Dark Messiah of Might & Magic - Test, Rollenspiel, PC
Der junge Sareth ist ein Zauberlehrling, wie er im Buche steht: Clever, talentiert, im Zweifelsfall auch ohne Zauberformel befähigt, eine Horde Orks zu verkloppen. Die Aufgabe dieses Aspiranten ist es, einen wertvollen Kristall zu beschaffen (das aus der Demo bekannte Tutorial) und eben diesen in das lauschige Städtchen
Stonehelm zum befreundeten Magier Menelag zu befördern. Doch dann geht natürlich alles schief, der Kristall kommt weg und er bekommt eine klugschwätzende Dämonin in den Kopf verpflanzt, die fortan immer wieder hilfreiche bis alberne Kommentare von sich gibt. Erst nach und nach bekommt er eine Ahnung davon, wer er wirklich ist und was für Aufgaben er tatsächlich hat!Es waren die Stimmen!
Dark Messiah of Might & Magic (ab 10,76€ bei
Das Might & Magic im Namen verpflichtet in gewisser Weise, weswegen auch der dunkle Messias kein in Stein gemeißelter Charakter ist. Nach jeder größeren erfüllten Quest erhaltet ihr Skill-Punkte, die ihr beliebig verteilen dürft: Etwas mehr Magie-Affinität, etwas mehr Schleichen, etwas schwerere Waffen gefällig? Ihr könnt euch in die drei Richtungen Kämpfer, Magier und Dieb entwickeln, die jeweils andere Schwerpunkte haben: Der eine schwingt dickere Schwerter, der andere verlässt sich darauf, Gegner mit Feuer, Eis oder Blitzen
zu malträtieren, der nächste erledigt Feinde bevorzugt leise und von hinten. Prinzipiell eine super Sache, allerdings sind die Klassen-Unterscheidungen nicht so ausgeprägt, wie man meinen könnte, in gewissen Situationen ist man ohnehin auf die eine oder andere Spielform angewiesen. Aber dies ist nun mal kein Baldur's Gate 3, die Action steht im Vordergrund: Und so gibt es hektische Schwert- und Bogenkämpfe, ihr könnt Feuerbälle, Blitze oder an eurer Seite kämpfende Kreaturen beschwören, Eiszauber wirken oder mit glühenden Kampfstäben Angst und Schrecken verbreiten. Etwa in der Mitte des Spiels haben es die Entwickler allerdings etwas zu gut damit gemeint, in einem sehr langen Abschnitt erwarten euch z.B. immer neue, immer mehr Wellen penetranter Untoter, was in einem Game wie Serious Sam 2 prima ist, hier aber schon nach kurzer Zeit gehörig nervt.Das Alien in dir
Neben diesen wankfreudigen Faulkörpern, die einen schnell und unangenehm vergiften können, erwartet euch klassischer Widerstand: Orks, Ghouls, Spinnen, Wachen, Nekromanten oder Drachen verfügen über jeweils eigene Kampfstile, Verhaltensmuster und Allergien auf bestimmte Waffen. Der eine verträgt kein Feuer, der andere schreit gleich beim ersten Anzeichen einer Übermacht nach Verstärkung. So mancher Feind ist mit
gewöhnlichen Methoden gar nicht besiegbar, in solchen Fällen muss man die Umgebung mit in den Kampf einbeziehen. Im letzten Drittel des Spiels gibt es noch eine neue Wunderwaffe: Dann dürft ihr euch nämlich für einige Zeit in einen glühenden Dämonen verwandeln, der enorm austeilt und konstant Lebensenergie verliert - was nur durch das Erledigen von Gegnern ausgeglichen werden kann. Dieser Modus erinnert frappierend an das Alien aus der AvP-Serie, auch hier fuchtelt ihr mit Klauen (was irritierenderweise wie Waffenklirren klingt) und einem schlagkräftigen Schwanz herum, während die Umgebung cool verzerrt dargestellt wird. Währenddessen rennt ihr durch malerische Städtchen und unheimliche Höhlen, erkundet ein prächtiges Schiff und verfallene Ruinen, durchstreift spinnenverseuchte Höhlen und klettert in luftiger Höhe auf einem Berg herum, um eine Kristallkammer zu finden. Das manchmal nur schwammig beschriebene Missionsspektrum umfasst die dramatische Verfolgung eines über Hausdächer flüchtenden Ghouls, das Erledigen eines Drachen, das Aufpassen auf einen Gefährten oder das Finden magischer Steine. Gelegentlich gibt es auch Bonusziele, die Extra-Skillpunkte bringen, außerdem müsst ihr viele Jump-n-Run-Einlagen überwinden: U.a. sollt ihr an Ketten oder an eigens mit Seilpfeilen befestigten Stricken herumklettern, was nicht immer gut funktioniert, da ihr euch nicht von Hindernissen abstoßen könnt - liegt das Seil oder die Kette also an einem Hindernis (z.B. einem Holzbalken) an, kommt man nicht daran vorbei.Preiset den Messias!
