Combat Mission: Shock Force - Test, Taktik & Strategie, PC

Combat Mission: Shock Force
03.08.2007, Bodo Naser

Test: Combat Mission: Shock Force

Ihr habt was übrig für hyperkomplexe Militärsimulationen, die dem Gott des Realismus frönen? Dann kennt ihr vielleicht die Combat Mission-Reihe, mit denen sich Battlefront einen Namen machte. Jetzt ist ein neuer Teil namens Combat Mission: Shock Force (ab 16,98€ bei kaufen) erschienen, bei dem ihr in einen modernen Krieg zwischen US und Syrien ziehen könnt.

Als hätten die USA nicht schon mit dem widerspenstigen Irak genug zu tun, wenden sie sich in Combat Mission: Shock Force auch noch Nachbar Syrien zu. Im Gegensatz zum Reich Saddams unterstützen

Dieses Mal trifft der US-Eroberungsdrang die Syrer, die einmal zuviel Terroristen unterstützten.
die Syrer schon seit langem unter der Hand islamische Terrorvereinigungen. Doch dieses Mal gingen sie zu weit, da als Schläfer getarnte Attentäter schmutzige Bomben in einigen westlichen Städten explodieren ließen. Genauer war es eigentlich nur eine Terrorgruppe, von der vermutet wird, dass sie in Syrien Schutz sucht. Die Rolle des syrischen Staates bleibt im ganzen Spiel unklar.

Fiktives Szenario

Während im Weltsicherheitsrat noch darüber diskutiert wird, wer nun Urheber der Anschläge war, fallen bereits die ersten Bomben. Die NATO fackelt nicht lange und setzt eine schnelle Eingreiftruppe in Richtung Damaskus in Bewegung. Von der irakischen Grenze sollen Panzer und mechanisierte Infanterie in einem raschen Vorstoß die syrischen Grenztruppen überrennen, um dann ins Hinterland vorzustoßen. Was als konventioneller Krieg beginnt, wird immer mehr zum Scharmützel mit Freischärlern... Obwohl es sich um ein erfundenes Szenario handelt, könnte es durchaus wahr werden, und erinnert schon sehr an den Irakkrieg oder die Krise mit dem Iran.

Auch in Punkto Führung, Waffen und Organisation setzen die Macher auf Realismus pur. Auf Seiten der US-Streitkräfte rollen aktuelle Waffensysteme ins Gefecht wie der Kampfpanzer M1A2, M1128 Stryker-Radpanzer oder M2A3 Bradley-Schützenpanzer. Die reguläre syrische Armee ist nach sowjetischem Vorbild aufgebaut und ausgerüstet, weshalb ihr auch mal auf einen T-72M1 der Revolutionären Garde trefft. In der Regel sind es aber ältere Panzer wie der T-55, die oft auch noch eingegraben wurden. Die syrische Luftwaffe ist nicht der Rede wert. Ihr stoßt auch auf irreguläre Einheiten, die euren Vormarsch mit Guerillaangriffen bremsen wollen.

Moderne Kriegführung

Anders als bei vergleichbaren Spielen, wo es meist um Divisionen, Regimente und Bataillone geht, dürft ihr hier nämlich auch kleinere Einheiten kommandieren. Das Mikromanagement reicht von der Kompanie bis Zug und Gruppe, deren Sturmgewehre, Munition und Spezialgerät angezeigt werden. Wem das zu fummelig ist, erteilt einfach dem ganzen Fahrzeugverband Befehle, was auch möglich ist. Die Syrer tragen Raketenwerfer, die euren leicht gepanzerten Fahrzeugen das Leben schwer machen. Gerade die kleinen und versteckten Infanteriegruppen sind es, die euch das Erobern oft vereiteln, und die ihr etwa mit Scharfschützen ausschalten müsst.

