Burnout Revenge - Test, Rennspiel, PlayStation2, XBox

Burnout Revenge
21.09.2005, Michael Krosta

Test: Burnout Revenge

Woran denkt ihr, wenn ihr Burnout hört? An Rennen mit atemberaubender Geschwindigkeit, gnadenlose Gegner und Crash-Orgien auf Kreuzungen? Richtig. Mit Burnout Revenge (ab 34,90€ bei kaufen) geht die Serie in der vierten Runde noch einen Schritt weiter und rechnet in einem gnadenlosen Rachefeldzug mit der Rush-Hour ab...

Wie sie das macht? Ganz einfach: Im vierten Teil werden alle vor euch fahrenden Fahrzeuge und Kleinlaster einfach aus dem Weg geräumt, wenn ihr von hinten angerauscht kommt und auf sie drauf fahrt. Hört sich spaßig an? Ist es auch! Denn wenn ihr es richtig anstellt, könnt ihr den Verkehr regelrecht als Waffe einsetzen und eure direkten Konkurrenten vor euch mit

Auf den Straßen geht es eng zu.
etwas Glück abschießen. Kritisch wird es nur, wenn ihr auf einen Bus, LKW oder andere große Vehikel auffahrt – in diesem Fall zieht ihr den Kürzeren, genau wie bei einer Bekanntschaft mit dem Gegenverkehr oder massiven Streckenbegrenzungen wie Mauern, Häusern oder Bäumen. Kommt es zum Crash, dürft ihr selbstverständlich wieder von der aus dem Vorgänger bekannten Aftertouch-Funktion Gebrauch machen, mit deren Hilfe ihr noch mehr Schaden anrichten und vielleicht sogar die unmittelbar folgenden Gegner in Mitleidenschaft ziehen könnt. Mit etwas Glück lädt sich euer Schadens-Boost dabei so stark auf, dass ihr einen Gamebreaker zünden könnt, mit dem ihr die Szenerie in ein flammendes Inferno verwandelt. Gerade bei den obligatorischen Crash-Orgien auf Kreuzungen erweist sich dieser als äußerst effektiv. Die Stärke der Explosion wird übrigens ab sofort durch schnelles Knopfdrücken entschieden, mit dem ihr die Gamebreaker-Leiste aufladet – schmerzende Finger sind also garantiert!

Rache ist süß

Doch so schön es auch ist, in der Opferrolle für Krawall zu sorgen, macht es noch viel mehr Spaß, selbst kräftig auszuteilen: Genau wie im Vorgänger versucht ihr bei den Rennen eure Gegner abzudrängen, mit anderen Fahrzeugen abzuschießen oder sie auf andere Weise in Unfälle zu verwickeln, um kräftig Takedowns auszuteilen. Diese werden nach wie vor mit tollen Kameraeinstellungen und Zeitlupeneffekten inszeniert. Kassiert ihr selbst einen Abschuss, wird der dafür verantwortliche Fahrer zum Rivalen erklärt, dessen Abdrängen oberste Priorität hat, um Rache zu nehmen. Neben den normalen Takedowns könnt ihr auch spezielle Challenges gewinnen, indem ihr Gegner an bestimmten Streckenabschnitten oder auf eine besondere Art (z.B. Vertikal-Takedown) abschießt. Das erfordert zwar einiges an Übung und Glück, doch gibt’s als Belohnung meistens einen neuen Boliden für euren Fuhrpark, der nach wie vor aus nicht lizenzierten Flitzern besteht. Verständlich, denn welcher Hersteller will seine Babys alle paar Sekunden in alle Einzelteile zerlegt sehen – auch wenn es noch so spektakulär dargestellt wird? Zumindest aber sehen die Autos realen Pendants recht ähnlich und es finden sich auch einige abgedrehte Exemplare wie ein Imbiss-Wagen oder ein John Madden-Van im Sortiment – bei Letzterem ist allerding ein Madden NFL-Spielstand auf eurer Memory-Card bzw. Festplatte Voraussetzung.

Spektakuläre Takedowns

Im Mittelpunkt von Burnout Rivals steht die Welt-Tour, bei der ihr euch in einem Rangsystem in zehn Abschnitten von einem harmlosen Sonntagsfahrer bis zum gefürchteten Pisten-Rowdie vorarbeitet. Jede Stufe bietet euch verschiedene Herausforderungen, die gemeistert werden müssen: So gilt es z.B. eine Rundenzeit zu unterbieten, unter Zeitdruck eine Mindestanzahl an Takedowns zu landen oder euch in der neuen Traffic-Challenge durch den

