Joint Task Force - Test, Taktik & Strategie, PC

Joint Task Force
29.09.2006, Marcel Kleffmann

Test: Joint Task Force

Neben "Faces of War" und "Company of Heroes" buhlt im September ein drittes und ebenfalls aus drei Wörtern bestehendes Echtzeit-Strategiespiel um die Gunst der Taktiker. Die Rede ist von "Joint Task Force (ab 2,95€ bei kaufen)", das aber im Vergleich zu den beiden Konkurrenten nichts mit dem Zweiten Weltkrieg am Hut hat. Kann der Ausflug in die Gegenwart der Kriegsführung mithalten?

Das Echtzeit-Strategiespiel aus dem Hause Most Wanted Games (vorher Mithis) greift ein heikles und aktuelles Thema auf: die Bedrohung des "Globalen Terrorismus". In einer fiktiven, aber längst nicht weither geholten Zukunft gründet die UNO eine schnelle und flexible Anti-Terror-Eingreiftruppe, die Joint Task Force. 

Reagieren anstatt agieren - obwohl eure Soldaten wie in Faces of War recht selbständig reagieren und schon mal anrückende Panzer mit der Bazooka vernichten, liegt die Befehlsgewalt immer in eurer Hand. Sanitäter gehen ihrer Arbeit zum Glück in Eigenregie nach. Die wichtigsten Entscheidungen trifft allerdings der Spieler.
Dieses Eliteteam besteht aus hoch spezialisierten Soldaten verschiedener Nationen und wird weltweit gegen allerlei Terroristen oder sonstige Schwerverbrecher eingesetzt. Im Gegensatz zu vielen Kriegsschauplätzen vergangener Tage ist die Joint Task Force eine kleine überschaubare Einheit, die an vorderster Front bzw. am Krisenherd eingesetzt wird. Ganze fünf Kampagnen in den krisengebeutelten Regionen Somalia, Bosnien, Kolumbien, Irak oder Afghanistan mit insgesamt 20 Missionen warten auf die Befriedung durch die Elite-Truppe unter dem Kommando von Major O'Connell. Durch die verschiedenen Kampagnen zieht sich übrigens eine fortlaufende Story über Beschaffung und Verfolgung einer Atombombe.

Multikulti-Truppe

Nach einer vorgelesenen Einsatzbesprechung werdet ihr auf die Mission losgelassen. Jetzt liegt es an euch mit einer handvoll Soldaten bzw. Fahrzeuge die Aufgabenziele der Marke "UN-Trucks eskortieren", "Terroristen ausschalten", "Gebäude (z.B. Flughäfen) erobern", "Personen lebendig gefangen nehmen" oder "Einheimische schützen" zu erfüllen. Anfangs ist die Palette an Zielen recht übersichtlich, aber sobald ihr ein Zwischenziel abgeschlossen habt, besteht die Möglichkeit, dass im laufenden Einsatz eine weitere Aufgabe hinzukommt und zugleich die Karte vergrößert wird. Allein in der dritten Mission wird die Karte viermal erweitert (Dorf beschützen, Brückenkopf befreien, UN-Trucks sichern und in Siedlungen geleiten, Gegenangriff abwehren) und aus dem ursprünglich kompakten Einsatz ist eine mehrschichtige, sogar mehrere Stunden dauernde Mission geworden - vor solchen Überraschungen wird zum Glück ein Autosave angelegt.

Auf in den Einsatz

Eine gruppierte Truppe aus mehreren Soldaten und Fahrzeugen bewegt sich mit gleicher Geschwindigkeit fort. Ebenfalls gibt es Formationen, die sich allerdings nicht auf die Kampfstärke auswirken.
Die Missionen mit den sich vergrößernden Karten zeichnen die Kampagnen aus und lassen dem Spieler trotzdem Zeit sich auf die nächste Aufgabe vorzubereiten. Vor der Erfüllung der Ziele könnt ihr meist in Ruhe die Umgebung sichern oder eure Truppe auf Vordermann bringen, bevor ihr im Regelfall selbst bestimmt, wann das nächste Element freigeschaltet wird. Generell gibt es in jeder Mission mehrere Primär- und Sekundärziele, die bei erfolgreichem Abschluss Geld einbringen.

