Alpha Prime - Test, Shooter, PC

Alpha Prime
12.08.2007, Marcel Kleffmann

Test: Alpha Prime

Nach ihrem Debütspiel "Shade: Zorn der Engel" (4P-Wertung: 49%) schieben Black Element Software mit "Alpha Prime (ab 5,50€ bei kaufen)" einen durchweg mittelklassigen Ego-Shooter auf den Markt. Die Mischung aus Zeitlupe auf Drogen, knallerharten KI-Schergen und starken Anleihen an F.E.A.R., Doom 3 und Total Recall will nicht so recht aus den Puschen kommen. Warum? Das klärt der Test.

Weit in der Zukunft dreht sich alles um Hubbardium, eine neuartige Droge, welche die Zeitwahrnehmung verlangsamt, während klassisch alkoholisierte Menschen über merkwürdige Monster reden, von denen das Hubbardium zu stammen scheint. All dies erfahrt ihr aus einer Zwischensequenz in einer futuristischen Bar, bevor die Ex-Freundin des Helden reinschneit und verlangt, dass er seine Verflossene auf der Suche nach ihrem aktuellen Freund begleiten soll. Der Verschollene ist beim Hubbardium-Abbau 

Ähnlichkeiten mit Quake 4, Doom 3 oder F.E.A.R. sind rein zufällig.
verschwunden und da die Bergbaufirmen alle Zugänge zur Mine versiegelt haben, erwartet euch als ruppiger Held "Arnold" viel Ego-Shooter-Action auf Alpha Prime. Obwohl die banale Story auf Soap-Niveau sicherlich kein erzählerischer oder einfallsreicher Meilenstein ist, verbindet sie die zehn Levels der Kampagne brauchbar, selbst wenn man beim Verhalten der Charaktere manchmal nur mit dem Kopf schütten kann, was unter anderem den mittelprächtigen Cutscenes zuzuschreiben ist. Zwar sind die Charaktere hübsch anzusehen und markant gestaltet, jedoch verfügen sie über keinerlei Mimik, bewegen sich nicht allzu geschmeidig, während englische Sprecher (dt. Untertitel) die viel zu langen und oft sinnfreien Dialoge runterleiern. Die ohnehin maue Geschichte hätte man besser in Szene setzen können.

Hubba Hubba Hubba

Sind die ersten Story-Sequenzen und das Mini-Tutorial überstanden, werdet ihr auf Alpha Prime runtergeschossen und müsst euch zunächst einen Weg in die verschlossene Station bahnen. Mit begrenztem Sauerstoff-Vorrat und der Abhängigkeit von Sauerstoff-Terminals beginnt der Ego-Shooter viel versprechend, bis ihr nach viel zu kurzer Zeit in die Anlage eindringt. Fortan erinnert Alpha Prime frappierend an Doom 3. Düstere in Summerlicht getauchte Gänge voller Maschinen oder Gerätschaften, die ihr in völlig linearer Weise durchlaufen müsst (inkl. grünes Licht bei Türen, etc.) und mittendrin haufenweise Gegner, die euch an die Wäsche wollen. Eure Feinde verhalten sich im Gegensatz zu vielen anderen Shootern stellenweise äußerst clever, da sie Deckungsmöglichkeiten wie Nischen effektiv nutzen oder geskriptet Treppengeländer runterspringen. Außerdem sind alle KI-Schergen mit Zielwasser vollgepumpt, stecken erstaunlich viele Schüsse ein, treffen euch fast immer, egal aus welcher Lage sie Schießen oder Granaten werfen und feuern selbst bei der Flucht in eure Richtung. Dies und die Tatsache, dass ihr für die meisten Waffen nicht allzu viel Munition findet, erhöht den Schwierigkeitsgrad und führt zum Dauereinsatz der "Quicksave" / "Quickload"-Funktion.

Download: Demo (441 MB)

Sauerstoff, Gravitation und Feinde

Auch in größeren Räumen oder Außenarealen - Sauerstoff unter Feindfeuer zu besorgen, ist haarig, aber packend - zeigen sich die Gegner als gute Schützen und schneiden dem zynischen Helden schon mal gekonnt den Weg ab. Gelegentlich kann es jedoch vorkommen, dass die Computerintelligenz alle gelernten Dinge vergisst, die Soldaten regungslos stehen bleiben, Pazifist spielen oder stumpf auf euch zulaufen. Stellenweise erfordern die knackigen Kämpfe den Einsatz der mittlerweile obligatorischen Bullettime, solange ihr genügend Hubbardium dabei habt, denn in Zeitlupe lassen sich die Gegner leichter

Ab und an sieht die Grafik dank plastischer Texturen, schicken Licht-/Schatteneffekten sowie Nebeleinsatz richtig gut aus, allerdings hat man sich schnell an den engen Räumen satt gesehen.
ausschalten. So schick, effektiv und spielbestimmend wie in F.E.A.R. oder Max Payne 2 ist die Zeitverlangsamung nicht, da ihr in Zeitlupe noch zu oft getroffen werdet.

