Meteos - Test, Logik & Kreativität, NDS

Meteos
19.07.2005, Jörg Luibl

Test: Meteos

Manchmal fallen Spiele wie Kometen vom Himmel. Sie brennen sich unbarmherzig ins Zockerherz und hinterlassen einen dampfenden Krater voller Spiellust. Man wird immer wieder hinein gezogen, kann sich kaum noch losreißen, bleibt für Tage in Faszination versunken. Meteos (ab 37,90€ bei kaufen) ist so ein Komet. Warum sein Einschlag süchtig macht und markante Spuren in der jungen DS-Geschichte hinterlässt, verrät der Import-Test!

Ein Drilling wurde erfolgreich gezündet. Ihr kämpft hier gegen drei Spieler: Ihre Planeten erkennt ihr oben, ihren Zustand links.
Die Galaxie ist in Gefahr: Ein teuflischer Planet namens Meteo spuckt im zerstörerischen Wahn Tausende von Kometen ins All, um die anderen Himmelskörper auszulöschen. Nur ihr könnt die intergalaktische Katastrophe verhindern, indem ihr die Abwehr der Planeten in die Hand nehmt: Also klappt den Doppelbildschirm auf, schnappt euch den Stylus, jagt die Kometen zurück in den astralen Orkus und vernichtet den Urheber des Übels!

Es regnet Chaos

Diese kleine Story umrahmt das apokalyptische Szenario des neuen Puzzlegames von Rez-Schöpfer Mizuguchi. Er hat mit Lumines bereits auf der PSP sein unterhaltsames Knobeldebüt gegeben und legt auf dem DS mit einem feurigen Meisterwerk nach. Schon der kleine Storyschnipsel ist der Rede wert, denn obwohl man auch ohne Erzählung loslegen kann, gibt's sogar eine Kampagne namens Startrip, die in einem Bosskampf samt Abspann endet - wann hat es das in einem Puzzlegame schon mal gegeben? Obwohl kein Held auftaucht oder gar Plot gestrickt wird, weht von Anfang an ein erfrischend epischer Wind. Dafür sorgt nicht nur die heroische Musik, sondern auch das geniale Intro in Renderqualität: Es serviert euch einen sehenswerten Vorgeschmack auf das drohende Chaos inklusive gleißender Verschmelzungen und einer Prise Star Wars-Salz.

Aber wie soll man all die Planeten retten? Immerhin regnet es bis zu fünf Kometentypen in unzähligen Wellen und sobald sie den oberen Rand erreichen ist Game Over. Ihr könnt das verhindern, indem ihr drei gleichfarbige Kometen zusammen bringt - entweder nebeneinander oder übereinander. Dazu müsst ihr sie entweder per Digikreuz oder Stift innerhalb einer Spalte um beliebig viele Plätze nach oben oder unten verschieben; Platzwechsel innerhalb einer Reihe, also von rechts nach links oder umgekehrt, sind nicht erlaubt. Sobald ein Trio verschmilzt, wird der Turbo gezündet und sie rasen zurück ins All. Klingt unspektakulär? Abwarten.

Einfach genial

Meteos ist zwar leicht zu bedienen und schnell verinnerlicht, aber unter dem simpel und auf den ersten Blick vielleicht bloß hektisch anmutenden Prinzip stecken überraschend viel Abwechslung und Taktik. Das fängt schon damit an, dass auf jedem Planeten andere Gesetze gelten: Auf dem einen bewegt sich alles träge, auf dem anderen ultraschnell, auf einem anderen wiederum lösen sich Dreierreihen sofort auf - ohne, dass sie erst zurück ins All müssen. Diese Unterschiedlichkeit wird auch wunderbar von den durchgestylten Symbolen, farbenfrohen Hintergründen sowie den Dutzenden Musikstücken eingefangen - jeder Planet offenbart eine eigene Welt: Reggae-Beats erschallen auf blumigen, Technobässe donnern auf grellen Himmelskörpern. Meteos ist mal frostig, mal vulkanisch, mal edel oder ausgeflippt.

