WRC - Test, Rennspiel, PSP

WRC
24.11.2005, Michael Krosta

Test: WRC

Nachdem kürzlich erst die PS2 mit WRC – Rally Evolved bedient wurde, könnt ihr jetzt auch auf der PSP weltweit über staubige Pisten brettern und gekonnt durch die Kurven driften. Haben es die Entwickler von Traveller’s Tales nach dem F1 Grand Prix-Debakel geschafft, den Rallyesport besser auf Sonys Handheld umzusetzen?

Schon nach den ersten Metern hinter dem Steuer der originalgetreu und mit viel Liebe zum Detail modellierten WRC-Kutschen stellt man fest, dass sich im Vergleich zum PS2-Vorbild trotz gleicher Rahmenbedingungen einiges verändert hat:

WRC bietet Echtzeit-Spiegelungen und teilweise atemberaubende Lichteffekte.
So ist das Fahrverhalten keineswegs mehr auf Simulation ausgelegt, sondern erlaubt mit einer einfachen Steuerung und gutmütigen Wagen auch Anfängern einen leichten Einstieg. Trotzdem sollte man die verschiedenen Wertungsprüfungen in insgesamt 16 Ländern nicht unterschätzen, denn hier erschweren nicht nur verschiedene Witterungsbedingungen wie Regen, Schnee und Matsch den Weg zum Sieg, sondern auch die anderen WM-Piloten, deren Können ihr in vier Schwierigkeitsgraden regeln könnt. Obwohl ihr die Abschnitte alleine und vor allem gegen die Zeit absolviert, werden die Konkurrenten als Ghost-Cars dargestellt, die leider nicht ausblendbar sind. Warum die Entwickler dabei zusätzlich nicht auch noch den Rallyecross-Modus von der PS2 mit direkten Auseinandersetzungen integriert haben, bleibt mir allerdings ein Rätsel.

Mehr Arcade, weniger Simulation

Doch nicht nur in Sachen Spielmodi, Einstellungsmöglichkeiten und Simulationsaspekt wurde beim Handheld mächtig zurückgeschraubt – auch der Fuhrpark ist deutlich geschrumpft: Die 1600er-Serie sucht ihr hier vergebens, genau wie die Klassiker und Prototypen. Als Ausgleich dürft ihr jedoch mit zwei verschiedenen Ausbaustufen der WRC-Boliden an den Start gehen – das war’s. An Spielmodi warten neben zufällig generierten Schnellrennen auch noch Zeitfahren, Einzelrallyes, Etappen oder die komplette WM auf euch. Kaum zu glauben, aber bezüglich der Etappenanzahl hat die PSP-Fassung gegenüber der PS2-Version knapp die Nase vorn: War bei der Heimkonsole nach

In den gut inszenierten Replays kommen die detailliert modellierten Boliden besonders gut zur Geltung.
drei Wertungsprüfungen Schluss, gibt es auf dem Handheld in höheren Schwierigkeitsgraden vier Wertungsprüfungen pro Rallye, die zudem insgesamt etwas länger ausfallen. Um den Arcade-Charakter zu unterstreichen, müsst ihr in der Regel mindestens den fünften Platz erreichen, um an der nächsten Veranstaltung teilnehmen zu dürfen.

Ausbaustufen

Grafisch ist WRC auch auf der PSP eine Wucht: Zwar erreicht man nicht den hohen Detailgrad der PS2-Fassung, doch überzeugen die Strecken auch hier durch herrliche Partikel- und Lichteffekte sowie eine enorme Weitsicht, deren Aufbau nur am Horizont durch vereinzelte Pop-Ups sichtbar wird. Dabei läuft das Geschehen konstant flüssig und flott über den Bildschirm. Auch die Wagenmodelle sehen fantastisch aus: Ihr erkennt nicht nur Details wie Werbeschriftzüge oder kleine Flammen aus dem Auspuff, sondern könnt euch auch auf Echtzeit-Spiegelungen auf dem Lack und ein gelungenes Schadensmodell freuen, bei dem die Karosserie einige Dellen und Beulen davon trägt.  

