Cossacks 2: Battle for Europe - Test, Taktik & Strategie, PC

Cossacks 2: Battle for Europe
06.07.2006, Bodo Naser

Test: Cossacks 2: Battle for Europe

Kosaken? Die kommen im Add-On Cossacks 2: Battle for Europe (ab 18,00€ bei kaufen) nur noch am Rande vor, wenn sie Napoleons fliehende Armee durch die Ebenen Russlands jagen. Der Kampf um Europa ist voll entbrannt, wobei ab 1812 über die Herrschaft über den Kontinent entschieden wird. Ihr könnt aktiv mit der Nation eurer Wahl an dem Krieg teilnehmen, wie ihr das vom Grundspiel her kennt.

Vor dem kühnen Einmarsch in Russland erlitt Napoleon genau eine Niederlage an Land bei Aspern, die aber ohne große Folgen blieb. Als die Grande Armee 1812 in die Weiten des Zarenreichs einfiel, galt sie noch als unbesiegbar und

Das Schicksal Europas steht auf der Kippe. Napoleon will es sich ganz einverleiben und die anderen wollen ihn loswerden.
 alle glaubten an einen schnellen Erfolg des kleinen Korsen. Doch es kam ganz anders, denn die 612.000 Mann der bis dahin größten Truppe aller Zeiten verloren sich in der Größe des russischen Raums. Die Russen wichen der Entscheidungsschlacht geschickt aus. Nach der blutigen Schlacht von Borodino , die im Spiel vorkommt und bei der Napoleon keinen Sieg erringen konnte, erreichten die Franzosen Moskau. Die Stadt war völlig verlassen und bot keinen Nachschub.

Zu Tode gesiegt

Napoleon musste seine Truppen wohl oder übel zurückziehen, die immer mehr unter Hunger, Krankheiten und Kälte litten. Die ständigen Angriffe der russischen Kavallerie dezimierten die Soldaten zusätzlich. Nach dem verlustreichen Übergang über die Beresina erreichten nur 40.000 Mann die Grenze, was die Mär von der Unbesiegbarkeit der Franzosen endgültig entlarvte. Bei Cossacks 2: Battle for Europe dürft ihr beweisen, dass ihr es besser als Napoleon machen könnt: Bezwingt den russischen Bären! Oder kämpft auf Seiten der Gegner, um Russen, Engländer, Preußen oder Österreicher zum Sieg zu führen und Europa vom Joch der Franzosen zu befreien.

Obwohl mit Polen, Spanien und dem Rheinbund drei neue Kriegsparteien Gewehr bei Fuß stehen, gleicht das Add-On dem Hauptspiel wie ein Ei dem anderen. Wer es installiert, fragt sich ernsthaft, ob es denn nicht das alte Cossacks 2 ist, obgleich es ohne dieses läuft. Das Zeitalter, die Massenschlachten und die Aufmachung - alles wie gehabt. Denn dieses Mal ist der sechste Koalitionskrieg Thema, der 1814 zu Napoleons Fall führte. Dennoch gibt es Überschneidungen zum Grundspiel. Obwohl es auf der Karte zehn neue Gebiete gibt, die in Spanien, Polen und Deutschland liegen, hat sich der immer noch motivierende Eroberungsmodus spielerisch kaum verändert. Es sind halt drei neue Nationen dabei, die um die Herrschaft mitkämpfen.

Gute Erinnerungen

Vier neue Kampagnen gibt es, die insgesamt 18 Missionen umfassen: Napoleons berühmten Feldzug der Hundert Tage, der in Waterloo so unrühmlich endete, der Rheinbund will sich die Straße nach Wien freikämpfen, die polnischen Reiter verteidigen die Ehre der polnischen Krähe und die Spanier wollen Napoleons Besatzer aus ihrem Land werfen. Dabei ist wie beim Europa-Modus kaum Aufbauarbeit gefragt, da ihr die Rohstoffe meist erobern könnt, anstatt sie abzubauen. Errichten müsst ihr im freien Skirmish-Modus, was wieder nicht sonderlich prickelnd ist. Es gibt nur Standardgebäude, die Zusammenstellung der Einheiten ist immer noch oberumständlich und Forschung fehlt fast völlig.

Auf dem Schlachtfeld bleibt ebenfalls alles beim Alten. Ihr führt Infanterie, Kavallerie und Artillerie ins Gefecht, die zu großen Einheiten zusammengefasst sind. Das lässt bestimmte Formationen zu, die euch auf dem Marsch, gegen

Obwohl sich spielerisch nichts verändert hat, machen die Schlachten unter den Zinnsoldaten Spaß.
Reiter und beim Kampf Vorteile bringen. Das Gelände bringt ebenfalls Vorteile, so schützt etwa der Wald die eigenen Linien und das Feuer vom Hügel reicht umso weiter. Das A und O der Truppe ist die Ordnung, die durch Verluste, Erschöpfung und schlechte Versorgung flöten geht. Je mehr Erfahrung eure Einheit sammelt, desto mehr Moral besitzt sie, so dass erfahrene Soldaten nicht so leicht davonrennen. Sie sind auch auf dem Marsch weniger anfällig. Erfahrene Einheiten nehmt ihr in die nächste Schlacht mit, was dafür sorgt, dass ihr auf eure Männer Acht gebt.

