Madden NFL 07 - Test, Sport, 360, XBox, GameCube, PSP, PlayStation2, Wii, GBA, NDS, PC, PlayStation3
Machen wir es kurz: Dieses Madden NFL 07 basiert auf den Versionen für die gegenwärtige Konsolengeneration. Sprich: Ihr bekommt eine umfangreiche Spielmodi-Auswahl und vor allem die Madden-Karten, die seit Jahren als Belohnung für herausragende Leistungen herhalten. Insofern möchten wir an dieser Stelle das Augenmerk auf den Test der ursprünglich veröffentlichten Version lenken und werden uns hier nur auf die Neuerungen konzentrieren.
Current-Gen-Inhalte
Bereits auf der E3 schien die Verkuppelung von American Football und Wii-Kontrollen ein himmlisches Pärchen darzustellen. Die Spielabläufe des US-TV-Quotensports Nummer 1 (werfen, laufen, fangen, blocken) sind wie geschaffen für ein intensives Eintauchen in den Sport mit Remote und Nunchuk. Doch es sind schon ganz andere an der Wii-Steuerung gescheitert. Wie gut konnte der Branchenriese die neuen Kontrollmechanismen einbinden?
Neue Kontrolle, neues Spielgefühl?
Die Antwort ist einfach: Bis auf zwei Ausnahmen, auf die wir gleich eingehen werden, schlichtweg beispielhaft und in einem interaktiven Tutorial sehr gut erklärt. Das geht bereits bei der eingängigen Spielzugauswahl los und hört erst bei den Aktionen auf dem Feld auf, die ausnahmslos alle durch intuitive Bewegungen mit Remote und Nunchuk initiiert werden.
Der Snap (das Aufnehmen des ruhenden Schweineleders) wird genauso per Remote durchgeführt wie das Werfen des Balles durch den Quarterback. Hier könnt ihr durch die Geschwindigkeit der Wurfbewegung sogar festlegen, ob ihr das Objekt der Begierde eher in einer flachen Flugkurve oder als Lob zu eurem Receiver spielt dadurch entsteht ein sehr motivierendes Mittendringefühl.
Auch bei Laufspielen entpuppen sich die frischen Kontollmechanismen als ideal: Ihr steuert den Läufer bzw. den Receiver nach dem Fangen des Balles mit dem Stick, könnt über Nunchuk-Bewegungen Seitschritte oder auch einen kleinen Hüpfer nach hinten machen, um den Verteidigern auszuweichen und über Remote per "Stiff Arm" anstürmende Linebacker
abzublocken. In der Praxis hat sich die Laufspiel-Kontrolle für mich zwar als nicht ganz so intuitiv wie die Steuerung der Passspiele dargestellt, doch nach kurzer Eingewöhnungszeit konnte ich ein Yard nach dem anderen einnehmen.Was allerdings auch daran liegt, dass die Offensivabteilung gegenüber den Defensivlinien etwas im Vorteil ist. Womit wir auch schon bei dem ersten der angesprochenen zwei eher suboptimal funktionierenden Steuerungsmechanismen sind: Der Powerblock wird durch das gleichzeitige nach vorne stoßen von Remote und Nunchuk ausgelöst - zumindest theoretisch. In der Praxis gelingt dieses Manöver zu selten. Das geht sogar so weit, dass ich zeitweilig das Gefühl hatte, es wäre zufallsabhängig, dieses Manöver erfolgreich zu Ende zu führen. Dieses Manko entpuppt sich unter dem Strich zwar nicht als Spielspaß-Bremse, sorgt aber für erste leichte Regenwolken am blauen Remote-Himmel.
Kleine Probleme
Gut gelungen hingegen ist die Auswahl des von euch gesteuerten Defensivspielers vor dem Snap: Musste man bei allen anderen Fassungen per Knopfdruck so lange hin und her schalten, bis der richtige Spieler gefunden ist, könnt ihr nun einfach mit der Remote auf ihn zeigen und ihn dann auswählen - einfach, intuitiv, genial! Hier spielt Wii seine Stärken aus.
Vor allem der erste Punkt ist bedauerlich, da die bereits veröffentlichten Current-Gen-Versionen ebenfalls damit kämpfen und die Entwickler genug Zeit hatten, dieses Manko nachzubessern. Wenn wie in diesem Fall die offensivoptimierte Steuerung auf schwache defensive Intelligenz-Routinen trifft, sorgt das einerseits zwar für Erfolgserlebnisse, senkt aber auf lange Sicht den Anspruch.
Gold oder was?
Doch letztlich sind das nur Kleinigkeiten, die den Football-Spaß kaum trüben. Schwerer wiegen da die KI-Problematik sowie die insgesamt nicht weiter verbesserte Kulisse.
Dafür allerdings gibt es exklusiv für die Wii-Version neue Mini-Spiele, die mit bis zu vier Spielern zwar Spaß entfachen, aber letztlich weder den fehlenden Online-Modus wettmachen noch dafür sorgen können, Madden NFL 07 auf Gold-Niveau zu hebeln.
Bei Madden hingegen bleibt der Eindruck, dass die gute, aber nicht herausragende GameCube-Version genommen und mehr oder weniger 1:1 portiert wurde - die kleinen Animationsprobleme, die es selbst auf PS2 schon gab, inklusive.
Fazit
Madden sieht auf dem Wii deutlich schlechter aus als auf der Xbox 360 - ganz klar! Überhaupt liegt die Kulisse nur ganz knapp über dem Current-Gen-Niveau. Doch das kann ich verschmerzen. Genauso wie den fehlenden Online-Modus. Wieso? Weil die Steuerung bis auf zwei Ausnahmen (Kicken, Power-Defensive) hervorragend gelungen ist und mich nach extrem kurzer Eingewöhnung sowie vorbildlichem Tutorial dermaßen ins Geschehen zieht, wie ich es noch nie bei einem Sportspiel erlebt habe. Und so sehr ich EA dafür auch mit einem Award belohnen möchte, sorgen die sich summierenden Kleinigkeiten dafür, dass Madden auch auf Wii denkbar knapp an Gold scheitert. Denn um das Paket komplett zu machen, wären z.B. eine optimierte KI sowie das Ausmerzen der kleinen Unstimmigkeiten im optischen Bereich Pflicht gewesen. So freue ich mich in einem Moment wie ein Schneekönig über einen gelungenen Pass oder ein Laufspiel, nur um im darauf folgenden Augenblick durch abgehackte Animationen daran gehindert zu werden, tiefer in die Welt des American Football abzutauchen. Doch sei es wie es ist: Madden NFL 07 ist ein Musterbeispiel für Wii-Multiplattform-Umsetzungen im Allgemeinen sowie für Sportspiele mit Remote-/Nunchuk-Kontrolle im Besonderen. Weiter so!!
Pro
- offizielle Lizenz
- Madden-Karten
- sehr gute Tutorials
- exklusive (Mehrspieler-)Minigames
- stimmige Soundkulisse
- bis auf zwei Ausnahmen hervorragende Remote-/Nunchuk-Steuerung
- umfangreiche Statistiken
- extreme Immersion des Spielers
- motivierende Spielmodi
Kontra
- Kulisse nur auf Current-Gen-Niveau
- schwankende KI-Leistungen
- kein Online-Modus
- ab und an unsaubere Animationen
- spartanisches Handbuch
- Offensive leicht übervorteilt