Radsport Manager Pro - Test, Sport, PC

Radsport Manager Pro
07.07.2005, Bodo Naser

Test: Radsport Manager Pro

Die alljährliche Ausgabe von Cyanides Radsport Manager hat sich inzwischen mangels Alternativen zu so etwas wie einer Institution unter den Sportspielen gemausert. In der Saison 2005/2006 trägt die bei Crimson Cow pünktlich zur Tour de France erschienene 3D-Simulation den Zusatz "Pro", was einige Neuerungen verspricht. Neben aufgebohrter Optik will das Spiel dieses Mal auch Trainern und Managern mehr bieten. Ob es damit unter die ersten Zehn fährt?

In erste Linie wurde der Radsport Manager Pro grafisch aufgewertet,

Obwohl dieses Mal alles ein bisschen runder wirkt, wiederholen sich die Zuschauer ständig.
denn trotz ihrer Zweckmäßigkeit bot die steif wirkende 3D-Darstellung stets Anlass zur Kritik. Obwohl sich eigentlich nichts Grundlegendes geändert hat, wurden die Animationen der Fahrer, die Darstellung der Straße und das Geschehen am Streckenrand zu ihrem Vorteil überarbeitet, wirken runder und somit auch glaubwürdiger. Bei den Fahrern sind jetzt sogar einzelne Muskelstränge zu erkennen. Bei Bergen, Wäldern und Wiesen hat sich auch ein bisschen etwas getan, denn die hässliche Texturtapete ist erkennbaren Objekten gewichen, die aber immer noch reichlich eckig aussehen.

Grafische Verbesserungen

Allerdings sehen die Zuschauer wieder mal wie eine Armee Klonkrieger aus, da sich deren Modelle zu oft gleichen und zudem regungslos verharren. Auch Siedlungen und Städte wurden verbessert und gleichen nun mehr dem, was ihr von der TV-Übertragung der Tour de France kennt. Berühmte Gebäude wie der Triumphbogen in Paris sorgen für einen gewissen Wiedererkennungswert. Andererseits existiert immer noch keine extra Darstellung für die Gebiete außerhalb Mitteleuropas, so dass ihr auch bei der Malaysia-Rundfahrt mit französischer Landschaft leben müsst. Die staubtrockene Präsentation entspricht aber immer noch eher einer Tabellenkalkulation als einem modernen Sportspiel.

Vom spielerischen Umfang bietet der Radsport Manager Pro das, was auch schon die beiden Vorgänger geboten haben: Ihr könnt eine Karriere als Teammanager und Trainer beginnen, bei der ihr erstmals auch -wie ihr das von Fußball-Managern vielleicht kennt- das Team wechseln könnt. Ihr könnt eine aktuelle Rundfahrt wie die Tour de France, den Giro D'Italia oder die Spanienrundfahrt nachspielen. Aber auch nur einzelne Etappen oder Eintagesklassiker sind separat spielbar - 200 Radrennen existieren insgesamt; sieben neue Wettkämpfe erwarten euch zusätzlich.

Üblicher Umfang

Die Teams und Fahrer entsprechen denen der aktuellen Saison, auch wenn es wieder trotz AIGCP Lizenz kaum Originalnamen gibt. Dafür stimmen wieder einmal die Werte der einzelnen Pedaleure, so dass es spezielle Zeitfahrer, Sprinter und Bergfahrer gibt. Auch ein Multiplayer über LAN oder Internet existiert, für den ihr im Game Center Mitspieler findet. Mit dem Editor könnt ihr eigene Strecken entwerfen.

Von einem fehlerfreien Spielerlebnis ist der diesjährige Radsport Manager leider weit entfernt,

Bis eure Profis derart flott durch die Gegend rollen, müsst ihr einige Hindernisse überwinden. Bugs, Aufhänger und Abstürze...
ganz im Gegenteil: An allen Ecken und Enden grüßen Käfer, Abstürze und Co. Das beginnt schon vor dem eigentlich Start, wenn das Spiel lädt und der Bildschirm weiß bleibt - abgestürzt. Läuft es dann vielleicht mal, kämpft ihr ständig mit Bugs, wie etwa denjenigen, dass ihr immer wieder das Training auf "automatisch" stellen müsst, weil das Spiel die Einstellung partout nicht beibehalten möchte. Immer wieder kommt es zu unerklärlichen Holperern und Aufhängern, die auch durch neueste Grafikkartentreiber nicht verhindert werden. Von den langen Ladezeiten vor den Rennen ganz zu schweigen. Der erste Patch, der gerade erscheinen ist, schafft da eine gewisse Abhilfe, beseitigt aber leider noch nicht alle Probleme.

Nicht nur Fahrer stürzen

                  

Entscheidet ihr euch für den Karriere-Modus, gibt es ein paar Neuerungen zu beachten, die aber alle nicht weltbewegend sind: Zu Beginn einer Saison müsst ihr alle Teammitglieder auf Linie bringen, indem ihr jedem eine spezielle Aufgabe zuweist: Jobs als Kapitän, Altstar, Sprinter, Edel-Domestike und Wasserträger stehen zur Auswahl.

Mit wem wollt ihr als nächstes sprechen? Die Gespräche verlaufen allerdings recht eintönig.
Je nachdem welche Aufgabe ihr jemand zuweist, verbessert oder verschlechtert sich seine Stimmung. Ihr habt drei Versuche frei, um ihn zumindest aus der Depression zu holen.