Für Einzelspieler bietet das Strategiespiel vorgefertigte Szenarien, Zufallsgefechte und eine einzige Kampagne nur mit den US-Truppen, deren Verlauf zumindest in Teilen veränderlich ist. Eine echte Story wird aber nicht erzählt, so dass die

BMP-Schützenpanzer der Syrer: Beim Einheitendesign wird Realismus groß geschrieben.
Präsentation eher nüchtern und militärisch ist. Außerdem ist ein Editor dabei, mit dem ihr eigene Schlachten entwerfen dürft. Darüber hinaus könnt ihr via Netzwerk und Internet gegeneinander antreten auch kooperativ, wobei jeder eine Einheit führt. Da das Spiel sowohl über einen Echtzeit- als auch rundenbasierten Modus verfügt, könnt ihr auch Hot-Seat an einem Rechner spielen.

Umfang

Sonderlich einsteigerfreundlich ist das Ganze allerdings trotz umfangreichen Handbuch nicht, da es auch kein echtes Tutorial gibt. Ihr könnt aber die einfacheren Szenarien zum Training hernehmen, die oft nur ein paar Minuten dauern. Schon der einfachste der drei Schwierigkeitsgrade (Einsteiger, Veteran und Elite) kann frustrierend sein, wenn eure vorrückenden Fahrzeuge einfach der Reihe nach abgeschossen werden. Man kann sich natürlich darüber streiten, ob ein uralter Russenpanzer überhaupt einen Kratzer in einen Abrams machen kann. Aber auch bei der Eroberung Bagdads 2003 gab es einige Verluste unter den unbesiegbar geglaubten US-Tanks, was deren legendären Ruf minderte.

                

Nicht nur wegen der umständlichen Bedienung ist jede Art von Vormarsch schwer, was natürlich auch wieder realistisch ist. Allerdings entscheiden bei Combat Mission viele Faktoren, ob ihr letztlich

Im Straßenkampf entscheidet nicht mehr das bessere Gerät, sondern Moral, Führung und Organisation.
den Sieg davon tragt: Allein die Moral spielt eine entscheidende Rolle, die sich aus Verfassung, Nachschub und Organisation zusammensetzt. Eine Einheit, die ausgeruht ist, Verbindung zum Hauptquartier hat und nicht beschossen wird, fühlt sich erfahrungsgemäß viel wohler als ein paar ausgemergelte Gestalten, die einen Außenposten mit der letzten Kugel halten und schon seit Tagen nix von ihren Vorgesetzten gehört haben.

Hört mich wer?

Combat Mission lässt es aber nicht dabei bewenden, dass die Verbindung steht, es gibt auch noch andere Arten der Kommunikation. Das reicht von einfachem Sichtkontakt über Funk bis zur Satellitenverbindung, was natürlich auch die technologische Überlegenheit der US-Armee dokumentiert, denn die Syrer haben im Idealfall nur Funkgeräte. Auch die richtige Artillerie- und Luftunterstützung ist fast eine Wissenschaft für sich, die viel Sachkenntnis erfordert. Bei den höheren Schwierigkeitsgraden sieht nämlich jeder etwas anderes, so dass der Beobachter auch das Ziel sehen sollte. Das Geklicke durch die Menüs ist fast ein wenig bürokratisch: Am Schluss noch den Befehl unterzeichen, und die Granaten hageln drauflos!

Was als konventioneller Krieg zwischen zwei verfeindeten Staaten beginnt, mausert sich immer mehr zum Scharmützel. Das liegt sicher an der haushohen Überlegenheit der NATO, die jeden unterlegenen Gegner über kurz oder lang zur asymmetrischen Kriegführung übergehen lässt. Hier begegnen euch Dinge wie vermummte Terroristen, Sprengsätze am Straßenrand oder auch Autobomben. Wann immer die Freischärler mit ihren Pickups heranbrausen, ist höchste Vorsicht geboten. Sie schwimmen in der Bevölkerung mit, was die Identifizierung erschwert. Das sind zwar nur Nadelstiche, aber auf die Verluste kommt es beim Ergebnis eben auch an.

Gegnerverhalten

Die KI kann sich sehen lassen, da sich die Möglichkeiten nutzt, die das Spiel bietet, und versucht, den Gegner in die Enge zu treiben. Natürlich sind das auf Seiten der Syrer eher Verteidigung und Verzögerung. Gelegentlich versuchen sie auch, euch in einen Hinterhalt zu locken. Gegenangriffe sind eher selten und schnell zurückgeschlagen, da es einfach an der Kampfkraft fehlt. Wer gegen die USA kämpft, muss äußerst vorsichtig vorgehen, denn mit ihrer Kriegsmaschine machen sie schnell Hackfleisch aus euren Truppen. Insgesamt sind Schlachten erfreulich ausgeglichen, so dass es auch Spaß macht, mal die Syrer zu nehmen.