Interessanterweise verfügt Dark Messiah über einen kompletten Mehrspielermodus, der auf Steam basiert: Auf lediglich fünf Karten dürfen sich bis zu 24 Schwert- und Magieschwinger tummeln, in Sachen Spielvarianten gibt's nur (Team-) Deathmatch und das CTF-ähnliche »Crusade«. Mehr können wir zu dem Thema leider noch nicht sagen, da der Multiplayermodus in unserer Testfassung noch nicht funktionierte.
Fazit
Ich erinnere mich noch gut an die erste Präsentation auf der Games Convention 2005: Damals sah Dark Messiah noch wie ein Arx Fatalis 2 aus, womit ich den präsentierenden Entwickler auch hervorragend ärgern konnte. Schnitt zum Heute: Alles ist anders! Der Rollenspielaspekt wurde auf ein absolutes Minimum heruntergekurbelt, das Spiel ist jetzt im Großen und Ganzen ein Ego-Shooter mit Schwertern und etwas Magie sowie einer Umgebung, die zum Experimentieren einlädt. Der in Sachen Technik zwar keine Kinnladen auf den Teppich befördert, aber nichtsdestotrotz fantastisch aussieht – die hohen Hardwareanforderungen haben schon ihren Grund. Auch spielerisch bietet der Messias zumindest im ersten und letzten Drittel ein hochklassiges Action-Abenteuer. Was sich die Entwickler aber mit der Mitte (speziell mit der Spinnen-Krypta) gedacht haben, kann ich mir nicht erklären: Plötzlich verkommt das Spiel zum Arena-Schlitzfest mit ihren Serious Sam-ähnlichen Massen an Untoten; hier habe ich mich ein paar Mal gefragt, ob ich nicht gerade ernsthaft verarscht werde – unschöne Erinnerungen an die extrem nervende Bibliothek in Halo wurden wach. Dankbarerweise geht es danach wieder bergauf, speziell der nicht sehr unauffällig von AvP 2 geklaute Dämon-Modus ist ein großer Spaß, von der klugschwätzenden Stimme im Kopf ganz zu schweigen! Alles in allem ein toll inszeniertes, über weite Teile super spielbares, actionreiches Ego-Hack-n-Slay.
Pro
- prächtige Grafik
- einfaches Kampfsystem
- sehr gute Sprachausgabe
- nette Story
- dramatische Gefechte
- tolle Texturen
- weiche Animationen
- schöne Effekte
- coole Physiknutzung
- großartig inszenierte Visionen
Kontra
- lange Ladezeiten
- hohe Hardwareanforderungen
- krümelige Renderfilme
- Ragdoll-Physik sorgt für merkwürdige Haltungen
- gelegentliche Grafikbugs
- fummelige Klettersteuerung
- gelegentliche Kollisionsabfragen-Probleme
- oftmals übertriebene Glanzeffekte
- einige hochgradig nervende Abschnitte