L.A. Rush - Test, Rennspiel, PSP, PC, PlayStation2, XBox
Was nervt mehr als Tokio Hotel und Dieter Bohlen zusammen? Genau, im Stau stecken zu bleiben. Hand aufs Herz: Welcher
Autofahrer hat nicht schon mindestens einmal mit dem Gedanken gespielt, die störende Blechlawine einfach zur Seite zu rammen? In L.A. Rush könnt ihr genau das tun, und zwar ohne dass jemand zu Schaden kommt und ohne lästigen Papierkram. Motorisierte Verkehrsteilnehmer stellen kein ernstes Hindernis für euch dar: Selbst wenn ihr frontal in ein stehendes Auto kracht, wird eure Fahrt nur leicht abgebremst. Ein leichter Schlenker und es geht zurück auf die Strecke.Freie Fahrt für freie Spieler!
Die unrealistische Physik passt prima zum Arcade-Charakter des Spiels: Ein Schadensmodell, das keinen Fehler verzeiht, würde das rasante Erlebnis nur ausbremsen. Auch die einfache Steuerung trägt ihren Teil dazu bei, dass ihr euch elegant durch den Straßenverkehr schlängelt, der übrigens um einiges dichter ausfällt als in manch anderem Konkurrenztitel. Zwar sind auch im virtuellen Los Angeles Polizeistreifen unterwegs, aber wenn ein Officer euch nach einem Verkehrsdelikt erwischt, müsst ihr nur mit der Zahlung von ein paar hundert Dollar büßen. Dank hoher Verdienste aus gewonnenen Straßenrennen zahlt ihr das aus der Portokasse.
Inklusive Story & Karriere
Nicht nur die Jungs von Westcoast Customs helfen euch, auch Lidells Freundin schlägt sich auf eure Seite. Von ihr und von anderen Freunden erfahrt ihr über Handy, wo der Schurke eure Wagen abgestellt hat. Habt ihr den entsprechenden Punkt
auf einer Karte markiert, navigiert ihr euren Wagen mittels GPS-System durch die frei befahrbare Großstadt. Am Ziel angekommen, steigt ihr in den von Lidell gestohlenen Wagen und versucht, euer Eigentum innerhalb eines Zeitlimits möglichst schadlos zurück in die heimische Garage zurückzubringen. Im Laufe der Zeit füllt sich eure geräumige Villa wieder mit insgesamt 36 lizenzierten Flitzern und diversen Konzeptautos. Zu eurem Fuhrpark gehören aktuelle Modelle wie eine Z06 von Chevrolet, eine Dodge Viper und ein Hummer H2. Auf Feunde japanischer Autos warten unter anderem der Mitsubishi Lancer Evo 8, ein Subaru Impreza von 2003 sowie ein Nissan Skyline von 2002. Auch ein paar ältere Schmuckstücke haben ihren Weg ins Spiel gefunden, zum Beispiel ein 1971er Cadillac Eldorado und eine Corvette 427 von 1969.Hilfe von unerwarteter Seite
Neben den normalen Rennen und den Touren, auf denen ihr eure eigenen Autos zurückholt, warten außerdem Knockout-Veranstaltungen auf euch - hier fliegt in jeder Runde das Schlusslicht aus dem Rennen. Die "Cruise"-Missionen bedeuten alles andere als eine gemütliche Spritztour. Wie ein Cruise Missile rast ihr über die dicht befahrene Straßen bis zum Ziel. Dabei dürft ihr weder einen Unfall bauen noch unter die vorgeschriebene Mindestgeschwindigkeit fallen - der Blockbuster "Speed" lässt grüßen. In gewissen Missionen rächt ihr euch an eurem Widersacher Lidell, indem ihr z.B. sein Riesenrad am Strand zum Einsturz bringt.
Leider sind hier die Missionsziele unklar formuliert: In der ersten Rachemission fuhr ich einige Minuten verwirrt durch die Stadt, bis ich herausfand, dass ich über die herumstehenden Rampen durch Lidells Werbeplakate springen sollte. Als kleiner Bonus wartet im Hauptmenü ein Stuntmodus auf euch, der allerdings kaum länger als ein paar Minuten unterhalten kann. Ihr springt über unterschiedlich hohe Rampen und treibt die Highscore durch Piruetten mit sauberer Landung in die Höhe. Immerhin könnt ihr auch in diesem Modus ein paar neue Fahrzeuge freischalten.
