UEFA Champions League 2006 - 2007 - Test, Sport, 360, PlayStation2, PSP, PC

UEFA Champions League 2006 - 2007
26.03.2007, Michael Krosta

Test: UEFA Champions League 2006 - 2007

Was ist das höchste Ziel im europäischen Vereinsfußball? Genau: der Gewinn der Champions League, in der nur die besten der Besten um die Fußball-Krone kämpfen. Neben der FIFA-Serie versorgt euch Electronic Arts auch hier mittlerweile mit einem jährlichen Update rund um die Königsklasse. Was hat die Saison 2006-2007 auf PS2, PC und Xbox 360 zu bieten?

Also eines muss man EA wirklich lassen: Sie verstehen es, ihre exklusive Fifa-Lizenz ordentlich auszuschlachten: Man nehme Fifa 07, kastriere einige Ligen sowie Wettbewerbe und konzentriere sich voll auf die UEFA Champions League - fertig ist das neue Spiel. Klar, auch hier erwarten euch wieder massig Vereine der besten europäischen Fußball-Ligen, Original-Stadien sowie lizenzierte Spieler aus aller Welt, doch an den Umfang der Fifa-Serie reicht dieser Ableger bei weitem nicht heran. Trotzdem gibt es auch hier genug für euch zu tun: Zwar ist die Champions League mit ihren Gruppen- und Finalspielen locker an einem Tag gemeistert, doch daneben warten einige Herausforderungen auf euch, in denen ihr denkwürdige Partien der CL-Geschichte erleben und das Ergebnis nach den Vorgaben drehen müsst. So steigt ihr z.B. in der 80. Spielminute ins Match ein und müsst in den letzten Minuten euren Torrückstand aufholen und die Partie zu eurem Vorteil wenden. Prinzipiell halte ich den Herausforderungsmodus für eine prima Sache. Allerdings ist es schade, dass ihr immer nur mit dem aktuellen Kader die Spiele bestreitet und nicht mit der Originalbesetzung des jeweiligen Jahres ins Stadion einlauft. Stößt hier vielleicht die Lizenzpolitik an ihre Grenzen? Auch in manchen Vereinen müsst ihr auf manche Originalnamen verzichten.

Geldregen

Neben den Herausforderungen und einem schnellen Spiel bieten die PC- und PS2-Version den separaten Modus "Das Triple". Hier müsst ihr euch nicht nur als Spieler, sondern auch als Manager und Trainer beweisen sowie bestimmte Zielvorgaben

Das Finale der Champions League wird in diesem futuristischen Stadion ausgespielt.
erfüllen, um euch einen festen Platz im Geschichtsbuch der Champions League zu verdienen. Hier stehen nicht nur die Spiele rund um die CL, sondern auch Liga- und Pokalspiele auf dem Plan. Daneben dürft ihr auch in der Lounge abhängen, wo ihr bis zu sieben Freunde zu Matches einladet oder im Trainingsmodus eure Fähigkeiten verbessert.

Auf der Xbox 360 setzt EA alles auf eine Karte - mit dem neuen Kartenmodus, der exklusiv in dieser Fassung enthalten ist. Genau wie bei einem üblichen Trading Card Game kauft ihr euch auch hier für eure erspielten Punkte Karten-Pakete, die nicht nur Spieler, sondern auch Fähigkeits- sowie Spielverlaufskarten beinhalten, mit denen ihr euch ein ultimatives Team aufbaut. Mit diesem müsst ihr euch durch zehn Levels mit stetig steigendem Schwierigkeitsgrad kämpfen, bis ihr das goldene Ticket zur Teilnahme an der Champions League einlösen dürft. Doch bis es so weit ist, heißt es erstmal sammeln, sammeln, sammeln& Es versteht sich von selbst, dass ihr mit Spielerkarten euer Kader aufbaut. Allerdings solltet ihr darauf achten, in den Mannschaftsteilen Verteidigung, Mittelfeld und Sturm jeweils Spieler einer Nationalität aufzustellen, um die Team-Chemie zu verbessern. Selbstverständlich ist die Anzahl an Spielerkarten für euren Kader begrenzt - alle übrig gebliebenen Spieler wandern entweder auf den Tauschstapel oder gleich ins virtuelle Sammelalbum. Neben den Spielern gibt es auch Manager und Trainer in Kartenform: Hier gilt es zu beachten, welche Vor- und Nachteile ein Trainer mit sich bringt (z.B. verbessertes Passspiel, dafür schlechte Kopfbälle) und wie er mit der Mannschaft harmoniert. Wichtig sind auch die Fähigkeiten bei Vertragsverhandlungen: Jeder eurer Spieler steht euch nur für eine begrenzte Anzahl an Partien zur Verfügung. Kommt es zu Vertragsverhandlungen mit einem geschickten Manager, bleibt der Kicker euch mit dem Kartenbonus ein paar Spiele länger erhalten als ohne einen guten Verhandlungsführer. Die Trainingskarten verbessern dagegen Leistungen wie den Fitnesszustand des Spielers, auf den sie angewendet werden. Verletzungen stehen im Fußball an der Tagesordnung und so ist es von Vorteil, auch Heilungskarten griffbereit zu haben, mit deren Hilfe

