Medal of Honor: Vanguard - Test, Shooter, PlayStation2, Wii
Um ein wenig Abwechslung ins Spiel zu bringen, hat Electronic Arts diesmal eine einschneidende Neuerung implementiert: Mitten im Gefecht werden Freund und Feind von Aliens auf einen fremden Planeten gebeamt und beharken sich in der Schwerelosigkeit mit Laserwaffen. Nein, natürlich nicht.
Es geht selbstverständlich wieder ausschließlich auf Originalschauplätzen des Zweiten Weltkrieges wie der sizilianischen Küste und in Deutschland zur Sache. Mal springt ihr mit dem Fallschirm in einem Küstenstädtchen ab und drängelt euch mit euren Kameraden durch die engen Gassen. Oft führt euch der einzige Weg durch karg eingerichtete Häuser, in denen euch der immer gleiche umgestürzte Tisch oder andere, sich wiederholende Einrichtungsgegenstände begegnen.Endlich mit Außerirdischen!
An anderer Stelle führt euch der Weg zu einem feindlichen Bunker über eine stark bewachsene Wiese. Während der strömende Regen mit genau so realistischem Sound auf euch nieder prasselt wie die gegnerischen Projektilsalven, verharrt ihr geduckt hinter einem großen Stein. Ihr legt das Gewehr mit der jeweiligen Taste an und wartet darauf, dass euer Gegenüber nachladen muss. Dann späht ihr über Kimme und Korn mit dem linken Analogstick an eurer Deckung vorbei. Dazu könnt ihr euch ein kleines Stück in alle Richtungen lehnen. Es wirkt ganz so, als würdet ihr in der Realität hinter einem Stein kauern und euren Oberkörper hin- und her bewegen, um an dem schützenden Hindernis vorbeizuschießen. Sobald sich der Gegner wieder aus seiner Deckung begibt, gebt ihr ihm Saures. Ist er erledigt, lauft ihr mittels L2-Taste auf dem PS2-Controller bzw. mit einem Druck auf das obere Element des Steuerkreuzes auf dem Wii los. Dank dieser Technik könnt ihr blitzschnell von Deckung zu Deckung sprinten und euch sofort wieder in die Hocke begeben. Ein kleiner Radar klärt euch darüber auf, wo sich eure Widersacher versteckt halten.
Panzer, MGs & Orden
Klingt bisher alles recht spaßig, gell? Ist es im Grunde auch, jedoch kommt nie die Spannung auf, wie in den dynamischen, abwechslungsreichen Schlachten eines Call Of Duty 2 auf Xbox 360 und PC. Die Gegner wechseln zwar ab und an ihre Position oder ziehen sich zurück, meist bleibt es aber trotzdem beim gleichen Ablauf:
Kein Zielwasser getrunken: Die dümmlichen Besser als Call Of Duty? |
KI-Kameraden würden nicht mal das Pinkelbecken treffen (PS2).Man arbeitet sich Stellung für Stellung voran. Außerdem schmälert der arg konventionelle Aufbau der Kulissen den Spielspaß. Die Areale sind eng durch umgestürzte Trümmer, Zäune und anderes Gerümpel begrenzt. Und zwar derart eng, dass gerne auch mal der Platz zum Ausweichen fehlt, wenn ihr aus unerwarteter Richtung von einem Kugelhagel begrüßt werdet.
Als ob das nicht genug wäre, stellen sich euch auch noch die eigenen Kameraden in den Weg: Häufig kommen sie hinter euch her gerannt und stellen sich genau so hinter oder neben euch hin, dass ihr dem gegnerischen Beschuss nicht mehr ausweichen könnt. Wenn sie nicht damit beschäftigt sind, euch den Weg zu versperren oder in die Schusslinie zu laufen, stehen sie herum, wie die Ölgötzen. Vorpreschen und die ganze Arbeit erledigen dürft ihr alleine. Da Vanguard ein Action-Shooter ist und ihr den Kollegen keine Befehle wie in Brothers in Arms geben dürft, müsst ihr wohl oder übel mit dem Verhalten eurer KI-Kollegen leben.
