NBA Street Homecourt - Test, Sport, 360, PlayStation3
In der nunmehr vierten (viereinhalbten, wenn man die PSP-Ableger dazu zählt) Auflage baut die NBA Street-Serie auf bewährte Prinzipien: Nach wie vor seid ihr mit einem drei Mann umfassenden Team auf mehr oder weniger abgehalfterten Straßencourts unterwegs, um spektakuläre Körbe zu machen. Immer noch geht es nicht nur darum, zu siegen, sondern vor allem gut auszusehen - bzw. den Gegner zu düpieren und schlecht aussehen zu lassen. Dementsprechend rückt NBA Street Homecourt (ab 39,95€ bei
Ab auf den Court
Daran ändert sich auch mit Homecourt nichts. Selbst nach x Spielen, in denen sich Niederlagen und Siege dank eines guten und vor allem überarbeiteten GameBreaker-Balancing in schöner Regelmäßigkeit abwechseln, werde ich nicht müde, mit den lizenzierten NBA-Stars oder meinem in der Einzelspieler-Kampagne erspielten Team über die Courts zu hüpfen.
Feintuning
Überhaupt muss man sagen, dass EA vornehmlich am Detail geschraubt hat - mit dem Ergebnis, dass sich Homecourt stromlinienförmiger und zugänglicher darstellt: So ist z.B. der Trickstick weggefallen und wird durch zwei Trickknöpfe ersetzt, die im Zusammenspiel mit den Schultertasten für Modifikatoren sorgen.
Zahlreiche kleine Neuerungen wie das Schubsen des Gegners (das die KI zumindest ab dem mittleren Schwierigkeitsgrad bei ihren Angriffen fast zur Perfektion treibt) sorgen für zusätzliche Dynamik und geben der verteidigenden Mannschaft in den berühmt-berüchtigten GameBreaker-Situationen Mittel und Wege, um das von Herbie Hancocks "Rockit" untermalte Superdunking zu unterbinden.
Denn vor allem hier hat das Team die Balance-Schraube angesetzt: War es in den bisherigen NBA Streets fast unmöglich, die Sonderpunkte des Gegners und eigenen Punktabzug zu verhindern, befinden sich in Homecourt beide Teams auf einem schmalen Grat: Während die Angreifer bis zum Ablauf der Shotclock Zeit haben, so viele spektakulär wie cool aussehende Tricks zu verbinden, um zusätzliche Punkte möglich zu machen, können die Verteidiger das Ruder herum reißen. Per Steal, cleverem Block, geschicktem Stellungsspiel oder besagtem Schubsen könnt ihr dem Angriffstrio den Ball entwenden und
eurerseits versuchen, den Spielstand nachträglich zu euren Gunsten zu verändern. So kann sich bei gleichwertigen Gegnern ein extrem dramatisches Gamebreaker-Hin-Und-Her entwickeln, das es in der Serie so bislang noch nicht gab - klasse!Nimmt man noch die neuen fantastischen Double Dunks hinzu, die einfach nur noch "insane" sind und bei gutem Timing gleich zwei Punkte (in Gamebreaker-Situationen sogar drei) aufs Konto bringen, bekommen auch verwöhnte Augen immer wieder neue Highlights zu sehen.
An Steuerung und Mehrspieler-Motivation gibt es wenig auszusetzen. Doch wie sieht es mit dem Vergnügen für Einzelspieler aus? Erfahrungsgemäß war dies in den letzten Auflagen immer wieder eine Schwachstelle. Verglichen mit anderen Sportspielen (nehmen wir z.B. die Meisterliga in PES) oder den Simulations-Basketballern von Visual Concepts gab es schon immer wenig, an dem sich Solo-Dunker auf lange Sicht ergötzen konnten. Und auch daran hat sich dieses Jahr nicht geändert.
Langlebigkeit
Im Kern seid ihr auf den Homecourts Amerikas unterwegs, um euch mit eurem selbst erstellten Korbleger sowie eurem Team (das ihr aus einem immer größer werdenden Pool wählen könnt) Respekt und Erfahrung zu verdienen.
Dadurch werden zum einen mehr Courts geöffnet, auf denen ihr euch Herausforderungen (auch von NBA-Größen) stellen könnt. Zum anderen steigen eure Fähigkeitswerte - allerdings ohne große Einflussnahme von euch.
Denn ihr legt durch die Auswahl einer Guard-, Forward- oder Center-Position im Vorfeld eure Stärken und Schwächen fest, die dann im Laufe der Zeit aufgefüllt werden.
Und auch die Eroberung der Homecourts kann über die gesamte Dauer bei der Stange halten. Dies ist vornehmlich den wechselnden Siegbedingungen zuzuschreiben. Mal müsst ihr drei Punkte Vorsprung rausspielen, ein anderes Mal ein ganz "normales" Spiel bis 21 Punkte siegreich beenden oder es zählen nur Punkte, die im Gamebreaker-Modus erzielt wurden.
