Gran Turismo 5: Prologue - Test, Rennspiel, PlayStation3

Gran Turismo 5: Prologue
28.03.2008, Michael Krosta

Test: Gran Turismo 5: Prologue

Stellt euch vor, ihr sitzt in einem Nobelrestaurant und bekommt eine extrem leckere, aber verhältnismäßig teure Vorspeise serviert. Doch während ihr schon gierig dem Hauptgericht entgegen fiebert, verkündet der Ober, dass ihr euch dafür noch bis Ende des Jahres gedulden müsst. Genau so ergeht es Fans von Sonys Gran Turismo-Reihe. Aber läuft einem beim Appetizer schon das Wasser im Mund zusammen oder leidet der erste PS3-Prolog an einem faden Beigeschmack?

Wer schon einmal in die Welt von Gran Turismo eingetaucht ist, der kennt das Spiel: Die Rennfahrerkarriere hat nur mit einem motorisierten Untersatz eine Zukunft und so führt der erste Gang unweigerlich zum Autohändler eures Vertrauens. Zwar reicht das anfängliche Budget maximal für sportliche Mittelklassewagen wie den VW Golf V GTI oder einen Alfa Romeo, doch bekommt ihr bei der Hersteller-Liste schon einen Vorgeschmack auf das, was ihr euch später mit einem gut gefüllten Konto in die Garage stellen könnt. Insgesamt erwarten euch über 70 Fahrzeuge namhafter Hersteller wie Audi, Honda, BMW, Mercedes, Dodge, Mazda oder Chevrolet. Selbst Tuner wie Mine's, Blitz oder Art Morrisson sind mit aufgemotzten Schlitten an Bord. Nicht zu vergessen, dass Sony zum ersten Mal die begehrte Ferrari-Lizenz für Gran Turismo ergattern konnte. Neben dem schmucken 599 dürft ihr euch sogar hinter das Steuer des F40 aus dem Jahr 1992 oder den Oldie 512BB klemmen. Und

Im großen Fuhrpark findet ihr auch etwas betagtere Modelle.
solltet ihr irgendwann nach vielen, vielen Rennen gar zwei Millionen Credits auf der hohen Kante haben, dürft ihr euch sogar den letztjährigen Formel 1-Boliden aus Maranello anschaffen und im Schumi-Tempo eure Runden drehen. 

Ab zum Autokauf

Da Polyphony Digital dieses Mal auf die für Kenner nur noch lästigen Führerscheinprüfungen verzichtet, stehen euch sofort die Türen zu allen Veranstaltungen offen. Naja, nicht ganz: Denn obwohl bereits drei Klassen angezeigt werden, dürft ihr anfangs lediglich in der C-Klasse an den Start gehen. Erst wenn ihr alle Veranstaltungen einer Klasse abgeschlossen habt, öffnet sich die nächste. Gewinnt ihr sogar die A-Klasse, wird sogar noch eine zuvor verborgene S-Klasse freigeschaltet, die noch einige Überraschungen bereit hält - aber dazu später mehr. Bis ihr am Ziel eurer Motorsportträume ankommt, ist es ein weiter Weg. Denn viele der einzelnen Wettbewerbe innerhalb einer Klasse dürft ihr nur mit einem bestimmten Fahrzeug in Angriff nehmen - und das will erstmal beim Händler bezahlt werden. Vor allem in der A-Klasse werdet ihr viele Rennen mehrmals absolvieren müssen - nicht etwa, weil sie zu schwer sind, sondern weil ihr viel Geld für den vorgeschriebenen Autokauf,

