Heroes of Mana - Test, Taktik & Strategie, NDS
Epische Aufbauzeit
Dass die Japaner erzählen können, ist nichts Neues: Square Enix webt wie immer einen roten Faden aus Intrigen, Verschwörungen und vielen kleinen Beziehungen zwischen putzigen Charakteren. Das Ganze erinnert inhaltlich ein wenig an Fire Emblem und dürfte alle Freunde charmanter Dialoge und episch angelegter Geschichten durchaus unterhalten. Klischees und vorhersehbare Wendungen lassen den Spannungsbogen zwar schnell erschlaffen, aber die vielen Figuren, Zeichnungen, Zwischensequenzen wirken edel und ansehnlich, die Menüs bieten vorbildlich viel Raum zum Wühlen, Ausrüsten und Recherchieren.
Und die Echtzeit-Strategie? Vor den großen Schlachten steht der sanfte Einstieg: Die Sammler gelangen irgendwann an eine Gaiaquelle oder einen Treant und pflücken fleißig Steine bzw. Beeren. Diese bringen sie zurück zum verankerten
Transportschiff, das als Aufbaubasis dient und bei Bedarf auch woanders landen kann. Euch wird es zu heiß am Startpunkt? Dann fliegt zum nächsten Ankerplatz! Ein Klick genügt und ihr könnt in seinem Inneren an bis zu acht Stellen Gebäude erreichten. Die Steuerung wirkt zunächst einfach und intuitiv, gestaltet sich aber später als Motivationsbremse, wenn es ernst und voll im Manaland wird.Sammeln & Erobern
Zu Beginn gibt es lediglich Sammlernester und einfache Kasernen für Pilzkopfkämpfer. Irgendwann im sechsten Kapitel öffnet sich dann der Technologiebaum: Ihr könnt Flugbasen bauen, Geister ausrüsten und Magie einsetzen - plötzlich hat man zig Möglichkeiten, was die Neugier weckt. Außerdem steigt die Zahl der wählbaren Helden auf neun an. Ihr könnt sie alle mit Ringen, Ketten, Armbändern oder auch Folgegeistern ausrüsten. Leider geht das nicht so weit, dass man auch noch Waffen und Kleidung wechseln kann. Aber wenn man nur ein paar Helden mitnehmen kann, steigt dennoch vor jedem Auftrag die Qual der Wahl.
Chaos auf dem Schlachtfeld
Also heißt es: Den Stylus flitzen lassen. Da vorne greifen Flieger an? Also schnell die Bogenschützen anklicken und hinschicken! Da kommen schwere Ritter? Also schnell die eigenen Flieger dahin! Da kommen größere Gegner? Also schnell die Helden drauf! Das Schere-Stein-Papier-Prinzip funktioniert zwar wunderbar, da jede Gattung ihren militärischen Gegenpart besitzt, aber in der Praxis lassen sich die effektiven Antworten auf feindliche Invasoren nicht komfortabel genug geben.
Ein Stylus, viel Unordnung
Zur Not könnt ihr das Geschehen zwar auch einfrieren und einen Kreis um alle sichtbaren Einheiten ziehen, die danach aktiv und führbar sind. Blöd ist nur, dass man in dieser Ruhephase keine einzelnen Angriffsbefehle geben kann - warum nicht? Hätte das nicht das ganze Problem lösen können? Dass man sich dennoch erfolgreich durch die Missionen schlägt, liegt übrigens daran, dass Square Enix einen sehr sanft ansteigenden Schwierigkeitsgrad bei gleichzeitiger Totalverdummung der Gegner serviert. Wundert euch nicht, warum ihr trotz Sichtkontakt manchmal nicht angegriffen werdet...
Fazit
Kann man klassische Echtzeit-Strategie inklusive Basisbau und Rohstoffernte unterhaltsam auf dem DS inszenieren? Vielleicht ist das mal möglich. Aber Square Enix scheitert daran. Weder die epische Story mit ihrem Beziehungsgeflecht noch die edle Menüführung können darüber hinweg täuschen, dass es auf dem Schlachtfeld hinten und vorne nicht passt. Man kann sich zwar mit Geduld und Konzentration durchkämpfen. Man kann sich auch an so mancher Spezialattacke erfreuen, seine Helden aufrüsten, Magie nutzen und sich vom Konflikt der Reiche durchaus unterhalten lassen. Aber im Jahr 2007 und auf einem System wie dem DS muss einfach mehr möglich sein als Einheitenbabysitting ohne Steuerungskomfort: Gebt mir mehr Befehlsgewalt, mehr Karteninteraktion, mehr Formationsverhalten und weniger Chaos! Ich hätte für mehr Möglichkeiten in der Spielmechanik gerne auf die Story mit all ihren hübsch inszenierten, aber belanglosen Dialogen verzichtet. Da spiele ich lieber Advance Wars DS oder Age of Empires DS.
Pro
- sehr guter Soundtrack
- stimmungsvolles Intro
- epische Story, viele Dialoge
- sanft ansteigender Schwierigkeitsgrad+ Duelle mit Freunden über WiFi
Kontra
- schlechte Wegfindung
- teilweise chaotische Steuerung
- zu wenig Ordnungsbefehle
- viele belanglose Dialoge
- keine Formationsmanöver
- strunzdumme KI-Gegner
- Spiel auf Englisch (nur deutsche Anleitung)