StarFox Command - Test, Arcade-Action, NDS

StarFox Command
08.02.2007, Paul Kautz

Test: StarFox Command

Vor 13 Jahren schrieben Argonaut Software und Nintendo mit StarFox auf dem SNES Spielegeschichte: Fetzige Raumschlachten in echtem Polygon-3D auf einer Konsole, die eigentlich nur für 2D ausgelegt war! Im Laufe der Jahre verlor sich das simple Prinzip in immer mehr Adventure-Elementen - mit Starfox Command geht Nintendo jetzt zurück zu den Wurzeln. Oder doch nicht?

Das Dasein des Helden ist ein mühsames: Kaum hat man den einen Oberbösewicht (Dr. Andross) erledigt, schon steht die nächste Bedrohung (Anglar) bereit für einen langwierigen Schlagabtausch. Außerdem steht Fox McCloud ganz allein in der Ringecke: Nachdem die letzte Gefahr gebannt wurde, hat sich das Star Fox-Team in alle Winde verstreut, jedes Mitglied geht jetzt eigene Wege. Allein kann es der Weltallfuchs nicht mit der Gefahr aufnehmen - nach und nach wird er alle Hilfe benötigen, die er kriegen kann...

Wir bringen die Band wieder zusammen!

Entgegen möglicher Erwartungen tritt Starfox Command nicht in die Fußstapfen des Originals - dafür bietet es zu viel Neues. Zwar erwarten euch nach wie vor fetzige, laserlastige Kämpfe, aber die machen nur die Hälfte des gut 60 Missionen umfassenden Spiels aus. Den Rest der Zeit verbringt ihr am Stylus nagend vor dem Touchpad, welches euch eine 2D-Übersichtskarte des Schlachtfeldes zeigt - wo ihr rundenbasiert taktisch klug gegen die heranrückenden Feindesscharen zu Felde ziehen müsst! Ihr könnt euer Schiff (bzw. eure Schiffe, denn später kontrolliert ihr noch eure Teammitglieder) nur eine bestimmte Strecke

Auf der strategischen Karte legt ihr die Flugrouten fest, fangt Gegner ab und sammelt wichtige Extras ein.
weit fliegen lassen, die sich möglichst mit Gegnern überschneiden sollte, damit ihr in einen Kampf verwickelt werdet. Erschwert wird eure Aufgabe durch Gebiete, die ihr umfliegen müsst (was mehr Treibstoff kostet) oder Widrigkeiten wie Nebel, den ihr nur zu einem geringen Teil mit dem Stylus aufklären könnt. Ihr malt die geplanten Routen einfach mit dem Stift auf den Touchscreen; habt ihr alles erledigt, wird eure Runde beendet, der Gegner ist am Zug. Gelegentlich nähert sich noch eine feindliche Lenkrakete eurem Mutterschiff, der »Great Fox«. Die solltet ihr besser schnellstmöglich abfangen, denn ist der heimatliche Hafen nur noch Altmetall, ist das Spiel vorbei. Umgekehrt könnt ihr auch Raketen verdienen und mit denen um euch schießen - was ganze Gegnertruppen auf einmal verschwinden lässt, wodurch ihr euch auf andere Herausforderungen wie z.B. feindliche Mutterschiffe konzentrieren könnt. Dieses strategische Element ist erfrischend, neu und macht auch viel Spaß. Allerdings kommt dadurch die eigentliche Balleraction viel zu kurz. Besonders im späteren Spielverlauf, wenn ihr vier Schiffe plus die »Great Fox« taktisch klug positionieren müsst, was einige Zeit in Angriff nimmt - wohingegen die Echtzeit-Kämpfe dann nur wenige Sekunden dauern.

Trefft ihr auf Feinde, geht es aufs Schlachtfeld - und da wartet die nächste Überraschung, denn ihr dürft den Stylus nicht aus der Hand legen! Ihr steuert euer Schiff ausschließlich »analog«, dem Digikreuz kommt dieselbe Funktion zu, wie jeder anderen Taste auf dem DS: Ballern. Mit dem Stift in der Hand bestimmt ihr nicht nur die Flugrichtung, ihr zieht auch Bomben ins Bild, macht Rollen, beschleunigt, fliegt Loopings oder schnelle Kehren. Klingt einfach, bedarf aber einiger Gewöhnung - schön, dass es ein vierstufiges Tutorial gibt. Allerdings stellt sich natürlich trotzdem die Frage, warum nicht wenigstens alternativ eine Digisteuerung angeboten wird. Denn das Touchpad dient gleichzeitig als Übersichtskarte des Levels, auf der Gegner und Boni eingeblendet werden - die natürlich schwer zu sehen sind, wenn man die ganze Zeit darauf herumwischt.            