Neben diesem Artenreichtum lockt Meteos mit Spieltiefe: Übereinander positionierte Steine fliegen z.B. direkt und

Hier wurde gerade eine Bombe per Druck mit dem Stylus hochgejagt, die kreuzförmig alle Kometen vernichtet.
schnörkellos ins All zurück, während nebeneinander liegende nach der Zündung auch alle über ihnen ruhenden Kometen mit nach oben nehmen. Der Vorteil: Man kann sich auf einen Schlag ganzer Pakete entledigen. Der Nachteil: Aufgrund der Schwerkraft düsen diese wesentlich langsamer Richtung Bildschirmrand und sacken mit der Zeit sogar wieder herunter. Was tun? Man muss innerhalb dieser Schwebephase erneut einen Drilling innerhalb des Pakets anordnen - entweder waagerecht oder senkrecht. Erst mit diesem zweiten Schub wird man die Quälgeister endgültig los.

Tanz der Kometen

Was passiert nach dem Abschuss? Entweder rasen die Kometen einfach ins All oder sie attackieren die Planeten der KI bzw. eurer Mitspieler - dann könnt ihr auf dem oberen Bildschirm sehen, wie sie auf der Oberfläche des Feindes einschlagen. Auch hier offenbart Meteos eine taktische Komponente: Ihr könnt mit einem Stylus-Klick bestimmen, auf welchen Gegner ihr die Kometen feuern möchtet. Eine kleine Grafik hält euch darüber auf dem Laufenden, bei wem es derzeit kriselt - ideal für heimtückische Partien mit Freunden und Feinden! Aber Vorsicht: Wenn die Kometen es nicht ins All schaffen und als verglühte Himmelskörper zurückkommen, behindern sie euch: Sie bringen euch keine Punkte und rauben euren Angriffen auch noch wertvolle Kraft - auch das sollte man beachten, wenn man effektiv punkten will.

Meteos ist ungeheuer rasant und packend. Sehr schnell entsteht eine Dynamik von Auf und Ab, von Zündung und Doppelzündung, der Stylus flitzt wie ein Irrwisch über das Touchpad - man kann zwar auch mit dem Digikreuz spielen, aber es ist im Getümmel zu träge. Meteos ist ohnehin nichts für Phlegmatiker oder ruhige Knobler, denn es verlangt ähnlich wie schon Polarium eine sehr gute Hand-Auge-Koordination: Man muss Farben gleicher Sorte so schnell wie möglich gruppieren und ein Auge für geschickte Züge haben.

             

Züge?

Oben wird angezeigt, wie viele Kometen welcher Sorte in euer Archiv wandern. Außerdem gibt's eine Punktzahl.
Taktiken? Ja. Ist das nicht ein einziges Hektikspiel? Nein. Das Faszinierende ist, dass der Kampf gegen die Kometen nicht nur mit ein paar Dreierreihen hier und da bestritten wird - das ist nur die erste und einfachste spielerische Ebene. Die kann man sogar für kurze Zeit in den Griff bekommen, wenn man im Chaos einfach mal wild und ohne System Kometen verschiebt; irgendwann werden sich schon gleiche finden, verschmelzen und abdüsen. Aber so meistert man das Spiel nicht. So wird man schon gegen die zweite von fünf KI-Stufen nicht gewinnen. Und so wird man die Faszination des Spiels auch nicht nachempfinden.

Zwei taktische Ebenen

Unter der ersten schlummert nämlich noch eine zweite taktische Ebene, die gutes Timing verlangt: Man kann sowohl Kombinationen lancieren als auch Items einsetzen. Wenn man z.B. einen Brocken von vier mal vier Kometen über eine Dreierkombination am Boden zündet und er sich in die Luft begibt, kann man nicht nur innerhalb dieses Gebildes eine weitere Zündung wagen, sondern auch versuchen, eine zweite darunter zu initiieren: Wenn der Brocken aufgrund der Schwerkraft wieder runterschwebt, und die zweite Kometenstaffel in die Luft geht und diesen dabei berührt, nimmt sie ihn mit ins All!

Hinzu kommen Gegenstände, die per Zufall eintrudeln und meist per Klick ausgelöst werden: Das können Bomben sein, die entweder ganze Reihen, Spalten oder Blöcke wegsprengen; das können Triebwerke sein, die mit einer ganzen Phalanx von Kometen ins All jagen, obwohl sie farblich gar nicht zueinander passen; das können große Hämmer sein, die ein bisschen Platz machen. Ihr könnt nicht nur die Häufigkeit des Item-Regens einstellen und sogar festlegen, welche gar nicht auftauchen sollen, sondern auch selbst welche erstellen!

