Kino Mogul - Test, Simulation, PC

Kino Mogul
09.02.2007, Bodo Naser

Test: Kino Mogul

Wer geht denn noch ins Kino? Diese Frage beschäftigt euch auch in Kino Mogul (ab 3,50€ bei kaufen), allerdings aus der Perspektive des Kinobetreibers. Bei der 2D-Simulation aus dem Hause Comport Interactive geht es vor allem um die zahlenden Besucher, die ihr anlocken sollt. Die Worte "neu" und "aufregend" sind es aber sicher nicht, die euch beim Wirtschaften in den Sinn kommen.

Die große Zeit des Kinos ist längst vorüber, da nach der flächendeckenden Einführung des Fernsehens in den 50er-Jahren viele Lichtspielhäuser in kleineren Städten dichtmachen mussten.

Trostloses Herzstück der simplen Simulation ist die Ansicht der Kinosäle, wo ihr Filme und Werbung reinschiebt. 
Danach setzte Ende der 80er eine Konsolidierung ein, der auch der DVD-Boom und die Raubkopien im Internet bislang noch nicht viel anhaben konnten. Heute sind es oft große Multiplex-Kinos, die um die Kundschaft buhlen. Bei über 137 Mio. Besuchern im letzten Jahr allein in Deutschland ist das Filmgeschäft immer noch lukrativ, auch wenn die Besucherzahlen in letzter Jahren zurückgegangen sind (2004 waren es noch 157 Mio.).

Geschrumpfter Markt

Das alles macht neugierig, einmal zumindest virtuell ins Kinogeschäft einzusteigen. Mit Kino Mogul ist der Einstieg leicht möglich, obwohl Inhalt und Umfang nur mit Mühe das Niveau eines kostenlosen Browserspiels erreichen. Das Tutorial erklärt in wenigen Minuten vollumfänglich, was ihr dabei alles anstellen tun könnt. Mit einem kleinen Kino gestraft, müsst ihr zunächst für einige Tage Filme ausleihen, die trotz Verfälschung ohne große Mühe als bekannte Titel zu erkennen sind (statt "Das Schweigen der Lämmer" eben "Das Schwelgen der Zimmer" oder statt "12 Monkeys" "11 Donkeys"). Es liegt auch noch ein Editor bei, mit dem ihr die Original-Titel wiederherstellen könnt.

Schnell erklärt

Habt ihr ein tollen Titel ausgeliehen, könnt ihr diesen in eurem Kino zeigen. Auf der mittleren der drei

Der Rubel rollt, die Leute strömen und ihr wisst eigentlich gar nicht warum.
Schwierigkeitsstufen strömen die Leute, auch ohne dass ihr groß Werbung macht, was auch noch möglich ist. Dynamik findet sich jedoch kaum: Preisgekrönte Filme werden fast automatisch zum Kassenschlager. So ist das Kampagnenziel schneller erreicht als ein Regisseur den berühmten Spruch mit der Klappe aufsagen kann. Wahrlich keine große Herausforderung, auch wenn ihr mit der Werbung eine bestimmte Anzahl von Zuschauern erreichen müsst; ansonsten ist eine Konventionalstrafe fällig.

Viel zu einfach

Ihr könnt auch noch neues Personal einstellen bzw. Leute entlassen, wenn euch der Sinn danach steht. Ein Kino braucht mindestens Kassierer, Verkäufer und Reinigungskräfte, die es in fünf verschiedenen Ausbildungsstufen gibt. Es gibt sogar einen Manager für eure Snackbar. Wenn ihr ständig neue Filme und Werbung einlegen müsst, wird das Ganze allerdings rasch zur Klickorgie. Der Wechsel zwischen der Hand voll Stationen ist höchst umständlich und nervt schnell.

Das Konzept ist wahrlich nicht neu, da es schon früher solche Spiele gab. Man denke nur an The Movies oder den DOS-Titel Der Prozent. Die ohnehin geringen Möglichkeiten, 

Angesichts der überflüssigen Stadtansicht mit ihren wenigen Möglichkeiten hilft eigentlich nur abschalten. 
die Kino Mogul bietet, wurden schon damals in den Schatten gestellt. So könnt ihr keine Filme selbst drehen, sondern nur die vorhandenen zeigen. Dafür könnt ihr Snacks wie das unvermeidliche Popcorn einkaufen, die es im Supermarkt gibt. Die Preise dafür und die Eintrittspreise lassen sich nach Besuchergruppe einstellen. Das eingenommene Geld könnt ihr in den Ausbau des Kinos investieren, wodurch bis zu sieben weitere Kinosäle entstehen. Warum ihr eine Mission geschafft habt, bleibt oft im Dunkeln.

Uraltes Prinzip

Grafisch ist Kino Mogul ebenfalls Asbach uralt, denn es erinnert eindeutig an die Vergangenheit des Genres. Zudem ist die Darstellung keinesfalls als gelungen zu sehen: Die Ansammlung armseliger Blocks, die sich Stadt nennt, ist eckig, grob und total überflüssig, da ihr ohnehin nur ein paar Häuser betreten könnt. Die quietschbunten Innenansichten bewegen sich allenfalls auf dem Niveau eines Freizeit-Designers, ohne etwas gegen solche zu sagen. Da retten auch die Miniansichten der Filme nicht viel. Es prangt Schleichwerbung für Kinopolis allerorten, so dass es auffälliger nicht geht. Das alles wird von nichtssagender Fahrstuhlmusik noch negativ unterstrichen.

Keine kinoreife Kulisse

           

Fazit

Ich liebe Filme, das Kino und auch Wirtschaftssimulationen. Aber Kino Mogul kann ich nicht das Geringste abgewinnen. Die Simulation ist zwar einfach zu erlernen, bietet aber überhaupt nichts Neues. Hier wird nur wieder das uralte Prinzip reproduziert, ohne dass das gelungen wäre. Es gibt viel zu wenig Möglichkeiten zu handeln, so dass ihr schnell die Lust verliert. Zudem wird alles im weiteren Spielverlauf immer mehr zum wilden Hin- und Hergeklicke, da ihr immer wieder bei Filmverleih und Werbung vorbeischneien müsst. Ihr dürft keine eigenen Filme drehen. Die Kampagne ist ohne jeden Anspruch, da ihr meist gar nicht wisst, warum ihr nun wieder gewonnen habt. Eine wirtschaftliche Dynamik entsteht nicht. Die Präsentation ist beinahe schon lächerlich mit der spartanischen Stadtansicht, den knallbunten Innenansichten und der billigen Musik. Das Beste an dem Spiel dürfte somit noch der Kinogutschein sein.

Pro

  • klassische Wirtschaftssim
  • leichter Einstieg
  • schnelle Erfolge
  • Filmeditor
  • beiliegender Kinogutschein
  • Animationsfilm

Kontra

  • Spielprinzip von gestern
  • viel zu einfach
  • viel hin
  • und herklicken
  • keine dynamische Wirtschaft
  • keine eigenen Filme drehen
  • altbackene Grafik
  • Fahrstuhlmusik

Wertung

PC

Eintrittskarte in die Steinzeit der Wirtschaftssimulationen