Wer das für ein Strategiespiel dieser Spieltiefe typische Umherschieben von tristen Militärsymbolen erwartet, der wird angenehm überrascht sein, denn Combat Misson bietet nette 3D-Grafik inklusive Gefechtslärm. Diese wurde gegenüber den

Irak lässt grüßen! Je länger der Feldzug dauert, desto mehr paramilitärische Truppen machen euch das Leben schwer.
Vorgängern verbessert, so dass sie nun ein realistischeres Abbild der Soldaten, Waffen und Umgebung liefert. Die Landschaft auf den teils großen Arealen ist wüstenhaft, die Orte erinnern an die Schauplätze des Irakkriegs, was ein recht glaubwürdiges Bild des Nahen Ostens vermittelt. Berge sind eher selten, denn meist wird in der Ebene gekämpft. Es gibt sogar einige Schlachten, die im nächtlichen Dunkel stattfinden.

3D-Schlachtfeld

Leider hat die Optik ihre Schwächen, denn wenn viel los ist, ruckelt es vor allem in der Startphase ordentlich. Das führt leider so weit, dass ihr fast keine Befehle mehr per Maus und Tastatur geben könnt. Die Steuerung ist schon so umständlich genug, was durch die Ruckelei natürlich nicht besser wird. Zwar ist grundsätzlich zu begrüßen, dass ihr den Soldaten auch aus der Nahansicht ins Gesicht schauen könnt, aber die Orientierung geht öfters flöten, da das Zoomen und Drehen alles andere als komfortabel vonstatten geht. Zum Glück gibt es beim Echtzeit-Modus eine Pausenfunktion, die etwas Ruhe ins Spiel bringt.

        

Fazit

Combat Mission: Shock Force ist eine gute Militärsimulation, die ein realistisches Bild der modernen Kriegführung zeichnet. Konventionelle Schläge, Guerillataktiken und Hinterhalte - alles ist mit von der Partie. Ein Spiel ganz speziell für Leute, die sich richtig in harte Strategie verbeißen können. Eine gehörige Sitzfleisch Portion ist auch nötig, denn der Einstieg ist alles andere als leicht. Ihr verzweifelt zunächst an der hyperkomplexen Aufmachung, die euch mit ihrem Detailgrad fast erschlägt. Viele werden an diesem Punkt einfach nur entnervt den Kopf schütteln und das Ding in die Ecke pfeffern. Hobby-Generäle werden sich jedoch darüber freuen, dass es hier fast nichts gibt, das ihr nicht beeinflussen könnt. Die Bedienung könnte allerdings einfacher sein, aber schon bald rollt der erste Stryker in die Richtung, in die er soll. Bis ihr das erste zaghafte Gefecht für euch entschieden habt, dauert es schon noch ein Weilchen, da sich eure Streitmacht all zu oft in ein Häufchen rauchenden Schrottes verwandelt. Die unterm Strich gute KI trifft je nach Schwierigkeitsgrad besser, als euch lieb sein wird. Kampagne und Einzelgefecht könnt ihr je nach Lust und Laune rundenbasiert und in Echtzeit spielen, was ein großer Vorteil ist. Trotz realistischer Darstellung der nahöstlichen Schlachtfelder plagen das Spiel jedoch eine ruckelnde Grafik, die immer dann nervt, wenn viel los ist.

Pro

  • Echtzeit und rundenbasiert spielen
  • realistische Bewaffnung
  • gute KI
  • Moral, Organisation und Kommunikation wichtig
  • asymmetrische Kriegführung
  • ausgeglichene Schlachten

Kontra

  • bisweilen zu komplex
  • umständliche Bedienung
  • Performanceruckler
  • frustrierender Schwierigkeitsgrad

Wertung

PC

Hyperrealistische Kriegssimulation moderner Schlachten, die aber für Einsteiger total ungeeignet ist.