Die Langzeitmotivation ist aufgrund des Lockmittels Eigenbau enorm: Alle Kometen, die ihr ins All jagt, werden eurem ewigen Konto gut geschrieben - egal, in welchem Spielmodus ihr loslegt. Es gibt zehn normale Kometen wie Luft, Feuer, Wasser oder Erde und die zwei seltenen Typen Zeit und Seele - wenn diese seltenen Elemente auftauchen, solltet ihr sie mit allen Mitteln erfolgreich zünden, denn nur so werden sie euch gut geschrieben. Aus diesen Zwölfen könnt ihr wiederum neue Gegenstände, Sounds oder gar ganze Planeten erschaffen. Dieses astrale Baukastensystem lässt einen immer wieder ehrgeizig ein Spielchen starten, weil es seltene Rohstoffe gibt, die zu Spezialitems führen, und weil man im Menü genau sehen kann, was einem noch an Elementen fehlt, um z.B. einen neuen Frostplaneten zu bauen.

Galaktischer Eigenbau

Abwechslung ist auch in Sachen Modi Trumpf: Ihr könnt Meteos zwei oder fünf Minuten gegen die Zeit, bis zum vorher festgelegten Planetengau, auf eine bestimmte

Der Dschungel-Planet lässt bizarre Pilzformen regnen.
Punktzahl, gegen bis zu drei Computer-Gegner, gegen Freunde, zu zweit im Team, kooperativ mit der KI oder gar im oben bereits erwähnten Startrip-Modus mit Endgegner spielen. Es gibt auch noch drei Varianten, um Bösewicht Meteo zu vernichten: Entweder streng linear über sieben Planeten hinweg bis zu seinem flammenden Auge. Oder aufgefächert mit alternativen Wegen, die euch immer die Wahl zwischen zwei Planeten lassen. Oder sogar völlig frei mit kleinen Quests und offener Struktur. Das ist der komplexeste, aber auch interessanteste Modus, denn es gibt nicht nur knifflige Zeitlimits, sondern ihr habt es auch mit hartnäckigen Computergegnern zu tun.

Spielmodi bis zur Rente

Der Multiplayermodus bietet eine faire Zweispaltung von Single- und Multipak-Matches. Habt ihr nur ein Meteos zur Verfügung, könnt ihr im Grunde alle Modi gegen- oder kooperativ miteinander spielen. Allerdings ist die Planetenauswahl vorgegeben und ihr könnt keine Highscores austauschen. Habt ihr zwei oder mehr Meteos-Versionen zur Verfügung, könnt ihr nicht nur mit allen Planeten und Items spielen, die ihr bereits freigeschaltet habt, sondern auch eure Statistiken gegenseitig übertragen. So kann man untereinander die Highscores von mehreren Freunden vergleichen und aktualisieren - eine klasse Idee, die noch mal anspornt, den Kometenkrieg voll auszureizen.

        

Fazit

Hut ab, Herr Mizuguchi! Ich habe nach Tetris viele ambitionierte Blockfaller, Steinpuzzler und Runterpurzler gespielt. Aber spätestens nach einer Stunde verloren selbst die besten unter ihnen ihren Reiz - egal wie geschickt sie das Prinzip des Klassikers variierten. Meteos ist anders: Es verströmt den explosiven Reiz der guten alten Spielhalle, es schmeckt nach Arcade-Feuer und zündet innerhalb des trägen Puzzlegenres den Turboboost: Meteos spielt sich wie Tetris mit Feuer unterm Arsch! Es verlangt Schnelligkeit, ein gutes Auge sowie Coolness bis zur letzten Sekunde. Außerdem sieht es auch noch klasse aus und zaubert für jeden Musik- und Grafikgeschmack den passenden Planeten aufs Touchpad. Es hat auch deshalb das Zeug zum zeitlosen Kultspiel, weil es dank der fünf Schwierigkeitsgrade sowohl Einsteiger als auch Profis anspricht, weil es sowohl für Solisten als auch Kollektivzocker unendlich viele Varianten, Freispielboni und Statistiken bietet. Für mich ist Meteos das Puzzlegame des Jahres!

Pro

  • klasse Intro
  • innovatives Prinzip
  • ewige Statistiken
  • schnell und taktisch
  • viele coole Sounds
  • Planeten & Items bauen
  • klasse Multiplayermodi
  • durchgestyltes Design
  • abwechslungsreiche Spielmodi
  • fünf Schwierigkeitsgrade
  • kooperativ mit der und gegen die KI spielbar

Kontra

  • - führt zu Herzrasen

Wertung

NDS

Wahnsinn: Meteos spielt sich wie Tetris mit Feuer unterm Hintern!