Videos zu Alpha Prime

Zwischen den mit der Zeit nervenden Gefechten in engen Tunnelschächten gesellen sich kleinere Rätsel (klebe Batterie in den Slot oder bringe Objekt A zu Position B) und seltene Computer-Hacking-Einlagen: Ihr öffnet verschlossene Türen, bedient Geschütztürme, setzt Minen gegen den Feind ein oder interagiert sonstwie mit der Umgebung (Kräne, Roboter). Auf dem Weg zum Showdown steht zusätzlich ein haloartiger Ausflug mit einem Buggy auf dem Programm und es gilt Charaktere vor anrückenden Gegnerwellen zu beschützen, während sie beispielsweise einen Computer hacken, was dank der Computerintelligenz und deren perfektionistischen Schussambitionen kniffelig werden kann. Zusammen mit der zeitgemäßen Grafik-Engine, die durchaus schön anzusehende Areale auf den Monitor zaubert, verrichtet ein Physiksystem im Hintergrund seine Arbeit, das dafür sorgt, dass in Schusswechseln Gegenstände herumgeschleudert werden, wobei kleine Physikpuzzles nicht fehlen dürfen.

Auflockerung?

Im Gegensatz zur englischen Version wurde in der deutschen Variante das "Ragdoll" entfernt, so dass unglücklich umgefallene Gegner einen Fahrstuhl blockieren können und man das Level so nicht weiterspielen kann.         

Fazit

Alpha Prime macht es mir nicht leicht. Einerseits sind die Gefechte mit den cleveren KI-Schergen spannend und kniffelig – vor allem wenn sie in Deckung gehen oder bei der Flucht das Sperrfeuer verwenden - andererseits zerren das Achten auf die Munition und immer mehr enge Räume mit immer mehr Gegnern an den Nerven – hier hätte eine bessere Balance geholfen (z.B. besser platzierte Gesundheitsautomaten). Ähnlich zweischneidig ist das Level-Design: Gut sind generell Außenausflüge sowie Interaktionseinlagen mit der Umgebung, also quasi alles was von den mitunter nervigen Duellen in den linearen Tunnelgängen ablenkt; diese Ausflüge kommen allerdings zu selten vor. Des Weiteren krankt Alpha Prime an ziemlich schwach präsentierten Story-Zwischensequenzen mit der Extraportion an unterdurchschnittlichen Synchronsprechern und viel zu langen, teils völlig sinnlosen Dialogen; scheinbar sollte die Spielzeit von rund zehn Stunden (kein Mehrspieler-Modus) in die Länge gezogen werden. Für hartgesottene Action-Fans, die eine Herausforderung suchen und nicht unbedingt auf Story und Linearität achten, ist der Shooter aber durchaus eine Alternative.

Pro

  • nettes Sci-Fi-Szenario
  • packende, fordernde Gefechte
  • unbarmherzige, clevere KI
  • solide Steuerung mit „seitwärts lehnen“-Funktion
  • Abwechslung wie Hacking, Buggy fahren oder Kräne kontrollieren, etc.
  • Gefechte unter Sauerstoff-Mangel
  • zeitgemäße, schicke Grafik-Engine

Kontra

  • arg lineare und mitunter nervige Innenlevels
  • magerer Umfang: zehn Levels (knapp zehn Stunden), kein Mehrspieler-Modus
  • hoher Schwierigkeitsgrad, Quicksave/load-Orgien
  • lange, sinnlose Dialoge in den Cutscenes
  • Balance nicht immer stimmig: z.B. viele Healthpacks vor dem Levelende
  • Präsentation der Zwischensequenzen
  • Standardwaffenarsenal
  • Abwechslungselemente zu selten eingesetzt
  • unterdurchschnittliche englische Synchronsprecher
  • wenig Abwechslung bei den Schauplätze
  • niedriger Wiederspielwert

Wertung

PC

Schick aussehender, ansonsten ziemlich durchwachsener Ego-Shooter im Sci-Fi-Setting.