Superman Returns - Test, Action-Adventure, 360, XBox, PC, GBA, PSP, GameCube, PlayStation2, NDS

Superman Returns
07.01.2007, Jens Bischoff

Test: Superman Returns

Die letzten Videospiel-Auftritte von Superman waren alles andere als heldenhaft. Kein Wunder, dass Atari den Helden mittlerweile eingemottet hat. Doch jetzt gibt ihm EA in Superman Returns (ab 20,99€ bei kaufen) eine neue Chance, sich im hart umkämpften Superheldenmarkt gegen Spiderman, X-Men & Co zu behaupten. Furiose Wiederauferstehung oder ein Comeback, das die Welt nicht braucht?

Clark Kent alias Superman will's noch mal wissen und entert im längst abgeebbten Fahrwasser der gleichnamigen Filmvorlage PS2 und Xbox 360. Doch bis auf seltene, wenn auch ansehnliche Render-Sequenzen kocht die Handlung auf Sparflamme.

Metropolis von oben: Schade, dass es in der Stadt außer drögen Fließbandprügeleien nichts zu tun gibt...
Als Superman nach einer langen Reise durchs All nach Metropolis zurück kehrt, stellt er fest, dass es scheinbar keinen Bedarf mehr für Heldentaten gibt, woraufhin er sein blaurotes Dress an den Nagel hängt und nur mehr seinem Beruf als Journalist nachgeht. Zumindest bis Erzfeind Lex Luthor mal wieder mit einem finsteren Plan aufkreuzt und die gesamte Stadt auslöschen will. Klar, dass Superman das nicht zulassen wird.

Kein Platz für Helden?

Doch bevor ihr den großen Retter spielen dürft, müsst ihr euch zunächst einmal mit anderen Schurken herumärgern, die es ebenfalls auf die Zerstörung Metropolis' abgesehen haben. Im Klartext heißt das: unzählige Kämpfe gegen eine nicht enden wollende Heerschar aus Flugechsen, Robotern und anderen Unholden. Anfangs mag das ja noch okay sein, aber nicht, wenn 95 Prozent des Spiels aus diesen eintönigen Fließbandprügeleien bestehen. Doch genau so ist es. Ihr fliegt durch die Gegend, bis ein Alarmzeichen auf der Karte erscheint. Sobald euch danach ist, macht ihr euch auf den Weg dorthin, vertreibt die Eindringlinge, löscht gegebenenfalls ein paar Feuer oder bringt ein paar Einwohner in Sicherheit und das Ganze beginnt von vorn - immer und immer wieder...

Auch die Gegner sind immer wieder dieselben. Zwar kommen im Verlauf des Spiels schrittweise ein paar neue Spezies hinzu, aber mehr als ein Dutzend meist harmloser Widersacher dürft ihr nicht erwarten. Auch die Handvoll Bossgegner mit denen ihr es zwischendurch zu tun bekommt, sind immer wieder dieselben. Spätestens nach dem dritten Kampf gegen Mongul könnt ihr den Knaben nicht mehr sehen. Zudem kostet es euch kaum Mühe, die Superschurken zu besiegen. Manche wie Metallo als wandernder Schrottriese sehen zwar imposant aus,  geben aber viel zu leicht klein bei. Andere wie Bizarro sind hingegen einfach nur lästig - vor allem, wenn nebenher ständig andere Gegner auftauchen und dazwischenfunken.

Und täglich grüßt das Murmeltier

Zwar ist Superman unsterblich, nicht aber Metropolis. Und so nimmt die Stadt bei jedem Angriff Schaden und wenn das Schadenslimit erreicht ist, heißt es Game Over. Zum Glück erholt sich die Stadt jedoch durch Siege Supermans, das Retten von Verletzten oder das Bestreiten von Nebenaufgaben. Erwartet hier allerdings nicht zu viel, denn im ganzen Spiel gibt es gerade einmal drei Sidequests. Zum einen könnt ihr an speziellen Orten Wettflüge gegen Mr. Mxyzptlk bestreiten bzw. in die Rolle von Bizarro schlüpfen, um mal selbst für Verwüstung zu sorgen, und zum andern könnt ihr euch als Katzenfänger verdingen und in den Straßenschluchten 100 herrenlose Fellknäuel aufspüren und einsammeln.         

Natürlich wäre Superman nicht Superman, wenn er nicht auch noch ein paar Superkräfte vom Stapel lassen könnte. Doch statt interessante Röntgenblick-Spielereien einzusetzen, könnt ihr lediglich feste pusten, um Feuer zu löschen oder Angreifer zurückzudrängen, mit dem Eisatem Gegner vorübergehend einfrieren oder sie mit dem Hitzeblick in Brand stecken. Ansonsten könnt ihr auch noch superschnell laufen und fliegen bzw. schwere Lasten tragen - das war's.

Kämpfen, kämpfen, kämpfen: Das ständige Vermöbeln immer gleicher Gegner beginnt schnell zu langweilen.
Um Feuer zu löschen, Schurken zu plätten und verletzte Einwohner in Sicherheit zu bringen reicht das ja auch aus und mehr müsst ihr schließlich nicht tun. Zwar verdient ihr durch Heldentaten auch Erfahrungspunkte, aber diese werden stets automatisch bei einem Level-Up in stärkere Superkräfte und neue Angriffsmöglichkeiten investiert. Entscheidungsfreiheit - Fehlanzeige.