Geld? Wozu braucht die Joint Task Force denn Knete, schließlich kann man an der Front keine Basis oder Verteidigungsanlagen bauen? Auch eine Truppenproduktion im eigentlichen Sinne wie bei Company of Heroes gibt es nicht. Mit dem erwirtschafteten Geld kann O'Connell jedoch neue Einheiten anfordern, die spektakulär eingeflogen werden. Infanterie oder leichte Fahrzeuge werden im Umkreis um den Helden abgesetzt, während schwere Fahrzeuge via Großraumtransporter auf einem Flugfeld landen, den ihr wiederum erstmal erobern müsst. Zusätzlich kann der Held vom Dienst Munitionspakete anfordern, da sich alle Truppen realistischer weise mit einer begrenzten Menge an Munition rumschlagen.

Truppenkauf

Apropos Waffen: Wenn ihr möchtet, könnt ihr jedem Soldaten mitten im Einsatz eine neue Waffe in die Hand drücken. So können relativ harmlose Sanitäter mit effektiven Panzerfäusten oder Granaten ausgerüstet werden. Die Ausstattung eurer Recken dauert einige Zeit und erfordert ein bisschen Mikromanagement, allerdings fällt die Ausstattung längst nicht so nervend und umständlich wie bei Faces of War aus - mit vergleichsweise 

- F-117A Tarnkappenbomber (nur als Unterstützung)wenigen Klicks habt ihr die Zusatzwaffen aufgenommen. Herrenlose Fahrzeuge (für Helikopter benötigt ihr Piloten), Häuser, Wachtürme, Bunker oder stationäre Maschinengewehre/Geschütze lassen sich übrigens mit Soldaten besetzen.

Einheiten-Übersicht

Infanterie

- Ranger

- Feldsanitäter

- Commando

- Scharfschütze

- Ingenieur

- Pilot

- Fahrzeugmannschaft

Infanteriezusatzausrüstung

- AT-4 (Panzerabwehr)

- Granatwerfer

- Luftabwehrrakete

- Handgranate

- Minendetektor

- Nachtsichtgerät

Fahrzeuge / Lufteinheiten

- Humvee

- M2A3 (Schützenpanzer)

- APC

- M1A2 (Kampfpanzer)

- Mobile Flakeinheit

- Artillerie

- Mehrfach-Raketenwerfer (MLRS)

- FRSV (Mobile Reparatur-, Ausbesserungs- und Kommandoeinheit)

- AH-6 Kampfhubschrauber

- AH-64 Kampfhubschrauber

- AV-8B-Kampfflugzeug

- A-10A Thunderbolt 2 (nur als Unterstützung)

Alle Einheiten auf dem Schlachtfeld gewinnen im Kampfeinsatz an Erfahrung und verbessern ihre Effektivität in Bezug auf Lebenspunkte und Durchschlagskraft. Sollte ein Soldat während der Mission die "Stufe 1" erreichen, könnt ihr ihn am Ende des Einsatzes zum Offizier befördern und ihn somit zum Helden machen. Der Heldenpool umfasst zehn Plätze und es können maximal zwei Leute pro Infanterieklasse befördert werden, manche Unterklassen lassen nur einen Helden zu. Diese aufgewerteten Soldaten könnt ihr in jede Mission mitnehmen, je nachdem wie viele Helden zugelassen sind. Können nur zwei oder drei Heroen teilnehmen, müsst ihr euch vorher Gedanken machen, wen ihr mitnehmen wollt: Fliegerass, Arzt, Super-Scharfschütze, Chef-Techniker, Panzer-Commander, etc. Ähnlich wie in WarCraft III gewinnen eure Helden weiter an Erfahrung und können bis Stufe 10 aufsteigen. Bis dahin lassen sich in einem Mini-Skilltree diverse Verbesserungen oder Spezialfähigkeiten freischalten (Aura-Verbesserungs-Effekte rund um den Helden, Luftschlag, Sanitätsstation, Aufklärung, etc.). O'Connell darf in keiner Mission das Zeitliche segnen.

