OutRun 2006: Coast 2 Coast - Test, Rennspiel, XBox, PSP, PlayStation2, PC
Zählen Sie bitte in den nächsten zehn Sekunden so viele sehnliche Wünsche Ihres Herzens auf, wie Ihnen einfallen… aaab jetzt! Ääääh, ich hätte gern ’nen Ferrari! Einen richtig schnellen! Rot wäre super. Ääääh, eine coole Blondine, die mich und meinen rasanten Fahrstil anschmachtet. Und äääh… ääh… super Wetter! Damit ich offen fahren
kann. Und nie wieder Geschwindigkeitsbeschränkungen! Uuuuuund… ach Mist, Zeit vorbei. Soooo, dann schauen wir mal: Ferrari? Check. Blondine? Check. Herrlich blauer Himmel? Check. Vollgas auf immerdar? Check. Herzlichen Glückwunsch, hier ist ihr Spiel! Der nächste bitte…Feuerrote Blitze am Strand
OutRun 2 geht so nahtlos in Coast 2 Coast über, dass man sich gerade als Xbox-Besitzer zunächst fragt, ob man tatsächlich ein anderes Spiel im Laufwerk hat: Die tolle Grafik ist dieselbe geblieben, das rasante Fahrgefühl ebenfalls, die Strecken sind, zumindest zu einem Teil, die gleichen. Also, ist das jetzt ein neues Spiel oder nicht? Natürlich ist es das, auch wenn heftiges Recycling betrieben wurde. Betrachtet C2C auf der Xbox am besten als etwas überteuertes Add-On, während die Besitzer der anderen Fassungen gleich den vollen OutRun-Rundumschlag kassieren. Das Spielprinzip ist denkbar einfach: Springt in einen von 15 edlen Ferraris vom Testarossa über den F50 und Superamerica bis zum 550 Barchetta oder Enzo Ferrari, und gebt Vollgas. Ihr durchquert insgesamt zwei Mal 15 Levels, die aus der Luft betrachtet pyramidenförmig, wie Bowlingpins aufgebaut sind, was direkten Einfluss auf den Schwierigkeitsgrad hat. Denn beendet ihr einen Abschnitt, habt ihr die Qual der Wahl des Abbiegens: Haltet ihr euch links, folgt eine einfache Strecke – dreht ihr nach rechts ab, wartet ein etwas anspruchsvollerer Abschnitt. Ihr jagt und driftet durch verschneite Berglandschaften, herrlich blühende Alleen, eine glitzernde, Las Vegas-ähnliche Nachtmetropole, vorbei an Palmenstränden, durch einen dichten Wald oder ein Raketenstartgelände, das in einen gigantischen Nachthimmel voller Sternenschnuppen getaucht ist. Jeder Abschnitt ist kurz, bei durchschnittlichem Bleifuß gut eine Minute lang, und geht flüssig in den nächsten über – wobei nur zum Spaß in dem Zwischenlevel eine vorbeifliegende Belohnung euer Auge entzückt: Je schneller ihr den Abschnitt geschafft habt, desto cooler das
Objekt. Ein Schwarm Enten für den Sonntagsfahrer, eine Panzer Dragoon Orta-Reminiszenz für notorische Raser. Rein mathematisch bedeutet das Ganze, dass ein normales Arcade-Rennen nach gut fünf Minuten vorbei ist – ihr aber auch erst ein Drittel der möglichen Strecken gesehen habt!Das klingt alles zu einfach? Logisch, es fehlen ja auch noch ein paar Zutaten: Denn euer größter Feind ist die Zeit! Wer bremst verliert nicht nur, sondern wird auch von der frustrierten Freundin vom Beifahrersitz aus milde verkloppt. Die Gewinnformel ist einfach: weniger Geschwindigkeit = man braucht länger zum Ziel = das fiese Zeitlimit wird triumphieren! Bestes Mittel zum Nicht-Verlieren: Sliden! Lässig-cooles, herrlich rasantes, wunderbar einfach zu kontrollierendes Sliden! Anfangs benötigt man noch etwas Übung, aber schon nach kurzer Zeit verbringt man die Hälfte der Zeit rutschend und dicke Wolken hinterlassend auf der Strecke. Der praktische Nebeneffekt ist, dass ihr damit in den Kurven weniger Geschwindigkeit verliert als mit dem normalen Fahren.
