Rome: Total War - Alexander - Test, Taktik & Strategie, PC

Rome: Total War - Alexander
28.06.2006, Bodo Naser

Test: Rome: Total War - Alexander

Was Rome: Total War bislang fehlte, war eine Kampagne zu einer Zeit, als die Griechen noch richtig mächtig waren. Diese wird nun mit dem Add-On Alexander nachgeliefert, bei der ihr den epischen Feldzug des makedonischen Königs gegen das riesenhafte Perserreich nachspielen könnt. Seid ihr als Hobby-General ebenso fähig wie Alexander der Große?

333 bei Issos Keilerei. Diese Eselsbrücke ist das, was sich Generationen von Schülern von Alexander dem Großen gerade noch einprägten. Wenig genug, denn das kurze Leben des makedonischen Königs ist ohne Zweifel eines der

Ein originalgetreuer Alexander und seine Gefährten wollen die Perser das Fürchten lehren.
aufregendesten Kapitel der antiken Historie. Heldentum und große Taten, aber auch Verrat und Mord sind die Zutaten, aus denen der jugendliche Mythos gestrickt ist. Die Schlacht bei Issos ist da nur ein Teilaspekt eines kometenhaften Aufstiegs, der die Welt der Hellenen bis nach Indien ausdehnte.

Aufstieg zum Titanen

Doch was wollte Alexander eigentlich mit seinem Feldzug durch die damals bekannte Welt erreichen? Wirklich nur den Rivalen Persien dauerhaft ausschalten? Sein großes Vorbild Achilles hatte er spätestens mit der Eroberung Babylons übertroffen. Plante Alexander tatsächlich Asien und Abendland in einem Reich zu vereinen, oder war er einfach nur größenwahnsinnig? Der Jubel über seine Taten währte nicht lange: 323 v.Chr. starb er am Fieber ohne einen Nachfolger. Sein Reich brach in den Kämpfen auseinander, die nach dem Tod unter seinen Gefolgsleuten ausbrachen.

Die Eroberung Persiens bis weit nach Asien hinein ist auch das ehrgeizige Ziel der einzigen Kampagne der Makedonen, bei der ihr in Griechenland startet. Bereits zu Beginn des Add-Ons, das nicht ohne Grundspiel läuft, ist eure

Griechenland ist erobert. Jetzt heißt es, heil überzusetzen, um in Kleinasien zu landen. Weite  Transfers erlaubt die Flotte der Perser nicht.
Entscheidungsfreude gefragt: Gleich nach Kleinasien übersetzen, um die Stützpunkte der übermächtigen Flotte der Perser auszuschalten oder doch lieber erst die Herrschaft über die Balkanhalbinsel festigen? Immer wieder stellt sich die Frage, ob ihr Ziele am Rande einnehmt, oder euch doch lieber auf die Machtzentren des Reiches konzentriert. Diplomatie entfällt dieses Mal gänzlich, da Perser und Griechen Todfeinde sind.

Welteroberung am PC

Ich entscheide mich zuerst für die Eroberung Epidauros und Byzanz, was mir den Rücken für künftige Aktionen freihält. Allerdings kostet es wertvolle Zeit, denn ihr habt nur 100 Runden, um euch das Reich des Dareios einzuverleiben. Ein gewisser Wiederspielwert ist gegeben, da ihr euch das nächstes Mal anders entscheiden könnt. Wie in Rome kommt es auf die Eroberung der antiken Städte wie Tyros, Babylon oder Persepolis an, von denen ihr 30 halten bis zum Ende müsst. Klar, dass die eine oder andere Belagerung nicht ausbleibt. Außer der Kampagne gibt es noch die historische Schlacht bei Chaironeia, in der die Makedonen die Griechen niederrangen. 

                        

Die Schlachten sind denen des Grundspiels sehr ähnlich, allerdings sind es fast immer große Heere mit über 1.000 Mann, die ihr in der gewohnten Übersicht befehligt. Da die Truppen der Perser extrem beweglich sind, kommt es

Ohne massive Kavallerieattacken geht im Krieg der Griechen gegen Dareios gar nichts.
 entscheidend auf die Kavallerie an. Euer Heer verfügt über gute Reiter, von denen Alexanders berühmte Gefährten und seine Leibwache die wichtigsten sind. Letztere ist mit 60 schweren Reitern eine der größten Kavallerieeinheiten, die es ja bei Rome gab. Alexander ist als Figur auf dem Schlachtfeld präsent; fällt er, endet der Feldzug abrupt. Dennoch ist entscheidend, dass er sich mit seinen Gefährten ins Getümmel stürzt, da das oft den Sieg bringt.

