Harvest Moon: Back to Nature - Test, Simulation, PlayStation

Harvest Moon: Back to Nature
20.06.2001

Test: Harvest Moon: Back to Nature

Harvest Moon: Back to Nature (ab 41,60€ bei kaufen), die neueste Lokalisation der beliebten Harvest Moon-Reihe von Natsume, die mit der vorliegenden Ausgabe das erste Mal für PlayStation erscheint, ist ein Spiel, dessen Zielgruppe schwer zu definieren ist...

Harvest Moon: Back to Nature, die neueste Lokalisation der beliebten Harvest Moon-Reihe von Natsume, die mit der vorliegenden Ausgabe das erste Mal für PlayStation erscheint, ist ein Spiel, dessen Zielgruppe schwer zu definieren ist.

Wer sich schon mit den früheren Harvest Moons auf SNES, Nintendo 64 oder Game Boy gut unterhalten gefühlt hat, der wird die aktuelle Variante mit Freuden begrüßen, und sie wird ihn auch nicht enttäuschen - das gleich vorweg. Aber einem Neueinsteiger die Faszination Harvest Moon zu erklären, wird relativ schwierig: das Spiel ist einzigartig in seiner Art.

Der junge Held, dem Ihr einen Namen gebt (genau wie seinem Hund, seinem Pferd und der Farm), hat als kleines Kind aus der Stadt schon immer die Sommerferien auf dem Hof seines Großvaters gemacht. Er hat dabei in seinen letzten Sommerferien ein kleines Mädchen kennen gelernt und mit ihr eine wunderschöne Zeit verbracht.

Die Kurzfassung: Harvest Moon ist die Simulation des Lebens eines Farmers mit Rollenspiel-, Dating-Simulation- und Abenteuer-Elementen.

Story

Jetzt ist aus dem Jungen ein Mann geworden, dessen Großvater schon vor einiger Zeit gestorben ist und dessen geerbte Farm in einem verwahrlosten Zustand ist, weil er sie eine Zeit lang ignoriert hat. Nun möchte der Enkel die Farm doch selbst bewirtschaften..

Die Dorfbewohner, die Fremden gegenüber misstrauisch sind, haben beschlossen Euch drei Jahre Zeit zu geben, um Eure Farm wieder auf Vordermann zu bringen und gute Nachbarschaft zu pflegen. Wenn sie nach den drei Jahren nicht mit Eurer Leistung zufrieden sind, müsst Ihr Euch bereit erklären, die Farm zu verkaufen und wieder wegzuziehen.

Der Bürgermeister des Dorfes begrüßt Euch auf der Farm, gratuliert Euch zur Erbschaft, aber nur unter einer Bedingung überlässt er Euch die Farm:

Ihr müsst also nicht nur lernen, wie man eine Farm bestellt und bewirtschaftet (von Feldfrüchte-Anbau über Zucht von Schafen, Kühen, Hühnern und Fischen, bis zur Pflege eines Rennpferdes), sondern sollt gleichzeitig rege am Leben des Dorfes teilnehmen. Um nicht vollständig den Überblick zu verlieren, gibt es die Möglichkeit permanent eine Uhr in das Spielfeld einzublenden, die auch wirklich in Windeseile weiterläuft. Nur innerhalb von Gebäuden bleibt sie stehen.

Gameplay

Auch angefangene Gespräche gehen automatisch zu Ende, denn Ihr selbst redet kaum: die Dorfbewohner geben Euch Ratschläge oder erzählen Geschichten. Wenn Ihr - aus japanischen Rollenspielen gewohnt - die Aktions-Taste nicht drückt, um vielleicht kurz Pause zu machen, redet Euer Gegenüber zu Ende und verlässt Euch, wenn Ihr ihn nicht noch einmal anredet.

Das Areal des Dorfes ist recht übersichtlich und von der Fläche her wirkt es nicht groß. Dieser Schluss trügt aber sehr, da Ihr eine Unzahl an unterschiedlichen Optionen zu allen möglichen Orten habt, die Ihr an einem einzigen Tag überhaupt nicht wahrnehmen könnt. Im Lauf der Zeit bestimmen Eure Prioritäten dann auch die Art der Farmwirtschaft und natürlich den Erfolg der Farm.

Außerhalb der reinen Farmarbeit seid Ihr immer auf die Dorfbewohner und deren Tagesablauf angewiesen: alles Saatgut müsst Ihr kaufen, Eure Gerätschaften verbessern lassen, Tipps zur Farmarbeit einholen, Farmtiere kaufen und - nachdem dies eine japanische Simulation ist (*grins*) - Euch bei einem von fünf hübschen Mädchen einschmeicheln.

Interaktion mit NPCs

Die Girls haben alle andere Vorlieben und Eigenarten, es gibt also für jeden eine passende Partnerin. Ihr müsst Euch auch nicht daran stören, dass vielleicht schon ein anderer Junge recht beliebt ist: wenn Ihr die Mädchen jeden Tag mit Aufmerksamkeit und gelegentlich mit Geschenken bedenkt, werdet Ihr an der Größe des Herzes im Dialog-Bildschirm bald ablesen können, bei welcher Ihr einen Stein im Brett habt. Habt Ihr Euch geschickt angestellt, so könnt Ihr innerhalb des Spiels Eure Liebste sogar heiraten und einen kleinen Sohn bekommen.

