Children of Mana - Test, Rollenspiel, NDS

Children of Mana
10.02.2007, Benjamin Schmädig

Test: Children of Mana

Die Mana-Serie hätte Seite an Seite mit Final Fantasy groß werden können - aber Squaresoft konnte die Fans nach Secret of Mana nie wieder so bewegen wie mit dem SNES-Klassiker. Man könnte orakeln, dass die alten Tugenden in Children of Mana (ab 39,99€ bei kaufen) wieder aufleben sollen, doch die erste DS-Entwicklung von Serienvater Koichi Ishii folgt Sword of Mana auf GBA. Und dieses wurde nicht gerade herzlich von den Fans begrüßt...

Der Grund weshalb Sword of Mana auf Kritik stieß, war die Abkehr vom traditionellen Rollenspiel-Gefühl. Stattdessen gab es ein typisches Hack&Slay-Abenteuer. Und weil die DS-Fortsetzung daran anknüpft, verkloppt ihr auch hier eine endlose Schar fieser Kreaturen, macht dem Bildschirm füllenden Chef-Monster den Garaus und stattet euren Charakter mit schärferen Waffen, stärkeren Rüstungen oder etlichen Juwelen aus.

Mana-Kinder

Euer Charakter ist einer von vier Helden, die verschieden stark zuschlagen, sich flott oder müde bewegen und unterschiedlich effektiv mit Magie umgehen. Natürlich könnten sie zuhause bleiben und ihr Leben im wunderschönen Manadorf genießen - 

Beeindruckend: Die Zwischengegner füllen mitunter den gesamten Bildschirm.
die idyllische Musik hat mich so wundervoll eingelullt, dass ich das tatsächlich gerne tun würde. Aber natürlich zieht ihr los, um die Pläne einer mysteriösen dunklen Macht zu durchkreuzen. Ist es dasselbe Unheil, das vor zehn Jahren euren Vorfahren widerfuhr? Dieser Frage geht ihr in einer liebevoll erzählten, aber gewöhnlichen Story auf den Grund. Falls ihr den vollständige Hintergrund erfahren wollt, müsst ihr allerdings auf Dawn of Mana für PS2 warten: Erst dort rollt Square Enix die Vorgeschichte auf.

Allzu lange sollte es nicht dauern, bis ihr mit den Mana-Kindern am Ende des Abenteuers ankommt: Neben den niedlichen Zeichnungen und Bösewichtern richtet sich auch das eigentliche Monsterschnetzeln an junge oder jung gebliebene Spieler. So lange ihr nicht als kopfloser Draufgänger durch Illusia stürzt und mit euren Kräften haushaltet, bleibt ihr dem Bildschirmtod fern. Gott sei Dank, ihr dürft nur an bestimmten Stellen kurz vor dem Zwischengegner speichern. Solltet ihr vorher das Zeitliche segnen oder wollt ihr neue Ausrüstung anlegen, müsst ihr ins heimatliche Dorf zurück - und anschließend die Gewölbe erneut erkunden. Das zieht viele Sitzungen in die Länge und ist vor allem dann ärgerlich, wenn unterwegs das Akkulämpchen rot leuchtet...        

Um euer Ableben zu verhindern, habt ihr die Wahl: Entweder schluckt ihr eins der zahlreichen Bonbons und Schokoladenstücke oder ihr sucht einen Geist mit heilenden Fähigkeiten aus. Die Helden können zwar nicht zaubern, aber das Rufen von Geistern kostet Mana und gibt euch Möglichkeiten zum Angriff

Meine Heldin im Gespräch mit der Mausbär GmbH, wo sie sich einen zusätzlichen Auftrag beschafft.
und der Verteidigung. Lasst den Helfer allein und er fegt als Wirbelsturm durch die Gegner oder lässt Eisspitzen aus dem Boden schießen; lauft in ihn hinein und er macht euch unsichtbar oder verarztet Wunden. Das Dumme ist nur, dass ihr ohne geistliche Unterstützung effektiver kämpft.