Mit dem Gamebreaker verwandelt ihr den Unfallort in ein flammendes Inferno.
Verkehr zu rempeln und dabei alles aus dem Weg zu räumen, was euch vor die Motorhaube kommt. Und wie sollte es anders sein, sind auch die berühmt-berüchtigten Crash-Kreuzungen wieder mit von der Partie, bei der ihr gezielt so viel Schaden wie möglich anrichten müsst. Da ihr auch hier den vor euch fahrenden Verkehr als Geschoss missbrauchen könnt, fällt das Chaos noch größer aus als bei den Vorgängern. Neu ist außerdem der Start ausgefallen, der mit einem Reaktionsspielchen beginnt: Wer nicht aufpasst, würgt die Kiste ab oder lässt im Extremfall sogar den Motor explodieren – und das schon vor dem ersten Crash. Zwar wiederholen sich die Spielmodi im Laufe der Welt-Tour immer wieder und ihr habt schnell alle Varianten gesehen, doch lässt euch das Programm oft die Wahl, welches Event ihr als nächstes in Angriff nehmen wollt. Leider wurden die Einzelrennen für eine kleine Partie zwischendurch aus unverständlichen Gründen herausgekürzt und auch die Perspektiven sind etwas mager ausgefallen. Zwar reicht jeweils eine Außen- und Innenperspektive normalerweise aus, doch würden weitere Ansichten wie Cockpit oder Motorhaube sicher nicht schaden. 

Weltreise

Das Medaillen-System der Vorgänger wurde weitestgehend beibehalten, doch bedeutet ein Sieg nicht automatisch die höchste Bewertung. Pro Veranstaltung könnt ihr maximal fünf Sterne absahnen, die sich aus dem Endergebnis und eurer Performance während des Rennens zusammensetzen. Nur wer waghalsig fährt, schöne Drifts abliefert, dabei ausgiebig Gebrauch vom Turbo macht und auch vor spektakulären Sprungen nicht Halt macht – sprich: fahrt wie ein Wahnsinniger und ihr werdet die maximale Punktzahl ausschöpfen können. Mit zunehmendem Erfolg werden nicht nur neue Veranstaltungen

Meidet Busse, LKW und Gegenverkehr, denn sonst kracht's!
freigeschaltet, sondern ihr steigt auch in der Rangliste auf und habt Zugriff auf neue Locations sowie noch schnellere Boliden.

Medaillen-Sammlung

Doch selbst wenn ihr das Gaspedal der schwächeren Flitzer betätigt, merkt ihr sofort, wie bei Burnout Revenge die Post abgeht: Die detaillierten Gebäude der Innenstädte zischen genau so in einem Affenzahn an euch vorbei wie idyllische Landschaftsstriche und andere Verkehrsteilnehmer. Sitzt ihr dann erst in einem Geschoss wie dem Formel-Wagen, raubt euch die Geschwindigkeit mit dem genialen Blur-Filter regelrecht den Atem – im wahrsten Sinne des Wortes: Ich habe mich selbst dabei erwischt, vor lauter Konzentration auf die vorbei fliegenden Objekte kurzzeitig auf’s Atmen verzichtet zu haben. Gegen den Geschwindigkeitsrausch von Burnout Revenge verkommt sogar die Formel 1 zur gemütlichen Spazierfahrt. Wenn ihr euch mit über 300 Sachen durch die Rush Hour pflügt, stellt ihr euch unweigerlich die Frage, wie verseucht die Entwickler dieser Crash-Orgie eigentlich sein müssen. Technisch ist die Rache auf vier Rädern über jeden Zweifel erhaben: die Kulissen strotzen nur so vor Details und bieten eine Menge toller Licht- und Partikeleffekte, die die Engine selbst bei hohem Verkehrsaufkommen nicht in die Knie zwingen.  

Schnell, schneller, Burnout Revenge

       

Dabei wird Abwechslung groß geschrieben: Egal, ob ihr z.B. an der Küste entlang heizt, der dreckigen Industriestadt Motor City oder dem Rom-Äquivalent Eternal City ("Die ewige Stadt") einen Besuch abstattet oder an schneebedeckten

Immer diese lahmen Sonntagsfahrer. Aber egal: Kickt sie einfach aus dem Weg...
Bergspitzen vorbei brettert – langweilig wird es euch auf der Welt-Tour sicher nicht, zumal es auch einige Zeit braucht, bis ihr wirklich alle Abkürzungen und Alternativ-Routen findet. Grafisch spielt der Titel sowohl auf der PS2 als auch auf der Xbox in der obersten Liga und beide Konsolenfassungen sind sich technisch sehr ähnlich. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass es auf der PS2 etwas mehr Kantenbildung und Flimmern zu sehen gibt als auf der Microsoft-Konsole. Auch die Steuerung ist auf beiden Systemen sehr gut gelungen, doch spielt es sich meiner Meinung nach mit den analogen Triggern des Xbox-Pads gerade beim Driften etwas feinfühliger als auf dem PS2-Controller, doch ist dies eher Geschmackssache.

