Kreuzfahrt Tycoon - Test, Taktik & Strategie, PC

Kreuzfahrt Tycoon
12.01.2006, Marcel Kleffmann

Test: Kreuzfahrt Tycoon

Das winterliche Wetter in Deutschland macht Sonnenanbetern das Leben schwer. Was liegt da näher als ein bisschen Karibik-Stimmung zu verbreiten oder gar auf einem Luxusliner die Seele baumeln zu lassen? Diesen sonnigen Traum hatten wohl auch die Entwickler vom Kreuzfahrt Tycoon (ab 15,00€ bei kaufen) und sind katastrophal havariert…

In der Wirtschaftssimulation Kreuzfahrt Tycoon seid ihr der Manager eines Traumschiffs und dürft einen Luxusliner nach Maß anfertigen. So müsst ihr euch zunächst im Sandkasten- oder Karriere-Modus für eine schwimmende Nussschale entscheiden, wobei sich die Schiffstypen nur beim Preis, Aussehen und der Größe unterscheiden. Bei den Kapitäns-Herausforderungen, dem dritten und letzten Modus, werden

Der Begriff "gesichtslose Gäste bzw. Angestellte" bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.
euch Schiff, Geldsumme, Zeitrahmen und oft eine limitierte Auswahl an Bauoptionen vorgesetzt. Mit diesen Beschränkungen müsst ihr zurechtkommen und die halbwegs abwechslungsreichen Aufgaben lösen.

Herausforderung: Luxusliner-Designer

Bevor ihr mit virtuellen Bordgästen in See stecht, muss der Rohbau mit allerlei Brimborium ausstattet werden: Dazu stehen 74 Räume bzw. Etablissements zur Verfügung wie Kabinen, Casinos, Nachtclubs, Bars, Restaurants, Swimmingpools oder diverse Sportanlagen. Diese Bausteine wählt ihr in einem nett aussehenden, jedoch nicht durchdachten Menü aus: Es gibt z.B. keine Option, um eine größere Fläche mit einem Schlag zu bebauen. Wollt ihr also ein Deck komplett mit Kabinen ausstatten, müsst ihr jede Wohnparzelle umständlich einzeln hinklicken. Gleiches gilt für alle anderen Einrichtungen und Dekorationsobjekte, außer dem Bodenbelag. Somit zieht sich die Bauphase unnötig in die Länge. Habt ihr mit Biegen und Brechen das Schiff ausgestattet, müsst ihr anschließend Personal einstellen, das die Anlagen in Schuss hält und sich um die Bedürfnisse der Urlauber kümmert. Dabei fällt auf, dass die Mikromanagement-Möglichkeiten beim Ausbau und dem Personal keineswegs komplex sind und kaum Feineinstellungen  à la Rollercoaster Tycoon bieten.

Bauphase

Ist die Urlaubsroute geplant (sofern nicht vorgegeben) und das Schiff auf hoher See, könntet ihr euch eigentlich zurücklehnen und das Treiben genießen - aber nein, dann beginnt die Zufriedenheits-Analyse der Besucher. Aus grässlich verschachtelten Menüs und kaum zusammenhängenden Statistiken müsst ihr Informationen  über die Gäste suchen und dies ist enorm umständlich - was nicht nur am verkorksten Design des Interfaces liegt, sondern an den nichts sagenden Icons, an denen nicht zu erkennen ist, was die Statistik  überhaupt darstellen will. Deswegen verraten längst nicht alle grafischen Darstellungen auf Anhieb, ob es den Passagieren gefällt, die Reise Profit abwirft oder woran es mangelt. Bis ihr  übrigens eine Liste mit Beschwerden gefunden habt, vergeht ordentlich Zeit im Menü-Dickicht.

Neuerdings sind Rettungs-Sechsecke an Bord.


Abgelegt

Nachdem diese Fummelei das Spiel bereits ins Straucheln bringt hat, folgt der Fangschuss mit der Grafikmunition - sogar der erste RollerCoaster Tycoon (genau, der ohne 3D-Grafik) sah hübscher aus. Liegt das Schiff im Hafen, seht ihr im Hintergrund einige Vierecke, die Häuser darstellen sollen, überzogen mit einer unscharfen und unförmigen Texturtapete. Selbst euer Luxusschiff besteht nur aus den nötigsten geometrischen Bausteinen.  Ähnliches gilt für die Bord-Einrichtungen, die allesamt furchtbar schlicht und lieblos wirken. Lediglich die herumwuselnden Urlauber laden zum Zuschauen ein, da jedoch die Entwickler eine Zoom-Funktion vergessen haben, wird auch dieser Mini-Pluspunkt negiert. Es gibt zwar eine Ego-Sicht der Crewmitglieder, die aber aufgrund der Mageroptik, der hässlichen Kanten und der nicht vorhandenen Details noch ärmlicher daherkommt als die bombastisch flache und mit maximal zwei Animationsstufen versehene Wasseroberfläche. Untermalt wird die umständliche und stinklangweilige Luxus-Kreuzfahrt von Fahrstuhlmusik allererster Güteklasse.   

Technische Talfahrt

Fazit

Kreuzfahrt Tycoon ist ein Paradebeispiel für eine havarierte Wirtschaftssimulation, denn hier wurden nahezu alle gravierenden Fehler gemacht, die überhaupt in diesem Genre möglich sind: So ist das Menü-System, sozusagen das Herz einer WiSim, total in den Sand gesetzt worden. Sämtliche Informations-Fenster sind unübersichtlich aufgebaut, mit nichts sagenden Icons verziert und unlogisch gestaffelt. Bis ihr die gewünschte Information gefunden habt, vergeht wertvolle Zeit. Nicht nur das Management des Schiffes wird so erschwert, auch der Ausbau des Luxusliners ist eine umständliche Klickorgie ohne komfortable Funktionen. Genau deswegen macht die Ausstattung des Schiffes mit den zahlreichen Einrichtungen keinen Spaß. In Richtung Meeresboden sinkt der Kreuzfahrt Tycoon letztendlich auch aufgrund der veralteten Kulisse, der furchtbaren Fahrstuhlmusik und der fehlenden Lokalisierung.

Pro

  • viele Bauoptionen
  • bemüht abwechslungsreiche Aufgabenziele
  • Sandkasten-Modus
  • Musik lässt sich abschalten

Kontra

  • langweiliger Ablauf
  • wenige Handlungsmöglichkeiten
  • schlechte Bedienung
  • umständlich verschachteltes Menü
  • unübersichtliche Interface-Fenster
  • keinerlei komfortable Funktionen
  • Asbach-Grafik
  • lahmer Sound
  • keine Zoom-Möglichkeit
  • komplett in englischer Sprache
  • Handbuch nur als HTML-Datei auf CD

Wertung

PC

Die Spielspaß-Havarie!