GSG9: Anti-Terror Force - Test, Shooter, PC, PlayStation2

GSG9: Anti-Terror Force
16.11.2005, Marcel Kleffmann

Test: GSG9: Anti-Terror Force

Davilex, der verrostete Trabi unter den Software-Schmieden, hat wieder zugeschlagen. Die Holländer versuchen sich nach der missglückten Invasion Deutschlands wieder an einem Ego-Shooter: GSG9 Anti-Terror-Force. Wie schrecklich die Terrorhatz geworden ist und warum die "Neun" eine ebenso tragende wie tragische Rolle spielt, lest ihr im Test.

In der deutschen Grenzschutzgruppe 9 (kurz GSG9) gibt’s nur harte Kerle - und ihr seid ein Mitglied dieser Anti-Terror-Einheit. Da euer virtuelles Ego gerade frisch aus dem Urlaub kommt, müsst ihr vor dem Einsatz erst mal den Trainingsparcours durchlaufen. Dort werden euch unter Zeitdruck die spärlichen Funktionen erklärt und dort können sich eure Augen auf die potthässliche Magergrafik einstellen. Selbst Half-Life (dt.-Version) oder Unreal sehen heute noch besser aus als GSG9 Anti-Terror-Force. Sämtliche Levels sind

Die Grafik ist knapp sieben Jahre der Zeit hinterher.
streng linear und furchtbar eckig gestaltet. Die Blockarchitektur protzt mit eckigen Kisten, eckigen Fässer, eckigen Schränken. Alle Wände sind mit matschigen Texturen überzogen - die "Engine" kann scheinbar nur Braun, Weiß und Blau darstellen. Zeitgemäße Effekte wie Pixel-Shader oder dynamische Licht- und Schattenwürfe fehlen ebenso wie der auf der Verpackung propagierte "garantierte" Spielspaß.

Terror-Grafik

Habt ihr das Training überstanden und alle Pappkameraden zerlegt, geht es in fünf Missionen weiter - und zwar mit echten Teamkollegen. Schade nur, dass man den Kumpanen keinerlei Befehle geben kann: Der Mitstreiter ist lediglich euer Schatten und läuft hinter euch her, manchmal nimmt er gar Feinde unter Beschuss oder lässt sich von Skript-Scotty in den nächsten Raum beamen.

Terror-Kniebeugen

Richtig lustig wird es erst bei den Feuergefechten: Anstatt in Deckung zu gehen, bleiben die Feinde stumpf stehen und ballern los. Derweil vollführen sie eine Trainingsübung für die Beinmuskulatur und machen Kniebeugen, was im tatsächlichen Kampfeinsatz sehr lächerlich aussieht. Somit ähneln die echten Gegner tatsächlich den Schießbuden-Figuren aus dem Tutorial - nur dass sie Kniebeugen beherrschen. Können die Feinde sonst noch etwas? Ja, sie schießen ziemlich gut und haben einen Röntgenblick. Um nicht sofort getroffen zu werden, gibt es nur ein Hilfsmittel: Na, was kann das sein? Richtig, ihr müsst in die Hocke gehen, denn einen geduckten Soldaten trifft man nicht mehr so leicht.

Erschwert wird das Stürmen der von Terroristen belagerten Räume nicht nur durch die Schussfertigkeiten der Fitnessjunkies, sondern auch dadurch, dass es kaum Interaktions-Möglichkeiten gibt. Ihr könnt Türen lediglich eintreten oder öffnen, mehr nicht. Aufsprengen oder Sondieren ist nicht vorgesehen und den aus SWAT geliebten Befehl "Eindringen, Blenden und Sichern" sucht ihr ebenfalls vergebens. Hinzu kommt, dass sich der Hauptdarsteller nicht um Ecken lehnen kann und selbst die höchst eingestellte Mausgeschwindigkeit erfordert von euch ausufernde Ziehorgien am Nager.

Die Gegner treffen auf große Entfernung ziemlich gut, sogar wenn sie dabei Kniebeugen vollführen.


Terror-Steuerung

In einem der Aufträge haben sich die Entwickler an einer Schleich-Mission mit Alarm-Limit versucht und sind, wie sollte es anders sein, kläglich gescheitert: Ohne Levelkarte und mit den jämmerlichen Kontrolloptionen ist dieses Unterfangen sofort zum Scheitern verurteilt. So macht ihr z.B. eine Tür auf oder geht um eine Ecke und prompt wird geschossen. Das ist motivierend. Gekrönt wird der Minimalismus vom ärmlichsten Waffenarsenal, das ich jemals in einem Shooter gesehen habe: zwei Pistolen, ein MG, ein Scharfschützengewehr sowie ein Granaten-Typ (Frag) – wenn die GSG9 wirklich so mau ausgerüstet ist, dann tut mir die Spezialeinheit leid.

Abschließend bleibt noch die Soundkulisse. Hier kann das Spiel zumindest einen Punkt kassieren, denn das Briefing der Missionen wird vorgelesen - sogar halbwegs gut. Alle anderen Sprecher, insbesondere die der Team-Kollegen, sind sehr abwechslungsreich besetzt und präsentieren sich von lustig über erbärmlich bis hin zu Tode gelangweilt. Habt ihr den ersten Hörwertungssturz überlebt, springt die Musik unangenehm ins Ohr. Der Soundtrack klingt schwer nach einem uralt Midi-Synthesizer, bei dem wahllos die Tonleiter hoch und runter geklimpert wird. Selbst jede Fahrstuhlmusik ist eine Wohltat im Vergleich zu diesem Gedudel.    

Terror-Sound

Fazit

Wofür könnte GSG9 wohl stehen? Wir bieten Grottenschlechte-Shooter-Gräueltat mit 9%-Spielspaß an. Das Grauen hat sogar etwas Gutes: Nur durch solche Gurken erkennt man die Brillanz von Titeln wie SWAT 4. Im dilettantischen Machwerk von Davilex stimmt dagegen rein gar nichts: Die Grafik ist potthässlich, der Sound tut in den Ohren weh und künstliche Intelligenz ist gar nicht erst vorhanden. Sämtliche spielerisch sinnvollen Features wie das Kommandieren des Teams oder Steuerungsmöglichkeiten wie "um Ecken lehnen" oder "Türen aufsprengen" fehlen - genau so wie der rote Faden. Das Thema GSG9 wurde hier richtig übel verramscht.

Pro

  • ein guter Sprecher
  • Rechtschreibfehler-Suchspiel auf der DVD-Hülle
  • spielbar auch ohne CD

Kontra

  • schwaches, eckiges Level-Design
  • lächerliche KI
  • sehr kleines Waffenarsenal
  • nur rudimentäre Steuerungsfunktionen
  • Team ist nur Ballast, keine Hilfe
  • Team kann nicht kommandiert werden
  • Tutorial unter Zeitdruck
  • kein gedrucktes Handbuch
  • nervtötende MIDI-Musik
  • lustlose Sprachausgabe
  • maximale Auflösung 1024x768
  • total veraltete Grafik

Wertung

PC