Grand Theft Auto: Liberty City Stories - Test, Action-Adventure, Android, PSP, iPad, PlayStation2, iPhone
Liberty City, einige Zeit vor den Geschehnissen in GTA 3: Toni Cipriani musste vor drei Lenzen untertauchen, nachdem er den Boss einer gegnerischen Mafia-Familie erledigt hat. Mittlerweile ist Gras über die Sache gewachsen, Toni kehrt in seine Heimat zurück und wird von seinem alten und neuen Boss Salvatore Leone (den GTA 3-Spieler noch sehr gut in Erinnerung haben dürften) warm begrüßt. Aber wieso setzt ihm der alte Mann den
klugscheißenden Jungspund Vincenzo als Vorgesetzten vor die Nase? Und wieso darf Toni am Anfang nur Handlangerarbeiten machen? Bis er sich vom »Angestellten« zum gemachten Mann hocharbeitet, legt er sich mit kriminellen Banden, Yakuza, Gewerkschaft oder der Polizei an, liefert sich unendlich viele Schussgefechte, fährt die heißesten Kisten und erkundet drei große Inseln. Außerdem kämpft er verzweifelt um den Respekt seiner Mutter, die ihn nicht nur für zu dünn, sondern vor allem für einen Versager hält und am liebsten unter der Erde sehen würde.GTA light?
Genau das habt ihr vor einem halben Jahr schon mal gelesen – als Liberty City Story (LCS) kam, ballerte und siegte. Auf der PSP war das Abenteuer eine mittelschwere Sensation, denn endlich durftet ihr ein ausgewachsenes GTA immer mit euch herumschleppen – was von uns prompt mit satten 91% geadelt wurde! Das speziell für die PSP entwickelte Spiel setzte technische Maßstäbe und transportierte den Geist der Serie auf beeindruckende Weise auf eine eigentlich dafür kaum geeignete Plattform. Was passiert nun aber, wenn man dieses spezialisierte Spiel auf jene Plattform »zurückkonvertiert«, von der das Ursprungsszenario stammte? Lässt sich die Faszination eines portablen GTA einfach so auf eine Konsole übertragen, die bereits drei weiteren, sich stetig weiter entwickelnden Ablegern der Serie eine Heimat bietet? Die Antwort ist Jein.
Die Wunder der modernen Konvertierung
Hey, werdet ihr mit Geldscheinen winkend und aus euren Sesseln springend ausrufen, das klingt doch super! Das Spiel sieht toller aus und steuert sich besser als auf der PSP! Wo ist der nächste Softwareladen? Moment noch, spricht die beruhigende Stimme von 4Players – lass mich ausreden! Denn es gibt auch Nachteile. Der wichtigste betrifft die Kulisse, anhand derer man ziemlich gut sehen kann, auf welchem technischen Stand die PSP im Vergleich zur PS2 ist.
Da es sich nahezu um eine 1:1-Umsetzung handelt, sieht LCS schlechter aus als GTA3, in nahezu jeder Hinsicht! Darüber flutscht die Optik niemals völlig flüssig über den Bildschirm, ein leichtes Ruckeln ist dauerpräsent – was umso ärgerlicher ist, als dass man das Original mit ein paar Kunstgriffen dazu bringen konnte, mit 60 fps zu laufen, während die PS2-Umsetzung nicht mal konstante 30 auf die Reihe bekommt. Der nächste Negativpunkt betrifft das Missionsdesign: Auf der PSP ergab es absolut Sinn, dass die Aufträge kurz und knackig designt waren – das kommt der Handheld-Natur nun mal entgegen. Auf einer Konsole hingegen wirkt die Kürze schwach, kaum ein Auftrag dauert länger als fünf Minuten, oft genug ist’s weitaus weniger.Kommen wir zum letzten Nachteil: Der Mehrspielermodus ist passé. Der war aber das absolute Novum der Handheld-Fassung, denn eine Multiplayervariante gab es auf offiziellem Wege noch nie in einem GTA – und so bleibt es auch noch eine Weile, denn auf der PS2 seid ihr wieder allein.
LCS vermischt geschickt Elemente aus GTA 3 und Vice City: So seid ihr jetzt z.B. auch auf Motorrädern unterwegs, von kleinen Rollern bis zu ausgewachsenen Rennmaschinen. Auch dürft ihr mitten in der Fahrt aus Autos bzw. von Bikes springen, was oft genug ein lebensrettendes Manöver ist. Habt ihr den Hauptplot nach etwa 20 Stunden abgeschlossen, gibt es noch etliche Möglichkeiten, euch nebenher zu beschäftigen: Taxi fahren, Pizza ausliefern, Rettungshelfer spielen, Rennen fahren, Autos verkaufen oder versteckte Päckchen finden. Innerhalb der Missionen werdet ihr gelegentlich von KI-Kumpanen begleitet, auf die ihr leider keinen Einfluss habt. Das ist bedauerlich, denn die Hirnlosigkeit der Aktionen eurer Schergen ist oft genug ein Grund für das Scheitern einer Mission – aus GTA San Andreas übernommene »Folgt mir!«- bzw. »Bleibt stehen!«-Kommandos hätten hier Wunder gewirkt.
Geschwätzige Killer
Fazit
Ich zitiere mich mal eben selbst: »Okay, die Story ist nicht die gelungenste und gelegentlich fühlt sich LCS einfach wie ein GTA3-Add-On mit einigen Verbesserungen aus Vice City an« schrieb ich im Fazit des PSP-Tests – und gerade der letzte Punkt trifft doppelt auf die PS2-Version zu. Als Bindeglied zwischen den anderen drei großen GTAs macht es seinen Job dennoch super. Aber: Es macht ihn schlechter als auf der PSP, nicht nur optisch: es geht selten gut, wenn man das Bild eines Mini-Screens auf TV-Größe aufpustet, ohne dabei an Texturen, 3D-Modelle oder Geschwindigkeitsoptimierung zu denken. Der wichtigere Punkt ist, dass es für PS2-Verhältnisse spielerisch auf der Stelle tritt – es gibt mittlerweile ziemlich viel, größtenteils hausgemachte Konkurrenz. Ganz zu schweigen von dem nicht mehr vorhandenen Mehrspielermodus, der auf der PSP eine mittelschwere Revolution war! Nichtsdestotrotz: Das gute Teil ist preiswert, und betrachtet man LCS als eigenständiges Spiel und nicht als Umsetzung, dann entfaltet sich auch hier schnell der süchtig machende Zauber der GTA-Welt, der einen mit geschickt designten Missionen, bekloppten Figuren, brachialer Action und einer coolen Stadt voller Möglichkeiten an den Fernseher fesselt. Deswegen nochmal ein Selbstzitat: »Ein großartiges Spielerlebnis, das sich kein GTA-Fan entgehen lassen sollte!« - in abgeschwächter Form gilt das immer noch.
Pro
- coole GTA3-Vorgeschichte
- einfache Steuerung
- leicht angehobener Schwierigkeitsgrad
- massig Insiderwitze
- preiswert
- flotte Ladezeiten
Kontra
- ruckelige Grafik
- viele Clipping-Fehler
- schwache Texturen und Figuren
- kein Mehrspielermodus mehr
- hirnlose KI-Begleiter
- kurze Missionen