Marvel Nemesis: Rise of the Imperfects - Test, Prügeln & Kämpfen, GameCube, PSP, PlayStation2, XBox
Auf dem Papier klingt Marvel Nemesis klasse: Ihr habt satte 18 Superhelden zur Auswahl, mit denen ihr einigermaßen frei durch größtenteils zerstörbare Umgebungen walzen dürft, diverse Standard-Gegner plättet und euch regelmäßig Einzelduelle mit besonders mächtigen Feinden liefert. 18 Marvel-Helden aus allen möglichen
Fraktionen! Darunter befinden sich illustre Gestalten wie Spider-Man, Wolverine, Das Ding, Elektra, Iron Man, Venom oder die fiesen »Imperfects« von Solara über Brigade zu Paragon. Auf der PSP fehlen Daredevil und Die Fackel, dafür dürft ihr hier als Bonus auf Johnny Ohm und Dr. Doom zurückgreifen.Auto-Tennis
Auf den Konsolen warten zwei Spielmodi: Zum einen das »Duell«, welches ein Mann-gegen-Mann-Schlagabtausch im 3D-Szenario ist. Leider sind hier anfangs nur sehr wenige Figuren wählbar, so dass ihr euch erst der »Story« zuwenden solltet, um weitere Charaktere freizuspielen. Dort wird New York gerade von einer außerirdischen Streitmacht angegriffen. Die grünen Stinker demolieren die Umgebung nach Herzenslust und legen sich mit allen verfügbaren Superhelden an – Zeit, ihnen eine galaktische Tracht Prügel zu verpassen! Ihr kämpft euch von Mission zu Mission, wobei immer neue Protagonisten ins Spiel kommen, mit denen ihr einen Handlungsstrang verfolgt. Ihr haut und schlitzt euch durch Horden von Standard-Feinden, bis ihr am Levelende einem besonders starken Widersacher gegenüber steht – im Laufe der Zeit lernt ihr so die Armee der »Imperfects« von ihrer hässlichen Seite kennen. Diese Einzelduelle sind auch das Highlight der Singleplayer-Variante, denn man merkt deutlich, dass das MN-Kampfsystem ursprünglich nur für die Einzelkämpfe entwickelt wurde – da funktioniert es ja auch prächtig. Ist man hingegen von mehreren Gegnern umringt, geht leider alles in die Hose: Es fehlt einfach die Kontrolle über verschiedene Widersacher, man kann auf der Konsole keine Feinde anvisieren (auf der PSP geht’s) oder Attacken kombinieren, wie es fabelhaft von MK: Shaolin Monks vorgemacht wurde. Ihr dürft zwar einen Großteil der Umgebung zerstören und die Trümmerstücke (oder Autos) aufheben und als Waffe benutzen – nur können
die Gegner das auch. Was sich schnell als Ärgernis entpuppt, denn wenn man nämlich mit einem Feind zugange ist und von zwei Seiten mit explodierenden Fässern eingedeckt wird, verliert man schneller Lebensenergie als der Hulk »Don’t make me angry« grummelt. Ihr könnt auf euch geworfene Gegenstände zwar auffangen und zum Absender zurückschicken – aber mitten im Kampf ist das kaum zu bewerkstelligen.Auf der PSP verzichtet ihr auf all den Schnickschnack und liefert euch nur ein Einzelgefecht nach dem anderen. Außerdem wartet ein auf Karten basierendes Upgrade-System auf euch: Nach jedem Sieg wählt ihr aus einem zufällig zusammengewürfelten Haufen von Power-Up-Karten. Ihr könnt bis zu vier der 170 auf das D-Pad legen und in künftigen Kämpfen einsetzen. Das ist besonders bei den dickeren Gegnern von Vorteil, denn wie schon bei X-Men: Mutant Academy ist das Figurenbalancing hier eine Katastrophe, was speziell im Mehrspielermodus zur Belastung wird: Mit einem Schlaffi wie Daredevil gegen die Ein-Mann-Armee Brigade anzutreten
ist selbst für Profi-Spieler eine üble Herausforderung. Immerhin dürft ihr auf Xbox und PS2 über Online-Modi gegen Spieler aus aller Welt antreten. PSP-Zockern bleibt immer noch die WiFi-Variante, während GameCube-Helden an einen Fernseher gefesselt bleiben.Helden unter sich
Optisch macht das Spiel einen gemischten Eindruck: Die Figuren sind schön modelliert, sehr gut animiert, comic-gerecht schattiert und mit netten spezifischen Eigenschaften versehen – Das Ding hinterlässt nach jedem Sprung z.B. einen leicht zertrümmerten Boden. Insgesamt bleibt aber die Comic-Perfektion eines Ultimate Spider-Man unerreicht, spätestens bei den lieblosen Levels wandelt sich das Licht nämlich zum Schatten: Zwar ist fast alles irgendwie zerstörbar, aber die Verwüstungen wirken einfach nicht brachial genug (wie z.B. bei The Incredible Hulk: Ultimate Destruction). Es staubt nicht richtig, bei explodierenden Autos fehlen völlig abfliegende Einzelteile – es wummst einfach nur, danach steht ein schwarzes statt blaues Objekt da. Immerhin läuft das Spiel auf jedem System immer flüssig, auf der PSP sieht alles außerdem etwas heller und freundlicher aus. Nichtsdestotrotz bleibt immer noch das Kamera-Problem: Die Perspektive ist ultra-störrisch, muss ständig nachkorrigiert werden – und schafft es trotzdem regelmäßig, den Blick auf die Gegner zu versperren. Im Weg stehende Objekte werden zwar theoretisch ausgeblendet, aber eben nur theoretisch – oftmals sind sie trotzdem noch da. Da bleibt nicht viel Motivation übrig, sich durch das komplette Einzelspielerszenario zu kämpfen, nur um weitere Charaktere, animierte Comicbücher, kurze Videos oder Sammelkarten freizuspielen.
Wir sind eins
Fazit
Mist – schon die zweite Prügelspiel-Enttäuschung innerhalb eines Monats! Vor drei Wochen hat mich Beat Down im Stich gelassen, jetzt Marvel Nemesis: Alle Voraussetzungen für einen coolen Helden-Prügler sind doch eigentlich vorhanden! Und dann scheitert das Spiel an so grundlegenden Sachen wie einer vernünftigen Steuerung oder einer brauchbaren Kamera! Wieso nur, wieso? Wieso merkt das bei der Entwicklung keiner? Wieso steht da keiner auf und ruft wild von den Bergen: »So geht das nicht!« Wieso steuern sich alle Figuren im Grunde gleich? Wieso ist die PSP-Fassung intelligenter aufgebaut als die großen Konsolen-Versionen? Nee, nee, Nihilistic, damit habt ihr euch echt keinen Gefallen getan. Hier ist der Name leider Programm – das Spiel ist alles andere als perfekt.
Pro
- viele spielbare Helden
- gut animierte Figuren
- brauchbare deutsche Sprachausgabe
- viel freispielbares Material
- Kampfsystem mit vielen Kombo-Möglichkeiten
- flotte Ladezeiten
- PSP-Version mit sinnvollen Verbesserungen
Kontra
- träge Steuerung
- lausige Kameraführung
- abwechslungsarmes Spielprinzip
- schlicht designte Levels
- öde Standard-Kämpfe
- immergleiche Figurensteuerung
- schlechtes Figurenbalancing im Mehrspielermodus