Shadowgrounds - Test, Arcade-Action, PC

Shadowgrounds
26.11.2005, Benjamin Schmädig

Test: Shadowgrounds

Ein Top-Down-Shooter, der an den Amiga-Oldie Alien Breed erinnert: Auf dem Jupitermond Ganymed metzelt ihr außerirdische Eindringlinge und erfreut euch an den schnieken Schattenspielen im Licht eurer Taschenlampe – viel mehr habt ihr in Shadowgrounds (ab 14,95€ bei kaufen) nicht zu tun. Kann das simple und aus der Mode gekommene Prinzip heute noch vor die Tastatur locken?

Als die Wissenschaftler einer Forschungsstation seltsame Geräusche hören und Leichen ihrer Kollegen entdecken ist schnell klar: Die Aliens outen sich mal wieder als mieses Pack, das Menschen als leckeres Fast Food betrachtet. Und wer ist mittendrin und darf seine Artgenossen retten? Ihr natürlich, und zwar als ehemaliger Sicherheitsoffizier Wesley Tyler. So

Brutzeliger Snack: Der Flammenwerfer macht aus außerirdischem Frischfleisch harmlose Auslegware.
kommt ihr schneller zu Schießeisen und Taschenlampe als ihr "Ich will ballern!" rufen könnt und los geht die Alienjagd.

Es werde Licht!

Ihr meint, das sei nichts Besonders, denn Taschenlampen kennt ihr schon aus Ego-Shootern? Wetten, dass nicht? Hier macht ihr nämlich nicht nur Licht, sondern zieht aus dem Einsatz der Funzel auch Vorteile im Kampf. Die ersten Biester, denen ihr begegnet, reagieren auf den Lichtkegel eures Strahlemanns z.B. allergisch und fliehen, wenn ihr sie blendet. Das spart Munition, zumal später noch ganz andere Verwendungszwecke hinzukommen: Einige Aliens werden im Leuchtstrahl überhaupt erst sichtbar, wieder andere zieht er geradezu an. Ihr werdet zwar feststellen, dass ihr die gefräßigen Widersacher auch ohne gezielten Einsatz der Lampe klein kriegt, aber sie macht die Arbeit einfacher.

Die schönste Belohnung aus dem Einsatz der Taschenlampe zieht ihr aus der eindrucksvollen Darstellung, welche mit Schattenwürfen à la Doom 3 protzt und eine Atmosphäre erschafft, wie ihr sie u.a. aus den "Alien"-Filmen kennt. Besonders, wenn der Lichtkegel auf Büromöbel, Pflanzen oder Regale trifft, muss man schon mal genau hinschauen: Krabbelt da außerirdisches Getier oder ist das nur der Schatten eines Stuhls? Schade nur, dass die restliche Beleuchtung keine Auswirkungen auf die Umwelt hat und das außerirdische Großwild unbeeindruckt lässt.

Schnelle Rechner im Vorteil

Der schicke Effekt hat allerdings seinen Preis, denn Shadowgrounds genießt ihr nur auf schnellen Rechnern jenseits der 2-GHz-Marke in voller Pracht. Und das, obwohl der Rest der Optik gerade mal im ordentlichen Mittelfeld rangiert. Da wäre z.B. das sterile Innenleben der Gebäude, welches gegen die Effekthascher aktueller Ego-Shooter kein Land sieht. Hinzu kommen Aliens, die dank Clippingfehlern durch geschlossene Türen schauen und schießen sowie hölzerne Animationen.

Aber bringt das auch Abzüge für die Spielbarkeit? Auf keinen Fall! Denn was sich Frozenbyte vorgenommen

Schattenspiele: In Bewegung wirkt der Effekt selbst bei kleinen Objekten äußerst eindrucksvoll.
hat, erreichen die Entwickler locker: Knackiges Ballern, das gerade so viel Köpfchen erfordert, dass sich auf Dauer keine Langeweile breit macht. Ein bisschen Taktik ist ja durch den Einsatz der Taschenlampe schon mit von der Partie, aber damit ist noch nicht Schluss: Erledigte Gegner hinterlassen in unregelmäßigen Abständen so genannte Upgrade-Teile und wenn ihr genügend davon sammelt, dürft ihr euren Waffen mehr Feuerkraft verleihen. Und nicht nur das, denn Schrotgewehr oder Granatwerfer lassen sich auch so aufrüsten, dass ihr mit Letzterem fieses Giftgas versprüht, eine Minigun als stationäres Geschütz aufstellt oder ganze Feuerteppiche legt.

Taktisches Aufrüsten

Die Möglichkeiten zum Aufrüsten machen unheimlich viel Laune und es ist äußerst befriedigend, mit dem Einsetzen der Upgrade-Teile zu warten, um eine später gefundene Kanone sofort zum durchschlagskräftigen Gerät aufzubauen. Wieviel Upgrade-Teile ein Aufrüstvorgang kostet, ist dabei abhängig von seiner Wirkung – für zwei Upgrades des Raketenwerfers "spart" ihr länger als für eine Pistole auf dem Höhepunkt ihrer ballistischen Argumentationsstärke.       