Massen-Gefechte

Die Einheiten sind den historischen Vorbildern nachempfunden, wie ihr das von der Total War-Reihe kennt. Die Makedonen führen Hopliten, Speerwerfer und die gefürchtete Phalanx mit den sechs Meter langen Speeren (Sarissa) ins Gefecht. Die Perser halten mit wendigen Reitern und ihrer königlichen Garde dagegen. Sie lassen auch Kampfwagen heran donnern, die die Infanterie der Griechen in Angst Schrecken versetzen. Alexanders Heer ist auch auf Söldner angewiesen, die dieses Mal häufiger zu finden sind, da von Makedonien kaum Nachschub durchkommt. Den bunten Haufen komplettieren Exoten wie keltische Schwerkämpfer, kretische Bogenschützen und Wüstenreiter auf Kamelen. Auch auf Skythen und andere Reitervölker trefft ihr, die euch wild attackieren.

Viele Sachen, die bei Rome nicht optimal waren, sind auch beim Add-On nicht gelöst. Die KI-Probleme etwa: Die feindlichen Anführer stürzen sich immer noch in aussichtlose Kämpfe, was aber in der Antike durchaus eine Frage der Ehre war. Der Feind greift oft in Unterzahl an und hat immer noch keine Chance, wenn er eine Festung von euch belagert. Immerhin leisten die Perser auch dann noch organisiert Widerstand, wenn Persepolis gefallen ist. Einen Durchmarsch wie bei den Kelten gibt es hier nicht, da alle Städte gut geschützt sind.

Alte Leiden

Wie einfallsreich Seeschlachten ablaufen können, hat erst Rise & Fall unter Beweis gestellt. Bei Alexander ist davon nichts zu merken, denn es gibt immer

Bis aufs i-Tüpfelchen - die Gebäude der Makedonen sehen wie die der Römer aus.
noch die schmucklosen Seegefechte ohne geringste Entscheidungsmöglichkeiten. Zum Glück spielen die Landgefechte die Hauptrolle. Der Multiplayer besteht wieder nur aus Schlachten, von denen es dieses Mal allerdings relativ viele in den unterschiedlichsten Varianten gibt. Hier kommt endlich auch die riesige Schlacht von Gaugamela zu Ehren.

Abgesehen von den Einheiten unterscheidet es sich nicht sonderlich von Rome, auch wenn dieses Mal der Hintergrund violett und nicht rot ist. Die Städte weisen fast dieselben Gebäude auf, die auch die Römer im Hauptspiel errichtet haben. Obwohl es eine nach Osten erweiterte Karte gibt, hat sich an der Schlachtdarstellung selbst nicht viel geändert. Schön umgesetzt wurde Alexander selbst, der gut an seinem schmucken Löwenhelm mit dem roten Busch zu erkennen ist. Seine Gefährten tragen sogar den böotischen Bronzehelm, der wie eine Hutkrempe aussah und damals bei den Reitern modern war. Auch wenn er im Spiel nicht derart lässig gefaltet ist und daher eher einem Eisenhut des Mittelalters ähnelt. 

Bekannte Grafik

 

Fazit

Obwohl die alte Leidenschaft für Rome: Total War beim zweiten Add-On sofort wieder aufflammt, lodert das Feuer nicht mehr so stark und lange wie noch zu Beginn. Das ist auch kein Wunder, denn der Release des antiken Strategiespiels liegt inzwischen doch fast zwei Jahre zurück. Dennoch wurde der Persienfeldzug des makedonischen Königs auch optisch so originalgetreu umgesetzt, wie ihr das von der Total War-Reihe gewohnt seid. Alle wichtigen Einheiten der Griechen und Perser sind mit von der Partie. Und wenn Alexander auf seinem Hengst übers Schlachtfeld donnert, um die Kohlen aus dem Feuer zu holen, kommt heroisches Mittendringefühl auf. Dieses Mal sind die Schlachten sogar eine Herausforderung, da die Perser ein übermächtiger Gegner sind, die eine Armee nach der anderen in die Schlacht schicken. Euer Heer ist hingegen begrenzt und es fehlt Alexander anfänglich an Geld. Die Erweiterung ist daher eher als Überleitung zu Medieval 2 zu sehen, das im Herbst erscheinen soll. Dort sind dann hoffentlich heiß ersehnte Neuerungen wie bessere KI, Diplomatie und Schiffskämpfe fällig.

Pro

  • epische Massenschlachten
  • schwerer als Grundspiel
  • originalgetreue Darstellung
  • neue Einheiten
  • viele Multiplayer-Schlachten
  • preisgünstig

Kontra

  • Seeschlachten nicht verbessert
  • teils seltsame KI
  • nur eine historische Schlacht
  • dieselben Gebäude wie bei Rome
  • Download nur mit Kreditkarte

Wertung

PC

Das Rome-Feuer brennt wieder, wenn auch auf kleinerer Flamme