Nun hören sich drei Jahre Spielzeit vielleicht gar nicht so lang an, aber man kann leicht mit einer Stunde Spielzeit - oder mehr - pro Spielwoche rechnen: 52 Stunden Spielzeit für ein einziges Jahr! Das bedeutet eine ungefähre Spieldauer von 150 Stunden im gesamten Spiel! Damit die tägliche Farmarbeit nicht eintönig wird, gibt es auch immer wieder Dorffeste oder Feiertage, Geburtstage von Bekannten, bei denen Ihr die Kontakte mit dem Dorf vertieft.

Der Lauf der Zeit

Oft ergeben sich aus solchen Gelegenheiten auch Mini-Games: Ihr könnt auf das Pferderennen wetten, und im zweiten Jahr selbst starten. Ihr könnt den Kochwettbewerb mit Rezepten gewinnen, die ihr aus den eigenen Feldfrüchten kreiert habt oder aus der Fernseh-Kochshow (*grins*) abgeschrieben habt; Ihr könnt Eure Liebste zum Frühlingsfest einladen; Ihr könnt im Sommer das Wettschwimmen gewinnen usw.

Diese Ereignisse könnt Ihr dank des Kalenders in Eurem Haus (und dank des sehr hilfreichen Handbuchs) aber wenigstens in Euren Tagesablauf einplanen. Sehr häufig kommt es aber zu einzigartigen Ereignissen, die Ihr nur mitbekommt, wenn Ihr zur rechten Zeit am rechten Fleck seid. Diese Zufallsereignisse unterstützen das Dorfleben, und ab und zu verschaffen sie Euch einen Vorteil im Spiel durch Zusatzinfos oder Gegenstände, die Ihr erhaltet.

Speichern ist Euch leider immer nur am Ende eines Tages möglich. Geht ihr mittags in Euer Haus und wollt den Spielstand speichern, dann wacht Ihr eben am nächsten Tag um sechs Uhr morgens auf.

Die Geräuschkulisse des Spiels ist zwar nicht von der Qualität eines Square-Rollenspiels, ist aber auch keine nervtötende Dudelei. Jedes natürliche Geräusch, das man auf einer Farm und in einem Dorf finden würde, wurde passend wiedergegeben. Die Hintergrundmusik ist angenehm unauffällig. Das einzige gewöhnungsbedürftige Geräusch ist die Quittierung der Dialogtasten: das sehr hohe Klingelzeichen - wie bei einer alten Telegraphen-Maschine - muss man erst ein paar Tage gewöhnt sein, um es nicht mehr wahrzunehmen.

Grafik / Sound

Sprachausgabe besitzt das Spiel nicht, was bei dem Wust von Dialog auch kein Wunder ist. Man kann kleine Ausrutscher in der Übersetzung auch leicht verzeihen, wenn man sich überlegt, dass die Lokalisation mit so unterschiedlichen Texttypen wie den Romanen aus der Bücherei und den Fernsehshows auf dem Farm-Fernseher fertig werden musste (ich empfehle vor allem den selbstgeschriebenen Roman der Bibliothekarin und die Karaoke-Show sowie die Roboter-Anime-Serie im Fernsehen *grins*)

Die Grafik bietet eine angenehme Mischung aus zweidimensionalen Gegenständen und dreidimensionalen Lebewesen und Umgebung, die wie aus einem Guss wirkt und im liebenswerten Anime-Stil zu überzeugen weiß. Alle Geschehnisse spielen sich innerhalb der normalen Game-Grafik ab: Wer Mario oder Pokemon mag, wird sich sehr schnell eingewöhnen können. Die Dialog-Portraits der einzelnen Charaktere verändern sich je nach Gefühl und sind ebenfalls sehr liebenswert.

Tag-und-Nacht Wechsel, Wetter und Jahreszeiten haben alle einen Einfluss auf die Landschaft und ermöglichen das Eintauchen in Harvest Moon: Back to Nature in einem solchen Maße, dass man schnell die Zeit vergisst, auch wenn man eigentlich nur eine halbe Stunde spielen wollte.

Pro:

  • nicht-lineares Gameplay in Echtzeit


  • liebevoller Anime-Stil in der Grafik


  • lange Spielzeit ohne Langeweile


  • Suchtfaktor durch Einzigartikeit des Konzepts


  • englische Version mit auf der GD


  • Kontra:

  • Speichern nur am Ende eines Tages


  • leicht schludrige deutsche Lokalisation


  • Einstieg etwas zu komplex


  • Vergleichbar mit:

    Harvest Moon-Serie, Die Sims

    Alle Screenshots zum Spiel findet Ihr hier

    Fazit

    Harvest Moon: Back to Nature ist eine Mischung aus vielen Elementen, die aber eine solch ausgewogene Einheit ergibt, dass das Spiel schnell zur Sucht wird. Freunde von Action und Gewalt werden sich zwar nicht angesprochen finden, aber jedem anderen Playstation-Spieler ab 10 Jahren würde ich ein Testspiel dieses Kult-Spiels ans Herz legen: Vor allem, da die Steuerung intuitiv ist, und selbst die komplexeren Zusammenhänge innerhalb des Spiels gut erklärt werden. Das Handbuch ist da nur eine nette Gedächtnisstütze. Als Schmankerl haben die netten Leute bei Ubisoft zur deutschen Fassung auch die englische Übersetzung spendiert.

    Wertung

    PlayStation