Keine verdunkelten Scheiben mehr: Im Prolog seht ihr endlich, wie die Fahrer hinterm Steuer kämpfen.
in diesem Fall einen Ferrari 430, aufbringen müsst. Hier wäre es sinnvoller gewesen, mehr Events zu bieten, anstatt dem Spieler ständige Wiederholungen aufzuzwingen. Zwar findet ihr auch bei den Fahrzeugherstellern diverse Wettbewerbe, doch sind auch diese meist auf bestimmte Modelle begrenzt. Etwas nervig präsentiert sich allerdings die Menüführung, die mich immer wieder in die Garage zwingt, um das passende Auto auszuwählen. Mit den aktuellen Update ist es allerdings möglich, direkt aus dem Veranstaltungsmenü in die Garage zu springen, um den Wagen zu wechseln. Genau wie schon in GT4 präsentieren die Entwickler neben den Standardrennen auch so genannte Fahr-Herausforderungen, bei denen ihr eine bestimmte Anzahl an Fahrzeugen überholen oder eine Rundenzeit unterbieten müsst - PGR lässt grüßen. Eigentlich eine prima Idee, die für Abwechslung sorgt. In diesem Fall ist das Balancing allerdings gründlich in die Hose gegangen: Während ihr nach normalen Rennen - ein entsprechend gutes Fahrzeug vorausgesetzt - meist ganz oben auf dem Podest landet, beißt ihr euch an den Herausforderungen die Zähne aus und schafft es meist nur bis zum Bronze-Pokal. Ich bin vielleicht kein Überflieger am Lenkrad, aber sicher auch kein schlechter Fahrer und frage mich immer noch, wie man manche Gold-Anforderungen erfüllen soll. Vor allem, wenn das Fahrzeug vorgeschrieben ist und ihr keine Änderungen am Setup durchführen dürft. Hier sorgt Polyphony für Frust und Kopfschütteln gleichermaßen. Doch auch in den normalen Rennen habt ihr nur dann eine Chance, wenn ihr viel PS unter der Haube habt. Hier hätte ich mir manchmal gewünscht, dass das Fahrerfeld an den eigenen Wagen angepasst wird und nicht umgekehrt - vor allem auch deshalb, weil die Startaufstellung meist zu bunt gemischt ist und sich zwei bis drei Fahrer an der Spitze oft deutlich von den anderen absetzen. 

Rasen ohne Führerschein

           

Doch endlich hat man bei Gran Turismo das Gefühl, Teil einer echten Rennveranstaltung zu sein, denn die Anzahl der KI-Fahrer wurde mächtig aufgestockt. Drehten im PS2-Vorgänger nur maximal sechs Fahrzeuge ihre Runden, brettern im aktuellen Prolog bis zu 16 Boliden über die Piste. Dabei ist gerade

Endlich hat man durch das deutlich größere Fahrerfeld das Gefühl, Teil eines echten Rennens zu sein.
 beim Kampf um den Sieg der Windschatten oft von entscheidender Bedeutung, wenn ihr euch langsam an die Führenden heran saugt, um dann vor der nächsten Kurve mit einem Geschwindigkeitsüberschuss an ihnen vorbei zu rauschen. Nicht nur die Anzahl, auch die Intelligenz eurer Konkurrenten hat zugenommen: Vorbei sind die Zeiten, in denen die KI wie an einer Perlenkette gezogen brav hintereinander die Ideallinie bevölkert hat. In der PS3-Premiere werdet ihr Zeuge von Überholmanövern zwischen den Fahrern, die auch schon mal in Unfällen enden können. Dadurch erhalten die anderen Teilnehmer wunderbar menschliche Züge. Trotzdem kommen die Zweikämpfe und Überholmanöver nicht ganz an die Klasse von Forza Motorsport 2 heran, wo euch die KI-Fahrer deutlich stärker unter Druck setzen - und das über mehrere Runden. Hat man sich beim GT 5 Prolog erst durch das Feld nach vorne gekämpft, ist die Führung nur noch selten in Gefahr, sofern man keinen Fahrfehler fabriziert.

Großes Fahrerfeld

Um dem entgegenzuwirken, stehen Anfängern eine ganze Palette an Hilfen zur Verfügung: So greift euch auf Wunsch eine Aktivlenkung unter die Arme, die das Über- und Untersteuern minimiert. Daneben dürft ihr auch eine aktive Stabilitätskontrolle hinzuschalten sowie die Traktionskontrolle in zehn Stufen regeln. Braucht ihr auch eine visuelle Unterstützung, bekommt ihr sie in Form der markierten Ideallinie. So könnt ihr das Handling der Boliden eurer eigenen Leistung anpassen und euch Schritt für Schritt nach vorne tasten. Für echte Profis hat GT-Schöpfer Kazunori Yamauchi sich sogar noch etwas Besonderes einfallen lassen: Zwar

