7 Sins - Test, Simulation, PlayStation2, PC

7 Sins
04.09.2005, Bodo Naser

Test: 7 Sins

Grundsätzlich ist die Idee gar nicht so schlecht, eine Art von Sims speziell für den männlichen Spieler anzubieten, bei dem er sich mal so richtig austoben darf. Allerdings sollte dann auch die Umsetzung der frivolen Karrieresimulation stimmen: Sie muss einfallsreich sein, sollte ein spritziges Äußeres besitzen und die Erotik darf keinesfalls plump rüberkommen. Leider begeht 7 Sins (ab 10,40€ bei kaufen) von Monte Cristo gleich alle diese Todsünden...

7 Sins spielt im fiktiven Sündenpfuhl "Apple City",

In dieser "geschmackvoll" eingerichteten Disko soll der machohafte Held einen Aufriss starten.
eine Art Mischung aus Manhattan, Los Angeles und Las Vegas, dessen pixelige Darstellung der Autos und Wolkenkratzer allerdings mehr als kümmerlich aussieht. In dieser Metropole des Mammons versucht der wenig geistreiche Protagonist sein Glück zu schmieden, sich also vom bescheidenen Schuhverkäufer zum luxuriösen Lebemann der oberen 10.000 hochzudienen. Die Wahl seiner Mittel fällt keinesfalls zimperlich aus, so dass er schon mal seine Kollegen und seinen Chef belügt, betrügt und erpresst. Auch die Frauen kommen gar nicht gut weg: Der Schwerenöter stellt ihnen nach, begrapscht und erniedrigt sie, wo er nur kann. In weitere Rollen könnt ihr nicht schlüpfen, der Wiederspielwert sinkt so gegen Null - aber wer will das schon?

Du musst ein Schwein sein

Um voran zu kommen, müsst ihr beispielsweise in der winzigen Disko eines der kurvigen Partyluder aufreißen, was gar nicht so einfach ist, weil euch ständig jemand dazwischen funkt. Da kann es schon mal ein blaues Auge geben. Auch wenn der Hauptdarsteller ständig an Gegenständen und Türen hängen bleibt, hält sich das Mitleid doch in engen Grenzen: Wer identifiziert sich schon gerne mit einem A..., das so gar nichts Liebenswürdiges besitzt? Die superplatten Dialoge mit den Sexhäßchen sind auf Dauer eher zum Gähnen. Die Akteure bleiben so insgesamt blass wie die eines Pornofilms, die eben nur für das Eine in den 3D-Kulissen herumlungern. Leider funktioniert nicht einmal eine direkte Anfrage nach Matratzensport, weshalb ihr euch erst umständlich auf einer Flirtskala nach oben arbeiten müsst. Gähn...

Gähnattacken zuhauf

Noch schlimmer sind aber die Minispielchen,

Obwohl seine Anmachsprüche mehr als dürftig sind, kommt er meist ans Ziel. Vorher ist noch eines der unsäglichen Spielchen fällig...
die immer dann geladen werden, wenn euer Antiheld eine der drei Anzeigen herunterbekommen muss. Seid ihr gestresst, weil euch euer Chef rund macht oder die Kunden nerven, so könnt ihr schon mal in die Grünpflanzen pinkeln, wobei das wegen der wackeligen Steuerung gar nicht einfach ist. Wahlweise könnt ihr auch Haustiere massakrieren, was als gratis Webgame für zwischendurch durchaus spaßig sein könnte - aber eben nicht für Geld. Beim Sex könnt ihr auch die kurvenreiche Silhouette eurer Partnerin abtasten, was supersimpel ist. Oder ihr träumt ein bisschen in der leeren Umkleidekabine und drückt den sich entkleidenden Gogo-Girls den Zensurstempel drauf. Gelingt euch das nicht, platzt der Spielfigur der Kragen, er sieht rot und läuft Amok.

Niveaulose Minispielchen

In einem derart schlechten Spiel versteht es sich eigentlich von selbst, dass auch die Darstellung der Erotik mehr als eindimensional erfolgt. Das Ganze erinnert stark an einen schlecht gemachten Softsexfilm, der allerdings verschwommen aufgenommen wurde. Auch die Jahrmarktmusik und Stöhngeräusche bewegen sich stets auf niedrigstem Niveau. Stocksteif staksen die unglaubwürdigen Trauerfiguren durch die kahlen Kulissen, die sogar bei einer ostbulgarischen Telenovela mehr Details aufweisen. Rund sind hier nur die übertrieben weiblichen Charaktermodelle mit ihrem Atombusen. Eine deutsche Sprachausgabe während der lustlosen Zwischensequenzen fehlt, so dass ihr alles auf Englisch mit deutschen Untertiteln verfolgen müsst. Ansonsten wird Kauderwelsch à la Simlish gesprochen, was sich jedoch wenig überzeugend anhört

Softporno-Flair

         

Fazit

Obermachos sollten trotz der verlockenden Spielidee lieber einen riesigen Bogen um 7 Sins machen, denn es macht in Sachen miesem Gameplay sogar noch Lula 3D Konkurrenz. Mit das Beste an dem Schmuddelspielchen aus dem Hause Monte Cristo dürfte sein, dass es überhaupt spielbar ist. Vorausgesetzt, ihr bringt es trotz des nervigen Kopierschutzes mal zum Laufen. Ansonsten kommt bei der lieblos gestalteten Lebenssimulation allerdings nicht ein Funken von Spielspaß auf. Die Missionen sind öde, die Dialoge langweilen und die Charaktere sehen eher lächerlich denn sexy aus. Eigentlich haben sich die Entwickler dafür die Höchststrafe verdient, nämlich den Rest ihres Lebens ihre eigenen Minispielchen zocken zu müssen!

Pro

  • Mischung aus Lebenssimulation und Erotikspiel
  • Aufstieg eines Machos spielen
  • Balance zwischen Stimmungen halten

Kontra

  • hirnrissige Minispielchen
  • keine richtige Identifikationsfigur
  • überhaupt nicht erotisch
  • wenig Missionen
  • dümmliche Dialoge
  • ungenaue Steuerung
  • nur eine Figur spielbar
  • steife Charaktere
  • keine deutsche Sprachausgabe
  • Kopierschutz mit Macken

Wertung

PC

Heißer Anwärter auf den diesjährigen Gurkenthron