Trotz dichtem Straßenverkehr kommt die PSP bei L.A. Rush beinahe nie ins Schwitzen. Mit flüssigen 30 Bildern pro Sekunde rauschen Häuser, Strandpromenaden und Fahrzeuge an euch vorbei. Fußgänger sind zwar nicht auf den virtuellen Straßen
unterwegs, aber davon abgesehen wurde die Umgebung liebevoll gestaltet. Ihr fahrt über breite Hauptverkehrswege, durch schmale Gassen, macht Ausflüge ins Grüne und springt meterweit von der Steilküste auf den Strand. Je nach Tageszeit wird die komplette Szenerie in ein anderes Licht getaucht. Auf eurer Karosserie spiegeln sich stimmungsvoll die Sonnenstrahlen wieder. Fahrt ihr in den Sonnenuntergang, werdet ihr, wie in der Realität, stark geblendet. Doch die Übersicht leidet nicht nur in diesen Momenten. Da in der gesamten Kulisse Braun- und Grautöne dominieren, kann es schon einmal vorkommen, dass ihr eine Mauer mit dem Asphalt verwechselt und so frontal in das Hindernis kracht. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber an den Look und findet sich immer besser zurecht. Ein weiteres optisches Ärgernis ist das fehlende Anti-Aliasing: Sämtliche Kanten sind mit Treppchen verziert.Ausflug ins malerische L.A.
Neben der insgesamt recht guten Kulisse sorgt auch der Soundtrack für gute Laune. Dank treibender Stücke der Genres Rock und Techno macht es gleich doppelt so viel Spaß, wie ein Berserker durch die Inennstadt zu heizen. Die Hip Hop- und R'n'B-Stücke sind dagegen überhaupt nicht mein Fall. Ich vermute aber, auch die Kopfnickerfraktion wird mit Stücken von Interpreten wie Lil' Kim gut unterhalten. Die Motoren klingen nicht ganz so realistisch wie in einigen Konkurrenztiteln, aber doch einigermaßen authentisch. Das merkt man unter anderem dann, wenn ein Wagen die Tuning-Garage von West Coast Customs verlässt und danach deutlich voller und kräftiger röhrt.
Fazit
Wer einen unkomplizierten Raser für seine PSP sucht, ist bei L.A. Rush an der richtigen Adresse. Dank einfacher Steuerung und knackiger Musik macht es richtig Spaß, sich ohne Rücksicht durch den dichten Straßenverkehr zu schlängeln. Glücklicherweise wurden einige Kritikpunkte der großen Konsolenversionen ausgemerzt: Die Framerate bleibt stabil, das Geld ist nicht mehr so knapp und der Spielfluss wird nur noch selten durch Wiederholungen von schweren Unfällen unterbrochen. Andererseits nerven auf Sonys Handheld die langen Ladezeiten: Rund zwanzig (!) Sekunden dauert es, bis ein Wettbewerb beginnt. Sogar, wenn ihr das gerade verlorene Rennen nur wiederholen wollt, dürft ihr erst einmal Däumchen drehen. Schade ist auch, dass ihr keinen Einfluss auf das Tuning eurer Fahrzeuge habt. Wer selber Hand anlegen will oder Realismus bei Fahrverhalten und Physik sucht, sollte einen großen Bogen um diesen Titel machen. L.A. Rush macht zwar nicht so süchtig wie Ridge Racer oder Midnight Club 3, ist aber trotzdem sehr spaßig und gerade für Gelegenheitsspieler interessant. Und solltet ihr einmal mit Dieter Bohlen und der kompletten Besetzung von Tokio Hotel im Stau stecken bleiben, habt ihr wenigstens etwas zum abreagieren dabei.
Pro
- intuitive Arcade-Steuerung
- actionreiches Fahrerlebnis
- fünf frei befahrbare Stadtteile
- starker Straßenverkehr
- stimmungsvolle Beleuchtung
Kontra
- kein Einfluss auf das Tuning
- teils unklare Missionsziele
- Alias-Treppchen allüberall
- leichte Orientierungsprobleme durch braungraue Hintergründe
- lange Ladezeiten