger am Hauptschiff andocken lasst, wenn sie nichts zu tun haben.

Tödlicher Heldenmut

Es existieren 25 Raumschiffe, die ihr nach und nach kaufen könnt. Am Anfang sind das noch leichtere Kisten, später kommen dann schon ausgeklügelter Tötungsmaschinen hinzu. Sie sind unterschiedlich schnell, besitzen ihre eigene Panzerung und verschiedene Waffen- und Systemplätze. Manche sind nur leicht bewaffnet, haben aber mehr Raketenschächte frei. Auch Geschütze und Raketen verbessern sich im Lauf des Spiels erheblich, so kommen Lenkwaffen hinzu. Raketen müssen immer wieder neu aufgefüllt werden. Komponenten wie Raketenabwehr, Reparatursysteme oder mehr Schilde verbessern die Eigenschaften eurer Jäger. Wer so etwas während eines Einsatz einsammelt, kann es dann sogleich einbauen.

Vollbewaffnete Raumschiffe

Grafisch kann Star Wolves trotz brauchbarer 3D-Grafik

Die 3D-Darstellung des Weltalls wirkt schematisch und ist leider wenig beeindruckend.
in verschiedenen Auflösungen leider nicht ganz mit Homeworld 2 oder Nexus mithalten, was in erster Linie daran liegt, dass es weniger detailliert rüber kommt. Die Raumschiffe weisen v.a. aus der Nähe betrachtet weit weniger Einzelheiten auf als etwa bei der Konkurrenz. Erst bei einer höheren Auflösung als 1024x768 kommt Freunde auf. Die Explosionen erhellen den ganzen Bildschirm und sind recht beeindruckend, beschädigen eure Schiffe aber nicht, wenn ihr in der Nähe rumfliegt. Auch die Hintergründe wirken nicht so plastisch wie etwa bei Nexus. Unterhaltet ihr euch mit einer Person, bleiben die Gesichter leider unbewegt, manchmal gibt's gar nur ein Emblem. Die Zwischensequenzen sind leider nur in Spielgrafik gehalten.

Brauchbare Grafik

Star Wolves verfügt über eine deutsche Sprachausgabe, die sich für ein Spiel dieser "Preisklasse" gut anhört. Die Hauptakteure besitzen brauchbare Stimmen, bei den vielen Nebendarstellern ist das allerdings schon nicht mehr überall der Fall. Die Frauenstimme mit ihrem nervigen "Auf geht's!" ist ohnehin gänzlich unpassend. Die genretypische Rockmusik mit Piepstönen hört sich irgendwie russisch an, was angesichts des Entwicklers auch nicht weiter verwundert. Wem sie zu nervig wird, der schaltet sie einfach aus. Leider herrscht dann weitgehend Funkstille, da Geräusche im All recht selten sind. Immerhin brummt noch der Schiffsmotor.                

Sound

Fazit

Star Wolves ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits machen die Raumgefechte Spaß, da ihr immer neue Waffen und Spezialfähigkeiten im Kampf erproben wollt: Machen die gelenkten Raketen mit dem brandneuen Abwehrsystem etwa weniger Probleme? Wie wirkt eine neue Fähigkeit im Kampfalltag? Gerade diese Rollenspielelemente sind das Salz in der Weltraumsuppe. Allerdings wird die Spielfreude durch einige Schwächen getrübt, die in erster Linie die komplizierte Steuerung der Raumschiffe betreffen. Immer wieder müsst ihr Ziele mehrmals anklicken, damit sie angenommen werden, was auf Dauer natürlich nervt. Auch die Grafik befindet sich nicht auf einer Stufe mit der Konkurrenz. Der Umfang des Spiels geht trotz des nur einen Spielmodus gerade noch in Ordnung, da es aufgrund der vielen Entscheidungen sogar bedingt wiederspielbar ist. Leute, die gerne zu mehreren spielen, werden natürlich einen Multiplayer-Modus vermissen. Insgesamt gesehen ist Star Wolves jedoch ein empfehlenswertes SF-Abenteuer.

Pro

  • Kopfgeldjagd im Weltall
  • Rollenspielelemente
  • Piloten werden erfahrener
  • Raumschiffe mit neuen Waffen ausrüsten
  • taktische Kämpfe
  • Entscheidungsmöglichkeiten in Gesprächen
  • viele Unteraufträge
  • Pause aktiviert sich automatisch
  • Befehle in der Pause geben
  • deutsche Sprachausgabe

Kontra

  • Zielanvisierung hakt
  • Piloten stürzen sich in den Tod
  • Szenario nicht sonderlich ausgefeilt
  • Raumschiff bleibt an Station hängen
  • nur eine Kampagne
  • schwaches Tutorial
  • kein Multiplayer
  • detailarme 3D-Grafik
  • nervige Musik

Wertung

PC

Die Hatz mit den Sternenwölfen macht durchaus Spaß.