Legion Arena - Test, Taktik & Strategie, PC

Legion Arena
23.12.2005, Bodo Naser

Test: Legion Arena

Mit seinen antiken Strategiespielen konnte Slitherine Software trotz Achtungserfolgen wie Spartan die Fans nicht vollends begeistern. Das soll sich nun mit dem bei Black Bean und CDV erschienenen Legion Arena (ab 19,95€ bei kaufen) ändern, das große Schlachten wie Clusium, Cannae und Alesia wieder aufleben lässt. Als römischer oder keltischer General führt ihr eure Armee zum Sieg. Warum es auch dieses Mal nichts mit dem großen Erfolg wird, verraten wir euch im Test.

Jeder fängt mal klein an, so auch die Römer: In einer endlosen Abfolge von Schlachten zimmert ihr ein Weltreich.
Das Römische Reich wurde bekanntlich nicht an einem Tag errichtet. Die Legionen aus der Stadt am Tiber haben viele Jahrhunderte gebraucht, bis sie 272 v.Chr. schließlich den italienischen Stiefel unter ihrer Kontrolle hatten. Danach ging die Eroberung jedoch vergleichsweise flott voran, denn innerhalb von nur zwei Jahrhunderten wurde der gesamte Mittelmeerraum römisch. Das ewige Hin und Her dieser Operationen wird auch bei den scheinbar endlosen Schlachten der römischen Kampagne deutlich, die eine von drei Feldzügen in Legion Arena darstellt. Zusätzlich könnt ihr noch auf Seite der Kelten kämpfen, die ihr euch jedoch leider erst mühsam durch das Beenden der römischen Missionen freispielen müsst, was ganz schön lange dauert. Die dritte Kampagne ist das kurze Tutorial mit den Stämmen Latiums. Sonst gibt es keine weiteren Schlachten, etwa in einem freien Modus. Zu mehreren könnt ihr auch im LAN oder Internet gegeneinander kämpfen.

Schlacht um Schlacht

Während ihr bei Rome: Total War von Anfang an gegen prominente Feinde wie gut organisierte Karthager, beinharte Mazedonier oder kampfwütige Gallier antretet, trefft ihr bei Legion Arena zunächst auf kaum bekannte Gegner wie die italienischen Stämme der Äquer, Volsker oder Sabiner, von denen die Etrusker noch das bekannteste Volk sein dürften. Die meisten davon sind auch auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade nicht gerade schwer zu besiegen, da sie nur über mit Mistgabeln ausgestattete Bauern und Leichtbewaffnete ohne eigene Reiterei verfügen. Das liegt aber auch daran, dass die KI der Feinde außer Ansturm oder Abwarten wenig drauf hat. Habt ihr euch dort erst durchgebissen, müsst ihr in berühmten Schlachten z.B. gegen die Gallier in Italien, die Griechen unter Pyrrhus von Epirus oder die Karthager unter Hannibal euren Mann stehen. Wer all diese Gegner hinter sich lässt, kann schließlich mit Julius Caesar am Gallischen Krieg teilnehmen.

Wenig prickelnde Feinde

In diesem Bildschirm stellt ihr die Truppen auf und legt grob eure Taktik fest. Links seht ihr Gestrüpp, das nur Leichtbewaffnete betreten sollten.
Vor jeder Schlacht läuft eine ähnliche Prozedur ab. Ihr kommt in den wenig schmucken Aufstellungsbildschirm, wo ihr auf dem meist quadratischen Schlachtfeld neben den eigenen auch die Positionen der Feinde seht. Hier könnt ihr die Soldaten verschieben und bestimmt deren Formation, die zu archaischen Zeiten nur in offensiv, defensiv und ausgeglichen unterteilt sind. Je mehr Kriegserfahrung eure Kohorten bekommen, desto ausgefeilter werden auch die wählbaren Aufstellungen, zu denen dann auch Keilform oder Quadrat zum Schutz gegen Kavallerie zählen. Dann könnt ihr noch festlegen, ob eure Truppen vorwärts stürmen oder stehen bleiben sollen. Auch das Gelände spielt eine gewisse Rolle, da jede Einheit ihre bevorzugte Landschaftsform hat: Die schwere Infanterie fühlt sich nur im offenen Gelände wohl; die Reiterei hat etwas gegen Wälder und Morast. Erfahrung, Technik und Moral bringen fast immer den Sieg. Die richtige Taktik ist daher eher zweitrangig.