Über Boxenstopps müsst ihr euch im Prolog noch keine Gedanken machen.
war die Serie bereits immer anspruchsvoll, aber das Fahrverhalten gemessen an PC-Simulationen vom Schlag eines GTR oder rFactor immer noch recht gutmütig. Für Racing-Asse steht jetzt allerdings eine Profi-Fahrphysik zur Auswahl, die euch noch mehr am Lenkrad abverlangt. Diese reicht zwar immer noch nicht ganz an die genannten PC-Titel heran, wirkt aber  dennoch merklich realistischer als die Standard-Variante - vor allem, wenn ihr neben die Strecke kommt und schlagartig an Grip verliert. Doch egal, für welche Fahrphysik ihr euch entscheidet, wisst ihr schon nach den ersten paar Metern, warum die GT-Serie so beliebt ist: Die Boliden steuern sich einfach traumhaft! Ihr könnt regelrecht fühlen, wie die Reifen langsam an Traktion verlieren und dann entsprechend gegensteuern, wobei sich jeder Flitzer durch ein individuelles Fahrverhalten auszeichnet. So merkt ihr z.B. sofort, ob ihr in einem Frontantriebler oder einer Heckschleuder sitzt. Vor allem mit einem Force Feedback-Lenkrad ist das Fahrgefühl hervorragend und ihr habt die PS-Schleudern wunderbar unter Kontrolle. Doch auch mit dem Standard-Controller habt ihr alles im Griff, wobei der Rumble-Effekt mit dem neuen Dualshock 3 ruhig etwas stärker ausfallen dürfte.

Fahrhilfen & Profi-Physik

        

Mit dem Prolog geht ein lang ersehnter Wunsch vieler GT-Fans in Erfüllung: Neben der Motoransicht, einer Außen- und der Stoßstangenkamera hat man dem Spiel endlich eine Cockpitansicht spendiert! Allerdings sitzt ihr hier recht weit vorne und habt deshalb nur einen Teil des Lenkrads und der Armaturen im Bild. Dies kommt allerdings der Übersicht zugute, denn so nimmt die Straße noch einen großen Teil des Bildschirms ein, so dass ihr auch an einem Standard-TV noch alles gut im Blick habt. Doch es ist nicht nur wichtig, was vor euch

Endlich dürft ihr auch in Gran Turismo in einer gelungenen Cockpitansicht Gas geben.
passiert, sondern auch das, was hinter euch abgeht. Zwar könnt ihr wie bisher einfach einen Blick zurück werfen, aber viel bequemer ist die Möglichkeit, die herrlich großen Innen- und Außenspiegel zu nutzen. Zwar werden hier die Grafikdetails etwas reduziert, aber ihr bekommt einen sehr guten Überblick, was eure Verfolger treiben. In manchen Fahrzeugen müsst ihr euch allerdings manuell umsehen, um einen Blick auf die Außenspiegel zu erhaschen. So schön die Cockpitansicht auch ist, wirkt sie manchmal allerdings etwas statisch. So bleiben die Anzeigen im Golf GTI z.B. jederzeit gleich: Gleiche Uhrzeit, gleiche Außentemperatur. Wäre es denn so schwer, die Systemuhr der PS3 auf das Cockpit zu übertragen? Immerhin schafft man es beim BMW M3 Coupe ja auch, die digitale Geschwindigkeitsanzeige in Echtzeit in die Instrumententafeln zu packen. Hoffentlich gibt man sich beim "großen" GT5 hier noch etwas mehr Mühe. Doch trotz dieser kleinen Kritik, zu der sich auch teilweise sehr grobe Schattendarstellungen gesellen, ist die Cockpitansicht eine enorme Bereicherung, von der Forza 2-Fahrer nur träumen können.

Endlich drinnen!

Doch dafür bietet die Microsoft-Simulation von Turn 10 etwas, das auch endlich in der GT-Serie Einzug finden sollte: ein Schadensmodell! Immerhin hat man den Anspruch, ein Real Driving Simulator zu sein und da gehören neben Beulen und Kratzern auch Unfälle mit umher fliegenden Teilen sowie Motor- und Aufhängungsschäden dazu! Leider ist der Prolog zum fünften Teil nicht weiter als die Premiere auf der PSone, sprich: Es gibt immer noch kein Schadensmodell, so dass ihr weiterhin die Konkurrenz in Kurven als nützliche Banden missbrauchen und euch gefahrlos durch das Fahrerfeld rempeln könnt. Nur in den Rennen der Wagenhersteller sowie der späteren S-Klasse wird Rowdies ein Riegel vorgeschoben: Kürzt ihr unerlaubt ab oder lasst

