Resident Evil 4 (2005) - Test, Action-Adventure, 360, GameCube, Switch, PlayStation3, Wii, PC, XboxOne, VirtualReality, OculusQuest, PlayStation4, iPhone, PlayStation2

Resident Evil 4 (2005)
03.03.2007, Jörg Luibl

Test: Resident Evil 4 (2005)

Eigentlich müsste man sich über einen Toptitel wie Resident Evil 4 auf dem PC freuen - es gibt Shader, dynamisches Licht und so viel Grafikschnickschnack. Aber die Entwicklerväter von Capcom haben rein gar nichts mit der Umsetzung zu tun, die jetzt bei Ubisoft erscheint. Ein schlechtes Omen? Wie schneidet der international gefeierte, auf PS2 und GameCube technisch hervorragend umgesetzte Survival-Horror unter DirectX ab?

Zum Schreien: Leider kann die PC-Fassung von Resi 4 nicht die Faszination der Konsolenvorbilder erreichen. Dafür ist die Technik einfach zu schwach.
Steh ich im Wald hier? Statische Beleuchtung, schlimmes Flimmern, matschige Texturen, harte Kanten, keine plastischen Konturen, kein Anti-Aliasing, kein Nebel, keine Tiefenunschärfe, grob aufgelöste Videos. Au Backe, schon die ersten Meter durch dieses Resident Evil 4 gleichen einem Horrortrip. Nicht, weil das Spiel so spannend ist, sondern weil die Technik so grausam ist. Leon und die mutierten Verrückten sehen noch gut aus, aber die Kulisse ist landschaftlich und auch in Sachen Interieur einfach mager. Die eckigen Laubhügel, die platten Bäume, die fehlenden Lichteffekte - so etwas kann der PC heutzutage zwei Klassen besser.

Schock lass nach

Wenn ihr wissen wollt, wie spannend Resident Evil 4 ist, warum es mal unser Spiel des Jahres wurde, dann blättert bitte schnell weiter zum Test anno 2005. Denn neben der Kulisse ist auch die Tastatursteuerung eine Katastrophe: Erstens wird die Maus nicht unterstützt, Kameraschwenks erfolgen über die viel zu sensiblen Richtungstasten. Wenn man per W, A, S, D läuft und sich gleichzeitig umschaut, kommt man sich vor wie auf hoher See. Und das Zielen ist ebenfalls schwierig.

Immerhin: Ein Gamepad wird unterstützt! Nur so sollte man sich überhaupt diesem Survival-Horror am PC stellen. Aber selbst wenn man sich an die grobe Kulisse gewöhnt hat, wahnsinnige Dörfler und Kuttenträger mit funkelnden Augen näher schlurfen, mit scharfen Äxten, rostigen Mistgabeln und Molotow-Cocktails bewaffnet, kommt eher Emulator- als Horror-Stimmung auf.

Fazit

Wie kann man einen Top-Titel so versauen? Resident Evil 4 ist für mich eines der besten Spiele überhaupt. Dieses düstere Abenteuer hat auf GameCube und der PlayStation 2 technisch Maßstäbe gesetzt, die Hardware ausgereizt, unseren Platin-Award samt 93% erobert. Ich habe den Würfel damals angesichts der Grafikpracht angekettet. Was war das ein Wow-Gänsehaut-Gefühl! Und jetzt diese dilettantische Umsetzung! Arrrgh! Wer die PC-Version anschmeißt, wird nur den Kopf schütteln. Dieses Spiel gehört in dieser Technik nicht auf den Monitor: Kalt, steril, kantig, flimmernd, ohne harmonische Beleuchtung. Wer soll angesichts dieser Kulisse, angesichts dieser grob aufgelösten Videos in Horrorstimmung kommen? Bei Jade Empire wurde gezeigt, wie man ein Konsolenspiel mit der Power von DirectX & Co auf dem PC verschönern kann. Aber hier hat man sich nicht einmal Mühe gemacht, aktuelle Standards zu erreichen - von einer Mausunterstützung ganz zu schweigen. Ubisoft, wen habt ihr bitte da rangelassen? Soll ich für diese schlechte Emulation etwa Geld bezahlen? Um es klar zu machen: Resident Evil 4 sieht selbst auf Sonys altehrwürdiger PS2 deutlich (!) besser aus als auf einem quietschlebendigen, bis zum Anschlag aufgerüsteten Alienware PC. Man fühlt sich hier wie auf einem Metal-Konzert ohne Boxen und Verstärker. Kein Kick, kein Kribbeln, keine Faszination. Ich würde jedem raten, einen großen Bogen um diese Fassung zu machen. Enttäuschung: Riesengroß. Note: Mangelhaft.

Pro

  • mit Gamepad spielbar
  • inklusive Zusatzinhalte (Ada's Report etc.)
  • ansonsten: vgl. GameCube-Fazit

Kontra

  • katastrophale Umsetzung
  • deshalb keine Horrorstimmung
  • schwächere Beleuchtung als auf PS2 (!)
  • hakelige Tastatursteuerung
  • keine freie Belegung möglich
  • keine Maus-Unterstützung
  • keine physikalische Reaktion
  • (Lampe ausgeschossen, Licht bleibt)
  • keine deutsche Sprachausgabe
  • ansonsten: vgl. GameCube-Fazit

Wertung

PC

Eine technische Katastrophe - spielt lieber die Konsolenvarianten.