Kingdom Under Fire: Heroes - Test, Taktik & Strategie, XBox, PC

Kingdom Under Fire: Heroes
13.10.2005, Mathias Oertel

Test: Kingdom Under Fire: Heroes

Vor gut einem Jahr erschien in Deutschland der Genre-Mix Kingdom under Fire The Crusaders von Phantagram und konnte sich bei uns einen fetten Gold-Award angeln. Jetzt ist die Fortsetzung erhältlich, die nicht nur mit überarbeiteten Mehrspieler-Modi an den Erfolg des anknüpfen möchte. Ob die Strategie-Action-Helden auch dieses Jahr mit Edelmetall ausgezeichnet werden, verrät euch der Test!

Skepsis bezüglich der Fortsetzung des Action-Strategie-Mix Kingdom under Fire – The Crusaders gab es meinerseits eigentlich keine. Immerhin hat der Vorgänger nahezu alle Zweifel beiseite räumen können. Auch wenn kleinere Mankos wie sporadische Kameraprobleme, ein eher suboptimaler Mehrspieler-Modus mit gerade mal einer Spielvariante oder die immer wieder mit Rucklern behaftete Grafik das Gesamtbild trübten.

Strategie küsst Action – wieder einmal!

Phantagram lädt wieder einmal zu fordernden Strategie-Schlachten mit einem gewaltigen Schuss Action!
Etwa ein Jahr nachdem die Kreuzzügler die Xbox unsicher gemacht haben, hat Phantagram nun die Gelegenheit, zum einen zu beweisen, dass The Crusaders kein One-Hit-Wonder war und zum anderen, dass man die Fehler erkannt hat und gewillt ist, sie auszubügeln. Und dann dürfte den Helden der Award eigentlich nicht mehr zu nehmen sein. Oder?

Spieler, die bereits das Vergnügen hatten, The Crusaders zu spielen, sind klar im Vorteil: Einerseits verstehen sie die Anspielungen der Geschichte, die über sieben Charaktere und ihre jeweilige Sichtweise der kriegerischen Auseinandersetzungen erzählt wird. Sie spielt vor und parallel zu den Ereignissen aus The Crusaders und erklärt u.a., wie es zum Krieg kommen konnte, der euch in Teil 1 beschäftigt.

Vor dem Spiel ist nach dem Spiel – und mittendrin

Zum anderen fällt Veteranen der Einstieg in die sowohl actionlastigen als auch strategisch fordernden Gefechte wesentlich leichter – auch wenn es hier und da kleine Änderungen an den Steuerungsmechaniken gibt. Allerdings tut man sich immer noch schwer damit, diese beiden Spielanteile voneinander zu differenzieren, da beides nahtlos miteinander verwoben ist. Ihr könnt während ihr mit einem eurer Helden die Feinde von Mann zu Mann bzw. Frau zu Frau bekämpft, jederzeit zu einer anderen Truppe schalten und ihr Befehle geben. Eine klare Trennung zwischen Action und Strategie gibt es nicht. Und damit wird die Zielgruppe immer noch recht klein bleiben. Denn während die imposant inszenierten Gefechte, in denen ihr mit eurem General die Feinde dezimiert, eigentlich jeden Actionfan ansprechen, ist der Strategiepart mit seiner Komplexität möglicherweise nicht jedermanns Sache. Und dass, obwohl die Kingdom Under Fire-Serie abseits von Pikmin das perfekte Beispiel ist, wie gelungene Echtzeitstrategie auf Konsolen auszusehen hat.

Vier weitere Charaktere aus dem Vorgänger können für Mehrspieler-Partien aktiviert werden, doch dazu später mehr.

Alles Gute kommt von oben? Nicht in Kingdom Under Fire. Diese Flugwesen verbreiten nicht nur Angst und Schrecken, sondern können beim Absturz einige eure Leute mit in den Tod reißen!
Spaß ohne Aha-Effekt

Allerdings bleiben diverse Aha-Effekte aus, die den Vorgänger so einzigartig gemacht haben. Da man sich im Wesentlichen nur darauf verlassen hat, sowohl an der Optik als auch an der Steuerung zu tunen, sind die verschiedenen Abhängigkeiten für den Erfolg (Bogenschützen z.B. können von einer erhöhten Position weiter und genauer schießen, entgegen scheinende Sonne verringert die Kampffähigkeiten) genau so bekannt wie das ausgefeilte Schere-Stein-Papier-Prinzip, nach dem die Kämpfe funktionieren.

Und auch die Rollenspieleinschläge im Hinblick auf Verbesserung des Generals und der Truppen sind bekannt. Das soll die Gesamtleistung von KuF Heroes nicht schmälern, doch wird man nie das Gefühl los, dass die Helden entweder ein Add-On sind oder aber genau das Spiel, das man bereits mit Crusaders eigentlich hätte machen wollen.     

Und auch wenn die Helden allesamt neue Kombos und Spezialfähigkeiten mit sich bringen, spielen sie sich doch häufig wie der eine oder andere Held, den Spieler schon in Crusaders kennen gelernt haben.

Gleiches gilt z.B. auch für Wegpunkte, das Stellen von Fallen, das In-Brand-Setzen von Wäldern: Alles zusammen wirkt sich nach wie vor positiv auf den strategischen Tiefgang aus, ist aber nichts Neues mehr.