Die Wagenmodelle sehen fantastisch aus und behalten ihre makellose Schönheit, da sie aufgrund des fehlenden Schadensmodells von Beulen und Kratzern verschont bleiben.
die Pistensau raushängen, erwartet euch eine Strafe, in der euer Wagen für eine bestimmte Zeit ausgebremst wird. Ein Anfang, aber nur ein schlechter Ersatz für ein echtes Schadensmodell! Schaut man sich die Konkurrenz wie Colin McRae: DIRT, GTR 2 oder eben Forza 2 an, muss selbst der größte GT-Fan einsehen, dass die Sony-Serie hier hinterher fährt. Eine moderne Rennsimulation muss ein Schadensmodell haben - basta! Und hier versagt GT5 Prologue leider auf ganzer Linie... Auch vermisst man verschiedene Witterungsbedienungen und Tageszeiten, denn hier rast ihr immer nur bei Sonnenschein über trockene Pisten. Daneben wäre auch ein Rallyekurs wünschenswert gewesen, denn wie wir seit GT2 wissen, macht die Serie auch beim Rasen über unebenes und staubiges Terrain eine gute Figur. 

Unfallversicherung nötig?

       

Und davon hat der Prolog wie erwartet nicht gerade viel zu bieten: Gerade mal sechs Strecken stehen zur Auswahl, wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass einige von ihnen auch entgegengesetzt gefahren werden können oder mehrere Varianten bieten. So rast ihr in Daytona nicht nur im Oval, sondern müsst euch in anderen Events auch durch das Infield kämpfen. In Suzuka steht dagegen neben der langen GP-Strecke, wie sie z.B. in der Formel 1 gefahren wird, auch die kurze Ostanbindung zur Verfügung. Den Highspeed Ring kennt man ja bereits seit dem ersten Teil und auch die Strecke der Eiger Nordwand ist seit GT-HD keine Unbekannte mehr. Mit dem Fuji Speedway F rast ihr dagegen auf Neuland und auch durch die City von London seid ihr mit Gran Turismo

Die KI fährt nicht länger nur einfach brav auf der Ideallinie in einer Schlange, sondern versucht sich auch an Überholmanövern.
 noch nie gebrettert. Gerade dieser britische Stadtkurs macht mit seinen eindrucksvollen Bauten und engen Straßen verglichen mit den ansonsten eher sterilen Kursen grafisch am meisten her. Allerdings leidet auch London an einem großen Schwachpunkt: Das vereinzelt auftretende Tearing mag man noch verschmerzen können, aber die fiesen Flimmerkanten an allen Ecken und Enden brennen sich euch unangenehm in die Augen. Das alte PS3-Problem bekommt auch Polyphony nicht in den Griff. Sobald HDR-Lichteffekte eingesetzt werden, ist eine Kantenglättung unmöglich. Da kann das blendende Licht noch so schön aussehen - die fiesen Kanten stoßen einfach unangenehm auf und sorgen deshalb nicht für den erhofften Wow-Effekt, den man sich vielleicht erhofft hatte. Dabei fährt die Technik eigentlich in einer höheren Liga: Selbst unter 1080p gibt die Engine meist mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde Gas und sorgt für ein wunderbares Geschwindigkeitsgefühl. Tummeln sich jedoch zu viele Fahrzeuge gleichzeitig auf dem Bildschirm und wirbeln auch noch Partikeleffekte auf, wird auf die Bremse getreten und es kommt zu merklichen Slowdowns. Das ist allerdings nur selten der Fall. Die wahren Stars sind ohnehin die aufwändig modellierten Boliden mit ihren herrlichen Spiegelungen auf dem feinen Lack. Vor allem in den famosen Wiederholungen kommen die Fahrzeuge richtig gut zur Geltung - oder aber auf dem Startbildschirm, wo die Autos vor idyllischen Kulissen wie dem Marktplatz i
Die Fahrt durch London ist der grafische Höhepunkt des Racing-Appetizers.
m deutschen Ahrweiler, der Nürburg oder in London und Tokio geparkt werden. In solchen Momenten wünscht man sich unweigerlich einen Fotomodus - den es hier allerdings noch nicht gibt.

