Geometry Wars: Retro Evolved - Test, Arcade-Action, 360, PC

Geometry Wars: Retro Evolved
22.01.2006, Benjamin Schmädig

Test: Geometry Wars: Retro Evolved

Stephen Cakebread von Bizarre Creations genießt zum Glück ausreichend Freizeit: Schon in Project Gotham Racing 2 versteckte sich seine Vision einer flotten Ballerei, über Xbox Live! Arcade erhaltet ihr dieser Tage für gerade mal 400 Microsoft'sche Punkte den Nachfolger seines Babys: Geometry Wars: Retro Evolved. Es versetzt euch zwar in die Steinzeit der Computerspiele, aber katapultiert euch gleichzeitig in ungeahnte Spielspaß-Sphären.

Da staunt der frisch gebackene Xbox 360-Jünger: Zweidimensionale Kreise und Quadrate rücken euch auf die Pelle, während ihr in einem gerade noch als Raumschiff erkennbaren Gerät gegen das abstrakte Gesindel in den Kampf fliegt.

Feige grüne Biester: Ihr braucht nur in ihre Richtung ballern, schon gehen sie euch aus dem Weg.
Es gibt keine Handlung, kein Multiplayer, kein Happy End. Erwischen euch die geometrischen Auswüchse zu oft oder kommt ihr dem Gravitationsfeld eines schwarzen Lochs zu nahe, prangen nur noch "Game Over" und euer Punktestand am Bildschirm.

Werte von gestern

Damit das nicht zu oft passiert, steuert ihr den Flieger per linkem Analogstick und schießt in Richtung des rechten Sticks. Die Waffe wechselt ihr aller 10.000 Punkte, Leben werden nach jeweils 75.000 addiert und das Arsenal an Bildschirm säubernden Bomben stockt ihr pro 100.000 gewonnene Punkte auf.

Das alles klingt langweilig, banal und uninspiriert - und hat mich trotzdem zum hilflosen Junkie gemacht. Warum? Weil Geometry Wars schöner kracht als Quake 4. Weil es rasanter ist als Project Gotham Racing 3. Und weil es mehr fesselt als die Märchenwelt aus Kameo. Sicher habt ihr hier nichts anderes zu tun, als immer

Kleine Kunstwerke: Schwarze Löcher verzerren den Raum und erstrahlen in schicken Neon-Farben.
zahlreicher auftretende Gegnerscharen vom Schirm zu fegen, aber gerade der schnelle Einstieg und das Wissen, dass man die nächste Highscore theoretisch knacken kann, wirken als heimtückische Suchtmittel. Abgesehen davon sorgt der aus PGR 2 bekannte Erstling für ein kleines Motivationsplus.

Einstiegsdroge

Begeistern kann vor allem aber die für die Klasse der Shareware-Ballereien perfekte Inszenierung. Nicht nur, dass die farbenfrohen HD-Effekte an ein besonders spektakuläres Silvester erinnern oder dass das einsame Stück Soundtrack zuverlässig Adrenalin durch die Venen pumpt: Höhepunkt ist der für das eigentliche Spiel unbedeutende Hintergrund, der wie ein Gravitationsfeld auf Projektile, schwarze Löcher und große Explosionen reagiert. Das blaue Raster schwappt dermaßen elegant und flüssig über den Schirm, dass ich dem Erfinder dieses Effekts um den Hals fallen könnte!    

Mitreißende Darstellung

Fazit

Hilfe! Selbst hochklassige Kaliber wie Condemned oder PGR 3 lassen mich kalt, wenn ich sehe, mit welcher Leichtigkeit Geometry Wars: Retro Evolved ein Gummiband zwischen mir und der Xbox 360 spannt. Für vier läppische Euros bin ich zum Junkie geworden und das, obwohl es abseits vom Fliegen und Zielen rein gar nichts zu tun gibt. Dafür atmet seeliger 8-Bit-Spielspaß frischen Sauerstoff und wird vom gleißenden Explosionsregen ins aktuelle Jahrtausend gekickt. Man darf dem Titel ankreiden, dass die Übersicht in der überladenen Grafikpracht mitunter verloren geht, eine Runde nie länger als ein paar Minuten dauert und Multiplayer-Partien nur durch Abwesenheit glänzen. Aber alles, was Geometry Wars erreichen wollte, schafft es mit lässiger Brillanz: Es fesselt bedingungslos ans Gamepad.

Pro

  • schickes Neon-Design
  • Gravitationsfeld im Hintergrund
  • süchtig machende Highscore-Jagd
  • einfache Steuerung
  • motivierendes Prinzip
  • schneller Einstieg
  • treibende Musik
  • enthält den Vorgänger

Kontra

  • kein Multiplayer
  • kurzer Soundtrack
  • manchmal wenig Übersicht

Wertung

360

Seeliger 8-Bit-Spielspaß atmet frischen Sauerstoff und wird vom gleißenden Explosionsregen ins aktuelle Jahrtausend gekickt.