Na, da freut sich aber einer...
Verletzungen schneller kuriert werden. Habt ihr zusätzlich einen Physiotherapeut an Bord, dürft ihr euch auf weitere Boni freuen. Auch Vereinswappen sowie Trikots befinden sich unter den Trading Cards, die ihr entweder für euer Team benutzt oder ebenfalls in den Tauschstapel bzw. ins Sammelalbum wandern.

Fußball als Kartenspiel?

Die wichtigsten Karten sind jedoch solche, mit denen ihr den Spielverlauf direkt beeinflussen könnt. So schwächt ihr z.B. die gegnerische Mannschaft, indem ihr mit einer passenden Karte für 42 Minuten deren Passspiel oder Schusskraft verschlechtert. Gleichzeitig wertet ihr eure Fähigkeiten mit entsprechenden Karten auf. Das geht sogar so weit, dass ihr die Zeit mit Kartengewalt vorspulen könnt. Dies ist besonders praktisch, wenn ihr nur ganz knapp in Führung liegt und der Gegner immer stärker wird. Einfach die Karte gezückt - und schon befindet ihr euch plötzlich in der letzten Spielminute! Allerdings hat die Sache einen Haken: Ihr müsst euch vor Spielbeginn auf maximal vier Karten festlegen, mit denen ihr den Verlauf der Partie gegebenenfalls manipulieren wollt. Aktiviert werden sie, indem ihr einfach auf den linken Analogstick drückt und anschließen die Richtung des Digitalkreuzes betätigt, der ihr die gewünschte Karte zugewiesen habt. Ihr müsst jedoch bedenken, dass ihr jede Karte nur einmalig einsetzen könnt - danach ist sie weg, kommt aber vielleicht in einem der nächsten Pakete wieder. Ansonsten könnt ihr auch online nach einzelnen Karten stöbern: Diese dürft ihr von anderen Spielern erwerben, die ihre Karten zum Verkauf anbieten; gezahlt wird mit euren Fifa-Punkten. Umgekehrt dürft selbstverständlich auch ihr Karten anbieten, die ihr nicht mehr braucht oder in doppelter Ausführung besitzt. Eine schöne Art, sein Sammelalbum zu füllen und auch anderen Spielern dabei zu helfen... Allerdings kommen lediglich Besitzer von Xbox Live GOLD in den Genuss dieses Services - Silber-Mitglieder müssen auf ihren Karten sitzen bleiben und dürfen auch keine weiteren über einen Online-Deal hinzukaufen.

Ass im Ärmel

          

Ehrlich gesagt war ich sehr skeptisch, ob die Verbindung zwischen Fußball und einem virtuellen Trading Card Game für Electronic Arts aufgehen würde. Aber mir hat es tatsächlich Spaß gemacht, meine Decks zu sortieren, mit

Rettet Olli die Bayern vor der Niederlage? Die Torwart-KI lässt manchmal noch zu wünschen übrig.
der Team-Chemie zu experimentieren, mein Sammelalbum zu füllen und Spiele zu meinen Gunsten zu manipulieren - und das, obwohl ich einem Magic - The Gathering oder Dragonball Z so ziemlich gar nichts abgewinnen kann.