Quasselstrippen gefragt

Als Manager könnt ihr  nun auch mit euren Schützlingen reden, was sich spannender anhört, als es dann tatsächlich ist. So habt ihr eine bestimmte Anzahl von Stunden pro Monat, in denen ihr Gespräche führen könnt. Beim 1-Stunden-Talk erfahrt ihr etwa den Fitnesszustand des Fahrers. Wer sich zwei Stunden Zeit nimmt, hört welche Rennen der Sportler unbedingt fahren möchte. Darf er auch? Für die jeweils richtige Reaktion erhaltet ihr wie bei einem Rollenspiel Erfahrungspunkte, die ihr in den Ausbau eurer Fähigkeiten als Chef investieren könnt. Ansonsten ist der Management-Modus immer noch so staubtrocken wie bei den Vorgängern, so dass er der schwächere Programmteil bleibt.

Das Highlight des Spiels waren und bleiben eindeutig die spannenden Rennen, bei denen ihr das Fahrverhalten eurer Profis kontrolliert. Drei spezielle Menüs stehen euch dieses Mal zur Verfügung: Beim Sprint könnt ihr euch an das Hinterrad eines Vordermanns hängen, ihr könnt den Führenden beschützen lassen und auch ganz normal fahren. Auch die Zeitfahren präsentieren sich wie beim Vorgänger mit einer extra Menüführung. Befehle könnt ihr neuerdings auch erteilen, indem ihr den Fahrer einfach mit rechts anklickt, was recht praktisch ist. Viel umständlicher präsentiert sich da leider die zuschaltbare Kamerasteuerung. Mit der Bedienung werden Anfänger zudem ziemlich allein gelassen, da es kein Tutorial gibt und das Handbuch auch nicht gerade zur Aufklärung beiträgt.

Gewohnter Ablauf

Andererseits -

Auch beim Training eurer Fahrer gibt es nur trockene Statistiken. Immerhin könnt ihr auf einen Saisonhöhepunkt hin trainieren.
wer holt sich schon den Radsport Manager, wenn er nicht die Vorgänger gespielt hat oder sich zumindest für den schweißtreibenden  Straßensport interessiert? Und dann ist das mit der Führungsarbeit und dem Kreiseln auch kein großes Problem mehr. Ein taktisches Vorgehen ist dabei jedoch nicht ganz einfach, da es keine vorgegebenen Mannschaftstaktiken gibt. Das Verhalten der vom Computer gesteuerten Teams kann sich durchaus sehen lassen. Sie halten dagegen, greifen selbst an und versuchen, stets das Tempo im Feld hochzuhalten, damit keine Ausreißer durchstarten können. Flachetappen werden so regelmäßig durch einen Sprint entschieden, was ja auch dem tatsächlichen Ablauf eines Rennens entspricht. Nach dem Rennen gibt es wie beim Vorgänger eine Siegerehrung sowie einen Leitartikel in der virtuellen Zeitung.

Gute KI-Strampler

Leider bleibt die Musikuntermalung dieses Mal nicht mehr so hübsch beiläufig wie bei der Ausgabe letztes Jahr, denn einige Songs machen einen auf  französische Volksmusik und sind ganz schön nervig. Geräusche sind wieder einmal Mangelware, was ihr in erster Linie merkt, wenn ihr das hektische Gedudel mal abschaltet. Bis auf ganz wenige Geräusche ist dann nämlich fast nichts zu hören. Radsport lebt halt auch von den typischen Lauten, die hier leider fehlen. Verbessert wurde aber der Rennkommentar, der dieses Mal an die einzelnen Rennen angepasst wurde. Der Sprecher erläutert z.B. korrekt eine Etappe, die zunächst flach verläuft und dann in die Berge geht.        

Durchwachsener Sound

Fazit

Nicht nur aufgrund der vielen Abstürze und Ungereimtheiten vermag die diesjährige Ausgabe des Radsport Managers bei mir kein großes Spielspaßfeuer zu entfachen. Vielleicht liegt es daran, dass das Thema seit Jahren immer nur variiert wird und nix wirklich Neues hinzukommt. Statt mal einen ganz anderen Ansatz zu verfolgen, soll ich mich als Manager immer noch durch den unübersichtlichen Wust staubtrockener Statistiken quälen, um mein Team langatmig zur Topform zu führen. Sagen wir es mal so: Cyanides Radsport Manager war noch nie perfekt und wird es auch durch die x-te Neuauflage nicht mehr werden, obwohl er diese Saison grafisch mehr überzeugt. Dennoch gibt es auch hier noch viel zu tun, denn beim unbeweglichen Spalier der Zuschauer wurde offenbar geklont und auch die Landschaft könnte noch wesentlich lebendiger aussehen. Spannend sind jedoch nach wie vor die simulierten Radrennen, die sich auch wunderbar parallel zur Tour-Fernsehübertragung spielen lassen. Ob ihr es schafft, dass Jan Ullrich nicht schon beim ersten Zeitfahren von Sportskamerad Armstrong überholt wird?

Pro

  • realistische Rennen
  • mit Fahrern sprechen
  • aktuelle Fahrerwerte
  • extra Menüs für Sprint und Schutz
  • aggressive Computergegner
  • verbesserte 3D-Grafik
  • Editor für Strecken
  • deutscher Rennkommentar

Kontra

  • kaum echte Neuerungen
  • Mehrzahl der Originalnamen fehlt
  • Bugs, Abstürze und Hänger
  • trockener Managementteil
  • keine Mannschaftstaktiken
  • regungslose Zuschauer
  • furztrocken präsentiert
  • teils nervige Musik
  • kaum Geräusche
  • kein Tutorial

Wertung

PC

Die diesjährige, verbuggte Version entfacht wenig Radsportlust.