Miami Vice: The Game - Test, Action-Adventure, PSP

Miami Vice: The Game
10.08.2006, Paul Kautz

Test: Miami Vice: The Game

Neonfarben, grenzwertige Frisuren, Synthiesounds, Ganzkopfsonnenbrillen, Neopren-Jacketts mit hochgerollten Ärmeln – na, in welcher Zeitperiode befinden wir uns? Richtig, in den 80ern, die Serien wie Knight Rider, Airwolf und Miami Vice hervorbrachten. Ein Revival des Letzteren findet sich in Kürze im Kino wieder – wir nehmen das offizielle Spiel zum Film unter die gut beleuchtete Lupe.

Kurz vor dem Start des Kinofilms tummeln sich Crockett und Tubbs im Kampf gegen Drogen schon mal vorab auf der PSP. Ihr könnt beide steuern, was aber keinen Unterschied macht. Viel wichtiger sind die vielen Inspirationen, die dem Spieldesign deutlich Pate standen: Da wäre zunächst das Kampfsystem, das stark an Resident Evil 4 erinnert. Ihr könnt nicht laufen und ballern gleichzeitig, stattdessen zieht ihr die Waffe, visiert den oder die Gegner mit einem quälend langsam scrollenden Ziellaser an und pulvert drauflos – Autotargeting gibt's nicht. Das hat den Nachteil, dass euch die Gegner fast immer zuerst sehen und sofort feuern; bis man sie selbst unter Beschuss nimmt, hat man meist zwei bis drei Treffer kassiert. Gut, dass ihr fast alles als Deckung nutzen könnt: Autos, Wände, Kisten; ihr könnt euch hinter allem verstecken und von dort einigermaßen sicher feuern – kill.switch lässt grüßen. Nur leider vermisst man eine flotte Ausweichrolle, strafen geht auch nur umständlich: Im Großen und Ganzen sind die beiden Undercovercops so agil wie ein durchschnittliches Haus.



Spiele-Mischmasch

Zwischen den gut inszenierten Feuergefechten könnt ihr euch auf einer Übersichtskarte von Miami austoben: Geht ihr ins Polizeirevier, dürft ihr den Spielstand sichern (ansonsten gibt's nur automatische Checkpunkte) und gefundene FlashRAMs in einem Asteroids-ähnlichen, an mäßiger Kollisionsabfrage leidenden Minigame hacken. Außerdem könnt ihr hier euren Drogenvorrat aufstocken, mit dem ihr bei den in der Stadt verteilten Dealern handeln könnt – mit dem Geld lassen sich neue Infos, Waffen oder Klamotten kaufen. Ab und an verlasst ihr auch festen Boden und jagt böse Buben per Schnellboot.

Der kleine Drogendealer

Optisch hat Rebellion Bemerkenswertes geleistet: Die Levels strotzen vor Details und sind sanft ausgeleuchtet, die Figuren bewegen sich flüssig, die Zwischensequenzen sind gut inszeniert – und das Ganze läuft fast immer flüssig! Allerdings dürft ihr euch nicht frei umsehen, außerdem sehen die Figuren ihren Film-Pendants nicht sehr ähnlich. Immerhin klingen sie fast wie Colin Farrell und Jamie Foxx, auch wenn's nicht die Original-Sprecher sind. Wollt ihr lieber mit einem Partner zusammen auf die Jagd gehen, dürft ihr das kooperativ – vorausgesetzt, der andere hat ebenfalls die Spiel-UMD.

Das langsame, von Resident Evil 4 inspirierte Zielsystem verschafft den Gegnern unfaire Vorteile.


Fakten:

- 3rd-Person-Shooter

- Resident 4-ähnliches Kampfsystem

- zwei spielbare Figuren

- Zweispielermodus, jeder benötigt UMD

- automatisches Checkpunktsystem

- englische und deutsche Sprachausgabe

- drei Schwierigkeitsgrade

Immer schön vorsichtig: Ihr könnt alle Wände, Kisten oder Autos als Deckung nutzen.
     

 

 

 

 

 

 

Pro / Kontra:

+ ansehnliche Grafik

+ einfache Steuerung

+ guter Soundtrack

+ flotte Ladezeiten

+ gute Action

- etwas Autotargeting wäre hilfreich

- langsam scrollender Ziellaser

- perspektivische Probleme

- kein freies Speichern

- recht kurz

- lahmes Hacking-Minigame

Fazit

Miami Vice ist im Grunde eine Mischung aus coolen Zutaten: Das Kampfsystem aus Resident Evil 4, das Cover-Feature aus kill.switch, der Spielablauf von 24 – The Game, vermischt mit Minigames. Das Problem ist nur, dass das Ergebnis zuviel des Guten ist: das ächzend langsame Zielsystem verschafft den Gegnern unfaire Vorteile, die Übersicht lässt zu wünschen übrig, das Hacken nervt aufgrund der mäßigen Kollisionsabfrage. Und wie bei Bad Boys 2 fehlen den digitalen Akteuren Aussehen und Stimme ihrer Echtwelt-Pendants. Allerdings sind die Missionen spannend designt, die Widersacher einigermaßen intelligent, die Grafik sehr gut – Miami Vice ist kein Drauflosballer-Shooter, sondern erfordert unerwarteterweise sogar etwas Taktik, um die Haut möglichst heil zu halten. Ein interessantes Abenteuer mit unnötigen Macken, die den Spielspaß leider zum Teil gründlich vergällen.

Wertung

PSP