Aber eine Sache stört mich doch gewaltig: Warum muss das Karten-Feature auf der 360 in nahezu jedem Modus zum Einsatz kommen? Wirklich, ich bin froh, dass es dieses Feature gibt und ich nutze es gerne, um mein ultimatives Team aufzubauen. Wenn ich aber im Champions League-Modus um die Krone im europäischen Vereinsfußball spiele, will ich nicht dazu verführt werden, irgendwelche Karten zu meinem Vorteil zu nutzen. Ich will Fußball spielen und sehen, welche die bessere Mannschaft ist und nicht, wer die besseren Kartendecks hat. Klar, euch zwingt niemand, die Karten in diesem Modus einzusetzen, aber meiner Meinung nach gehören sie da erst gar nicht hin!

Die andere Seite

Genau wie in den letzten Jahren bildet auch hier die aktuelle Fifa-Engine die technische Vorlage für den Champions League-Ableger. Nicht nur grafisch, auch spielerisch gibt es kaum Unterschiede zwischen beiden Fußball-Titeln. Neu sind auf dem PC und der PS2 lediglich Funktionen wie die Schnellsteuerung, mit der ihr blitzschnell zu Freistößen, Eckbällen, Einwürfen oder dem Abstoß übergehen und somit Druck aufbauen könnt. Auch die Freistoßsteuerung wurde erweitert, so dass ihr mit Spin, Aufleger oder Antäuschen jetzt mehrere Möglichkeiten habt, die Aktion aufzuführen. Dies gilt jedoch nicht für die 360-Version: Genau wie bei Fifa 07 kommt auf der Microsoft-Konsole auch bei der Champions League die neue Engine zum Einsatz, mit der das Geschehen deutlich simulationslastiger wird. Zwar wurde etwas an den Animationen gefeilt, doch

Für PS2-Verhältnisse ist die alte Fifa-Engine nicht übel. Auf dem PC erwartet man heutzutage jedoch mehr.
bewegen sich die Spieler in den Nahaufnahmen recht ruckelig über den Platz. Außerdem sehen die Akteure trotz eines Rückgangs des "Wachsfiguren"-Images ihren realen Vorbildern nicht sehr ähnlich. Selbst die alte Engine auf PS2 und PC bietet meiner Meinung nach einen höheren Wiedererkennungseffekt.

Fifa 07,5

Trotzdem ist es mir weiterhin ein Rätsel, warum PC-Spieler immer noch mit der alten Engine abgespeist werden. Technisch dürfte es kein Problem sein, die 360-Engine auf den PC zu portieren. Trotz veralteter Technik und fehlendem Kartenmodus haben PC- und PS2-Besitzer jedoch einen Vorteil gegenüber der 360-Version: Ihre Fassungen enthalten mit knapp 50 Locations fast doppelt so viele Stadien wie auf der Microsoft-Konsole. Zwar sind darunter viele Standard-Bolzplätze ohne einen Bezug zur Realität, aber auch solche Stätten wie das ehemalige Westfalen-Stadion oder die Hamburg Arena, die man auf der 360 vermisst. Außerdem habt ihr auf der PS2 und dem PC mehr Möglichkeiten bezüglich der Kameraeinstellungen: Während ihr auf der Xbox 360 mit wenigen festen Perspektiven leben müsst, die meist zu nah am Geschehen platziert sind, bessert ihr die Entfernung auf PS2 und PC bei Bedarf manuell nach. Die Klangkulisse geht auf allen Systemen in Ordnung, wobei auf PS2 und PC die Stadionatmosphäre meiner Meinung nach sogar einen Tick besser rüberkommt als auf der 360. Ein großes Manko ist das Kommentatoren-Duo: Über die Qualität der Spielanalyse mag man zu Recht geteilter Meinung sein, doch auf der 360 wurden die Statements offenbar in unterschiedlicher Lautstärke aufgenommen. Mal kann man die Sprecher kaum hören, mal werden sie unsäglich laut - und das mitten im Satz! Hier wurde eindeutig geschlampt!