Denn auch die anfänglich propagierte Änderung des Anteils von Action zu Strategie von 20:80 auf 50:50  ist auf dem Schlachtfeld eher marginal spürbar. Abgesehen davon, dass bei den Kreuzzüglern wesentlich mehr als 20 Prozent Action zu erwarten sind, lässt sich Crusaders wie Heroes sich je nach persönlicher Spielweise hier ein bisschen action-betonter und dort ein wenig taktischer bewältigen, doch die Ratio bleibt gefühlsmäßig bei beiden Vertretern der Kingdom Under Fire-Serie auf der Xbox gleich.

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Denn auch die Helden lassen sich nur durchspielen, wenn man sowohl im Einzelkampf als auch in taktischer Hinsicht alle Register zieht. Und das heißt letztlich, dass diejenigen, die keinerlei Strategie auf dem Schlachtfeld wollen, bei den KuF-Helden schlichtweg an der falschen Adresse sind.

Andererseits hingegen soll die Leistung, die die Kingdom under Fire-Serie aus der Xbox herauskitzelt, in keiner Form geschmälert werden: Das Spielprinzip ist nach wie vor motivierend, mit einer Fast-Verdoppelung der wählbaren Figuren, die jeweils etwa zehn Missionen bieten, ist Langzeitmotivation gegeben und die erweiterten Mehrspieler-Modi machen den Titel auch für KuF-Veteranen kaufenswert.

Im Vergleich zum spartanischen 1-gegen-1-Deathmatch-Modus in Crusaders nehmen sich die Multiplayer-Modi der Helden wie ein kleines Paradies aus. Und das, obwohl zahlenmäßig nicht gerade viel mehr geboten wird. Doch egal, ob man im Helden-Kampfmodus oder im Truppen-Kampfmodus mit insgesamt sechs Spielern aufeinander losgeht (und hier sogar auf die vier Helden aus dem Vorgänger zurückgreifen kann) oder im Invasionsmodus kämpft, ist KuF Heroes ein Garant für lange Nächte.

Mehrspieler-Update

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Von alten Problemen und neuen Tugenden

Denn hier seid ihr zu dritt damit beschäftigt, eine nicht enden wollende Welle an KI-Angriffen von eurer Burg fernzuhalten. Hört sich simpel an, macht aber einen Mordsspaß und kostet mehr Zeit, als einem lieb ist.

In technischer Hinsicht geben sich die Helden weniger runderneuert als optimiert. All zu viel musste Phantagram diesbezüglich auch nicht investieren, konnten die Crusader doch bereits durch umfangreiche Animationen, schönes Figurendesign und im Großen und Ganzen stimmige Umgebungen punkten, die allerdings im Detail etwas zu wünschen übrig ließen.

Dafür allerdings haben es die Entwickler nicht geschafft, die Ruckler aus dem Grafikmotor zu entfernen. Ganz im Gegenteil: Der offensichtlich gesteigerten Grafikqualität steht eine proportional ebenso starke Schluckauf-Steigerung gegenüber. Ich weiß ja nicht, wie ihr dazu steht, aber ich persönlich hätte für ein ruckelfreies Spielerlebnis mit optimaler Kameraführung votiert als für eine Steigerung der Textur-Qualität.

Bei den Heroes wirkt alles etwas pompöser und im Detail verfeinert, was sich vor allem an den durchaus ansehnlichen Bodentexturen festmachen lässt, die im Vorgänger eher für müdes Gähnen sorgen konnten.

Denn obwohl die Übersicht im Allgemeinen verbessert wurde, gibt es immer noch Momente, in denen ihr die Kamera nicht dazu bewegen könnt, euch das gewünschte Bild anzuzeigen.

Auf weiterhin hohem Niveau befindet sich die Lokalisierung, die mit guten Sprechern für Atmosphäre sorgen kann und die sich in die brachialen Rockgitarren und die fetzigen Kampfgeräusche einreiht.        

Fazit

Selten habe ich mich mit einer Award-Vergabe so schwer getan. Und dass die Helden in der Einzelspieler-Kampagne knapp am Gold vorbei schrammen, liegt ganz einfach daran, dass sich spielerisch mit Ausnahme eines kleinen Steuerungstunings im Vergleich zum Vorgänger wenig getan hat: "More of the same" – allerdings auf verdammt hohen Niveau. Auch die viel beschworene Anteilsverschiebung der Strategie hin zu mehr Action war nicht wirklich spürbar. Denn in späteren Missionen steht die Strategie genau so im Vordergrund wie beim Vorläufer. Und dass KuF Heroes mit einer verbesserten Optik aufs Schlachtfeld marschiert, wird durch zahlreiche Ruckler sowie die verbesserte, aber immer noch nicht optimale Kameraführung wieder relativiert. Dafür bekommen Anhänger von Mehrspieler-Geplänkeln einen deutlich verbesserten Xbox Live-Modus, bei dem vor allem die Invasion für drei Spieler gegen CPU-Gegner ein Garant für lange Nächte ist. Und siehe da: Schon haben die Helden des brennenden Königreiches doch wieder einen Award einkassiert. 

Pro

  • interessante Mehrspieler-Modi
  • sieben spielbare Figuren
  • epische Schlachten
  • Rollenspiel-Einschläge
  • gute Lokalisierung
  • imposante Soundkulisse
  • feine Grafik mit vielen Details
  • gutes Einheitenbalancing mit Schere-Stein-Papier-Prinzip
  • KI im Multiplayer in mehreren Stufen

Kontra

  • kleine Steuerungsprobleme
  • Ruckler
  • ab und an Kameraprobleme
  • komplexe Formationen Fehlanzeige

Wertung

XBox