Zu den Waffen!

Eure Hastati halten die Linie wie echte Römer. Im Hintergrund fliehen die Elefanten des Feindes in Panik. Vielleicht schreckt sie ja die Magergrafik.
Die im Vergleich zu Rome Total War unspektakulär inszenierten Schlachten laufen stets nach gleichem Muster ab: Ist der Feind nahe genug, werfen die Mannen ihre Wurfspieße (Pila), um dann wild vorzustürmen, wovon auch Fernkämpfer wie Bogenschützen und Velites nur sehr schwer abzubringen sind. Anders als bei früheren Spielen von Slitherines Legion-Reihe könnt ihr dieses Mal auch Befehle während der in Echtzeit ablaufenden Kämpfe erteilen. Allerdings sind die Befehle begrenzt, so dass ihr erst einige Zeit warten müsst, bis der Balken wieder oben ist und die Einheit erneut bereit ist, was sich mit steigendem Drill verkürzt. Ihr solltet euch überlegen, wen ihr wohin schickt. Von entscheidender Bedeutung ist dabei auch der General, der in seinem Umkreis nicht nur die Truppen anfeuert, sondern auch dafür sorgt, dass ihr rascher wieder Befehle erteilen könnt. Es ist also gut, wenn der Legat im Getümmel dabei ist - wird er allerdings getötet, ist das wie bei Rome ein Schlag für die Moral eurer Armee. Kurz vor der Niederlage könnt ihr die Funktion "letztes Aufbäumen" verwenden, die vielleicht die Schlacht noch kippen kann. Nur für einen Sieg bekommt ihr nämlich Geld, Ruhm und Erfahrung; Verlierer bekommen hingegen einen neuen Versuch.

Während des Kampfes

                   

Nach der Schlacht kümmert ihr euch um eure Krieger, um sie für den nächsten Kampf fit zu machen.
Zwischen den Schlachten heilt ihr die Truppen, sucht diverse neue Fähigkeiten für sie aus und kauft ihnen Zusatzausrüstung. Wichtige Eigenschaften sind z.B. Block, Schwertkämpfer, Niederreiten oder Scharfschütze, da sie die Kampfwerte der Truppen entscheidend verbessern. Das erinnert ein wenig ans Gladiatoren-Rollenspiel Gladius, erreicht aber nicht dessen Tiefkampf. Ausrüstung wie Rüstung, Helm oder Standarte steigern offensive und defensive Werte. Durchs Kämpfen erhält jede Einheit Erfahrung, die sie aufsteigen lässt und die sie ins nächste Gefecht mitnimmt. Sonst habt ihr nichts zu tun, da es weder Gebäudebau noch Verwaltung in irgendeiner Form gibt. Die Einheiten der Römer und Kelten sind überwiegend historisch, wie beispielsweise plänkelnde Velites, leichte Auxiliartruppen, schwere Hastati und altgediente Triarier zeigen. Allerdings gibt es einige Patzer, da die Legionäre schon vor der Heeresreform des Marius 104 v.Chr. zu haben sind und die Römer sogar Elefanten ausheben können.

Nach der Schlacht ist vor der Schlacht

Legion Arena hätte eigentlich beim Multiplayer auftrumpfen sollen. Davon ist allerdings nichts zu spüren, da der Mehrspieler-Modus eher dürftig ausgefallen ist. Zwar könnt ihr per LAN oder Internet zu zweit gegeneinander zu spielen, was sich letztlich aber doch unbefriedigend darstellt: Ihr könnt zwar mit Geld und Erfahrung eine eigene Armee zusammenstellen, eure Armee aus der Kampagne dürft ihr aber nicht nehmen. Das größte Manko ist jedoch die Online-Community, in der stets tote Hose ist, so dass ihr nur schwer einen menschlichen Gegner für eine Metzelei zwischendurch findet.

