Excite Truck - Test, Rennspiel, Wii

Trotz des noch jungen Wii-Alters (immerhin ist die Konsole hierzulande erst gute drei Monate alt) gibt es bereits einen Haufen Rennspiele. Diese haben aber vor allem eines gemeinsam: Mittelmaß. Egal ob GT Pro Series, NfS Carbon, Cars oder auch Monster Truck: Bei allen haperte es entweder an der Kulisse, den unausgereiften Steuerungsmechanismen oder gar an einer Summe dieser Elemente, zu denen sich weitere unglückliche Design-Fehlentscheidungen gesellten. Es kann doch wirklich nicht sein, dass man als Rennspielfan nur mit Tony Hawks Downhill Jam glücklich wird?

Wii - Nix für Rennspieler?

Mit dieser Abwandlung der olympischen Idee (citius, altius, fortius - schneller, höher, stärker) kommt man der Quintessenz von Excite Truck näher als ein Haartrimmer der Kopfhaut von Britney Spears. Denn letztlich geht es bei dem Arcade-Racer aus dem Hause Monster Games (bisher hauptsächlich aufgefallen durch einige NASCAR-Spiele) nur um diese Maxime.

Dementsprechend verzichtet man auf jeden Simulationsanspruch und versucht, eine reine Remote-Steuerung in Einklang mit einer blitzschnellen Grafikengine sowie fantastastischen Sprüngen jenseits der Vorstellungskraft zu bringen, um die Stärken, die sich hinter dem Begriff "Arcade-Racer" verbergen, voll zur Geltung zu bringen.

Und dieses Konzept geht auch voll und ganz auf - zumindest in der Anfangsphase des Spiels. Nach dem Tutorial sucht ihr euch einen der über ein Dutzend Trucks aus (alle mit verschiedenen Eigenschaften, viele müssen allerdings erst freigespielt werden), und macht auf einer der insgesamt mehr als 15 Strecken Jagd auf Bestzeiten und Punkte.

Ja, ihr habt richtig gelesen: Bei Excite Truck geht es nur in zweiter Linie darum, als Erster die Ziellinie zu überqueren. Wichtiger sind die Punkte, die ihr in Form von Sternen für besondere Leistungen erreichen könnt. Das kann z.B. ein extrem lang gezogener Drift sein, eine Karambolage mit einem der konkurrierenden KI-Trucks oder auch ein exorbitanter Sprung, der euch nicht nur für die so genannten "Hang Time", sondern unter bestimmten Voraussetzungen auch für das Durchfliegen von Ringen belohnt.

Das mag sich auf Anhieb nicht sehr spannend anhören. Doch sobald man einmal die Remote quergelegt und sich mit der akkurat umgesetzten Steuerung angefreundet hat, während man mit einem Affenzahn über den Parcours jagt, kommt man

Die Rennaction ist fordernd, abwechslungsreich und wartet vor allem in der Anfangsphase mit einigen Überraschungen auf. Denn auch wenn es keine "freie Streckenwahl" wie z.B. in der Midnight Club-Serie oder dem Offroad-Ableger Smugglers Run gibt, bleibt rechts und links der Ideallinie genügend Platz und Spielraum für Experimente. Vor allem im Zusammenspiel mit den zwei Sondericons, die ihr auf den Strecken findet und die ganz besondere Aktionen auslösen.

Fahrt ihr über ein schlicht "Pow" betiteltes Symbol, verwandelt sich euer ohnehin nicht gerade langsames Offroad-Vehikel in einen geölten Blitz, der nicht nur versucht, sämtliche Geschwindigkeitsrekorde zu brechen, sondern auch immun gegen Karambolagen mit Bäumen etc. ist. Allerdings ist bei solideren Streckenbausteinen wie Brückenpfeilern weiterhin Vorsicht geboten, da diese eurem schnellen Treiben ein ebenso schnelles Totalschaden-Ende bereiten können.