Wenig Strecken, viele Kanten

Tuning und Gran Turismo gehören zusammen wie Auto und Räder. Deshalb werden Schrauber zunächst enttäuscht sein: Im Prolog dürft ihr weder neue Teile für euer motorisiertes Baby kaufen noch an einem Setup feilen. Haben die Entwickler den Titel wirklich dermaßen kastriert? Nein, denn die Erlösung kommt nach dem Sieg in der A-Klasse: Hier wird nicht nur die S-Klasse mit weiteren Events freigeschaltet, sondern auch eine Quick Tuning-Funktion. Zwar dürft ihr damit immer noch keine Teile kaufen, aber an Schiebereglern die Leistung steigern und das Gewicht senken. Auch an der Aerodynamik darf herumgeschraubt werden - genau wie am Fahrwerk, wo ihr die Bodenfreiheit, Federkraft, Sturz und Härte der Stoßdämpfer nach euren Wünschen einstellt. Daneben legt ihr noch die Bremsbalance, Drehmoment-Verteilung sowie maximalen Einlenkwinkel fest und kümmert euch Gang für Gang für die optimale Getriebeübersetzung. Dabei zeigt euch ein Diagramm, wie sich euer Setup auf die Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung, Bremsvermögen und das Kurvenverhalten auswirkt. Daneben bekommen die Boliden ähnlich Forza 2 einen Leistungslevel in Zahlen verpasst, der sich mit euren Tuningmaßnahmen entsprechend ändert und einen Vergleich mit den anderen Flitzern im Fahrerfeld erlaubt. Pro Fahrzeug dürft ihr übrigens drei Setups anfertigen, so dass ihr nicht immer wieder ummodeln müsst, wenn die Strecken unterschiedliche Einstellungen verlangen. Klar, den umfangreichen Karrieremodus eines "großen" Gran Turismo mit all seinen Möglichkeiten kann das Schnelltuning nicht ersetzen, doch bekommt ihr hier schon einen guten Einblick, wie das Experimentieren mit den verschiedenen Komponenten das Fahrverhalten beeinflussen kann. Schade ist nur, dass die Funktion nicht schon von Anfang an zur Verfügung steht und zudem nicht überall genutzt werden kann. So dürft ihr bei den Veranstaltungen nur in der S-Klasse an den Boliden rumschrauben, beim Rest müsst ihr wie gehabt mit dem Standard-Setup Vorlieb nehmen. Dabei wäre das Tuning nachträglich vielleicht eine gute Möglichkeit gewesen, bei den harten Fahrmissionen doch noch auf einen goldenen Zweig zu kommen.

Tuning - oder doch nicht?

     

Also sind Einstellungen nur bei Veranstaltungen in der S-Klasse erlaubt? Nein, denn auch im Arcademodus dürft ihr nach Lust und Laune an eurem Setup feilen. Neben den Einzelrennen, in dem ihr die KI mit einem Schieberegler euren Wünschen anpassen könnt, holt ihr mit einer guten Einstellung vor allem beim

Im neuen Driftmodus schlittert ihr für Punkte durch die Kurven!
Zeitfahren wichtige Sekunden raus. Daneben erwartet euch auch noch der Driftmodus, der bereits in GT-HD Premiere feierte. Hier gilt es, kontrolliert durch die Kurven zu schlittern und mit Kombos massig Punkte abzustauben. Liebe Entwickler von NfS Pro Street: Hier seht ihr, wie ein Driftmodus richtig gemacht wird und mit einem lässigen Fahrgefühl punktet! Wer jetzt hofft, im Arcademodus gleich auf eine breite Palette an Fahrzeugen zurückgreifen zu können und dabei schnell im Innern eines sportlichen PS-Monsters ála Ferrari zu laden, wird leider enttäuscht: Im Gegensatz zu den Vorgängern steht euch auch hier nur euer Garagen-Fuhrpark zur Verfügung.

Wer ist der Driftkönig?