Multiplayer

Die Darstellung entspricht der historischen Ausrüstung der frühen Römer. Pyrrhus' Krieger hier müssten aber griechische Rüstungen und Schilde tragen.  
Die 3D-Darstellung der Schlachten versucht, Rome - Total War nachzuahmen, kann aber mit dessen opulenter Inszenierung nicht mithalten. Das fängt mit der recht kahlen Landschaft an, zieht sich über die kaum beeindruckenden Pfeilhagel und geht bis zur Nahansicht, die mit ihren aufsteigenden Symbolen und Zahlen enttäuscht. Die Einheitenmodelle sind bisweilen etwas unförmig, was ihr besonders an den völlig misslungenen Pferden merkt. Die Waffen, Rüstungen und Klamotten sind im Großen und Ganzen historisch korrekt abgebildet, was sich an den verschiedenen Panzern der Römer, den farbenfrohen Karogewändern der Galliern oder deren bemalten Gesichtern zeigt. Allerdings werden Feinde wie Griechen, Samniten oder Etrusker, die eigentlich von Kopf bis Fuß im griechischen Stil ausgerüstet waren, nicht richtig dargestellt, da sie alle römische Ausrüstung tragen. Immerhin unterbrechen immer wieder Zwischensequenzen und Filme in Spielgrafik das militärische Geschehen, die im Stil einer TV-Sendung die Geschichte der verschiedenen Kriege erzählen.

Unspektakulär präsentiert

Die Kommentare zu den Filmen sind allerdings nur teilweise lokalisiert, was wie bei den Latinern nicht immer gelungen ist. Die deutschen Sprecher hören sich ziemlich lustlos an, was die ohnehin sparsamen Kommentare noch weiter nach unten zieht. Nostalgiker, die schon mal ein früheres Spiel der Reihe gespielt haben, werden sich vielleicht wundern, dass der Sound von Legion anscheinend eins zu eins bei Legion Arena übernommen wurde - inklusive der altbekannten Musik und den pseudolateinischen Stimmen der Soldaten! Auch die paar Schlachtgeräusche sind unterdurchschnittlich und wiederholen sich zudem ständig.

Sparsound

        

Fazit

Ich bin nun wirklich der größte Fan der Römer, den die Spielewelt kennt. Ich habe wahrscheinlich sämtliche Spiele durchgespielt, die auch nur ansatzweise etwas mit dem kriegerischen Imperium zu tun haben. Wann immer ich eine nur einigermaßen historisch korrekte Darstellung der Kämpfe der Antike serviert bekomme, bin ich eigentlich schon zufrieden. Und in Legion Arena findet man in akzeptablem Rahmen abgebildete Hastati, Legionäre und Auxiliarreiter zusammen mit einer Nachhilfestunde in römischer Militärgeschichte. Doch das Echtzeit-Strategiespiel ist selbst mir auf Dauer zu eintönig, da es nichts Anderes ist als eine lieblose Aneinanderreihung von unspektakulären Schlachten. Jede Auseinandersetzung spielt sich irgendwie gleich, egal ob ihr gegen Samniten, Etrusker, Griechen oder Gallier kämpft. Dabei ist Legion Arena dem großen Vorbild Rome sogar in einem Punkt überlegen: Ihr dürft die Eigenschaften der Krieger selbst bestimmen. Auch der Multiplayer-Modus kann der spielerischen Eintönigkeit nicht abhelfen, da er einfach zu wenig bietet. Da spiele ich doch lieber noch einmal eine Runde Barbarian Invasion.

Pro

  • Werdegang der Römer und Kelten nachspielen
  • viele Schlachten
  • Schritt für Schritt Armee aufstellen
  • Fähigkeiten selbst festlegen
  • überwiegend historisch korrekt
  • erklärende Zwischensequenzen

Kontra

  • bloße Aneinanderreihung von Schlachten
  • nur zwei Völker
  • Gefechte gleichen sich
  • zu einfache Siege
  • immergleiche KI
  • dürftiger Multiplayer
  • Keltenfeldzug erst freispielen
  • Griechen falsch ausgerüstet
  • schwache Sprachausgabe

Wertung

PC

Dafür steht Julius Caesar ganz sicher nicht von den Toten auf.