Starke Präsentation

        

Zwar soll auch die Fahrleistung bei einer zu starken Beschädigung in Mitleidenschaft gezogen werden, doch haben wir es trotz aller Bemühungen nicht geschafft, die Karre entsprechend zu zerlegen. Ob beschädigt oder nicht, spielt allerdings das Automatikgetriebe manchmal verrückt und schaltet bei Steigungen nicht früh genug herunter, was einen großen Zeitverlust zur Folge hat. Ebenfalls seltsam ist die Tatsache, dass bei manchen Kollisionen mit der Streckenbegrenzung die Kamera auf

Im Schnee kommt ihr auch ohne den Einsatz der Handbremse schnell ins Rutschen.
die Außenperspektive umschaltet, wenn ihr euch in einer der beiden Innenansichten befindet. Besonders nervig ist allerdings die Kollisionsabfrage, die gerade am Anfang stört: So passiert es oft, dass euer Bolide an einem kleinen, kaum sichtbaren Felsvorsprung am Streckenrand hängen bleibt oder sich gar überschlägt. Von daher laufen einige Strecken zunächst nach einem Trial and Error-Prinzip ab, was für so manchen Frustmoment sorgt. Auch die heftigen Ladenzeiten hätten deutlich kürzer ausfallen können, denn ihr müsst schon eine ganze Weile warten, bis die Rennen endlich losgehen. Überzeugen kann dagegen der Audiobereich – zumindest, was die Soundeffekte angeht. Neben kernigen Motorensounds klingen auch die Fahrgeräusche auf den verschiedenen Bodenbelägen sowie Kollisionen hervorragend. Einzig der gitarrenlastige Soundtrack konnte mich nicht überzeugen und erschien unpassend; mankann ihn aber auch einfach abschalten.

Wer nicht gerne alleine die Pisten unsicher macht, kann sich auf einen gelungenen Multiplayer-Modus freuen: Von Einzelrallyes über Zeitrennen bis hin zur kompletten Weltmeisterschaft könnt ihr alle Solo-Modi auch mit bis zu acht Teilnehmern nutzen. Allerdings müsst ihr meistens abwechselnd die Etappen meistern und spielt folglich alle an einem Handheld spielen. Wer über WLAN direkte Auseinandersetzungen sucht, wird nur beim Zeitfahren fündig. Leider werden eure Gegner dabei erneut nur als Ghosts dargestellt – echte Rad an Rad-Duelle gibt es also nicht!       

Multiplayer

Fazit

Bis auf die zugkräftige WRC-Lizenz mit den Originalfahrern und Rallye-Boliden hat World Rally Championship in der PSP-Version kaum Gemeinsamkeiten mit der Konsolenfassung auf der PS2. Ist das schlecht? Nein, sofern man sich klar ist, dass man auf dem Handheld keine Simulation, sondern einen Arcaderacer geboten bekommt, der sowohl technisch als auch spielerisch überzeugt. Schade nur, dass kein fakultativer Simulationsmodus zur Auswahl steht und der Fuhrpark sowie die Spielmodi deutlich dezimiert wurden.  

Pro

  • saubere Grafik mit vielen Effekten
  • längere Wertungsprüfungen als auf PS2
  • einfache & zugängliche Steuerung
  • WRC-Lizenz
  • detaillierte Wagenmodelle
  • zwei Fahrzeug-Ausbaustufen
  • (optisches) Schadensmodell
  • gut inszenierte Replays
  • drei übersichtliche Perspektiven
  • gute Weitsicht
  • schöne Partikel- und Witterungseffekte

Kontra

  • lange Ladezeiten
  • keine 1600er-Klasse und historische Fahrzeuge
  • kein Wagensetup
  • teilweise merkwürdige manuelle Schaltung
  • Schäden nehmen praktisch keinen Einfluss aufs Fahrverhalten
  • gewöhnungsbedürftiger Rock-Soundtrack
  • Gegner werden nur als Ghost dargestellt
  • minimale Pop-Ups
  • Ghosts nicht ausblendbar
  • Multiplayer-Modi oft nur abwechselnd

Wertung

PSP