Viele Wege führen zum Ziel

Wie gesagt, sind die Kämpfe sehr kurz - teilweise tummelt ihr euch nur zehn Sekunden im Level, denn in jedem davon gibt es spezielle Feinde, auf die ihr euch konzentrieren müsst. Diese hinterlassen Sterne, die ihr aufsammeln müsst, um den Level zu gewinnen. Hin und wieder tretet ihr auch gegen Bossgegner (groß bzw. sehr wendig) oder Mutterschiffe an, die in einer etwas aufwändigeren Operation vom Himmel zu holen sind. Erledigt ihr alle Widersacher, gibt es Extra-Raketen für die »Great Fox«, aber das kostet natürlich Zeit - und das in jedem Level tickende Limit kann harsch sein. Das gilt übrigens für das ganze Spiel; ein taktisch doofer Zug kann und wird meistens das Ende bedeuten. Doch netterweise wird Dranbleiben trotz aller Frustmomente belohnt: Die recht belanglose, über Dialogbilder geführte Story ist nur

Die 3D-Grafik gewinnt keine Schönheitspreise, liefert aber gute, flotte Bilder und nette Effekte.
beim ersten Durchspielen linear, beim nächsten Mal könnt ihr euch ganz in Wing Commander-Tradition für verschiedene Wege entscheiden, die zu einem von neun möglichen Enden führen: gut für den Wiederspielwert. Außerdem dürft ihr, wenn ihr genug von strategischer Planerei habt, auch zu einfachen Mehrspieler-Dogfights greifen; entweder lokal mit nur einem Modul (bis zu sechs Spieler) oder online (bis zu vier Spieler) - prinzipiell ganz nett, aber dem simplen Austauschen von Laserstrahlen fehlt es nicht nur an interessanten Spielmodi, sondern auch an längerfristiger Motivation.

Anfangs steuert ihr ausschließlich Star Fox, doch schon nach kurzer Zeit gesellen sich alte Haudegen wie Slippy an eure Seite. Jeder dieser Zugänge hat unterschiedliche Schiffe und Eigenschaften: Der eine kann Gegner gezielt anvisieren, der nächste darf mehr Bomben mit sich tragen. So oberflächlich diese Unterschiede klingen mögen, so wichtig sind sie spätestens dann, wenn ihr vier eigene Schiffe, die wackelige »Great Fox« und jede Menge Gegner auf dem kleinen Screen unter eine sinnvolle Haube bringen müsst - Taktiker einen Schritt vor! Diese Abschnitte sind somit auch die eigentliche Herausforderung von Starfox Command, denn die Kämpfe sind aufgrund der gegnerischen KI, die sich etwa auf dem Level von klebriger Hefe bewegt, keine Herausforderung für geübte Laserfinger. Sogar so viel Herausforderung, dass sich schnell Frust breit macht, wenn man eine Mission wieder und wieder verliert, weil aus einem trüben Nebelfeld eine Rakete nach der anderen das Mutterschiff zerbröselt - der Schwierigkeitsgrad steigt schnell und steil nach oben, es gibt keine wählbaren Stufen.

Starfox Tactics

Technisch ist Starfox Command nicht imposant, aber mindestens solide: Flotte 3D-Grafik zieht über den oberen Screen, ihr fliegt mit schön modellierten Raumschiffen über grüne Bergketten, glitzernde Seen und düstere Städte. Die etwas groben Gegner vergehen in schönen Explosionen, nur ganz selten wird das Geschehen langsamer: Etwa, wenn ihr heißes Licht spuckend durch fünf oder mehr Feinde gleichzeitig säbelt und der DS förmlich wackelt - was er übrigens wirklich tut, wenn ihr ein optionales Rumble Pack nutzt, das z.B. dem Puzzler Actionloop beiliegt. Allerdings erinnert das Rumpeln beim Boost oder Abschuss eines Feindes eher an ein zappelndes Handy denn vernünftiges Force Feedback, so dass es eher einen Atmosphäre-Malus denn -Bonus darstellt. Eine der witzigsten technischen Spielereien stellt die »Sprachausgabe« dar: Normalerweise brabbeln die Figuren in einem Sims-ähnlichen Kauderwelsch vor sich her. Ihr könnt das Modul allerdings auch Fetzen eurer eigenen Stimme aufnehmen lassen, die dann den Charakteren in den gezeichneten Mund gelegt wird.     

Fazit

Wer von Starfox Command eine Rückkehr zu den glorreichen SNES-Wurzeln des Actionhelden erwartet, dürfte enttäuscht werden - das tatsächliche Laser-Ping-Pong spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, auf der taktischen Karte werdet ihr weitaus mehr Zeit verbringen als im Pilotensitz. Die ungewohnten Strategie-Elemente sind sehr spaßig, spielen sich flott und ordentlich herausfordernd: Der Schwierigkeitsgrad hat es in sich, eine gewisse Frustfestigkeit sollte der Fuchslenker auf jeden Fall innehaben! Allerdings nehmen diese Abschnitte dem Spiel die Rasanz, die eigentlichen Kämpfe sind saukurz und damit fast nur schmückendes 3D-Beiwerk. Auch die Touchpad-only-Steuerung ist so eine Sache: Nach einiger Gewöhnung funktioniert sie zwar ganz wunderbar, aber warum kann man nicht wenigstens wahlweise digital steuern? Bomben- und Turbo-Nutzung wären so viel einfacher gewesen, der Blick auf die Karte wäre frei. Starfox Command ist somit eine etwas undankbare Mischung: Taktiker dürften sich an der Action und der ungewohnten Kontrolle stören, Ballerfans dürfte das Stylus-Figürchen-Verschieben sauer aufstoßen - hätten sich die Designer eindeutiger für einen Schwerpunkt entschieden, wäre die Empfehlung einfacher.

Pro

  • flotte 3D-Grafik
  • interessantes Strategie-Element
  • simple Steuerung
  • actionreiche Kämpfe
  • aufregende Bossfights

Kontra

  • gewöhnungsbedürftige Steuerung
  • steil ansteigender Schwierigkeitsgrad
  • schlecht einsehbare Karte
  • gelegentliche Frust-Momente

Wertung

NDS