Heldenhafte Verstärkung

Während Company of Heroes die territorialen Schlachten rund um die strategisch sinnvolle Eroberung von Flaggenpunkten in den Vordergrund stellt und dabei ohne Helden, sondern mit mehr oder weniger ersetzbaren Einheiten aufmarschiert, liegt der Fokus bei Joint Task Force auf kleineren Scharmützeln und dem taktisch geschickten Gebrauch eurer Truppe. Soll heißen, wenn ihr eure Leute an der Front 

In der Kampagne verhält sich die KI eher defensiv, was euch Zeit für die taktische Planung lässt, aber im Kampf überlegen sich die Feinde sehr wohl welche Schwachstelle sie nutzen können. Auf Fernangriffe wird ebenfalls reagiert. Im Skirmish zeigt die Computerintelligenz auch ihre Angriffskraft.
sterben lasst, bekommt ihr die Rechnung auf dem Silbertablett serviert und zwar steigt dann der ohnehin schon kniffelige Schwierigkeitsgrad weiter in die Höhe. Da die Feinde meist in der Überzahl sind, müsst ihr mit Bedacht vorgehen, vorhandene Deckungen nutzen, Spezialfähigkeiten wie Luftaufklärung oder -angriff einsetzen, Scharfschützen gezielt positionieren oder die Karte nach Alternativrouten absuchen. Außerdem ist es unumgänglich, dass ihr verletzte Kämpfer möglichst schnell wiederzusammenflickt oder Fahrzeuge vor Ort in Stand setzt. Das alles spart Geld und natürlich sind Truppen mit Erfahrung sowieso nicht zu ersetzen. Eigentlich sind alle Einsätze in der Kampagne herausfordernd und bestrafen kleinere Fehler mit dem kompromisslosen Ableben eurer Mannen. Eine gewisse Marke an Trial-&-Error-Szenen (Speichern, Gegend angucken, Gegner sehen, Taktik ausdenken, neu laden) ist ebenfalls vorzufinden, aber die Entwickler wollten Joint Task Force bewusst "schwer" gestalten wie uns Vincent van Diemen in einem Interview verriet. Nichtsdestotrotz kann die aktuelle Mission bei einem Fehlschlag auf einem leichten Schwierigkeitsgrad erneut gestartet werden, ansonsten bleibt euch der Griff zu "leicht" verwehrt.

Live vor Ort

Erstmals greift ein Spiel die Anwesenheit solcher "embedded journalists" auf. Die vielmals diskutierte Frontberichterstattung müsst ihr in eure Planungen mit einbeziehen, da die Reporter euer Tun auf's Schärfste beobachten. Sterben etwa Zivilisten bei eurem Vorgehen, gibt es gleich schlechte Publicity und folglich weniger Geldmittel seitens der JTF-Nationen. Andererseits und wenn alles nach Plan läuft, gibt es mehr Zuschüsse

Video: Walkthrough (Laufzeit: 7:15 Min.)für eure Truppe und zwischendurch kleinere Tipps oder Story-Bröckchen, die via Nachrichtenfenster eingeblendet werden.

Downloads & Videos

Download: Singleplayer-Demo (445 MB)

Download: Patch 1.1 (191,6 MB)

Video: Trailer 1 (HD) (Laufzeit: 4:01 Min.)

Video: PhysX-Trailer (Laufzeit: 0:43 Min.)

Video: Entwickler-Interview #1 (Laufzeit: 4:57 Min.)

Video: Entwickler-Interview #2 (Laufzeit: 4:07 Min.)

