Jack Keane - Test, Adventure, PC

Jack Keane
27.07.2007, Bodo Naser

Test: Jack Keane

Wüsste Queen Victoria, wer da in ihrem Namen durch den Indischen Ozean pflügt, sie hätte ihn ganz sicher längst suspendiert. Jack Keane (ab 7,99€ bei kaufen) heißt der "top sekrete" Knabe, der sich im gleichnamigen Comic-Adventure der Ankh-Macher auf die Suche nach dem Geheimnis des englischen Tees macht. Freilich nicht ganz uneigennützig, wie unser Test verrät.

Ankh hat uns seinerzeit überrascht, da es aus dem Nichts kam und gleich verschiedene Preise abräumte. Niemand hatte erwartet, dass ein hiesiger Entwickler ein solches Adventure kreieren würde. Es war

Überall hört man, wie toll Jack Keane sein soll. Stimmt das auch wirklich?
pfiffig, bissig und urkomisch. Die gewisse Leichtigkeit hätte man eher von einem angelsächsischen Studio erwartet, die einstmals Perlen wie Monkey Island entwarfen. Nun hält allerdings nur noch Telltale die Fahne hoch, da andere Firmen wie etwa LucasArts schon längst die Abenteurersegel gestrichen haben.

Zu viel erwartet?

Jack Keane, das Anfang August 2007 bei 10tacle erscheint, hat diesen Vorteil des Erstlings natürlich nicht mehr. Ganz im Gegenteil erwarten wir nun sogar ganz automatisch, dass es den altägyptischen Rätselspaß noch übertrifft. Diesen überzogenen Erwartungen kann der Titel letztlich gar nicht gerecht werden. Er macht einiges besser als sein Quasi-Vorgänger, insbesondere was das Rätseltechnische betrifft, aber es fehlt ihm an der nötigen Spritzigkeit. Aber der Reihe nach...

Die Rätsel von Ankh waren meist lächerlich. Ihr nahmt einfach die Hand voll Gegenstände, die eine bestimmte Situation bot, und irgendeiner passte dann schon. Wer nicht völlig gehirnamputiert war, hatte die Lösung meist schnell raus. Das war einfach zu wenig insbesondere für Profiknobler, die den bockschweren Rätseln von Monkey Island hinterher trauern. Muss ein heutiges Comic-Adventure viel zu einfache Rätsel haben, um die Spieler nicht zu frustrieren? Runaway 2 hat eindeutig gezeigt, dass auch das andere Extrem möglich ist.

Was zu knobeln

Jack Keane ist in Sachen Rätseldesign besser, da es auch echte Kopfnüsse bietet. Die Puzzle sind aber nie unlösbar, übertrieben oder gar nervig wie zuletzt etwa beim zweiten Trip von Brian und Gina. Außerdem steigern sie sich vom einfachen Beginn, wo es mit einem Spruch getan ist, der dazu führt, dass ihr den Frack voll bekommt, zum weiteren Verlauf, wo dann schon genau überlegen müsst, wie ihr den einzigen Stern im Hotel nun in eure dreckigen Finger bekommt. Und dass obwohl sich in Sachen Inventarumfang im Vergleich zu Ankh fast nix getan hat. Zudem ist Jack Keane länger als Ankh, so dass es auch in der Summe mehr zu tun gibt.

Wesentlich innovativer ist da, dass es öfters mal mehrere Lösungsweg für ein Rätsel gibt. Das macht den Weg bis zur Rettung des Empire nicht ganz so linear vorgezeichnet, wie das bei anderen Adventures der Fall ist. 

Wer die Teeschachteln einsammelt, bekommt Bonuspunkte gutgeschrieben. Mit der Lösung hat das nix zu tun.
Allerdings wären noch weit mehr Lösungswege wünschenswert, so dass diese Option nicht nur all Schaltjahr vorkommt. Wenn ihr die an Laurel und Hardy erinnernden britischen Wachen bestechen müsst, gibt es drei Wege - ihr braucht jedoch nur zwei, um per Elefantentaxi zum Flugplatz durchgelassen zu werden.

Darf's etwas mehr sein?

Damit nicht genug, gibt es sogar noch Aufgaben, die gleich gar nichts mit der großen Lösung zu tun haben. Sie sind bloße Gags und schalten kleine Bonuslevels frei wie das Museum, in dem ihr umherlaufen könnt. Wer etwa alle weißen Seesterne am Inselstrand einsammelt, bekommt dafür Punkte, die dann wiederum Bonusmaterial ergeben. Sonderlich spannend ist das oft nicht, obwohl es sich lohnt, die Aufgaben zu machen, da das zusätzliche Material recht witzig ist. Außerdem sind diese Aufgäbchen oft quasi im Vorbeigehen zu lösen.

                             

Worum geht's überhaupt bei Jack Keane? Nun, ihr spielt einen britischen Kapitän, der sich mit Schmuggel und Betrug über Wasser hält. Nur weil er das schnellste Schiff hat, bekommt er den Auftrag, einen vertrottelnden Geheimagenten auf ein Eiland zu verfrachten. Dort treibt ein Bösewicht namens Dr. T sein Unwesen, der Experimente mit seltsamen Pflanzen macht.

Trotz allen lockeren Sprüchen bleibt Jack ein Abziehbild. Die Story mit Amanda kommt nicht recht in Schwung.
Er will mit seinem Teeimperium die Welt in eine Krise stürzen, um das vom Tee abhängige Empire in die Knie zu zwingen. Jack Keane soll das in 13 teils langen Kapiteln wieder gerade biegen.

