NHL 08 - Test, Sport, 360, PlayStation3, PC, PlayStation2
Schönes Eis?
Nur macht es einen gewaltigen Unterschied, ob ich mir das Spiel auf Xbox 360 und PS3 einerseits und daneben auf PC anschaue. Während die beiden neuen Konsolen wie fein geschliffene Eisperlen wirken, sieht das Geschehen auf dem Rechner einfach veraltet aus. Die maximale Auflösung von 1024x768 entlarvt gröbere Figuren, eckige Trainer und im Vergleich
zu den Konsolen abgehacktere Animationen. Da schlummert Alienware-Power in unseren Rechnern und auf dem Monitor wird man im Zeitalter von DirextX10 dermaßen enttäuscht.Dass die PS2-Fassung mittlerweile am Limit ist und kaum Unterschiede zeigt, ist verständlich - leider fehlt uns da allerdings noch die Testfassung. Dass die PC-Fassung von EA dermaßen lieblos umgesetzt wird, ist eine Frechheit: Da wird im eigenen Hause die PC-Technik mit einem Crysis auf ein neues Niveau gehievt, aber gleichzeitig speist man die Sportspieler mit veralteter Kulisse ab. Da hilft es auch nicht, dass nicht nur erstmals die AHL sowie der Einsatz des Analogsticks als Schussauslöser, sondern auch die DEL dabei ist und man die Hamburg Freezers in die Arena schicken kann. Setzt man sich vor eine Xbox 360, sieht das Ganze einfach eine Welt besser aus - und hinzu kommt, dass es sich auch besser spielt.
Der Rechner, das Stiefkind?
Immerhin
stimmt die Stimmung in den Hallen - egal ob Konsole oder PC: Kommentatoren, Fans und Bandenchecks hören sich gut an. Wichtiger als das spektakuläre Drumherum, das euch mit Zurufen auf dem Eis und jubelnden Zuschauern sehr schnell in Hallenstimmung versetzt, ist natürlich die Spielmechanik. Wenn man Hand an das Gamepad legt (auf dem PC lässt sich immer noch alternativ mit Tastatur loslegen), braucht man ebenfalls einige Zeit, um Unterschiede zu finden. Also stöbert man etwas tiefer im Handbuch oder schaut sich Feature-Trailer an, um zu erfahren, was dieses Jahr neu sein soll......aha, die Analogstick-Kontrolle gibt es jetzt in Version 2.0! Und die Torhüter halten besser! Außerdem kann man die Laufwege editieren! Okay, schauen wir uns die Neuerungen mal genauer an.
Der erweiterte Skill-Stick
Die analoge Steuerung hat allerdings auch auf Konsolen noch ihre Tücken - vor allem beim Abschluss: Es passiert noch zu
oft, dass man bei einem One-Timer am Puck vorbei zimmert oder dass aus einem Schlagschuss eine unfreiwillige Täuschung wird. Übung macht hier natürlich den Meister, aber gerade das Versenken von Querpässen sollte einfacher ablaufen. Außerdem ist es etwas unglücklich, dass man mit dem linken Stick, der ja auch für das Skaten zuständig ist, gleichzeitig zielen muss. Sprich: Ich skate nach schräg oben links, will das Hartgummi aber nach oben rechts auf den Kasten zimmern, muss also schnell für den Schuss wechseln. Knifflig, knifflig, wenn linke und rechte Gehirnhälfte hier beim schnellsten Mannschaftssport der Welt kooperieren müssen. Aber dafür riecht es hier im Gegensatz zum PC angenehm nach dem Schweiß einer realistischen Sportdarstellung.Im Gegensatz zum Vorjahr hat nämlich auch die KI auf 360 und PS3 zugelegt - man muss sich jedes Tor hart erarbeiten, die Goalies halten hervorragend und fangen viel ab.
Muss man sich auf den Konsolen also jedes Tor im Stile einer Simulation herausspielen und die Checks gut vorbereiten, rappelt und kracht es auf dem PC fast im Sekundentakt. Fast jeder Schuss sitzt, fast jeder Pass kommt an und wird verwertet, kaum ein Gegner landet nicht in der Bande. Das macht auch Spaß, aber das ist Arcade pur und zeigt keine Fortschritte gegenüber dem Vorjahr. Wer hier nicht viele Regler verschiebt, das Zielen und Passen auf manuell stellt und auf den schweren Modus schaltet, wird kaum gefordert.Ihr seid es Leid, dass ihr die taktischen Routinen eurer Offensive auswendig lernen müsst, um zu wissen, wohin gespielt werden soll? Ihr wollt selber bestimmen, wer wann wohin skaten soll? Dann ran an den neuen Editor, den es frecher Weise nur auf Konsolen gibt: Hier könnt ihr komplette Spielzüge anlegen, abspeichern und im Spiel aufrufen. Ihr wählt einfach einen Offensivmann, skatet mit ihm von der blauen Linie genau so Richtung Kasten, wie ihr das später sehen wollt, und eine rote Linie markiert genau diese Route. Dann wählt ihr einen anderen und so weiter und so weiter, bis die ganze Reihe dran war - das Ganze schaut ihr euch dann parallel an und könnt es vor dem Einsatz trainieren oder weiter verfeinern. Das ist eine klasse Idee für alle Eishockeycracks, die dem Gegner ihre eigene Taktik aufzwingen wollen.