Der Sound steht der fetten Grafikpräsentation in nichts nach und bietet eine nahezu perfekte Tonabmischung: Ständig seid ihr von Zischlauten aus allen Lautsprechern umgeben und kommt es zum Crash, wird der Subwoofer seiner Bestimmung zugeführt. Über ein 5.1-Soundsystem klingt Burnout Revenge einfach nur traumhaft! Dazu gesellt sich eine gute Auswahl an EA Trax, die das Renngeschehen mit passenden Songs begleiten. Vorbei sind außerdem endlich die Zeiten, in denen euch ein nerviger Moderator zur Verzweiflung getrieben hat.

Fetter Sound

Zwar bereitet es schon viel Genugtuung, die aggressive KI gegen die Bande zu quetschen, doch wäre eine kleine Crash-Orgie mit anderen Mitspielern nicht auf etwas Feines? Das dachten sich wohl auch die Entwickler und haben den Multiplayer-Bereich von Burnout weiter ausgebaut. Mit bis zu sechs Spielern tretet ihr (nacheinander) zur Crash-Party oder Crash-Tour an und verwandelt eine Kreuzung nach der anderen in einen Schrottplatz.

Hmmm, reicht das noch für einen Vertikal-Takedown?
Ihr wollt lieber gleichzeitig ran? Auch kein Problem. Rast im Splitscreen zusammen auf die Kreuzung zu und seht, wer mehr Schaden anrichten kann. Auch der neue Traffic Attack-Modus steht im Splitscreen zur Verfügung, genau wie der Kampf um Takedowns beim Road Rage. Und wer einfach nur ein Rennen um Positionen fahren möchte, hat natürlich auch die Gelegenheit dazu. Leider wurde die Grafik bei den Splitscreen-Duellen merklich abgespeckt und huscht auch nicht mehr so schnell und konstant flüssig über den Bildschirm. Dennoch versprechen die Multiplayer-Schlachten eine ganze Menge Spaß – vor allem auf den Kreuzungen.

Multiplayer-Zerschrottung

Damit ihr auch einsam gemeinsam Spaß an Burnout Revenge habt, dürft ihr euch auch über Xbox Live mit anderen Spielern messen. Leider hatten wir noch keine Möglichkeit, die Onlinefunktionen genauer unter die Lupe zu nehmen. Sobald das Spiel auf dem Markt ist und die Sessions entsprechend gut besucht sind, werden wir uns in die Online-Auseinandersetzungen stürzen und die Multiplayer-Wertung nachreichen.       

Fazit

Huiii, was geht das ab! Mir fällt gerade kein anderes Spiel ein, was mich in einen derartigen Geschwindigkeitsrausch versetzt wie Burnout Revenge und dabei gleichzeitig meinen Adrenalinspiegel durch Gegenverkehr und haarsträubende Crash-Sequenzen ins Unendliche steigen lässt. Irgendwie schaffen die Entwickler von Criterion Games immer wieder das Phänomen, mit jedem neuen Teil der Serie noch einen drauf zu setzen. Zwar halten sich Neuerungen in Grenzen, doch sorgen selbst Kleinigkeiten wie die Traffic Attack für einen enormen Spielspaßschub – nie zuvor konnte man seinen Frust an der Rush Hour besser abbauen als hier. Und dann diese Grafik und stylische Präsentation – wow, eine Klasse für sich! Ich kann Burnout Revenge wirklich jedem ans Herz legen, der einen Hang zu Racing, Action und Crash-Orgien hat, denn mit Takedowns, Traffic Attack & Co hat der Titel oft mehr gemeinsam mit einem Action- als mit einem Rennspiel. Trotzdem: Für mich ist Burnout Revenge der zurzeit beste (und schnellste) Arcade-Racer für Xbox und PS2. Einsteigen, losrasen, Spaß haben!  

Pro

  • superschnelle, flüssige Grafik
  • grandioses Arcade-Gameplay
  • Geschwindigkeitsrausch
  • sehr gute Steuerung
  • perfekte Soundkodierung
  • klasse Soundtrack
  • viele Spielmodi
  • spitzenmäßig inszenierte Crashs
  • stylische Aufmachung
  • viele z.T. abgedrehte Fahrzeuge
  • spaßige Multiplayer-Verschrottungen
  • 60 Hz-Modus für noch mehr Speed
  • Traffic Action-Modus
  • viele Challenges
  • gutes Ranking-System
  • schicker Blur-Effekt

Kontra

  • keine Einzelrennen mehr
  • mehr Action
  • als Rennspiel
  • keine lizenzierten Karossen
  • nur zwei Perspektiven
  • leichte Ruckler im Splitscreen

Wertung

PlayStation2

XBox