Eragon - Test, Action-Adventure, 360, GBA, NDS, XBox, PSP, PC, PlayStation2
Wer hat die offizielle Umsetzung der zweiten HdR-Verfilmung Die zwei Türme gespielt? Hände bitte nach oben! Danke - dann wisst ihr, was Eragon (ab 7,95€ bei
Der kleine Jedi
Dafür, dass Eragon nicht nur namentlich, sondern auch storytechnisch sehr drachenlastig ist, kommt selbiger (bzw. selbige, wir wollen ja bei der Wahrheit bleiben) im Spiel sehr kurz: In gerade mal drei Abschnitten reitet ihr den schuppigen Rücken von Saphira, während sie ähnlich wie bei Panzer Dragoon fast vollständig automatisiert ihre immergleichen Bahnen dreht. Gelegentlich könnt ihr euch für eine Abzweigung entscheiden, aber normalerweise besteht eure Aufgabe lediglich darin, gut getimt auf den »Feuriger Drachenodem ahoi!«-Button zu drücken, um Gegner und Ölfelder brutzeln zu lassen. Im späteren Spielverlauf dürft ihr Saphira auch um Luftunterstützung bitten - leider sind diese Stellen, genau wie ihre Magie-Pendants, von den Entwicklern vorgeschrieben. Das kommt allerdings auch nicht ganz unerwartet, denn das ganze Spiel ist linearer als ein Lineal: Endlos viele unsichtbare Mauern zwingen euch einen Pfad auf, und sei er auch noch so unlogisch: Z.B. muss Eragon ein Tor von zwei Seiten öffnen. Die eine Seite ist kein Problem, auf die andere zu kommen ist aber ein unnötig langer Weg - er könnte auch einfach abkürzen, indem er zwei Meter nach unten springt. Geht aber nicht.
Schlag mich - wenn du kannst!
Zum anderen ist das Interface, und dort speziell die Energiebalken, denkbar abscheulich geraten: In einem Fantasy-Game erwartet man keine Photoshop-Fingerübungen mit grellen roten und blauen Leisten. Insgesamt erweckt das Ganze den
Eindruck, als sei es für PS2 entwickelt und dann einfach »hochkonvertiert« worden - das würde auch die matschigen Texturen erklären.Ein ganz spezielles Ärgernis betrifft nur die PC-Version: Bei der muss man sich nämlich gleich zum Start wundern, dass einem die Entwickler das Xbox 360-Gamepad nahe legen. Nun gut, gegen diesen Tipp ist im Allgemeinen nichts einzuwenden, das Pad ist nachweislich super! Allerdings ist es schon lästig, wenn ohne dieses oder ein anderes Pad das Spielen von Eragon mit »Arme verknoten« gleichzusetzen ist. Denn die Tastenbelegung lässt sich, Pad hin oder her, nicht ändern - damit seid ihr den Entwicklern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, sodass Menüs mit WASD bedient werden oder Attacken unverrückbar auf J und K liegen. Doch selbst wenn das Pad an eurem PC baumelt, ist erstmal großes Rätselraten angesagt: Denn statt die Namen der Buttons oder gar ihre Farbe einzublenden, wird die Belegung sinnigerweise mit »Pad 1«, »Pad 2« etc. angezeigt - man darf also herumprobieren, welche Taste nun gemeint ist. Zugegebenermaßen hat man dieses Wissen schnell inne, nichtsdestotrotz ist die Nötigung zu diesem Gefummel sehr, sehr dumm.
Da ihr ohnehin meist zu zweit unterwegs seid, ist es cool, dass Eragon mit einem intelligenten Koop-Modus im Laden steht: Ein weiterer Spieler kann jederzeit ein- und aussteigen! Anderenfalls kontrolliert die KI durchaus kompetent euren Freund, was allerdings nicht für die Gegner gilt: Die sind durch die Bank rotzhohl, agieren völlig berechenbar und lassen sich, den drei Schwierigkeitsgraden zum Trotz, immer mit den gleichen Manövern niederstrecken. Sind sie einmal unten, verschwinden sie sehr schnell - es bleiben keine Leichen zurück, Blut gibt's auch kaum. Habt ihr einen Level geschafft, wird der Spielstand automatisch gesichert, außerdem gibt es innerhalb der Abschnitte Checkpunkte, an die ihr bei eurem Ableben zurückkehrt. Allerdings gelten die nur für die gegenwärtige Sitzung, beendet ihr das Game mitten im Level, müsst ihr ihn das nächste Mal von vorn angehen. Immerhin sind die Abschnitte nicht sehr
umfangreich, was allerdings auch das ganze Spiel etwas kurz macht: Sehr viel länger als sechs Stunden dürftet ihr für das erste Durchzocken kaum benötigen. Und danach gibt es nur wenig Motivation, nochmal zum Spiel zu greifen, denn es gibt nur wenig Bonus-Content: Haltet ihr die Augen offen, findet ihr in jedem Level ein blau leuchtendes Drachenei, welches Entwickler-Videos freischaltet - das war's.Wo geht's hier zum Schwert?
Seid ihr Freude der Multilingualität, dann kommt euch die PS2 am weitesten entgegen - hier dürft ihr direkt unter fünf Sprachen wählen. An der 360 geht das nur indirekt über die Systemsprache, am PC bestimmt die Installation, welche Zunge fortan gesprochen wird. Immerhin gibt's in der englischen Fassung die Original-Sprecher zu hören, außerdem werdet ihr atmosphärisch dicht bis wuchtig-dramatisch von sehr gut inszeniertem Soundtrack beschallt.
Fazit
Eragon ist ein prima Hack-n-Slay in schöner Herr der Ringe-Tradition - allerdings nur vom zweiten Teil, die Fortschritte des dritten, der ja seinerzeit auch nicht von Stormfront entwickelt wurde, müssen, mit Ausnahme des vorbildlichen Koop-Modus', leider draußen bleiben: Ihr lernt mit der Zeit keine neuen Angriffe, keine neue Magie, das Spiel bietet euch die ganze Zeit über kaum mehr, als was ihr von Anfang an drauf habt - schade. In Sachen Technik ist Eragon einfach nur nett, sowohl im positiven als auch negativen Sinne: Es berührt kaum, es feuert kaum Emotionen an, es ist nur nett und eine Weile unterhaltsam. Aber das bessere Drachenreiterspiel bleibt nach wie vor das sieben Jahre alte Drakan .
Pro
- intelligenter Koop-Modus
- gutes Kombo-System
- simples Spielprinzip
- verschiedene Sprachen
- unkomplizierter Einstieg
- nette Animationen
- toller Soundtrack
- flotte Ladezeiten (PC)
Kontra
- simple Grafik
- abwechslungsarmes Spielprinzip
- nicht veränderbare Kameraführung
- völlig lineare Pfade
- Steuerung nicht konfigurierbar (PC)
- kaum nachvollziehbare Story
- variantenarme Gegner
- oftmals unpassende Perspektiven
- schwache KI