Infernal - Test, Action-Adventure, 360, PC
Einmal möchte ich ein Böser sein
Als verlängertem Arm des Gesetzes der Hölle stehen Ryan neben den üblichen weltlichen Argumentationsverstärkern auch diabolische Kräfte zur Verfügung: Gleich die erste ist mangels Heilpäckchen sehr nützlich, denn er kann besiegten Gegnern in dramatischer Präsentation (der Bildschirm färbt sich blutrot, wabert leicht, mächtige Lichtstrahlen überall) die Seele aussaugen! Danach bleibt von dem entgräteten Widersacher nicht mal mehr die schlaffe Hülle übrig, er löst sich in Wohlgefallen auf. Das hat neben dem Gewinn an Lebensenergie auch gleich noch den Vorteil, dass ihr die Taschen des Opfers nach Waffen und Munition durchwühlt. Ausgefallen, aber auf Dauer etwas lästig, da unnötig zeitaufwändig. Dennoch ausgefallen. Weiterhin kann sich Ryan begrenzt teleportieren, was nicht nur dazu dient, an sich unerreichbare Schalter zu bedienen, sondern sich auch in den Rücken von frontal zu gut gepanzerten Gegnern zu beamen, und sie von dort aus einfacher zu erledigen. Am besten mit dem infernalen Schussverstärker, der die normale Waffenfunktion ordentlich potenziert. Praktisch auch Höllensicht und Telekinese, kann man doch mit Ersterem versteckte Zugangscodes finden und mit Zweiterem im Weg stehende Kisten
oder ähnliches aus dem Weg schweben lassen. Diese durchaus nützlichen Kräfte benötigen zur Ausführung allerdings Mana, welches ihr entweder mit der Höllensicht findet, Gegner tötet oder euch in dunklen Ecken aufhaltet.Abgesehen von den Sonderkräften ist Infernal ein eher normaler 3rd-Person-Shooter in der Tradition von Max Payne und Co.: Ihr durchquert mit Ryan aufwändig gestaltete, strikt lineare Levels, bekämpft etliche Gegner und liefert euch gelegentliche Fights mit extra-dicken Obermotzen. Hier und da warten kleinere Puzzles (Wie öffne ich die doppelt gesperrte Tür? Wie komme ich lebend durch ein brutzeliges Laserfeld? Wie entwische ich der Gasfalle?), die aber, abgesehen von gelegentlichen Trial-and-Error-Nervfaktoren, keine übergroße Inanspruchnahme des Gehirns verursachen dürften. Die cool inszenierten Gefechte verlaufen je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad billig bis interessant, zumal die Gegner auch zumindest in Sachen Deckung einiges auf dem Kasten haben: Da werden Hindernisse als Schutz genutzt, da wird aus der Sicherheit heraus blind geschossen. Und gelegentlich gibt's auch einen leicht bizarr wirkenden Ausweich-Purzelbaum zu sehen. In Sachen Angriff hingegen versagt das feindliche Hirn: Wer in Ryans Fadenkreuz ist, ist kurz darauf auf dem Boden, es gibt keine Team-Koordination, außerdem verträgt der Höllengesandte mehr Treffer als ein durchschnittlicher Himalaya. Nur schwimmen kann er nicht: Jeder Kontakt mit einer feuchten Oberfläche schickt ihn sofort und dramatisch in die ewigen Jagdgründe - scheint alles Weihwasser zu sein. Darüber hinaus ist Infernal ein Vertreter der unschönen »Huch, wo kommen die denn her?«-Fraktion - spätestens, wenn man aus einem abgeschlossenen Raum rauskommt, in dem nachweislich sonst niemand war, sich umdreht und auf einmal von hinten beschossen wird, fängt die Halsschlagader an zu schwellen.
Hölle, Hölle, Hölle!
Fazit
Man muss Infernal vorwerfen, dass es ziemlich hässlich losgeht: Gleich zu Beginn gibt's mäßig designte Gesichter in Großaufnahme sowie mit dem Restaurant einen bemerkenswert langweiligen Level - der dankbarerweise recht kurz ist. Danach, mein Enthusiasmus köchelte zu diesem Zeitpunkt etwa auf Starship Troopers-Niveau, fängt sich das Game mit einem Mal und dreht lässig auf! Grafik: cool! Leveldesign: cool! Soundtrack: cool! Höllenkräfte: cool! Leider schaffen es die Entwickler nicht, diesen Freudebonus über die Länge des Spiels zu halten - dafür gibt's zu viele gute, aber nicht konsequent zu Ende gedachte Ideen wie das halb-automatische Verstecken hinter Hindernissen oder das auf Dauer eher lästige Seelen-Aufsaugen. Dennoch: Ein gutes, interessantes und abwechslungsreiches Actionerlebnis!
Pro
- gute Grafik
- grandiose Effekte
- mächtig rockender Soundtrack
- gute Sprachausgabe
- ordentliche KI
Kontra
- <P>
- lange Ladezeiten
- mäßige Textübersetzung
- nerviges Feind-Respawnen
- kein Mehrspielermodus</P>