Big Mutha Truckers 2: Truck me harder - Test, Rennspiel, PlayStation2, PC, XBox

Big Mutha Truckers 2: Truck me harder
15.01.2006, Michael Krosta

Test: Big Mutha Truckers 2: Truck me harder

Achtung, die Jackson-Familie ist wieder mit ihrem Brummis auf den Straßen von Hick State County unterwegs! Galt es im ersten Teil noch, den angeschlagenen Familienbetrieb zu retten, muss in Big Mutha Truckers 2 jetzt das rustikale Familienoberhaupt aus dem Knast geholt werden. Lohnt sich die Anstrengung oder gehört vielleicht dieses Spiel hinter Gitter?

Die zentrale Aufgabe besteht darin, genügend Geld zu verdienen, um alle Geschworenen zu schmieren, die in der Gerichtsverhandlung über

Leg dich als Cop besser nie mit einem Truck an!
das Schicksal von Ma entscheiden. Und wie verdient man die notwendige Kohle? Durch Handel. Ihr habt nicht umsonst einen großen Anhänger an eurem Brummi, den ihr an insgesamt zehn z.T. freischaltbaren Orten mit allen möglichen Waren beladen könnt. Egal, ob ihr Wasserflaschen, stinkigen Käse, klumpigen Dünger, schicke Hosen oder Einhand-Kettensägen bis hin zu Goldbarren oder radioaktive Pampe transportiert: Ihr solltet stets darauf achten, das Zeug günstig einzukaufen und an einem anderen Ort wieder teuer zu verscherbeln. Als kleine Hilfestellung seht ihr bei jeder Ware, ob es sich um ein Schnäppchen handelt oder die Einkaufspreise dreiste Abzocke sind. Bei manchen Objekten setzt ihr dagegen voll auf Risiko, so z.B. auch bei illegalen Waren wie geheimen Technologien oder verbotenen Luxusgütern. Dabei müsst ihr unter Umständen auf andere Anhänger wie Tanker oder Gefrierwagen zurückgreifen, die es neben Nitros, einem Motorupgrade und anderem Schnickschnack in einem Ausrüstungsmenü zu kaufen gibt. Und so t(r)uckert ihr in kurzen Abschnitten von einer Stadt zur nächsten, treibt Handel mit den nicht gerade vielfältigen Waren oder hängt in der Bar ab.

Kaum Neuerungen

Dort könnt ihr entweder den sich ständig wiederholenden und mitunter nervigen Sprüchen der skurrilen Barkeeper wie homosexuell angehauchten Matrosen oder extrem knapp bekleideten und notgeilen Mädels lauschen, oder euch ins Casino begeben. In Glücksspielen wie Blackjack oder Geschicklichkeitseinlagen bessert ihr euren Kontostand auf oder geht als Verlierer nach Hause. Obwohl die Casinobesuche extrem einfach gestrickt sind, sorgen die Minispiele immer wieder für eine gelungene Abwechslung vom harten Truckeralltag.

Glücksspiele

Zwar ist der Handel ein wichtiges Element, doch macht der Transport der Waren von einem Ort zum anderen den Hauptbestandteil des Spielablaufs aus. Genau wie in Segas 18 Wheeler rast ihr mit eurem

Die Ufos sind hinter eurer Fracht her. Aber was wollen Außerirdische mit stinkendem Käse?
Brummi so schnell es geht zum Ziel, wo euch – ebenfalls bekannt aus dem Sega-Titel – eine kleine Einparkübung erwartet. Bis es so weit ist, müsst ihr euch allerdings mit einigen Problemen auseinandersetzen, denn so ziemlich jeder will euch ans Leder oder die Ladung. Das fängt bei nervigen Gesetzeshütern an, geht weiter über Biker-Banden, die euch eure Ladung stehlen wollen und hört bei Ufos(!) auf, die ebenfalls hinter eurer Fracht her sind. Klingt ziemlich abgedreht? Ist es auch! Um die Gegner aus dem Weg zu räumen, reicht es leider nicht aus, einfach alles mit der Fahrerkabine platt zu walzen, da eure Zugmaschine bei zu vielen Kollisionen Schaden davon trägt und euch langsamer macht. Stattdessen rempelt ihr per Knopfdruck mit dem umher schleudernden Anhänger unerwünschte Zeitgenossen und andere Verkehrsteilnehmer aus dem Weg und kassiert dafür fette Bonuspunkte, wenn ihr es vor Ablauf des knappen Zeitlimits zu eurem Ziel schafft. Leider bieten nur die drei Außenperspektiven die dafür notwenige Übersicht, da die Cockpit-Ansicht über keinen Rückspiegel verfügt, mit dem ihr den Hänger im Auge behalten könntet.         

"Auf der Straße nach Süden"

         

Auch erweist sich das "Hänger-Schleudern" trotz einer insgesamt guten Steuerung vor allem auf der PS2 weniger intuitiv: An einer Tastatur am PC funktioniert die Kontrolle des Hängers deutlich besser als über die Schultertasten des PS2-Pads.