Die Schwächen des Wii
Doch das temporäre Schneckentempo ist nicht das einzige Manko der Wii-Fassung: Die Grashalme bestehen dort aus deutlich hässlicheren Riesenpixeln. Werdet ihr getroffen, verfärbt sich der Bildrand kurzzeitig rot. Anders als auf der PlayStation bekommt ihr auf der Wii dabei hässliche Farbabstufungen zu sehen, die mich an schlecht kodierte Filmchen auf dem Mega CD erinnerten. Sogar die Wandtexturen der Wii-Version sind mit unschönen Farbübergängen verziert. Sehr gelungen wirkt dagegen die sporadisch auftauchende von Pathos durchtränkte Hintergrundmusik. Das traurige Gefiedel drückt genau das aus, was ich empfinde, wenn ich die entstellten Texturen der Wii-Umsetzung zu Gesicht bekomme.
In punkto Steuerung schneiden beide Varianten etwa gleich gut ab. Mit der klassischen Padsteuerung des Dual Shock 2-Controllers bewegt ihr euch etwas souveräner über das Schlachtfeld. Zielen lässt sich hier einen Deut unpräziser als in Call Of Duty 3, aber doch recht ordentlich. Mit der Wii-Steuerung kam ich besser zurecht als mit denen der Wii-Varianten von Call Of Duty 3 und Far Cry: Vengeance. Wie bei der Konkurrenz haben sich auch die Entwickler von Medal Of Honor Vanguard für eine Mischung aus Joypad- und Lightgun-Steuerung entschieden. Peilt ihr den mittleren Bereich des Bildschirms mit der Fernbedienung an, könnt ihr direkt auf eure Gegner zielen und sie mit dem B-Knopf ins Nirvana schicken.
Die Frage der Steuerung
Fans von Online-Gefechten schauen auf beiden Konsolen in die Röhre. Nintendo erlaubt zwar noch keine Online-Modi für Wii-Spiele, doch für die PS2-Fassung hätte EA wenigstens einen einfachen Modus integrieren können. Bis zu vier Spieler müssen sich mit flüssig laufenden Splitscreen-Duellen auf einer Hand voll Maps begnügen. Es warten Standard-Modi wie Deathmatch, Team-Deathmatch, Capture the Flag und King of the Hill auf euch. Bei der Schnitzeljagd werden Vorräte gesammelt und in die eigene Zone verfrachtet.
Fazit
Medal Of Honor Vanguard kann den Abwärtstrend der Serie nicht stoppen. Das Vorkämpfen von Stellung zu Stellung ist durchaus unterhaltsam, mutet aber im Vergleich zu Krachern wie Call Of Duty 2 und 3 etwas verstaubt an. Die Auseinandersetzungen fallen deutlich weniger dynamisch und spannend aus als bei der Konkurrenz. Zusätzlich wird die Action von vielen kleinen Mankos wie der mangelnden KI der Kameraden, den engen, monotonen Levels sowie der unscharfen Grafik geschmälert. Ausgerechnet auf dem Wii kommen noch technische Probleme wie Slowdowns und grobe Farbabstufungen dazu. Immerhin macht das Zielen dank der recht ordentlichen Wii-Steuerung auf der Nintendo-Konsole einen Deut mehr Spaß als mit dem konventionellen PlayStation 2-Controller. Wer nur einen Wii besitzt und sich durch den Zweiten Weltkrieg ballern möchte, kann sich den Kauf mangels hochwertiger Alternativen also trotzdem überlegen.
Pro
- recht ordentliche Wii-Steuerung
- Schießen und Sprinten aus der Deckung klappt vorzüglich
- spannende Feuergefechte
- realistische Soundeffekte
- dichte Vegetation
Kontra
- keine Online
- und Netzwerk-Modi
- dämliche KI-Kameraden
- abwechslungsarmes Design
- enge Levels schränken Bewegungsfreiheit ein
- karg eingerichtete Häuser
- starke Slowdowns im freien Gelände (Wii)
- hässliche Farbabstufungen (Wii)
- Grashalme aus Riesenpixeln (Wii)
- verwaschene Texturen