Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation3, Wii, PlayStation2, PSP, PC, NDS

Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer
17.07.2007, Paul Kautz

Test: Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer

Filmumsetzungen sind per se mit einem vorauseilenden Fluch belegt, Filmumsetzungen, die auf einem Comic basieren aus irgendeinem Grund umso mehr - die wirklich coolen Vertreter dieser Spezies kann man selbst als Axtsammler an einer Hand abzählen. Vor ziemlich genau zwei Jahren schrammte Activision mit der Versoftung des ersten Films knapp an einem Reinfall vorbei, dieses Mal bemüht sich Take 2 um heroische Action. Und greift noch tiefer in die Gülle.

Die wichtigste Änderung zum Vorgänger: Statt zwei können jetzt bis zu vier Spieler kooperativ Dr. Doom sowie dem Silver Surfer an die Gurgel gehen. Der Modus ist sogar richtig gut umgesetzt, neue Spieler können jederzeit ein- und vor allem aussteigen. Denn das Spiel ist nicht besser geworden: Sechs lange, sehr lange Levels lang kloppt ihr euch mit immergleichen Manövern durch immergleiche, immerdoofe Gegnerscharen, zieht am Ende dem Bossgegner einen neuen Scheitel, und versucht, nicht mit dem Gamepad in der Hand einzuschlafen. Jede der vier Figuren hat spezielle Angriffe, Bewegungen, Sonderfähigkeiten sowie kosmische Kräfte: Das Ding erzeugt einen undurchdringlichen,

Vier Helden sollt ihr sein: Jedes Teammitglied hat andere Spezialfähigkeiten.
aber kurzlebigen Schild, die Unsichtbare kann durch blaue Laserfelder laufen, der Flammenbursche wirft mit Feuerbällen um sich. Das Problem ist nur, dass die wahren Spezialkräfte kaum genutzt werden: Mal eine nicht ganz so solide Mauer hier, mal ein Laserfeld da - ansonsten hilft es, einen Zeitgenossen mit möglichst ausgeprägtem Tatter ans Pad zu lassen, denn er spielt das Game in Windeseile durch!

Wohin mit dem Ding?

Die Gefahr durch die Gegner, so zahlreich sie auch den Bildschirm bevölkern mögen, ist sehr gering - wenn ihr es nicht gerade darauf anlegt, werdet ihr innerhalb der sechs bis acht Stunden, die ein Durchspielen benötigt, kaum draufgehen. Der Grund ist folgender: Geht ein Kamerad drauf, bleibt er eine kurze Weile benommen liegen bzw. wird bei der PS2-Fassung zurück nach Hause gebeamt, um kurz durchzuatmen und vermutlich einen erfrischenden Cocktail zu genießen. Danach steht er auf und macht weiter, als wäre nichts geschehen. Quintessenz: Erst wenn alle vier gleichzeitig erledigt werden, besteht mal die Notwendigkeit, zu einem der automatisch gesicherten Checkpunkte zu greifen. Und dann ärgert man sich tierisch, dass die teilweise sehr weit auseinander liegen - richtig gespeichert werden darf nur am Levelende.

Das Spiel folgt der Handlung des Films relativ grob, entwickelt aber auch selbst einen ganz passablen Plot, jedenfalls auf 360 und PS3 - auf der PS2 ist die Story weitaus grober gestrickt. So oder so bekommt ihr den Titel gebenden Silver Surfer erst spät zu Gesicht, es gibt unbekannte Gegner, andere Feinde aus dem Film fehlen ganz.

Ihr dürft jederzeit zwischen den Anwesenden Teammitgliedern umschalten.
Ihr rennt (bzw. im Falle der Menschlichen Fackel fliegt) durch ein Höhlensystem, New York City oder Shanghai, und kloppt euch durch - auf Wunsch gibt's auch Teamattacken, die aber an der PS2 unnötig krampfig auszulösen sind. Vermöbelte Gegner bzw. zerstörte Einrichtungsgegenstände hinterlassen Items, mit denen ihr die Superkräfte eurer Fab Four aufmotzen dürft - wobei das aufgrund der miesen Balance kaum nötig ist. Genau genommen gibt es eigentlich keinen Grund, spezifische Hindernisse mal ausgenommen, mit einer anderen Figur als dem Ding unterwegs zu sein - er hat einfach die mächtigsten Angriffe und steckt am meisten ein.