Es gibt PGR-TV. Es gibt Forza-TV. Ab jetzt gibt es auch GT-TV - und das geht über das Programm der Konkurrenz weit hinaus. Denn hier erwarten euch u.a. Reportagen aus der Welt des echten Motorsports sowie Dokumentationen zur Entstehung des Racing-Titels. Momentan ist das Download-Angebot zwar noch quasi nicht vorhanden, doch wenn man sich Japan zum Vorbild nimmt, plaudert bald vielleicht auch in Europa der Serienvater Kazunori Yamauchi in Videos über die Arbeiten am Spiel. Außerdem arbeitet Sony mit der BBC zusammen und wird in regelmäßigen Abständen Episoden der kultigen Autosendung Top Gear über GT-TV zur Verfügung stellen. Daneben erwarten euch in einer Kalenderübersicht Infos und News zu Motorsportveranstaltungen auf der

Die frisch erworbene Ferrari-Lizenz wird ordentlich ausgeschlachtet. So startet ihr u.a. im F1-Boliden von 2007.
ganzen Welt. Was braucht der Racing-Fan mehr? Er braucht Onlinerennen! Und auch die bekommt er im Prolog zu GT5. Allerdings nicht so wie erhofft: Anstatt eigene Rennen aufsetzen zu können, bekommt ihr hier die Veranstaltungen vom Programm vorgegeben. Folglich spielt sich der Onlinemodus mit seinen Wagen- und Klassenbeschränkungen quasi genau so wie die Offline-Rasereien - mit dem Unterschied, dass ihr hier oft nicht mal die Wahl habt, mit welcher Fahrphysik ihr an den Start gehen wollt und ihr  gegen menschliche Fahrer antretet. Dabei habt ihr keinen Einfluss darauf, wer mit euch in der Startaufstellung steht, denn Spieler aus eurer Freundesliste könnt ihr nicht einladen. Selbst neue Freunde in den Rennen zu finden dürfte schwierig werden, da es keine Kommunikation zwischen den Fahrern gibt und eure Gegner selbst in der CrossMedia-Bar unter den Spielerbegegnungen nicht aufgeführt werden. Wer öfters online spielt, der kennt das Phänomen: Zockt man mit Fremden, enden die Partien meist im Chaos. Das gilt für GT5 Prolog mehr denn je, denn aufgrund des fehlenden Schadensmodells gleichen die Rennen oft einem Destruction Derby, bei dem man keine Folgen fürchten muss - kein Wunder, wenn das Strafsystem zunächst nur bei Abkürzungen greift. Dabei wäre ein konsequentes Vorgehen von Anfang an wichtig! Wenn ich schon in den ersten Onlinerennen sehe, wie sich Pistenrowdies ungestraft durchs Feld rempeln und dann
Zwar bietet die Cockpitansicht übersichtliche Rückspiegel, aber ein Blick zurück ann auch nie schaden...
auch noch den Sieg für sich verbuchen können, macht sich ganz schnell Frust breit. Da hilft es auch nicht viel, dass sich die Wagen oft nach schweren Kollisionen im Ghosts verwandeln, um weiteren Karambolagen entgegen zu wirken. Fast schon naiv wirkt da der Aufruf im Handbuch, in dem es heißt:

Schmuckes TV-Programm

"In Online-Rennen sollten Sie straffälliges und unsportliches Verhalten, wie etwa das vorzeitige Verlassen des Rennens, vermeiden. Denken Sie immer daran, dass Wagen, die in Online-Rennen plötzlich ausscheren oder sich unkontrolliert verhalten, vielleicht gerade Schwierigkeiten haben und ihre Fahrer die Wagen in der Umgebung nicht sehen können. Halten Sie also in solchen Fällen Abstand, um Unfälle zu vermeiden."

Denn die Realität sieht anders aus: Es wird gerempelt, geschubst und mit allen möglichen schmutzigen Tricks gekämpft. Eine Art Ehrenkodex funktioniert vielleicht bei Rennen zwischen Freunden - nicht aber bei Wildfremden, die weder miteinander sprechen noch entsprechende Wertungen über ihr Fahrverhalten abgeben können. Da sind die Online-Zeitrennen schon wesentlich entspannter, in denen man lediglich allein seine Runden dreht, um die Bestzeit zu schlagen. Allerdings vermisst man hier logischerweise die spannenden Positionskämpfe Rad an Rad, die jedoch immer wieder von unangenehmen Lags gestört werden. Kein Wunder, denn man hat ja nicht die Wahl zwischen verschiedenen Sessions und entsprechenden Verbindungsqualitäten. Deshalb ist der Onlinemodus in seinem jetzigen Zustand sowohl technisch als auch inhaltlich sehr ernüchternd. Schon das Update, das ihr euch zwingend laden müsst, verhieß nichts Gutes: Immer wieder Verbindungsabbrüche, bis es beim zehnten Mal nach dem Verlust einiger Nervenzellen dann endlich geklappt hat. Könnte man alternativ wenigstens gemeinsam mit Freunden im LAN loslegen, wären vielleicht doch noch zivilisierte Rennen möglich, doch wird eine solche Option erst gar nicht angeboten. Stattdessen bekommt ihr lediglich die Möglichkeit für Splitscreen-Duelle, in denen ihr mit deutlich abgespeckten Grafikdetails eure Runden dreht.     