Laufwege & Training
Fassen wir zusammen: Die erweiterte analoge Steuerung fühlt sich im Ansatz sehr intuitiv, beim erfolgreichen Abschluss sogar richtig gut an und sollte in Zukunft verfeinert werden. Schön ist, dass man das auch erstmals im vierstufigen Training (Schuss, Schlittschuh, Team, Torhüter) versuchen kann - hier lässt sich das genaue Anvisieren, das elegante Skaten um scharfe Kurven und alles andere erlernen. Diese Übungsfinessen, die die Konkurrenz von 2K Sports mit Spielen wie NHL 2K7 schon seit Jahren bietet, halten endlich auch bei EA Einzug - Gratulation! Aber jetzt ratet mal, wo es dieses Training nicht gibt? Richtig: Auf dem PC. Warum nicht? Während ich auf 360 und PS3 wunderbar die Torecken anvisieren und um Hütchen sprinten kann, bleibt es hier nur bei den bekannten Modi: Schnelles Spiel, knackige Saison oder Play-Offs, Karriere in der Dynasty, Online-Matches oder Minispiele wie ein Shootout gegen den Torwart mit unterschiedlichen Gewinnoptionen.
Fazit
Die analoge Steuerung wurde verfeinert, endlich gibt es umfangreiches Training und endlich sind Dekes effektiver. EA hat an den richtigen Stellen Feintuning angesetzt, so dass dieses Eishockey gegenüber dem Vorjahr an Qualität gewonnen hat. Es ist auf einem guten Weg Richtung anspruchsvolle Simulation - dazu trägt auch der gelungene Laufwege-Editor bei. Aber sieht es wesentlich besser aus? Nein. Fühlt es sich wesentlich anders an? Nein, aber etwas besser. Unterm Strich bietet die Spielmechanik noch zu wenig, um für ausgezeichnete Unterhaltung zu sorgen und der Konkurrenz von NHL 2K8 wirklich Paroli zu bieten. Das liegt zum einen am rudimentären Pass-System, das noch zu wenige Finessen erlaubt. Und zum anderen an der immer noch nicht ganz intuitiven Analog-Steuerung. Ja, man kann auf die klassischen Buttons umstellen, aber das haben wir bei Fight Night Round 2 auch nicht gemacht. Warum nicht? Weil es da einfach besser noch besser funktionierte. Trotzdem macht die Puckjagd auf den Konsolen wieder richtig Spaß - schade nur, dass das Hartgummi auf der PS3 nicht ganz so flüssig läuft wie auf der Xbox 360.
Und auf dem PC? Ach du Schreck! Hier gibts weder das neue Training noch den Laufwege-Editor, weder eine verbesserte KI noch dieselben feinen Skate-, Bank- und Trainer-Animationen. Im Zeitalter von Direct x10 und angesichts der Brillanz der Konsolenkulisse ist dieses NHL mittlerweile ein technisches Armutszeugnis. Es geht gar nicht mehr um Stillstand, sondern um einen technischen Rückschritt, wenn man parallel Microsofts und Sonys Konsole laufen lässt. Inhaltlich fühlt sich das Eishockey auf dem Rechner immer noch wie ein Arcadespiel an - viele Tore, noch mehr Checks, rasanter Sport. Muss man sich auf der Xbox 360 aufgrund komplexerer KI-Routinen und gnadenlos guter Goalies jedes Tor erarbeiten, kracht es hier im Sekundentakt nach alter One-Timer-Manier. Und zwar genau so wie im Vorgänger, der immerhin noch nicht dermaßen in Sachen Umfang und Präsentation von den Konsolen überrollt wurde. Braucht man dieses Spiel? Nein. Wer NHL 07 im Schrank hat, aktualisiert seine Kader und spart sich die Euros. Im Vergleich zum Eistanz auf den Konsolen sorgt dieses Spiel gerade noch für ausreichende Pausenunterhaltung.
(Die deutsche PS2-Version lag uns zum Testzeitpunkt noch nicht vor. Anm. d. Red.)
Pro
- offizielle Lizenz
- inklusive AHL & DEL (PC)
- inklusive Nationalteams & WM
- Dynasty-Modus inkl. Verträge & Transfers
- klasse Fan- & Hallenakustik+ erweiterter Online-Modus (Ligen)
- umfangreiches Training
- neuer Laufwege-Editor
- eigene Spielzüge kreieren
- verbesserte Torwart-KI
- endlich auch mit Skill-Stick (PC,PS2)
- coole 1on1-Dekes
Kontra
- Ruckler (PS3)
- keine DEL (360,PS3)
- One-Timer kaum möglich (360,PS3)
- es fehlen Pass-Finessen
- viel zu viele Tore (PC)
- kaum verbesserte KI (PC)
- keine grafischen Fortschritte (PC)
- kein umfangreiches Training (PC)
- kein Laufwege-Editor (PC)
- max. Auflösung 1024x768 (PC)
- Trainer & Publikum veraltet (PC)
- Stick-Kontrolle nicht präzise genug (PC)