Im Zusammenspiel mit den ebenfalls an strategisch günstigen Punkten verteilten und für mein Empfinden wesentlich interessanteren Ausrufezeichen wird der Spaß jedoch komplettiert: Erwischt ihr eines dieser Symbole verändert sich die Strecke - live, in Echtzeit und in Farbe. Wasser gefüllte Canyons entstehen z.B. wie von Geisterhand und sorgen dafür, dass euer normalerweise wegen Überhitzungsgefahr spärlich einzusetzender Turbo eine Dauerkühlung und ihr damit einen enormen Geschwindigkeitsschub bekommt.

Überhaupt scheint es so, dass ihr dank der clever in die Strecken eingebauten Sprungmöglichkeiten mehr Zeit in der Luft als auf dem Boden verbringt. Ist natürlich unter dem Strich vollkommener Unfug, fühlt sich aber dennoch manchmal so an. Denn mit geschicktem Einsatz des Turbos könnt ihr bei Absprüngen einen Monstersatz hinlegen. Schafft ihr es dann auch noch bei der Landung mit allen vier Rädern gleichzeitig zu landen, wird ebenfalls ein Turbo gezündet, der euch im Handumdrehen zum nächsten Berg (bzw. Hügel) transportiert, so dass sich mitunter ein munteres Inselhopping ergeben kann. Und das alles mit einer gut funktionierenden Steuerung, die euch sowohl zu Lande als auch in der Luft mit einem Höchstmaß an Kontrolle ausstattet.

Angesichts von Next-Gen-Optik à la Test Drive Unlimited oder MotorStorm einerseits und Wii-Grafik-Gurken wie GT Pro Series andrerseits, ist Excite Truck eine durchaus ansehnliche Wii-Variante eines Rennspiels. Die Geschwindigkeit ist durchweg gut und bei den Extrem-Turbo-Schaltungen für die Remote-Konsole sogar enorm überraschend.

Next-Gen? Current-Gen? New-Gen?

Dank feiner Wasserspieglungen, Wettereffekten wie Schnee und Regen sowie dichten Staubwolken in Wüstengebieten wird die allgemeine Qualität der Kulisse zwar aufgewertet, doch zu einem echten Hingucker wird Excite Truck nie. Daran können auch die auf Hochglanz polierten Fahrzeuge nichts ändern.

Um die Speed sowie die Höhe bei den Sprüngen stabil auf den Bildschirm bringen zu können, wurden allerdings Texturdetails in der Umgebung geopfert.

Dieses Problem könnt ihr aber durch Einsatz einer SD-Karte, auf der ihr eigene Songs gespeichert habt, umgehen. Meines Wissens ist dies ein Novum bei Wii-Spielen und sollte durchaus in weiteren Titeln eingesetzt werden, da hier ein Hauch von Next-Gen durch Wii-Wohnzimmer weht.

Da ihr auf lange Sicht für gelungene Fünf-Sterne-Aktionen und häufiges Benutzen der Fahrzeuge neues Material freispielen könnt (Lackierungen etc.) kehrt man anfänglich auch gerne zu den Überland-Ausritten zurück. Doch hat man erst einmal alle Areale kennen gelernt, die nach altem Ridge Racer-Prinzip häufig auf bekannte Streckenteile führen, an die neue Gebiete "angepflanzt" werden, beginnt die Motivationskurve ihren Sinkflug in deutlich überschaubare Bereiche.

Langzeit-Belohnungen?

Die Herausforderungs-Modi außerhalb der normalen Rennen sind für kurze Zeit unterhaltsam, aber mit Ausnahme der Jagd-Herausforderung kaum erwähnenswert. Zumindest konnte mich das Zeitdruck-unterstützte Durchfahren immer kleiner werdender Tore sowie die Ring-Challenge nur zu einem extrem kurzen Lächeln zwischendurch hinreißen. Etwas besser präsentiert sich die Jagd in der Arena, in der es nur darauf ankommt, die Gegner so hart wie möglich zu rammen.

Erschreckend ist jedoch Folgendes: So qualitativ unterschiedlich die Herausforderungen auch sind, machen sie durch die Bank mehr Laune als der total verkorkste Mehrspieler-Modus. Denn der wirkt unausgereift, draufgestülpt und einfach nur peinlich. Bei zwei Fahrern (ohne CPU-Gegner natürlich) ist Schluss. Kein Vier-Spieler-Modus. Keine Kämpfe wie in Mario Kart. Quasi nada, nüscht, niente!