Fazit

Es sieht gut aus. Es hört sich gut an. Und es fährt sich einfach traumhaft. Ja, Gran Turismo 5 Prologue ist ein erstes Aufblitzen einer anspruchsvollen Racing-Erfahrung auf der PlayStation 3! Und obwohl ihr nur ein GT5 Light bekommt, kann sich der Umfang mit seinen vielen Veranstaltungen, massig Fahrzeugen sowie tollen Features wie GT-TV und Onlinerennen durchaus sehen lassen. Nur die Streckenauswahl ist mit sechs Kursen trotz Variationen nicht gerade üppig ausgefallen und so habt ihr euch relativ schnell an den Kulissen satt gesehen, die zudem mit starkem Kantenflimmern den positiven Gesamteindruck trüben. Trotzdem: Es gibt Vollpreis-Spiele, die weniger bieten und - so schwer es mir auch fällt - muss ich gestehen, dass der Preis von knapp 40 Euro bei dem, was geboten wird, in Ordnung geht. Trotzdem ist GT5 Prologue noch weit davon entfernt, mich in den 7. Racing-Himmel zu entführen. Vor allem das fehlende Schadensmodell stößt beim Blick auf die Konkurrenz sauer auf und auch das Balancing in den Veranstaltungen - insbesondere den Fahrmissionen - lässt stellenweise sehr zu wünschen übrig. Daneben stehen auch verschiedene Witterungsverhältnisse und eine vereinfachte Menüführung ganz weit oben auf meinem Wunschzettel. Deshalb haben die Mannen um Kazunori Yamauchi noch viel Luft für Leistungssteigerungen, bis man endlich beim ultimativen Real Driving Simulator ankommt. Und das wird hoffentlich Gran Turismo 5. Bis dahin könnt ihr euch die Wartezeit mit dem Prolog aber wunderbar überbrücken...

Pro

  • traumhaftes Fahrgefühl
  • viele Veranstaltungen
  • großer Fuhrpark
  • hervorragend modellierte Autos
  • neue Cockpitansicht
  • gute Soundkulisse mit kernigen Motorklängen
  • Quick-Tuning
  • gelungene KI
  • optionale Profi-Fahrphysik
  • Windschatten
  • lässige Drift-Wettbewerbe
  • meist flüssige Darstellung
  • schöne Licht-/Schatteneffekte
  • gutes Force Feedback
  • Streckenvariationen
  • Onlinerennen möglich
  • GT-TV Feature
  • übersichtliche Rückspiegel
  • viele regelbare Fahrhilfen

Kontra

  • kein Schadensmodell
  • wenig Strecken
  • z.T. fragwürdiges Balancing
  • vereinzelte Slowdowns
  • starkes Kantenflimmern
  • keine unterschiedlichen Witterungsverhältnisse
  • kein Reifen
  • und Benzinverbrauch
  • Tuning nur eingeschränkt möglich
  • Quick-Tuning nicht in allen Events einsetzbar
  • umständliche Menüführung (mit Update behoben!)
  • Fahrmissionen zu schwierig
  • keine Tag-/Nachtwechsel
  • keine Erstellung von Online-Lobbys möglich
  • vereinzelte Lags
  • inkonsequentes Strafsystem auch online
  • keine LAN-Unterstützung
  • keine Kommunikation zwischen Spielern möglich

Wertung

PlayStation3

Ein leckerer Racing-Appetizer, der Lust auf die Hauptspeise am Ende des Jahres macht. Allerdings ist Polyphony vom ultimativen Racing-Simulator noch weit entfernt.