Von Ferraris und UFOs
Kenner des Vorgängers dürften mit den meisten Spielmodi vertraut sein: »OutRun« ist die beschriebene Arcade-Variante, »Heart Attack« der witzige »Gewinne das Herz deiner Beifahrerin«-Modus. Hier ruft euch eure Gefährtin Aufgaben zu, die ihr innerhalb eines
kurzen Streckenabschnitts erledigen müsst. Es fängt harmlos mit »Bau keinen Unfall« oder »Ramme möglichst viele Autos von der Strecke« an, steigert sich mit »Erwische die Geister« und »Stupse den gigantischen Strandvolleyball vor dir her« und findet in »Weiche den UFOs aus« noch lange nicht seinen Höhepunkt. »Coast 2 Coast« ist schließlich eine Mischung aus beidem, hier müsst ihr euch etappenweise durch immer schwerer werdende Strecken und Aufgaben kämpfen. Und wofür all die Mühe? Für Tonnen von freispielbarem Material! Euch erwarten die Ferraris in normaler und getunter Version, spiegelverkehrte Strecken, diverse Variationen der Musikstücke – und all das kostet viele OutRun-Meilen, die hiesige Währung. Was die Meilensuche erleichtert ist die Tatsache, dass ihr wirklich für jeden gefahrenen Meter belohnt werdet – ihr müsst also nicht immer gewinnen, um an Boni zu kommen, auch wenn das Siegertreppchen natürlich die meisten Zähler einbringt. Ein wichtiges Hilfmittel da hin ist das neue »Windschatten«-Feature, mit dem ihr euch an vorausfahrene Fahrzeuge heransaugen könnt. Außerdem dürft ihr Zivilverkehr und Konkurrenten auch rammen – das kostet euch allerdings wertvolle Geschwindigkeit.Neu im Sortiment: der SP-Modus. SP steht für »Spielhalle«, denn hier bekommt ihr eine sorgsame Adaption des Arcade-OutRun 2-Automaten geliefert. 15 zusätzliche Strecken, alle Wagen von Anfang an verfügbar, die bekannten Spielmodi plus knifflige Expert-Varianten – und am Ende jedes Rennens gibt es, je nach letzter Stage, einen netten Echtzeit-Abspann. Zu guter Letzt wartet noch auf allen Plattformen der Mehrspielermodus für sechs Raser, jeweils mit Online- und lokaler Variante. Eröffnet ihr ein eigenes Spiel, dürft ihr an den Optionen herumschrauben, Autos freigeben, einfaches Aufholen (eine Art Gummiband-Effekt) aktivieren oder die Kollisionsabfrage Trackmania-ähnlich abschalten. Leider gibt es in den Gruppenpartien keinen Zivilverkehr auf den Straßen, außerdem vermisst man an PS2 und Xbox schmerzlich einen Splitscreen- oder wenigstens Hotseat-Modus. Die PSP-Variante hat als einzige Version einen »Schnelles Rennen«-Modus, darüber hinaus könnt ihr sie per USB-Kabel mit der PS2 verbinden und Spielerdaten tauschen – was letzten Endes nur dazu dient, vier Extrawagen freizuschalten. Ob allein oder in der Gruppe, ihr werdet jederzeit von den schmissigen Rhythmen des Vorgängers wie »Splash Wave«, »Magical Sound Shower« oder »Life was a Bore« begleitet, Remix- und Instrumental-Versionen davon sind freispielbar. Dazu gibt es leicht nervende deutsche Sprüche, die ihr auch in anderen Sprachen zu hören bekommt – je nachdem, wie euer System eingestellt ist.
Xbox? PS2? PSP?
Fazit
Erstmal das ungläubige Lob: Wie zum Teufel hat Sumo Digital es hinbekommen, dass alle drei Versionen fast gleich gut aussehen? Das hat bislang kein Entwickler auf die Reihe bekommen! Okay, die optischen Fortschritte bei der Xbox-Fassung kann man mit dem Mikroskop suchen, wirklich hundertprozentig flüssig sind weder PS2- noch PSP-Fassung – aber das Ganze sieht in Bewegung so großartig aus, dass mir Meckereien im Detail völlig wurscht werden. Tonnen von freispielbarem Material, ein unkompliziert-arcadiges Fahrmodell, intelligent designte Levels, problemloser Mehrspielermodus – für den schnellen Raserhunger zwischendurch ist Coast 2 Coast genauso gut geeignet wie der Vorgänger, wenn nicht besser. Längerfristig mangelt es dem Game bewährt an Abwechslung, außerdem finde ich es schade, dass man nicht per Splitscreen oder Hotseat gegeneinander antreten darf. Spaß macht es trotzdem – und zwar eine ganze Menge!
Pro
- großartige Grafik
- simple Steuerung
- tolle Spielbarkeit
- PS2- und PSP-Version kombinierbar
- massig freispielbares Material
- toller Online-Modus
- flotte Ladezeiten
- abwechslungsreiche Strecken
Kontra
- fühlt sich stark wie der Vorgänger an
- nur Xbox-Version ist ruckelfrei
- kein Splitscreen, kein Hotseat