Immer kräftig pusten

Diese Linearität zieht sich durch das ganze Spiel. Manchmal habt ihr zwar wenigstens die Wahl zwischen verschiedenen Einsätzen, was euch dort jeweils erwarten, lässt sich allerdings nicht abschätzen. Aber auch das ist egal, da es quasi ohnehin immer dasselbe ist, was ihr tun müsst: Kämpfen, kämpfen, Feuer löschen, kämpfen... Manchmal kämpft ihr jedoch nicht nur gegen immer gleiche Eindringlinge, sondern auch gegen Kameraführung und Zielerfassung. Ansonsten ist die Steuerung aber bis auf wenige Kombo-Patzer recht handlich. Auch die über 200 Quadratkilometer große, zusammenhängende Spielwelt kann sich sehen lassen. Nur leider ist diese nicht mehr als Kulisse, da es abseits der Kämpfe kaum Interaktionsmöglichkeiten gibt. Kein Gebäude ist betretbar, kein Einwohner ansprechbar und kein Fahrzeug benutzbar. Dank solider Physik-Engine könnt ihr zwar einige Objekte aufnehmen und durch die Gegend schleudern oder meterhohe Auto- und Schrotttürme bauen, aber auch das wird schnell langweilig.

Auf der PS2 sieht Metropolis aufgrund schwächerer Texturen, Polygonmodelle und Effekte übrigens deutlich unspektakulärer aus als auf der Microsoft-Konsole. Dafür kostet die Fassung für Sonys Oldie jedoch auch nur die Hälfte der ansonsten inhaltsgleichen 360-Version, was zu einem besseren Preis-Leistungsverhältnis und damit auch einer besseren Wertung führt. Aber egal ob PS2 oder Xbox, sein Geld ist Superman Returns auf beiden Systemen nicht wert.

David gegen Goliath: Metallo mag hier zwar imposant aussehen, der Kampf ist jedoch ein Kinderspiel.
Die kurze Spielzeit ist angesichts des hoffnungslos monotonen Spielverlaufs zwar fast schon ein Segen, aber dies als Pluspunkt zu verbuchen wäre doch etwas vermessen. Aber nicht nur der Umfang des Spiels ist mickrig, sondern auch der des Handbuchs. Zwar wird auf den knapp sechs Seiten so ziemlich alles erklärt, aber das spricht weder für das Spiel noch für das Engagement des Herstellers.

Eine Frage des Preises

Na ja, zumindest ist die Lokalisierung ganz ordentlich und Fans können neben Sequenzvideos und Trophäen auch Bonuskostüme und Artwork-Galerien freispielen. Auf der Xbox winken zudem die obligatorischen Erfolge, für die man allerdings so sinnlose Dinge wie 500 Autos hoch heben, 10.000 km weit fliegen oder 10.000 Tonnen Gewicht tragen muss... Zudem könnt ihr nach Abschluss des Story-Modus' noch weiter durch Metropolis düsen und noch mehr monotone Kämpfe bestreiten. Bekommen tut ihr dafür jedoch nichts. Zusätzliche Schwierigkeitsgrade oder ähnliches sucht ihr ebenfalls vergebens. Aber warum sollte man ein Spiel, das einen schon beim ersten Mal zu Tode gelangweilt hat, überhaupt nochmals spielen? Lest lieber ein paar Superman-Comics und zeigt dieser einfallslosen Heldenrückkehr die kalte Schulter...      

Fazit

Superman: Shadow of Apokolips war noch ganz passabel, darauf folgte das recht maue Superman: The Man of Steel und nun schickt EA den Traditionshelden mit Superman Returns noch tiefer in den Wertungskeller. Dabei sah anfangs noch alles recht vielversprechend aus: Nette Render-Sequenzen, eine große, zusammenhängende Spielwelt, die zumindest in der unverschämter Weise doppelt so teuren 360-Fassung auch grafisch zu gefallen weiß, teils beeindruckende Bossgegner sowie eine einfache, aber facettenreiche Steuerung. Doch was nützen hübsche Zwischensequenzen, wenn die Story nur auf Sparflamme kocht? Was hilft eine große Spielwiese, wenn man immer und immer wieder 08/15-Aufgaben darin bewältigt? Und wer braucht drei Dutzend Kombos und Spezialangriffe, wenn man fast allen Gegnern mit einer Hand voll Standard-Moves problemlos den Garaus machen kann? Ihr fliegt von Einsatzort zu Einsatzort, wo ihr entweder Brände löscht oder Fließbandgegner vermöbelt. Hin und wieder ein meist plumper Bossfight und das wars. Ach so, es gibt auch noch drei optionale Nebenbeschäftigungen: Streunende Katzen einsammeln, Wettflüge gegen Mr. Mxyzptlk und Amokläufe als Bizarro - in Zeiten von GTA & Co ein absolutes Armutszeugnis. Na ja, wenigstens ist das Trauerspiel nach wenigen Stunden bereits zu Ende und Clark Kents Kollegin Lois Lane stellt sich die bezeichnende Frage "Braucht die Welt Superman?" - Nein, braucht sie nicht!

Pro

  • günstiger Preis (PS2)
  • einfache Handhabung
  • große einheitliche Spielwelt

Kontra

  • sehr kurz
  • öde Gegner
  • mickriges Handbuch
  • kaum vorhandene Story
  • extrem monotoner Spielverlauf
  • hakelige Kamera & Zielerfassung

Wertung

360

PlayStation2

Einfallslose Schurkenhatz mit immer gleichen Fließbsandkämpfen.