Pro Evolution Soccer 6 - Test, Sport, 360, PlayStation2, NDS, XBox, PC, PSP, PlayStation3

Pro Evolution Soccer 6
06.02.2007, Jörg Luibl

Test: Pro Evolution Soccer 6

Fußball ohne Grenzen: Auch auf dem DS lässt Konami den Ball seiner weltweit gefeierten Simulation rollen. Aber passen das komplexe Pro Evolution Soccer 6 (ab 14,90€ bei kaufen) und Nintendos verspielter Handheld überhaupt zusammen? Wie will man die grafischen Defizite kompensieren und kann man den Touchscreen kreativ nutzen? Gibt es die Meisterliga oder gar frische Spielmodi? Fragen über Fragen, die wir auf dem Testplatz beantworten.

Wie hat Konami sein DS-Team aufgestellt? Zur Auswahl stehen einfache Freundschaftsspiele, freies und Freistoßtraining, der Pokal sowie das neue Weltturnier. Das kann zwar die fehlende Meisterliga nicht ersetzen, aber wenigstens einige frische Akzente setzen: Ihr startet mit einer schwachen Standardmannschaft, die für PES-Kenner viele bekannte Namen serviert - Ivarov steht im Tor, Espimas flitzt über den Flügel und Castolo netzt ein. Alles keine Zauberer, aber alte Recken, die wenigstens einen Hauch von Meisterliga verströmen.

 Neue Weltmeisterschaft

Oben wird mit dem Steuerkreuz gekickt, unten erkennt man die Müdigkeitsringe der Profis und kann die Taktik anpassen.
Ihr reist ähnlich wie in Virtua Tennis 3 um die Erdkugel, um die besten Teams zu fordern. Zunächst müsst ihr euch mit kleineren Gegnern wie Saudi-Arabien, Litauen oder Angola messen, bevor der Gruppenaufstieg winkt. Gewinnt ihr ein Spiel, bekommt ihr Silber- oder Gold-Medaillen, die ihr an einer Art Kaugummi-Automat einsetzen könnt: Einmal mit dem Stylus drehen und unten kommt eine Kugel raus, in er sich ein neuer Profi verbirgt.

Diese Spieler kommen immer nur per Zufall aus den bisher besiegten Teams und können eure Mannschaft sofort in der nächsten Partie verstärken; bis zu 42 zusätzliche Profis stehen dann in eurem Kader - wer besonders viel Glück hat, kann auch auf einen Schlag die komplette japanische Auswahl ergattern. Später kann man die Profis auch im Netzwerk mit Freunden tauschen.

In den Menüs gibt es viel Bekanntes: Z.B. die Ermüdungspfeile sowie die vielen Einzelwerte in Bereichen wie Schnelligkeit, Freistoßtechnik & Co. Allerdings wirken sich diese individuellen Eigenschaften nicht mehr so deutlich auf dem Platz aus. Sprich: Es gibt weniger spürbare Unterschiede in Sachen Ballbehandlung und Effizienz; man kann mit allen Profis fast alles gleich gut machen, so dass der Sammelreiz eher auf Sparflamme kocht. Damit verliert PES6 auf dem DS auch etwas an spielerischer Faszination. Auch deshalb, weil die Computergegner hier zu oft sinnlos mit dem Ball ins Seitenaus laufen.

Schnelle Erfolge, leichteres Spiel

Andererseits profitiert die Spielbarkeit - und das dürfte Einsteiger freuen: Es ist wesentlich einfacher, auf dem Handheld von Beginn an Erfolge zu feiern als auf PS3, 360 & Co. Hier kann man die Computerintelligenz mit Pässen in die Tiefe leichter überlisten und dann einfacher über diagonale Läufe in den Strafraum abschließen; außerdem ist die Doppeldeckung sehr effizient, so dass man nahezu jeden Ball im Mittelfeld gewinnt - Kenner sollten daher auf der schwierigsten Stufe spielen, obwohl spätestens Mannschaften wie Italien oder Brasilien harte Herausforderer sind. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass das Fußballerlebnis immer noch ein gutes ist.

     

Wie hat Konami die beiden Bildschirme genutzt? Oben wird gekickt, unten wird die eigene Formation mit den

Egal ob das Werte-Fünfeck oder Grundeinstellungen: Die DS-version bleibt dem Original treu.
Ermüdungsringen der Spieler angezeigt. Auf dem Touchscreen kann man über Buttons sehr schnell die Defensive oder Offensive forcieren - das war's an Interaktion. Hätte man nicht wenigstens bei den Freistößen oder Ecken etwas Frischeres anbieten können, vielleicht sogar den Stifteinsatz? Immerhin gibt's bei den Elfmetern etwas Neues, aber aufgrund der Statik nicht unbedingt Spannendes: Anstatt in Echtzeit zu schießen, könnt ihr euch eines von sechs möglichen Zielen mit dem Stylus aussuchen und anklicken; der Torwart tut selbiges. Schade ist auch, dass das Radar auf dem oberen Schirm so klein ausgefallen ist, da erkennt man kaum Freund und Feind. Es wäre sinnvoller gewesen, diesen unten anzuzeigen.

