Harry Potter und der Orden des Phönix - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation3, PSP, NDS, Wii, PC, PlayStation2, GBA
Wer die Wahl hat, hat normalerweise die Qual - doch nicht bei diesem Spiel! Wie schon beim Vorgänger hat EA es geschafft, auf allen Plattformen das gleiche Spiel zu entwickeln, natürlich unter Berücksichtigung lokaler Besonderheiten. Neben der Technik (die Grafik ist auf allen Systemen mehr oder weniger dieselbe, auf PS3 und 360 gibt's lediglich mehr Effekte und bessere Texturen) ist das vor allem die Art der Eingabe, die von System zu System unterschiedlich ist. Denn dieses Mal wird nicht per Knopfdruck gezaubert, stattdessen müsst ihr Magie wirken, indem ihr Harrys Arm die entsprechenden Bewegungen
machen lasst. Das sieht zwar merkwürdig aus - angesichts der Wabbeleien könnte man annehmen, im Arm des jungen Potter befänden sich keinerlei Knochen - fühlt sich aber zumindest interessant an. Jedenfalls auf PS2 und 360, den beiden Plattformen, die keinen Schnickschnack, sondern den guten alten rechten Analogstick zur Eingabe nutzen. Der kommt natürlich auch auf PC und PS3 zum Zuge, allerdings nur alternativ: Am PC sind Mausgesten möglich, die PS3 bietet Zauberei per Sixaxis an. In aller Kürze: Tut euch einen Gefallen und bleibt beim Analogstick! Die anderen Kontrollmöglichkeiten riechen furchtbar nach »Was können wir tun, um es mal ANDERS zu machen?«, sind spielbarer Krampf und machen nicht den geringsten Spaß - selbst per Tastatur geht es im Zweifelsfall besser. Am besten funktioniert das Gefuchtele interessanterweise auf dem Wii: Hier verwandeln sich Wiimote und Nunchuck in kleine Zauberstäbe, die Magie wird gewirkt, indem die Eingabegeräte entsprechend geschwungen werden - cool, einfach zu kontrollieren, gut auf den Punkt gebracht!Der Zauberer und sein Pad
Sitzt die Steuerung, und das wird sie nach dem ausufernd langen Tutorial, das euch grundlegende Zauber wie »Accio« (Dinge heranziehen) oder »Wingardium Leviosa« (Dinge schweben lassen) beibringt, dann werdet ihr feststellen, dass sich Harry Potter 5 spielerisch stark von seinen Vorgängern unterscheidet. Es ist weitaus offener gestaltet als bisher: Hogwarts steht euch in seiner ganzen Pracht offen, ihr könnt tagelang herumrennen, ohne auch nur einen Augenblick an Spielfortschritt oder Story denken zu müssen. Da das naturgemäß sehr langweilig wäre, haben die Entwickler ziemlich viel Kram in der Zaubererschule versteckt: Ob staubiger Wandteppich, verbeulte Ritterrüstung oder kaputte Vase - es lohnt sich, überall mal mit dem Zauberstab zu winken, denn gelegentlich regnet es Entdeckerpunkte, die sich wiederum direkt auf den Spielerlevel
auswirken, welcher seinerseits z.B. für mächtigere Zauber sorgt. Und natürlich gibt es neben den für die Story relevanten Aufträgen auch viele Nebenmissionen, auch wenn diese sich oftmals auf Trivialitäten wie »Finde fünf sprechende Wasserspeier« oder »Suche ein bestimmtes Buch in der Bibliothek« beschränken. Generell ist der Anspruch des Spiels trotz dreier Schwierigkeitsgrade sehr niedrig und eher für eine jüngere Zielgruppe gedacht.Wie schon bei den vorherigen Spielen kommt auch hier die Story zu kurz: Gelegentliche Zwischensequenzen treiben die Handlung voran, es gibt jedoch gewaltige Lücken und große Sprünge innerhalb des Handlungsstrangs - wer die Buchvorlage nicht kennt, bekommt hier nur Bruchstücke davon mit. Immerhin sind die Filmchen gut inszeniert, gerade die Figuren sehen ihren Film-Pendants verdammt ähnlich. Doch leider sind gerade die gut modellierten Gesichter leblos geraten: Bis auf die sich synchron zur Sprache bewegenden Lippen und gelegentlich klappende Augen tut sich da nichts, ein bisschen mehr Emotion hätte nicht geschadet. Apropos Sprache: Davon gibt es jede Menge zu hören, schließlich könnt ihr jede Person ansprechen - die allerdings in den meisten Fällen nicht mehr als ein »Hi!« bzw. eine Beleidigung für Potter übrig haben. Je nach Plattform habt ihr mehr oder weniger Sprachen zur Auswahl, falls ihr zu den Glücklichen gehört, die die englische Version anwählen dürfen, solltet ihr das tun - teilweise erwarten euch da die Originalsprecher. Deren deutsche Pendants können da nicht ansatzweise mithalten, die Stimmen klingen zum größten Teil entweder gelangweilt oder überbetont.
Aus dem Weg, Ron!
Fazit
Es gibt nicht viele wirklich gute Filmumsetzungen, aber die Harry Potter-Games haben es bislang noch immer geschafft, zumindest ein zufriedenes Lächeln auf das gegerbte Gesicht des verwöhnten Spieletesters zu zaubern. Nein, auch der Orden des Phönix ist kein anspruchsvolles Meisterwerk, aber bei aller Liebe - das ist das Buch auch nicht. Das Spiel serviert gute Unterhaltung für tendenziell eher junge Spieler, das einigermaßen freie Spielprinzip ist eine willkommene Abwechslung vom üblichen Missionskauderwelsch. Schön ist, dass es auf allen Plattformen das gleiche Spiel gibt, schlecht ist dagegen, dass die Entwickler immer noch nicht gelernt haben, dass man nicht unbedingt jede Hardware-Eigenheit aus Prinzip nutzen muss - das Zaubergefuchtel mit Maus und Sixaxis ist eine Qual; bloß gut, dass es immerhin Alternativen gibt! Darüber hinaus finde ich es schade, dass der vorbildliche Koop-Modus des Vorgängers dieses Mal komplett unter den Tisch fällt; die KI-Kollegen sind in keiner Hinsicht ein Ersatz für einen willigen Kumpel. Nun - man kann nicht alles haben.
Update: Aufgrund der intuitiven und leicht von der Hand gehenden Steuerung bekommt die Wii-Fassung einen Bonuspunkt - der Rest des Spiels ist identisch zu den anderen Versionen.
Pro
- nette Grafik
- einfache Bedienung
- nicht-lineares Spielprinzip
- guter Soundtrack
- intuitive Steuerung (Wii)
Kontra
- verwaschene Texturen
- steife Animationen
- Mausgesten
- & Sixaxis-Steuerung völlig unbrauchbar (PC, PS3)
- störrische KI-Kumpels