Viele dieser Siegbedingungen sind auch im Mehrspieler-Modus anwählbar, so dass auch hier Abwechslung groß geschrieben wird. Hat man aber gegen die KI (die nur ab dem mittleren der drei Schwierigkeitsgrade annähernd fordert) alles herausgespielt, seine Figur bis zum Maximum aufgepowert und alle Courts freigespielt, wird man solo nur noch selten den Ball in die Hand nehmen und versuchen, die Gegner zu düpieren.
Im Großen und Ganzen bekommen sowohl Besitzer von 360 als auch PS3-User ein gleichwertiges Spielerlebnis geliefert. Die Features sind bei beiden Varianten identisch, die Steuerung reagiert bei beiden Fassungen gleich gut und die Online-Modi sind bei beiden Versionen auf die wesentlichsten Basis-Modi beschränkt - keine Spur von Turf-Kriegen oder Homecourt-Auseinandersetzungen, die der Name eigentlich fördern würde.
Versionsunterschiede
Bei den grundsätzlichen Grafik-Sperenzchen schenken sich 360- und PS3-Dunker ebenfalls wenig: Die Bewegungsabläufe sind durch die Bank ansehnlich, im Falle der Double- oder Triple-Dunks sowie der GameBreaker-Aktionen sogar exorbitant spektakulär, aber auf lange Sicht ständig in der Gefahr, gewöhnlich zu werden. Irgendwann hat man einfach alles gesehen und kann auch nicht mehr überrascht werden.
Die Präsentation passt sich da nahtlos an: Mit Filtern, die ständig an irgendwelche Diashows erinnern -und ich meine die altmodischen Kleinbildfilme, die in Plastik- oder sonstige Rahmen gepresst werden, um dann über Projektoren betrachtet zu werden- sorgt das Team für eine coole, fast schon historische Atmosphäre.
Was allerdings bei genauer Betrachtung auffällt, sind die Unterschiede der einzelnen Courts in den verschiedenen Versionen. Mal sind Bäume da, mal nicht, in der 360 gibt es hier und da ein weiteres Podium für Zuschauer, während bei der PS3 z.B. ein Gerätehaus statt eines Kinderspielplatzes in der Umgebung steht.
Doch dies alles ist in keiner Form Spiel beeinflussend. Viel schwieriger war da die Diskussion, was das allgemeine Aussehen der Spieler betrifft: Denn die wirken auf der PS3 nicht ganz so plastisch wie im 360-Pendant. Doch das stört nur beim zweiten, nein: schon eher beim dritten Blick und auch dann nur, wenn man beide Fassungen parallel betrachtet. Doch was sich hier wieder einmal an Kantenbildung zeigt, ist nicht mehr schön. Doch daran hat man sich ja bei der PlayStation 3 bereits gewöhnt. Und unter dem Strich bleiben die Dribbler ob mit oder ohne Kanten gleich bleibend spielbar. Dass die Pixel jedoch bedingt durch eigentlich gut gemeinte Beleuchtungseffekte zusätzlich noch mit einem kleinen aufdringlichen weißen Rahmen versehen werden, der das Aliasing noch unschöner zur Geltung bringt, hätte der Grafikabteilung allerdings auffallen müssen. Doch unter dem Strich bleibt eine Frage bestehen: Macht die PlayStation 3-Fassung deswegen weniger Spaß? Klare Antwort: Nein! Wer allerdings den Luxus der Versionswahl hat, sollte zur 360-Version greifen, die letztlich das in sich rundere Produkt darstellt.
Fazit
Nach den enttäuschenden NBA Live-Versuchen der nächsten Generation hat EA es mit seiner bewährten Arcade-Franchise endlich geschafft: Hinsichtlich Steuerung überzeugt Homecourt genauso wie im Hinblick auf Balance, optische Pracht (hier allerdings dank übler PS3-Kanten vornehmlich auf der 360) und Mehrspielerspaß. Der überarbeitete Gamebreaker ist nicht mehr so übermächtig, die Steuerung kann auch von Anfängern schnell verinnerlicht werden und die Dunks und Tricks sind spektakulärer als je zuvor. Um aber mit den Super-Korblegern aus dem Hause Visual Concepts auf Augenhöhe zu kommen, fehlt es den Homecourt-Dribblern an Langlebigkeit in Form von Modi-Vielfalt. Die Karriere unterhält zwar über die gesamte Dauer, doch danach bleiben nur noch Mehrspieler-Duelle, die zwar von vorne bis hinten für Spannung und Spaß sorgen, aber auf Dauer ebenfalls etwas an Modusarmut kranken. Vor allem online hätten mehr Variationen Wunder gewirkt. Ich will einfach nur mehr. Von allem. Und das kann ja nun auch wahrlich nicht jedes Spiel von sich behaupten.
Pro
- spektakuläre Double-Dunks
- ausgewogener Gamebreaker
- grandioses Mehrspieler-Vergnügen
- zahlreiche Spielmodifikatoren/Siegbedingungen
- umfangreiche Karriere
Kontra
- unschöne Kanten und Fransen (PS3)
- auf Dauer wenige Modi
- nur Standard-Online-Modi