Apropos Pistole: Ihr tut gut daran, ausgiebigen Gebrauch vom einzigen Schießprügel mit unendlichem Munitionsclip zu machen, denn während es vor Außerirdischen nur so wimmelt, ist explosiver Nachschub verhältnismäßig rar gesät. Die kleine Wumme leistet aber gute Dienste und nietet die meisten Bösewichte locker um. Überhaupt unterscheiden sich die Waffen nicht allzu drastisch, was für weniger Tiefgang sorgt, dem Spaß aber keinen Abbruch tut.

Aliens auf dem Dancefloor

Und den werdet ihr haben! Die Bleispritzen tönen zufrieden stellend aus den Boxen, während ihr literweise Alienblut auf dem Boden verteilt oder mit eindrucksvollen Explosionen Inventar und Monster zerlegt. Immer wieder sorgen finstere Räume für Spannung, Unholde halten gemütlich Leichenschmaus, Fieslinge springen euch aus dunklen Ecken an die Kehle und die Musik wechselt bei größeren Gefechten von ruhig und düster zu treibenden Beats. Cool auch die Szene, in der ihr euch bei Diskomusik im grünen Licht einer Tanzfläche gegen Monsterscharen wehrt oder der Lauf über die Planetenoberfläche, während Artilleriefeuer alle Angreifer um euch herum weg putzt.

In den Zwischensequenzen kommen die schwachen Animationen am stärksten zum Vorschein.
Die Schattenseiten

Zugegeben: diverse Kleinigkeiten trüben das Vergnügen und sorgen dafür, dass Shadowgrounds zu Recht nur als Midprice-Titel im Regal steht. Da wäre zum einen die Intelligenz eurer Widersacher, die nicht mehr auf dem Kasten haben, als euch schnurstracks hinterher zu rennen, aber oft still am Platz verweilen, sobald ihr außer Sicht geratet. Sind die Fieslinge an euch dran, fällt es schwer, ihnen auszuweichen, denn euer Charakter bewegt sich zu langsam, um gegen eine größere Schar des flinken Viehzeugs eine Chance zu haben. Vor allem in den beiden höheren Schwierigkeitsgraden heißt es deshalb unnötig oft: Nur noch vier von fünf Leben, nur noch drei Leben, nur noch zwei… Speichern ist übrigens tabu. Da seid ihr schon mal eine geschlagene Stunde am Ballern, nur um dann gegen den dicken Levelboss zu versagen oder das Spiel aus ganz banalen Zeitgründen abzubrechen. Hier sollten wohl die mageren zwölf Abschnitte nachträglich gestreckt werden.

Weiterhin ist die Mausgeschwindigkeit nicht einstellbar, kleine Grafikfehler fallen ins Auge und euer Charakter bleibt gerne mal an Stühlen, Kisten oder sonstigen Hindernissen hängen, so dass die Aliens dann leichtes Spiel haben. Ein wenig optische Abwechslung hätte ebenfalls nicht geschadet – Gebäude und Außenareal verwenden stets das gleiche Set an Texturen und bestehen selbst innerhalb eines Levels oft aus vielen gleich aussehenden Räumen. Richtig enttäuschend der Multiplayermodus: Wer hat schon zwei bis vier Gamepads zu Hause und will heute noch ausschließlich Koop an einem Rechner zocken?

Fazit

Den Meckereien am Schluss zum Trotz: Shadowgrounds macht Laune – und zwar richtig! Die Kulisse begeistert mit stimmungsvollen Effekten, mäßige KI und hölzerne Animationen fallen im Kampfgetümmel kaum auf und das Waffenarsenal mit Do-It-Yourself-Bonus stellt Bastler zufrieden. Alles in allem bekommt ihr gute Unterhaltung für’s Geld. Die erfrischend altmodische Ballerorgie ist herrlich unkompliziert und verlangt genau so viel Einarbeitungszeit, wie ihr nötig habt, um das Zielen mit der Maus zu lernen. Wären da nicht die kurze Spielzeit und die mangelnde Abwechslung, hätte Frozenbytes Erstlingswerk sogar in noch höhere Wertungsgefilde vorstoßen können.

Pro

  • erfrischend unkompliziertes Ballern
  • motivierendes Upgradesystem
  • coole Zweitfunktionen der Waffen
  • erstklassige Schattenwürfe
  • stimmiger Soundtrack
  • unterhaltsame geskriptete Szenen
  • umfangreiches Waffenarsenal
  • knallige Explosionen

Kontra

  • zu kurz
  • mangelnde Abwechslung
  • einfältige KI
  • Speichern nur am Levelende
  • mickriges Multiplayer
  • kleine Grafikfehler

Wertung

PC

Erfrischend altmodische und unkomplizierte Ballerei, die schnell vorüber geht.