Spannende Schlachten

Es gibt drei neue historische Gefechte, die ihr auf beiden Seiten nachspielen könnt: Die verlustreiche Schlacht bei Borodino 1812 gegen die Armee des Zaren, die Völkerschlacht bei Leipzig 1813, bei der sich Deutschland aus dem Griff der Franzosen befreite und schließlich Waterloo 1815 in Belgien, das Napoleon nach einem kurzem Comeback einen unfreiwilligen Alterssitz auf dem Eiland St. Helena bescherte. Letztere Schlacht wurde zum Sinnbild für die totale Niederlage. Die drei neuen Völker bringen ihre Einheiten mit, die sich nicht sonderlich von denen der anderen Nationen unterscheiden. Neben Musketieren, Pionieren und Grenadieren, die jedes Volk hat, gibt es auch Spezialitäten wie spanische Guerillakämpfer, bayerische Dragoner und polnische Reiter

                             

Im Europa-Modus verlaufen die Gefechte etwas anders, denn hier stellt ihr euer Heer zuvor in einem extra Bildschirm auf, wie ihr das vom Hauptspiel kennt. Die Stufe des von euch gewählten Anführers bestimmt, wie viele Einheiten ihr ins

Das Salz in der Suppe ist der leicht erweiterte Europa-Modus, der spannendes Erobern garantiert.
Feld führen dürft. Hier sind auch Diplomatie und Handel möglich, wenn auch im Vergleich zu Civilization nur sehr vereinfacht. Entscheidet ihr den Einmarsch in ein Land, kommt es zum Kampf auf einem taktischen Bildschirm. Hier habt ihr die Wahl zwischen Einnahme der feindlichen Stellungen oder Vernichtung aller Feinde, um zu gewinnen. Hier kommt es regelmäßig zu spannenden Kämpfen, bei denen die KI gut aussieht.

Europa ist mein!

Da ihr nur schießen könnt, wenn ihr Kohle habt, müsst ihr immer darauf achten, dass ihr genug Minen einnehmt. Außerdem verbraucht eure Armee permanent Nahrung. Habt ihr zu wenige Bauernhöfe, dann droht euch eine Hungersnot und die Männer fallen tot um. Das eröffnet taktische Möglichkeiten, da ihr den Gegner von den wichtigen Rohstoffen abschneiden könnt. Nach der Schlacht erhält euer General Erfahrungspunkte, die ihn langsam aufsteigen lassen, was wiederum die Zahl der Einheiten eurer Armee erhöht. Ihr habt leider nur eine Armee, was z.B. deutlich magerer als bei Risiko ist.

Der Multiplayer im Internet ist identisch zum Multiplayer des Grundspiels und macht immer noch Spaß. Wie im freien Modus leistet ihr hier zumeist zähe

Auch optisch bleibt alles beim Alten, was nicht gerade für Übersicht in den 2D-Massenschlachten sorgt.
Aufbauarbeit, stellt umständlich Armeen auf und kämpft im Gefechtsmodus um Rohstoffe und Ehre. Der Ruf in der Community wird durch die Zahl der gewonnenen Online-Schlachten bestimmt. Wem das zu zäh ist, der kann auch gleich mit einer großen Armee starten, um seine Gegner zu attackieren. Es gibt auch einen Wettbewerb, bei dem ihr Land verliert, wenn ihr eine Schlacht verliert. Den Europa-Modus gibt es leider nicht zu mehreren.

Mehrspieler im Netz

Optisch hat sich beim Add-On bis auf die Einheiten der neuen Nationen nichts getan. Sprich: Über die immer noch stilvolle, aber völlig veraltete 2D-Grafik müsst ihr einfach hinwegschauen. Das gelingt auch meistens, da ihr völlig vom Spielgeschehen gefangen seid. Ärgerlich wird es allerdings, wenn ihr der Übersicht halber drehen oder zoomen wollt, um euch in den Schlachten mal einen Überblick zu verschaffen - das geht leider nicht. Einzig die Minikarte sorgt für etwas Übersicht. Immerhin dürft ihr in der Pause Befehle erteilen, was die Hektik der Echtzeit-Schlachten abfängt

2D-Look

            

Fazit

Cossacks 2: Napoleonic Wars lebt davon, dass es auch nach einem Jahr wenig von seiner Anziehungskraft verloren hat. Obwohl das Add-On im Grunde nur ein Neuaufwasch des Grundspiels ist, spielt man es doch immer wieder gerne. Auch ohne große Neuerungen ist es hauptsächlich der entfernt an Risiko erinnernde Eroberungs-Modus, der noch am meisten Spaß macht. Ein Volk auszuwählen, eine Armee aufzustellen und dann Schlachten gegen die clever agierenden Computergeneräle austragen, um euch Europa einzuverleiben - das macht immer noch Freude. Auf Wunsch geht es auch online weiter. Der freie Modus, dessen Aufbaupart allerdings recht zäh ist, und die historischen Schlachten sorgen sogar für länger anhaltende Motivation. Der größte Schwachpunkt ist natürlich die Kulisse, die mit ihrem altbackenen 2D-Zinnfigurenlook viele Leute abschrecken dürfte.

Pro

  • drei neue Länder
  • motivierender Europa-Modus
  • vier neue Kampagnen
  • drei neue Schlachten
  • gute Computergegner
  • Moral entscheidend
  • Grundspiel wird nicht benötigt

Kontra

  • nur wenig Neues
  • langweiliger Aufbau
  • veraltere 2D-Optik
  • bisweilen unübersichtlich

Wertung

PC

Obwohl es nur wenig Neues bietet, macht es doch Spaß