PAIN - Test, Geschicklichkeit, PlayStation3
»Autsch..Üaarghs...Uaaah..Knacks..Ahhh« dröhnt es aus den Boxen in meinem Wohnzimmer. Lieber die Tür zum Flur schließen, denke ich mir. Was sollen die Nachbarn denken? Zurück auf dem Sessel beobachte ich mit einem zufriedenen Grinsen, wie Jarvis, so heißt das Ragdoll-Männchen auf meinem Bildschirm,
von einer explodierenden Kiste zur nächsten geschleudert wird. Noch weiter nach oben ziehen sich meine Mundwinkel, als sein Kopf mit einem lauten »Klong« gegen eine Gerüststange donnert. Die Havok-Engine macht ihre Arbeit gut: Das instabile Konstrukt kollabiert und kracht mitsamt einem Bauarbeiter physikalisch korrekt auf den Asphalt.Schadenfreude ist die schönste Freude
Doch damit nicht genug: Bei seinem Flug in die Tiefe machen Jarvis' Weichteile Bekanntschaft mit der bestimmt nicht all zu weichen Kante einer Mauer. Yes - das gibt nicht nur blaue Flecken und ein lautes Winseln, sondern Extrapunkte! Nanu, was ist nur los mit mir? Ich bin doch sonst kein schadenfroher Mensch. Egal, bei PAIN werden auch die pazifistischsten Naturen zu vor Häme grinsenden Sadisten. Vermutlich liegt es daran, dass die Figuren, ihre Schreie und die leicht zu zerstörende Kulisse derart albern und überzeichnet wirken, das man die Tortur gar nicht ernst nehmen kann. So sehr es auch knackt, so abstrus sie sich auch verrenken, die Spielfiguren tragen niemals echte Verletzungen davon oder fangen gar an zu bluten.
Der Spielablauf ist ebenso simpel wie süchtigmachend: Vor euch wartet ein armer Teufel auf einer großen Armbrust darauf, in die Stadtszenerie geschossen zu werden. Mit den Analogsticks stellt ihr Wucht und Schussrichtung ein, und ab geht die Luzi. Danach könnt ihr eure Flugrichtung mit dem Stick beeinflussen und eure Puntekombo mit allerlei albernen Figuren in die Höhe treiben. Dann gilt es, möglichst viele Riesendonuts, Gerüste, Kegel, Fahrradfahrer und andere in der Szene verstreuten Objekte zu treffen, damit sich eure Punkte addieren.
Zerstörungsorgie
Im Replay könnt ihr euch nicht nur das genauer ansehen, sondern, was im Zuge eurer Zerstörungswut anderswo kaputt ging. Das schöne daran: Fliegt ihr mit der Kamera in die Nähe eines Kellerraumes, hört ihr den dumpfen Sound einer probenden Punk-Band durch die Mauer. Aus einem Hochhaus-Zimmer erklingen Videospielklänge und in der U-Bahn beschwert sich der depressive Sprecher darüber, das er keine Freunde hat. Auch die Kulisse ist für ein Download-Spiel insgesamt gelungen. Die arg flimmernden Schatten und die äußerst billigen Spiegelungen in den Fenstern fallen nach kurzer Zeit kaum noch auf. Ihr dürft übrigens auch zusammen mit bis zu drei Personen wüten: Zusätzlich zu leicht abgewandelten Einzelspielermodi wie "Horse" wartet dann ein Bowling-Spiel mit der menschlichen Kugel auf euch.
Lebendige Stadt
Fazit
Jawoll - so macht Zerstören Spaß. Idolminds hat das Konzept der fliegenden Spielfigur aus Flatout erfolgreich weitergedacht und liefert eine launige Abrissorgie für zwischendurch ab. Es macht regelrecht süchtig, die bemitleidenswerte Spielfigur von einer Explosion zur nächsten zu schleudern und nebenbei die halbe Stadt physikalisch korrekt auseinanderzunehmen. Der Zufall spielt zwar eine große Rolle beim erfolgreichen Abriss, aber genau das sorgt auch dafür, dass es herrlich skurrile Unfälle zwischen Autos, Fahrradfahrern und umstürzenden Baugerüsten gibt. Leider bleibt das Spiel nur ein äußerst magerer Snack für zwischendurch, denn es erwartet euch lediglich ein einziges Szenario. Für jeden Extra-Charakter wie die vollbusige Krankenschwester müsst ihr außerdem ganze 99 Cent berappen. Ich hatte beinah das Gefühl, nur eine Demo vor mir zu haben. Für gesellige Runden oder ein paar schadenfrohe Lacher in der Mittagspause ist Pain aber bestens geeignet.
Pro
- süchtig machende Zerstörungsorgie
- physikalisch korrekt dank Havoc-Engine
- nette Grafik für ein Download-Spiel
- herrliche Schreie
Kontra
- nur eine einzige Kulisse
- Spielmodi hätten motivierender ausfallen können
- Extra-Charaktere kosten je 99 Cent