Blasser Jack

Das hört sich umwerfender an, als es ist, denn Jack bleibt trotz deutscher Stimme von Johnny Depp irgendwie seltsam blass. Es liegt nicht nur an der Tatsache, dass er eine Vergangenheit zu verbergen hat, sondern auch an der Umsetzung. Assil aus Ankh fügte sich in seine Welt besser ein, die auch viel stringenter als das hiesige Universum war, das zwar bunt und groß aber auch oft seelenlos erscheint. In Ankh gab es Anspielungen auf Kultur, Gesellschaft und Filme. Das gibt es bei Jack zwar auch, aber es kommt viel seltener vor. So wirkt alles etwas zusammengeschustert und nicht wie aus einem Guss.

Ich dachte nicht, dass ich so was einmal schreiben müsste. Das führt nämlich so weit, dass erstmals in einem Spiel von Deck 13 manche Szenen definitiv nicht lustig sind. Zwar gibt es immer noch Szenen, die saukomisch sind, wie etwa das völlig heruntergekommene Anwesen in Indien, das Jack als "ach so wertvolle" Belohnung kassiert. Aber nicht jede Spaßgranate zündet, so dass manch ein Blindgänger dabei ist. Was soll das Gewäsch des reichen Typen im Laden in Südafrika oder das des Ladeninhabers? Zäh wie Kaugummi zieht sich die Geschichte zwischen Jack und der eigenwilligen Amerikanerin Amanda, die nicht richtig in Schwung kommen will.

Nicht immer lustig

Dann stimmen wieder wunderbar überzeichnete Charaktere versöhnlich wie der unfähige Geheimagent, Jacks gewerkschaftlich organisierte Mannschaft oder der auf Weltherrschaft fixierte Dr. T. Gerade der Agent ist dank der deutschen Stimme von John Cleese immer ein Quell der Erheiterung, weil sie bestens zu seinem linkischen Äußeren passt. Auch sonst ist die Sprachausgabe vom Feinsten und bietet auch für unwichtigere Charaktere professionelle Stimmen, die sich Mühe geben. Das gelangweilte Gelaber manch anderer Adventures fehlt hier zum Glück.

Überhaupt gibt es technisch wenig auszusetzen an Jack Keane, das mit einer gegenüber Ankh im Detail verbesserten 3D-Grafik aufwartet. Die Darstellung ist insgesamt realistischer, auch wenn es sich natürlich  immer noch um ein buntes Comic-Abenteuer handelt. Bei Ankh sah alles schön knuffig aus, hier gibt es realitätsnahes Wasser,

Die Umgebung wirkt realistischer als bei Ankh, da es nun auch echte Wassereffekte gibt.
Rauch- und Schatteneffekte. Der Detailgrad wurde ebenfalls etwas in die Höhe beschraubt, so dass nun Leute und Gebäude mir mehr Einzelheiten dargestellt sind. Das führt natürlich dazu, dass die Akteure nicht auf Anhieb so sympathisch wie Assil und seine Bande aussehen.

Sommerstimmung

Die strahlende Sommerfeeling ist geblieben, da sowohl Ägypten als auch Südafrika und Indien Länder des goldenen Lichts sind. Hinzu kommt dieses Mal noch der grüne Dschungel, der die staubige Wüste am Nil ablöst. Manchem wird das alles schon wieder zu bunt und fröhlich sein. Leute, die generell was gegen Comic-Adventures haben, werden also auch mit Jack Keane keine Freude haben. Obwohl es sicher eines der best inszenierten ist, das viele filmische Elemente wie Zwischensequenzen, Perspektivwechsel oder Abenteuerfilmmusik bietet.

               

Fazit

Jack Keane ist sicher ein sehr gut gemachtes 3D-Adventure, das spielerisch viel zu bieten hat. Neben den einfachen Inventarrätseln wie bei Ankh gibt es hier auch Knopfnüsse, die eure Gehirnwindungen zum Glühen bringen. Die bunte Grafik wirkt etwas realistischer und taucht die Inselwelt in eine Sommerstimmung. Auch die geniale Sprachausgabe sorgt für lustige Stimmung. Aber ein echter Sommerspaß ist es nicht, denn dafür fehlt es ihm oft an der nötigen Leichtigkeit. Vielleicht bin ich ja ein Erbsenzähler, aber als Tester muss man das wohl sein. Ich habe Ankh geliebt und die Sam & Max-Episoden verschlungen, aber mit Jack Keane werde ich nicht richtig warm. Sicher es gibt wieder diese Momente, wo ihr euch kaputt lacht und denkt, das könnte jetzt auch in einem Monty Python-Streifen vorkommen. Aber diese sind eher selten. Und es gibt eben auch die Dialoge, bei denen ich euch fragt, was daran jetzt lustig gewesen sein soll. Trotz der vielfältigen Welt Indiens motiviert es letztlich leider nicht, es bis zum Schluss durchzuspielen.

Pro

  • recht witziges Adventure
  • Rätsel können sich sehen lassen
  • bisweilen mehrere Lösungen
  • verschrobene Typen
  • geniale Sprachausgabe

Kontra

  • blasser Hauptdarsteller
  • nicht ganz so spritzig wie Ankh
  • nicht jeder Joke sitzt
  • motiviert nur anfänglich

Wertung

PC

Ein buntes 3D-Abenteuer, das aber nicht an Ankh rankommt.