Touchscreen & Co

Es ist dennoch erstaunlich, dass Konami so viele bekannte Mechanismen auf den DS gerettet hat: In der Taktik sind Mann- und Raumdeckung ebenso möglich wie offensive oder ausgeglichene Einstellungen. Auf dem Platz gibt es hohe und flache Zuspiele, Pässe in die Tiefe, das Pressing, die Dribblings, die Doppelpässe, selbst Flugkopfbälle, Lupfer und Direktabnahmen sind möglich. Allerdings sieht das alles aufgrund der technischen Beschränkungen des DS nicht mehr so elegant und wuchtig aus wie z.B. auf der PSP. Die Profis sind Klötzchenkicker ohne Wiedererkennungswert und können den Ball bei weitem nicht so punktgenau am Fuß halten wie auf den großen Konsolen - so mancher Spurt an der Außenlinie verliert sich jenseits der Kreide. Es gibt keinen Einlauf, keine Zeremonie und im Hintergrund lediglich statischen Texturbrei.

Trotzdem macht es Spaß, sich in der Weltliga nach oben zu kicken und sein Team langsam mit Stars zu verstärken. Die Spielzeit lässt sich von drei, fünf bis zehn Minuten anpassen; der Schwierigkeitsgrad in drei Stufen. Sehr komfortabel: Ihr könnt auf vier vorgefertigte oder eigene Formationen zurückgreifen und das Team bei Bedarf auch automatisch aufstellen lassen. Die Werte oder das Aussehen eurer Kicker könnt ihr nicht verändern; der Editor lässt euch lediglich Vereins- und Spielernamen anpassen sowie Trikotfarben und das Emblem selbst erstellen.

Komfort & Multiplayer

Obwohl man sich für eine andere, weniger nervende Menümusik entschieden hat, kann die akustische Kulisse auf dem Platz nicht überzeugen. Man hat zwar bei Toren kleine Sprach-Samples der großen Versionen, aber bis auf ein allgemeines Rauschen, das an alte Radios auf Sendersuche erinnert, ist von den Fans nichts zu hören. Immerhin kann man mit einem Freund die fehlende Atmosphäre schaffen - sowohl mit einem als auch zwei Modulen könnt ihr im Netzwerk gegeneinander kicken. Und wer die große Herausforderung sucht, kann sich über WiFi mit Spielern aus der ganzen Welt messen; ihr könnt hier entweder nur gegen Freunde, Gegner aus Europa oder mit ähnlichen Statistiken antreten - angesichts gelegentlicher Lags ist die Freude allerdings nicht immer ungetrübt.

 

Fazit

Warum ist Pro Evolution Soccer 6 auf PS2, PSP und Xbox 360 ein Fußballtraum? Es fühlt sich echt an, sieht in den Bewegungen klasse aus und überrascht immer wieder mit neuen Torsituationen. Auch auf Nintendos DS wird man gut unterhalten. Auch hier kann man mit Doppelpass & Co zaubern. Aber leider konnte Konami die Faszination nicht in dieser hochprozentigen Dosis auf Nintendos DS übertragen. Obwohl man die meisten Schuss- und Passroutinen eingebaut hat, ist das Spielgefühl ein eingeschränkteres und das Erlebnis aufgrund der grafischen und akustischen Schwächen deutlich unspektakulärer. Das Fehlen der Meisterliga schmerzt und es ist schade, dass Konami nicht mehr aus Stylus und Touchscreen herausgeholt hat als statische Elfmeter und die Bedienung eines Automaten. Trotzdem: Wer einen Kick für zwischendurch mit schnellen Erfolgserlebnissen und dem Flair des großen Originals sucht, wird auch auf dem DS seine Freude an Ball und Tor haben.

Pro

  • einfache Steuerung
  • schnelle Erfolge
  • Spielgefühl des Originals
  • fast alle bekannten Pass- & Schussmechanismen
  • unterhaltsamer WM-Modus

Kontra

  • schwache Akustik
  • keine Meisterliga/ Trainingsübungen
  • weniger Animationsfinessen
  • KI rennt sinnlos ins Seitenaus
  • kaum kreative Touchscreen-Nutzung
  • Radar viel zu klein
  • gelegentliche Online-Lags

Wertung

NDS

Guter Fußball, aber im Miniformat nicht ganz so packend wie auf PS2 & Co.