"Unechte Brüste zu verkaufen!"
Allerdings seid ihr nicht immer hinter dem Steuer eines Trucks unterwegs: In gut bezahlten Sonderaufträgen sammelt ihr z.B. mit einem Regierungsfahrzeug unter Zeitdruck außerirdische Abgesandte vor der Presse ein oder kutschiert einen Prominenten in seiner schicken Limousine zu Fototerminen. Diese freiwilligen und freischaltbaren Bonus-Fahrten stehen anschließend im Missionsmodus zur Verfügung und können jederzeit erneut gespielt werden. 

Obwohl die Spielwelt sehr klein und die Streckenabschnitte auch ohne die versteckten Abkürzungen schon entsprechend kurz ausgefallen sind, zeichnen sich die Fahrten dennoch durch landschaftliche Abwechslung aus. So führt euch der Weg z.B. vom ländlichen Skeeters Creek ins Spielerparadis Greenback, das eindeutig an Las Vegas angelehnt ist. Richtig kalt wird es im schneebedeckten Clearview während im schönen Salt Sea City millionenschwere Yachten im sonnigen Hafen liegen. Leider verlaufen die Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten sehr plötzlich: Ihr fahrt z.B. bei schönstem Sonnenschein in einen Tunnel und kommt ein paar Meter später auf schneebedeckten Straßen wieder raus. Grafisch ist die arcadige Kriecherei hoffnungslos veraltet und erinnert an einen Stand von vor fünf Jahren. Die Texturen der Gebäude und Landschaften wirken grob, der Hintergrund ist sogar pixelig und die eckigen Charaktere zeichnen sich vor allem durch leblose Gesichtsausdrücke aus, die Damen durch besonders hervorgehobene sekundäre Geschlechtsmerkmale. Doch der vermeintliche Titten-Bonus geht nicht nur aufgrund der unattraktiven Mädels in die

Richtiges Einparken will gelernt sein.
Hose, sondern kann auch nicht über die z.T. üblen Ruckeleinlagen hinwegtäuschen, die eure Fahrten in den detailarmen und flimmeranfälligen Abschnitten sowohl auf der PS2 als auch auf dem PC begleiten. Auf euren Abstechern werdet ihr von diversen Radiosendern begleitet, die entweder typische Trucker-Lizenz-Mucke vom Schlag eines "All Right Now" (Free) spielen oder euch mit abgedrehten Talkrunden nerven.

Sonnigen Strände & eisbedeckten Berge

Ein großes Problem in Big Mutha Truckers 2 ist die Sprache: Zwar werden Menüs, Spielerklärungen sowie die Waren auf Wunsch mit deutschen Texten umschrieben, doch laufen die Dialoge komplett in englischer Sprache ab. Das alles wäre ja kein Problem, wenn es deutsche Untertitel gäbe. Diese sind aber leider Fehlanzeige. Und es kommt noch schlimmer: Die Charaktere haben oft einen dermaßen üblen Slang drauf und werfen mit Redewendungen um sich, dass selbst Englischkenner ins Straucheln geraten können.     

Sprachprobleme

Fazit

In den ersten Minuten hat mir Big Mutha Truckers 2 trotz der altmodischen und ruckelanfälligen Grafik tatsächlich Spaß gemacht. Der Handelsaspekt war für mich eine willkommene Abwechslung vom alltäglichen Arcade-Racer-Einerlei und es war ein gutes Gefühl, die billig eingekauften Waren an einem anderen Ort zu einem horrenden Preis wieder loszuwerden. Doch bereits nach einer knappen Stunde war die Luft raus. Warum? Weil bereits nach kurzer Zeit alle Waren und möglichen Truckaufrüstungen bekannt sind; weil ich immer wieder die gleichen Orte in der viel zu kleinen, grafisch abstoßenden Welt abklappern muss; weil mich die Quasselstrippen in den Bars, den Läden und im Radio immer wieder mit den gleichen Sprüchen in ihrem typischen, teilweise extrem dämlichen Dummchen-Slang an den Rand des Wahnsinns treiben; weil ich nichts von einem vollkommen überflüssigen Overkill an virtuellen weiblichen Brüsten und fehl platzierten sexuellen Andeutungen halte. Reicht das?  

Pro

  • abgedrehtes Szenario
  • Lizenz-Songs für Trucker
  • lustige Waren
  • Mini-Spiele im Casino
  • unterschiedliche Landschaftstypen
  • gute Steuerung

Kontra

  • altbackende Präsentation
  • engl. Sprachausgabe ohne Untertitel
  • kaum verständlicher Slang
  • Kantenflimmern
  • z.T. derbe Ruckler
  • viel zu kleine Spielwelt & kurze Strecken
  • Dialoge wiederholen sich ständig
  • zu wenig Waren-Vielfalt
  • sinnloser Titten-Overkill
  • keine Multiplayer-Modi
  • wird schnell langweilig

Wertung

PlayStation2

PC