Auch die KI ist nicht immer ganz bei der Sache: Vor allem die Verteidigung zeigt sich oft zu passiv und kommt nur selten von alleine auf die Idee, den heran nahenden Stürmer effektiv zu attackieren. Auch der Torwart scheint sich manchmal nicht so recht entscheiden zu können, ob er lieber rauskommen oder hinten stehen bleiben soll. Das Ergebnis dürfte klar sein: In den Partien fallen viele Tore, sobald man den Bogen erstmal raus hat. Nicht nur auf der PS2 und dem PC, sondern auch auf der 360. Es kommt nicht von ungefähr, dass eine der Gamerscore-Herausforderungen daraus besteht, in einem Spiel der Stufe "Halb-Profi" mindestens zehn Treffer zu erzielen. Besonders torfreudig erwies sich die PS2-Version, bei der ich bereits in meinem ersten Match den Gegner mit 7:1 abwatschte. Eine größere Herausforderung bot die 360-Version unter

Hier hat der HSV noch alle Chancen, die Champions League zu gewinnen...
gleichen Rahmenbedingungen - hier reichte es zunächst nur für einen 2:1-Sieg. Doch wie gesagt: Hat man den Bogen erst raus, regnet es Torerfolge - es sei denn, ihr spielt im höchsten Schwierigkeitsgrad, wo ihr etwas mehr für euren Erfolg arbeiten müsst.

KI mit Schwächen

Egal, ob ihr mit dem PC, der PS2 oder der Xbox 360 nach runden Leder nachjagt, bekommt ihr auf allen drei Systemen auch einen Onlinemodus, in dem ihr gewertete Spiele in Angriff nehmt oder euch nur so zum Spaß in Matches oder Turniere stürzt. Exklusiv auf der Xbox 360 dürft ihr auch kooperativ mit bis zu vier Spielern auf den Platz - und das sowohl online als auch offline. Unsere Testpartien liefen allesamt ohne sichtbare Lags ab, doch überkam mich hin und wieder das Gefühl, als würden meine Spieler leicht zögerlich auf meine Eingabebefehle reagieren.  Nennt ihr als PS2-Besitzer zwei Multitaps euer Eigen, nehmen bis zu acht Joypad-Kicker an den Offline-Spielen teil - die gleiche Anzahl an Mitspielern ist auch am PC möglich.

Online-Tore

      

Fazit

Ja, im Vergleich zum vollen Fußball Programm eines Fifa 07 wirkt Champions League 2006-2007 mit weniger Ligen und Wettbewerben wie eine Sparversion, für die allerdings noch viel Geld verlangt wird. Einzig die Xbox 360-Fassung ist mit ihrem innovativen und durchaus spaßigen Kartenmodus sowie der im Detail verbesserten Fifa-Engine ihr Geld wert, wenn man auf EAs Fußballserie steht. An die Physik eines Pro Evolution Soccer reicht aber auch die neue Engine nicht heran und auch die KI hinkt dem Konami-Kick noch deutlich hinterher. Trotzdem befindet man sich zumindest auf der 360 auf dem richtigen Weg, den man langsam auch auf dem PC einschlagen sollte… Wer offen für das meiner Meinung nach gelungene Experiment aus Trading Card und Fußball, sollte einen Blick auf die 360-Version werfen. Auf PC und PS2 gibt es dagegen nur die EA-Standardkost in einer Sparausführung, die sicherlich nicht schlecht ist, aber deutlich besser und umfangreicher hätte ausfallen können.

Pro

  • Fifa-Lizenz (mit Einschränkungen)
  • Kartenmodus (Xbox 360)
  • gute Präsentation
  • integrierter Managermodus
  • gelungene Live-Atmosphäre
  • eingängige Steuerung
  • kooperativer Onlinemodus
  • lagfreie Online-Matches

Kontra

  • <P>
  • geringer Umfang
  • zu passive KI
  • fast ausschließlich Granat-Schüsse (PS2, PC)
  • veraltete Engine (PC)
  • Karten in nahezu allen Spielmodi einsetzbar (Xbox 360)
  • teilweise widersprüchliche Kommentare
  • starke Lautstärkeunterschiede bei Kommentaren (Xbox 360)
  • weniger Stadien (Xbox 360)
  • zu wenige Kameraperspektiven (oft zu nah am Geschehen) (Xbox 360)</P>

Wertung

360

Fifa-Light, das auf der Xbox 360 mit dem exklusiven Kartenmodus punkten kann.

PlayStation2

Fifa-Light rund um die Champions League mit allen Stärken und Schwächen.

PC

Leider immer noch keine Next-Gen-Engine, deshalb spielerisch nur auf PS2-Niveau, obwohl mehr möglich wäre!