Gerahmte Edelsteine

Eigentlich eröffnet das Zuhauen mit zwei Waffen sowie das Ausrüsten von Juwelen sogar erstaunlich viel Tiefe, denn ihr findet etliche Dutzend Edelsteine, könnt jeweils zwei zu einem mächtigeren verschmelzen und indem ihr verschiedene davon im Juwelenrahmen tragt, verstärkt ihr gezielt eure Werte. Auch bei den Waffen habt ihr freie Wahl: Pfeil und Bogen halten Monster auf Distanz, Schwerter meistern den Nahkampf, Flegel säubern das nahe Umfeld. Zusätzlich schlagt ihr im Wutmodus zu, wenn ihr eine bestimmte Anzahl Treffer gelandet habt. Dann führt ihr außerdem Spezialattacken aus - wobei euch keins von beidem nennenswerte Vorteile bringt. Was für das ganze Abenteuer gilt: Egal auf welcher Erfahrungsstufe sich euer Charakter befindet - die Bösewichter passen sich an. Was bringt da schon das Sammeln von Erfahrung in den zahlreichen Nebenmissionen? Ganz abgesehen davon, dass euch diese immer wieder in die gleichen Zonen schicken, die ihr bereits erkundet habt.

Trotzdem hat es mich immer wieder nach Illusia verschlagen. Bei Square Enix sitzen offenbar 

Knuddelige Angreifer: Hier heizen selbst Schneemänner mächtig ein.
die fähigsten Zeichner dieses Planeten: Schon die Charakterbilder erwecken eine eigenständige Welt zum Leben, in der jeder Pinselstrich einen Blick wert ist. Einige der Zwischensequenzen wirken sogar so beeindruckend, als hätten die Entwickler am liebsten den Rahmen des altmodischen 2D-Formats gesprengt. Und mitunter gelingt ihnen das sogar, wenn riesige Zwischengegner die komplette Bildschirmbreite in Anspruch nehmen.

Gemeine oder nette Freude?

Falls euch die fantastischen Bilder und Musikstücke so stark motivieren, dass ihr trotz der eintönigen Kämpfe die ganze Geschichte erleben wollt, könnt ihr dies übrigens mit bis zu drei Freunden tun. Uns blieben Mehrspieler-Kämpfe leider verwehrt, da wir nur eine Fassung für den Test zur Verfügung hatten. Doch falls alle Teilnehmer ein Modul besitzen, könnte ihr sowohl gegeneinander als auch miteinander losziehen. Im Team folgt ihr dabei der Story, wobei sie nur derjenige speichert, der das Spiel leitet. Ihr könnt aber auch versuchen, schneller als eure Kumpels möglichst viele Schätze einzuheimsen.     

Fazit

In den ersten Stunden war ich verzaubert: von der schönen Musik, den fantastischen Zeichnungen, dem einfachen und gleichzeitig motivierenden Monster-Verhauen. Doch weil ich immer wieder durch die gleichen Gewölbe stapfe und im Kampf nur die zwei Knöpfe für den Angriff brauche, sinkt die Lust an Children of Mana bald auf ein Minimum. Die Gegner sind im Verhältnis zu meinem Charakter stets gleich stark, die mageren magischen Fähigkeiten muss ich nur selten einsetzen und ob ich das großartige System der Juwelen-Verschmelzung wirklich nutze, ist eigentlich egal. Es ist schade, dass Square Enix seine Künstler fast schon böswillig verheizt und einer seiner Vorzeigeserien so wenig Tiefe schenkt. Abwechslungsreiche Levels und fordernde Monster hätten mich wochenlang gefesselt. Tatsächlich begeistert Children of Mana aber nur mit seinen tollen Bildern.

Pro

  • liebevoll erzählte...
  • wunderschöne Zeichnungen
  • fantastischer Soundtrack
  • Juwelen erweitern Fähigkeiten
  • zwei Waffen gleichzeitig
  • große Zwischengegner

Kontra

  • - ... aber sehr gewöhnliche Geschichte
  • Nebenaufträge sind Wiederholungen bekannter Gebiete
  • seltene Speichermöglichkeit
  • kein sinnvolles Magie-System

Wertung

NDS

Wunderschönes, aber leider herkömmliches Rollenspiel ohne Tiefgang.