SingStar: Legends - Test, Musik & Party, PlayStation2

SingStar: Legends
05.11.2006, Paul Kautz

Test: SingStar: Legends

Wer Electronic Arts den Vorwurf macht, Jahr für Jahr kaum veränderte Spiele auf den Markt zu werfen, muss in Sachen SingStar eine ganz neue Art von Argument-Geschützen auffahren: Der letzte Spross der Reihe (Anthems) in noch keine vier Wochen alt, da gibt’s mit Legends schon den von langer Hand vorbereiteten Nachschlag. Singen von der Stange? Nö, tatsächlich nicht!

Wenig überraschend entspricht auch SingStar: Legends (ab 8,57€ bei kaufen) sowohl in Sachen Aufbau als auch Prinzip 1:1 seinen Vorgängern: Solisten haben mit dem Spiel kaum mehr Freude als beim Trällern unter der Dusche, dürfen sie doch gerade

Hippieparade: Die Songauswahl ist zum größten Teil geglückt.
mal Freestyle singen - warum Sony den witzigen Karrieremodus des allerersten Teils nicht wiederbelebt hat, dürfte auf alle Ewigkeit Firmengeheimnis bleiben. Aber SingStar war ohnehin schon immer ein Mehrspielertitel, so auch dieser: Euch erwarten die üblichen Modi, in denen ihr zusammen ins Mikro schreien, es in der Runde weitergeben oder euch ein lautstarkes Duell liefern dürft.

Legenden? Legenden!

Nach der letztmonatigen Mogelpackung Anthems findet Sony wieder zu alter Stärke zurück und präsentiert die obligatorischen 30 Songs - plus sechs, wenn man die Medleys dazuzählt. Die laufen unter den blumigen Mottos »Zufall«, »Legendary Ladies«, »Moderne Legenden«, »Ewige Helden«, »Born in the USA« sowie »Millionärs-Club« und werden wie üblich ziemlich abgehackt aneinandergestückelt. Aber wer will Medleys singen, wenn man die ganzen Songs schmettern kann? Dieses Mal sind echte Klassiker in der Auswahl, übrigens mit einer starken Tendenz zur männlichen Stimme: Barry White (»You're The First, The Last, My Everything«, Black Sabbath (»Paranoid«), David Bowie (»Life on Mars«), Depeche Mode (»Enjoy the Silence«), Elvis (»Blue Suede Shoes«), Johnny Cash (»Ring of Fire«), Nirvana (»Smells like Teen Spirit«) oder die Rolling Stones mit »Sympathy for the Devil«. Aber keine Bange, geschätzte weibliche Leserinnen, auch ihr bekommt wieder genug Kreisch-Material wie Aretha Franklin (»Respect«), Dusty Springfield (»Son of a Preacherman«) oder Whitney Houston (»The greatest love of all«). Alles in allem eine bemerkenswert gute Auswahl, auch wenn man sich fragt, wieso bei manchen Bands auf B-Material zurückgegriffen wurde:

Kein Kinderspiel: Einige Songs erfordern wieder viel stimmliches Geschick.
Bei U2 denkt man genauso wenig automatisch an »Vertigo« wie an »Daydream Believer« bei den Monkees. Und was zum Teufel haben Xavier Naidoo (»Wo willst du hin?«) und die Söhne Mannheims (»Geh davon aus«) auf dieser Scheibe verloren?

Traditionsgemäß gibt es einige Unterschiede in der Songliste der deutschen Version - zwei davon wurden gerade genannt, die anderen beiden exklusiven Songs sind »Back for good« von Take That sowie »1000 gute Gründe« der Toten Hosen. Dafür müssen wir hierzulande auf Blur (»Parklife«), Patsy Cline »Crazy«, Roya Music (»Love is the drug«) und The Smiths (»This charming man«) verzichten. Jeder Song wird vom Original-Video, falls vorhanden, alternativ könnt ihr auch die EyeToy-Kamera anstöpseln und euch selbst effektverziert rocken sehen. Die meisten Lieder können in der normalen oder verkürzten Variante gesungen werden, einige sind ausschließlich in der ungekürzten Fassung vorhanden.    

Guter alter Liedertausch

Fazit

Gewisse Abnutzungserscheinungen sind nicht ausgeschlossen - mittlerweile vergeht ja kaum ein Monat ohne einen SingStar-Release. Nichtsdestotrotz hat Legends Qualitäten, die den beiden Vorgängern abgingen: eine gute Song-Auswahl und gute Singbarkeit derselben! Zwar sind wieder einige knifflige Tracks dabei (Unchained Melody, Roxanne - und Smells like Teen Spirit, wegen der Schreierei), aber im Großen und Ganzen bietet die Sammlung für jede Stimmlage etwas. Vielleicht nicht gerade »The world's greatest Hits«, wie der Werbetext vollmundig verheißt, aber eine kompetente, erwachsene, gut durchmischte Sammlung - auch wenn Beiträge wie Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims genauso gut in diese Liste passen wie Dieter Bohlen in ein Lesbencamp. Legends wäre im Grunde ein schöner, runder Abschluss der Herumgesingstarerei auf der PS2 - aber irgendwie glaube ich nicht daran.

Pro

  • größtenteils gut singbare Lieder
  • 30 neue Songs
  • breite Songauswahl
  • spaßige Spielmodi
  • gute EyeToy-Unterstützung
  • im Mehrspielermodus sehr unterhaltsam
  • ideales Partygame
  • einfache Steuerung

Kontra

  • <P>
  • Xavier Naidoo? Söhne Mannheims?
  • Staub ansetzendes Spielprinzip
  • kein brauchbarer Einzelspielermodus
  • ruckeliger Medley-Modus
  • lange Ladezeiten</P>

Wertung

PlayStation2