One Piece: Grand Battle - Test, Prügeln & Kämpfen, GameCube, PlayStation2

One Piece: Grand Battle
06.11.2005, Jens Bischoff

Test: One Piece: Grand Battle

Fans chaotischer Arena-Kloppereien à la Powerstone oder Super Smash Bros. Melee bekommen nach langer Durststrecke endlich wieder Prügelnachschub. Und zwar in Form von One Piece: Grand Battle, das seinen Weg dank Atari nun auch nach Europa gefunden hat - und das sogar zum Sparpreis. Für Genre-Liebhaber und Freunde der gleichnamigen Manga- bzw. Anime-Serie eigentlich ein Grund zum Jubeln. Doch leider gibt es auch einiges zu monieren...

Allem voran: Warum gibt es keinen Vier-Spieler-Modus? Ein solches Feature sollte spätestens seit Powerstone 2 doch eigentlich Standard sein.

Euter-Alarm: Die Levels warten mit einigen fiesen Überraschungen wie Amok laufende Kühe auf.
 Stattdessen muss man sich mit CPU-gesteuerten Tag-Team-Partnern begnügen, was jedoch nur halb so viel Spaß macht als sich mit drei Gleichgesinnten die Birne weich zu klopfen. Zudem fragt man sich angesichts der anvisierten Zielgruppe, warum der Titel keinerlei Lokalisierung erfahren hat, denn der durchschnittliche One Piece-Schauer oder -Leser wird wohl kaum über die nötigen Englisch-Kenntnisse verfügen...

Einsame Duelle

Auch bei der PAL-Anpassung wurde geschlampt: Balken und Geschwindigkeitseinbußen zeugen jedenfalls nicht gerade von einer gewissenhaften Konvertierung und sollten, wenn es schon keinen 60Hz-Modus gibt, längst der Vergangenheit angehören. Etwas dürftig ist auch die Anzahl der Kampfarenen. Dafür trumpfen die gerade einmal acht Schauplätze jedoch mit abwechslungsreichen Settings und witzigen Interaktionsmöglichkeiten auf. Da versinken Planken im Meer, die euch mit in die Tiefe reißen, schlagen Energie zehrende Blitze ein, rennen gefräßige Eisbären durch die Gegend, laufen aufgescheuchte Kühe Amok oder hauen euch herumrollende Baumstämme aus den Latschen.

Mangelnder Aufwand

Eiichiro Odas Charakterdesign kommt dank ausgefeiltem Cel-Shading-Look ebenfalls gut rüber,  auch wenn die spärliche und extrem wiederholungsanfällige

Turbulente Szenen: Mit mehreren Tag-Team-Partnern am Start wird's oft ziemlich chaotisch.
englische Sprachausgabe alles andere als stimmungsvoll ist. Dafür geht die übrige Soundkulisse in Ordnung. Vor allem die Sound-FX passen gut zum von ansehnlichen Animationen untermalten Cartoon-Flair. Schade nur, dass das Move-Repertoire der insgesamt 16 Protagonisten (im Japan-Original waren es noch 20) recht bescheiden ist und man sich beim Abwehren nicht drehen kann, was in den dreidimensionalen Arenen oft zu fehl platzierten Blocks und unkontrollierten Dashs führt.

Stimmige Cartoon-Optik

Button-Masher haben aber glücklicherweise kaum Chancen, da das Kampfsystem trotz lediglich zwanzig Moves pro Charakter recht individuell und facettenreich ist - ein paar kleinere Unausgewogenheiten beim Balancing jedoch inklusive. Angesichts der ständig herabrieselnden Power-Ups, chaotischen Tag-Team-Einsätze und vielschichtigen Levelwidrigkeiten fallen diese aber nicht allzu schwer ins Gewicht. Zudem lassen sich auch Spieler-Handicaps zuschalten oder KI-Stärken einstellen,

Kleiner Tapetenwechsel gefällig? . Minsispiele wie dieses Ballspiel sorgen für Abwechslung.
während ihr im Trainingmodus an euren Move-Folgen und Spezialattacken feilen könnt.

Mehr als nur Tastenhämmern

Ansonsten gibt es neben frei konfigurierbaren Zwei-Spieler- bzw. CPU-Duellen noch K.O.-Turniere für bis zu 16 Teilnehmer, einen mickrigen Stroy-Modus mit fünf individuellen Kämpfen pro Charakter sowie einen Challenge-Modus, bei dem ihr in sechs Minispielen wie Donut-Rennen oder Schnee schippen insgesamt 32 neue Tag-Team-Partner freischalten könnt. Neben neuen Arenen, Kämpfern und Sidekicks, dürfen sich Solisten auch auf Charakterinfos, -Videos, -Samples und -Bilder sowie zusätzliche Kostüme, Schwierigkeitsgrade und Sammelkarten freuen. Im Endeffekt ist der Kampf gegen einen Rivalen aus Fleisch und Blut jedoch motivierender als das Verkloppen von CPU-Gegnern zum Sammeln mehr oder weniger sinnvoller Goodies.   

Für Sammler

Fazit

Grand Battle ist ein solider Genrevertreter, der aber leider nicht in den gleichen Spielspaßregionen wie ein Powerstone 2 oder Super Smash Bros. Melee mitmischt. Grund dafür ist neben dem Fehlen eines Vier-Spieler-Modus‘ vor allem das geringe Angebot an Schauplätzen, Moves und Power-Ups. Dazu gesellen sich Defizite bei der Defensiv-Steuerung, Präsentation, Lokalisierung und PAL-Anpassung. Trotzdem bekommt ihr zu zweit recht kurzweilige Prügel-Action geboten, die mit witzigen Animationen und Level-Interaktionen glänzt. Auch der günstige Preis und die stimmige Cartoon-Optik sorgen für Wohlwollen. Dennoch wäre einfach weit mehr drin gewesen. Wer weder Dreamcast, noch GameCube besitzt oder einfach auf Shonen Jumps Strohhut-Piraten abfährt, wird die knapp 30 Euro sicher nicht bereuen. Alle anderen sind mit den Genre-Klassikern von Capcom und Nintendo hingegen nach wie vor besser bedient.

Pro

  • günstiger Preis
  • interaktive Arenen
  • witzige Special-Moves
  • auflockernde Minispiele
  • viele freispielbare Extras
  • kurzweilige Prügel-Action
  • stimmige Cel-Shading-Optik
  • kein stupides Button-Mashing

Kontra

  • nicht lokalisiert
  • kein Vier-Spieler-Modus
  • nur wenige Schauplätze
  • schlampige PAL-Anpassung
  • chaotischer Tag-Team-Modus
  • hakeliges Block
  • & Dash-System
  • überschaubares Move-Repertoire
  • dürftige englische Sprachausgabe

Wertung

PlayStation2

Akzeptabler Anime-Klopper im Powerstone-Stil.