Video: Entwickler-Interview #3 (Laufzeit: 2:56 Min.)

Video: Entwickler-Interview #4 (Laufzeit: 4:12 Min.)

Video: Entwickler-Interview #5 (Laufzeit: 3:54 Min.)

Video: Entwickler-Interview #6 (Laufzeit: 2:54 Min.)

Video: Launch-Trailer (Laufzeit: 2:44 Min.)

Abseits der Singleplayer-Kämpfe lässt sich die komplette Kampagne mit zwei Spielern im kooperativen Mehrspieler-Modus bestreiten, wobei beide Strategen jede Einheit kontrollieren können (unterschiedliche Farben markieren die selektierten Truppen). Für rivalisierende Taktiker gibt es den Capture-the-Flag-Modus (jede eroberte und gehaltene Flagge generiert Geld), bei dem ihr zwischen drei Fraktionen wählt. Neben der hochtechnisierten "JTF" könnt ihr die "Terroristen" mit massenhaft günstigen Truppen befehligen oder lieber den "Diktator" mimen, der einen Mittelweg zwischen beiden Extremen beschreitet. Helden sowie ihre Bonus-Truppen wählt ihr vor den Schlachten und startet dann mit etwas Kleingeld in den Einsatz. Beim Domination-Modus erzeugen die übernommen Flaggen außerdem Punkte, die bei einem gewissen Wert zum Sieg führen.

Mehrspieler-Modus

Fazit

Joint Task Force ist eine kleine Perle im Echtzeit-Taktikgenre. Zunächst fällt das Machwerk aus dem Hause Most Wanted Games durch das mutige aktuelle Szenario auf und grenzt sich somit zur Konkurrenz wie Company of Heroes oder Faces of War ab. Auch das großartige Heldensystem, mit dem ihr Standard-Soldaten zu spezialisierten Helden befördern und in spätere Missionen übernehmen könnt, lenkt den taktischen Bezug auf eure kleine Einsatztruppe, die ihr so gut wie möglich schützen solltet – Verluste wiegen tatsächlich schwer. Außerdem sorgt ihr euch um die aufgewerteten Kämpfer und da Munition sowie Ersatzwaffen Pflicht sind, müsst ihr eine gewisse Spur Mikromanagement über euch ergehen lassen. Die endet zum Glück nicht in Hektik, da euch die hauptsächlich defensiv agierende Kampagnen-KI für die Einheiten-Pflege Zeit lässt. Ansonsten werdet ihr in den aufwändigen und sich mehrfach ausdehnenden Einsätzen ordentlich gefordert, da jeder falsche Angriff die Mission entweder beendet oder noch schwerer macht. Ein bisschen Trial-&-Error gehört also zu Joint Task Force, das bewusst die taktischen Ansprüche an den Spieler höher steckt. Lediglich die nicht so tolle Wegfindung bei Fahrzeugen und eine gewisse Routine, die sich mit den Einsätzen einstellt, bleiben auf dem Kerbholz.

Pro

  • modernes, mutiges Szenario
  • hervorragende, teils sehr lange Missionen
  • häufige Überraschungen im Missions-Design
  • recht selbständig reagierende Soldaten
  • dynamische Tageszeiten und Wettereffekte
  • normale Soldaten werden zu Helden
  • Helden können in die nächsten Missionen übernommen werden
  • zahlreiche Spezialfähigkeiten
  • KI verteidigt sich sinnvoll
  • Skirmish-Modus, Editor
  • detailgetreue Einheiten, hübsche Umgebung
  • Physiksystem, aufwändig zerstörbare Gebäude
  • fairer Mehrspieler-Modus mit guter Balance

Kontra

  • Wegfindung (bei Fahrzeugen)
  • einige Leerlaufstrecken
  • hoher Schwierigkeitsgrad
  • etwas viel Mikromanagement
  • Einheitenkommentare wiederholen sich
  • Konzept verliert langsam an Faszination

Wertung

PC