Arme PS2-Helden!

Falls ihr euch nicht zwischen 360- und PS3-Version entscheiden könnt: Die Fassungen sind, PS3-typischen Krimskrams wie mehr Kanten & mehr Texturflimmern mal beiseite geschoben, völlig identisch. Ganz anders dagegen die PS2-Variante, denn die ist im Grunde ein neues Spiel: Man rennt zwar durch ähnlich aufgebaute Levels, aber es gibt Unterschiede - es spielt sich etwas anders, die Perspektive ist anders, der Spielverlauf ebenfalls. Wird das Game dadurch besser? Leider nicht, ganz im Gegenteil: Die merkwürdig flache, tendenziell unübersichtliche Iso-Ansicht lässt sich nicht verstellen, verdeckt aber ihrerseits gerne den Blick auf die Gegner. Das Spielprinzip beschränkt sich auf hektisches, schwer zu überblickendes, meist zutiefst planloses Gekloppe. Klar macht so was kurzfristig Spaß (hey, ich habe große Freude am XBLA-Release von Golden Axe!), aber mittel- bis gar längerfristig bleibt ein Spiel, das so hohl ist wie Sue Richards Telekinese-Blasen.

Die Fusionsattacken sehen gut aus, werden aber teilweise sehr fummelig ausgelöst.
Ihr seht schon, spielerisch kassiert der Aufstieg des Silbersurfers nicht mal die Bronzemedaille. Und technisch: Nun, die Figuren sehen ihren Film-Pendants zwar verhältnismäßig ähnlich, aber irgendwie habe ich Jessica Alba anders in Erinnerung - attraktiv. Auf 360 und PS3 kam vor dem Release außerdem scheinbar die Putzkolonne zum Einsatz: Die Figuren glänzen, die Umgebung glänzt, selbst einfache Grashalme glänzen derart, dass selbst die abgehärtetste Elster taumelnd erblinden würde. Der Soundtrack müht sich zwar durchaus kompetent, das Geschehen dramatisch zu unterstreichen, geht aber im Gedresche und den Explosionen gnadenlos unter. Und nicht zuletzt ist die deutsche Sprachausgabe ein begnadeter Schnarcher - die optionalen englischen Sprecher machen ihren Job besser, leider kommen nicht die Original-Darsteller zu Wort. 

Fazit

Kürzt man »Rise of the Silver Surfer« ab, bleibt ROTSS - und das ist, schnell ausgesprochen, genau das Spiel: Technisch mau, spielerisch mau, Missionsdesign mau, KI mau, mau, mau, alles mau - alles andere als fantastisch. Und das gilt nur für die Versionen auf 360 & PS3: Die PS2-Fassung ist hässlicher, steuert sich schlechter, bietet noch weniger Spieltiefe und liefert eine schlechtere Story. Allen Varianten ist gemein, dass sie mehr als alles andere das Gefühl vermitteln, noch unbedingt zum Kinostart fertig geworden sein zu müssen: Mit mehr Feinschliff hätten zumindest brauchbare Beat-em-Ups dabei rauskommen können. So bleiben nur uninspirierte Buttonmasher, die schon nach kurzer Zeit die Sehnsucht nach irgendetwas anderem wecken - einem gemütlichen Nagelbett etwa.

Pro

  • gut integrierter Vier-Spieler-Koopmodus
  • allerlei freispielbarer Kram

Kontra

  • stupides Spielprinzip
  • schlechte Figurenbalance
  • mäßige Präsentation
  • schlecht kämpfende KI
  • unfaires Checkpunktsystem
  • krampfig zu bedienende Teamattacken (PS2)
  • unübersichtliche Perspektive (PS2)

Wertung

360

Ganz und gar nicht fantastisches Action-Adventure.

PlayStation3

Ganz und gar nicht fantastisches Action-Adventure.

PlayStation2

Technisch und spielerisch ein Beinahe-Flop - gar nicht heldenhaft!